Zum Inhalt springen

Turmbahnhof

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Mai 2007 um 02:17 Uhr durch 84.190.142.64 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Turmbahnhof Baal, erbaut 1911
Datei:Bahnhof Dülmen Gleisanlage beide Strecken.jpg
Bahnhof in Dülmen mit der Eisenbahnbrücke

Ein Turmbahnhof oder Etagenbahnhof ist ein Bahnhof, in dem die Anlagen für den Verkehr in zwei oder mehreren Stockwerken liegen.

Begriff

In der Regel bezeichnet man nur einen Bahnhof als Turmbahnhof, bei welchem die Gleise in verschiedenen Höhen liegen. Besonders in England findet man diese Art von Bahnhof; sie wird dort als high level station oder low level station bezeichnet. Bisweilen werden auch Anlagen als Etagenbahnhof bezeichnet, bei welchen die Gleise zwar in gleicher Höhe, dagegen die Warteräume, Fahrkartenausgaben und dergleichen höher oder tiefer liegen.

Entstehung

In der Frühzeit der Eisenbahn entstanden solche Anlagen, wenn die Strecken zweier miteinander konkurrierender Eisenbahngesellschaften sich an einem Ort trafen und diese zunächst kein Interesse an einem gemeinsamen Bahnhof besaßen. In diesem Fall wurde eine simple Eisenbahnbrücke gebaut, welche die Strecke der einen Gesellschaft über die Strecke der anderen hinweg führte. Bei einem späteren Bahnhofbau wurde diese Brücke in den Bahnhof integriert, so dass ein derartiger Bahnhof aus zwei Ebenen besteht. Turmbahnhöfe können gut als Umsteigepunkte genutzt werden, da sich dort Züge aus allen Himmelsrichtungen treffen.

Turmbahnhöfe in Deutschland sind vor allem auf dem Gebiet des früheren Preußen zu finden, da das dortige Netz in seinen wesentlichen Teilen durch private Bahnen errichtet wurde. Nach der Verstaatlichung der meisten preußischen Privatbahnen durch Otto von Bismarck wurden neue Turmbahnhöfe kaum noch errichtet.

Heute werden Turmbahnhöfe neu errichtet, wenn diese Anlageform beabsichtigt ist. Wegen der unvermeidlich hohen Kosten ist dies jedoch relativ selten. Prominentestes Beispiel ist der neue Hauptbahnhof in Berlin. Er spielt im Pilzkonzept der Deutschen Bahn eine wichtige Rolle.

Turmbahnhöfe Deutschland

Ort Bemerkungen
Deutschland
Baden-Württemberg
U-Bahnhof Stuttgart-Charlottenplatz Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt
S-/U-Bahnhof Stuttgart-Hauptbahnhof Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt
Stuttgart-Hauptbahnhof 21 Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt, Fernbahnebene geplant, S-Bahnhof bereits existent
Bayern
U-Bahnhof München-Odeonsplatz U3&U6; U4&U5
U-Bahnhof München-Sendlinger Tor U1&U2; U3&U6
Berlin
Berlin Hauptbahnhof
U-Bahnhof Gleisdreieck geradezu idealtypischer Turmbahnhof als Kreuzungsbahnhof zweier Hochbahnen, in dieser Form eine Seltenheit bei Stadtschnellbahnen
U-Bahnhof Stadtmitte Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt
U-Bahnhof Nollendorfplatz Sonderform: zwei Ebenen als Tunnelstrecke ausgeführt, eine Ebene oberirdisch
U-Bahnhof Leopoldplatz nachträglich entstanden durch Bau einer kreuzenden Linie und umfassenden Umbau der bestehenden oberen Ebene
Bahnhof Berlin Ostkreuz
Bahnhof Berlin Westkreuz
Bahnhof Berlin Südkreuz
Bahnhof Berlin-Schöneberg
Brandenburg
Bergholz (b Potsdam) heute nicht mehr für den Personenverkehr genutzt
Doberlug-Kirchhain Kreuzung Strecke Berlin-Dresden und Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn, seit 17. Juni 1875
Falkenberg (Elster)
Hohenbocka obere Hälfte abgebaut, Bahnhof wurde zum Kreuzungsbahnhof umgebaut
Potsdam-Pirschheide früher Potsdam Hbf, obere Hälfte nicht mehr für den Personenverkehr genutzt
Werbig unten Ostbahn
Hamburg
Hamburg-Berliner-Tor Hamburger S und U-Bahn
Hessen
Bürstadt
Malsfeld oberer Teil stillgelegt
Niedersachsen
Osnabrück Hauptbahnhof
Nordrhein-Westfalen
Hervest-Dorsten untere Hälfte stillgelegt
Dülmen
Bahnhof Köln Messe/Deutz
U-Bahnhof Köln-Friesenplatz Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt
U-Bahnhof Köln-Heumarkt (im Bau) Sonderform: drei unabhängige Ebenen, Ost-West an der Oberfläche, und zwei Linien im Tunnel (Nord-Süd und Ost-West, letzte zunächst ungenutzt)
U-Bahnhof Köln-Neusser Strasse/Gürtel Sonderform: Obere Strecke als Hochbahn über der Strassenebene, untere Strecke im Tunnel
Hückelhoven-Baal untere Hälfte stillgelegt (siehe Bahnhof Baal)
Mariagrube Ringbahn Herzogenrath-Alsdorf-Stolberg
Rheinland-Pfalz
Ludwigshafen Hauptbahnhof kombinierter Keil- und Turmbahnhof
U-Bahnhof Ludwigshafen-Rathaus Sonderform: Beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt
Sachsen
Horka obere Hälfte nicht mehr für den Personenverkehr genutzt
Sachsen-Anhalt
Güterglück obere Hälfte stillgelegt
Thüringen
Sömmerda

Turmbahnhöfe Europa

Ort Bemerkungen
Österreich
Wien Handelskai
Obersdorf
Niederlande
Amsterdam-Duivendrecht
Amsterdam Sloterdijk
Polen
Kempen/Kępno
Küstrin/Kostrzyn oberer Teil als Grenzübergang genutzt
Slowakei
Poprad unten Normalspur, oben Meterspur (Tatrabahn)

Turmbahnhöfe restliche Welt

Ort Bemerkungen
USA
Grand Central Station

Weitere Bahnhofsarten

Durchgangsbahnhof, Inselbahnhof, Keilbahnhof, Kopfbahnhof, Tunnelbahnhof,