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Niederwil AG

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Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Bremgarten
Fläche: 6.15 km²
Koordinaten: 47° 23' n. Br., 8° 18' ö. L.
Höhe: 405 m.ü.M.
Einwohner: 2245 (2003)
PLZ: 5524
Gemeindeammann: Thomas Peterhans
Website: www.niederwil.ch
Wappen
Wappen von Niederwil

Niederwil ist eine Gemeinde mit 2'245 Einwohnern (Ende 2003). Sie liegt im Reusstal im Kanton Aargau, Schweiz und gehört zum Bezirk Bremgarten. Die Gemeinde besteht aus den drei Ortsteilen Niederwil, Nesselnbach und Gnadenthal. 1901 wurde Nesselnbach (das zusammen mit Gnadenthal eine eigenständige Gemeinde bildete) mit Niederwil fusioniert.

Geschichte

Verschiedene Funde deuten darauf hin, dass die Gegend von Niederwil bereits während der Jungsteinzeit besiedelt war. Es wurden ebenso mehrere Grabhügel aus der Bronzezeit entdeckt und wissenschaftlich untersucht. Zur Zeit der Römer befand sich im heutigen Dorfzentrum ein Gutshof, bestehend aus einem Haupthaus und bis zu zwanzig Nebengebäuden. Diese Anlage wurde um das Jahr 350 bei einem Raubzug der Alemannen vernichtet. Etwa 300 Jahre lang war das Gebiet von Niederwil Niemandsland, bis sich die Alemannen endgültig ansiedelten.

Niederwil und Nesselnbach wurden 893 erstmals urkundlich erwähnt. In einer Klageschrift des Fraumünsters in Zürich wurde vermerkt, in welchen Orten abgabepflichtige Personen lebten und wie sich diese ihrer Abgabepflicht illegalerweise entzogen hatten. Der grösste Lehensherr von Niederwil war das Kloster Gnadenthal umweit des Dorfes. Der Frauenkonvent entstand im Jahre 1275, gehörte seit 1394 zum Zisterzienserorden und war eng mit dem Kloster Wettingen verbunden.

Bis 1415 übten die Habsburger die hohe Gerichtsbarkeit aus. In jenem Jahr wurde der Aargau erobert; Niederwil und Nesselnbach kamen zu den Freien Ämtern, einer Gemeinen Herrschaft der Eidgenossenschaft. 1529 traten sämtliche Einwohner Niederwils zum reformierten Glauben über. Nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 wurde ihnen jedoch die Rückkehr zum Katholizismus befohlen.

1798 marschierten die Franzosen ein und proklamierten die Helvetische Republik. Die Niederwiler wehrten sich zuerst gegen die neue Ordnung. Am 26. April 1798 wurden bei einem Gefecht etwa ein Dutzend Dorfbewohner getötet und der Widerstand brach zusammen. Das Dorf gehörte nun endgültig zum Kanton Baden.

1803 kam Niederwil zum neu geschaffenen Kanton Aargau. Durch die Handels- und Gewerbefreiheit begünstigt, verdoppelte sich innerhalb von 30 Jahren die Anzahl der Häuser; die Einwohnerzahl stieg von 600 auf 900. Da aber keine neuen Verdienstmöglichkeiten entstanden waren, verarmten viele Dorfbewohner. Viele von ihnen wanderten nach 1850 nach Übersee aus.

Nachdem das Kloster Gnadenthal bereits von 1841 bis 1843 geschlossen war, wurde es 1876 als Folge des Kulturkampfes durch einen Beschluss des Grossen Rates (Parlament des Kantons Aargau) endgültig aufgehoben. Nachdem in den Räumlichkeiten einige Jahre lang eine Tabakfabrik eingerichtet worden war, dient die Anlage seit 1894 als Pflegeheim.

Am 1. Januar 1901 wurde die Gemeinde Nesselnbach gegen ihren Willen mit Niederwil fusioniert. Bis 1960 stieg die Einwohnerzahl nur sehr leicht an (von 801 auf 1192). Danach folgte, wie in vielen Gemeinden des Bezirks Bremgarten, ein regelrechter Bauboom, der durch die Nähe zur Stadt Zürich begünstigt wurde. Allein zwischen 1985 und 1990 zogen mehr als 500 neue Einwohner nach Niederwil.

Gemeindewappen

Das heute verwendete Wappen wurde 1953 eingeführt und besteht aus drei Teilen. Im oberen Drittel symbolisieren die roten und weissen Querstreifen die Herren von Wil, einem Adelsgeschlecht, das im Mittelalter in Niederwil Lehensherr war. Im mittleren Drittel ist ein rot-weiss karierter Stab mit zwei kräftigen schwarzen Rändern; dies symbolisiert den Zisterzienserorden, zu dem das Kloster Gnadenthal einst gehörte. Das untere Drittel enthält einen Bach, der durch ein grünes Feld fliesst; dieses Symbol steht für Nesselbach.

Behörden

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die 5 Gemeinderäte sind:

  • Thomas Peterhans, Gemeindeamman
  • Manfred Streich, Vize-Gemeindeamman
  • Thomas Häner
  • Kurt Studer
  • Walter Koch

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bremgarten zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für Fischbach-Göslikon, Hägglingen und Tägerig zuständig ist.

Wirtschaft

Verschiedene KMU im Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbereich bieten rund 800 Arbeitsplätze an. Die meisten der erwerbstätigen Einwohner sind Pendler, die in der näheren Region (Wohlen, Bremgarten) arbeiten oder aber in der Stadt Zürich.

Verkehr

In Niederwil kreuzen sich zwei Postautolinien. Die eine führt von Wohlen über Stetten nach Mellingen, die andere von Bremgarten über Mellingen nach Baden.

Bildung

Niederwil bietet folgende Schulstufen an: Kindergarten, Primarschule, Realschule und Sekundarschule. Die nächste Bezirksschule ist in Wohlen oder Bremgarten, die nächste Kantonsschule (Gymnasium) in Wohlen.

Literatur

  • Niederwil im Freiamt - Dorfgeschichte 1993, herausgegeben von der Einwohnergemeinde Niederwil zur 1100-Jahr-Feier.