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Saprobiensystem

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Das Saprobiensystem ist ein System zur Ermittlung des biologischen Verschmutzungsgrades von Fließgewässern und Einordnung in Gewässergüteklassen. Dazu nutzt man die im Gewässer aufgefundenen Saprobien (bestimmte Arten von Pilzen, Bakterien und Protozoen) als Indikator.

Saprobität

Nach der sogenannten Prager Konvention wird Saprobität folgendermaßen definiert:

Saprobität ist im Rahmen der Bioaktivität des Gewässers die Summe aller der Primärproduktion gegenüberstehenden Umsatzprozesse, also der mit einem Verlust an potentieller Energie verknüpften Vorgänge.

Die Saprobität von Gewässern kann umfassend folgendermaßen eingeteilt werden:

  • Katharobität: fast keine Saprobien, ausschließlich Grundwasser mit Trinkwasserqualität
  • Limnosaprobität: sauberes bis verunreinigtes Oberflächengewässer, unterteilt in die Güteklassen nach Kolkwitz (s.u.)
  • Eusaprobität: belebte Abwässer
  • Ultrasaprobität: Flüssigkeiten, in denen keine biologische Aktivität mehr möglich ist

Von ökologischer Bedeutung ist die Limnosaprobität.

Zur Ermittlung der Gewässergüteklasse anhand des Saprobiensystems werden biochemische und biozönotische Merkmale herangezogen und anhand dieser Meßergebnisse eine Einordnung des Fließgewässers in Gewässergüteklassen vorgenommen.


Biochemische Merkmale

Die Saprobität wird mit allen Vorgängen gleichgesetzt, die im Wasser vorhandenen Sauerstoff verbrauchen. Maßstäbe für den Gesamtsauerstoffverbrauch ist der

Als Anhaltspunkt für die Verschmutzung eines Fließgewässers dient dabei der Einwohnergleichwert (z.Zt. in Deutschland 60-65 g pro Tag und Einwohner). Teilt man den gemessenen BSB5-Wert durch den Einwohnergleichwert, erhält man eine Angabe über die rechnerische Zahl der Einwohner, die ihre Abwässer am Meßpunkt eingeleitet haben.

Biozönotische Merkmale

Bestimmte Arten von Saprobien sind typisch für einen bestimmten Belastungsgrad des Fließgewässers an organischen Stoffen. Es lassen sich anhand der gefundenen Saprobien vier verschiedene Güteklassen sehr trennscharf ermitteln.

Güteklasse

Man unterscheidet nach Kolkwitz Leitsaprobien, die in der

  • oligosaproben Zone (Gewässergüteklasse I)
  • β-mesosaproben Zone (Gewässergüteklasse II)
  • α-mesosaproben Zone (Gewässergüteklasse III)
  • polysaproben Zone (Gewässergüteklasse IV)

heimisch sind.

Saprobienindex

Anhand der Häufigkeit einer Art (h), deren Zuordnung zu einer Güteklasse (s) und der Gesamtzahl der gefundenen Arten (n) läßt sich anhand folgender Formel der Saprobienindex ermitteln: