Turmbahnhof

Ein Turmbahnhof oder Etagenbahnhof ist ein Bahnhof, in dem die Anlagen für den Verkehr in zwei oder mehreren Stockwerken liegen.
Begriff
In der Regel bezeichnet man nur einen Bahnhof als Turmbahnhof, bei welchem die Gleise in verschiedenen Höhen liegen. Besonders in England findet man diese Art von Bahnhof; sie wird dort als high level station oder low level station bezeichnet. Bisweilen werden auch Anlagen als Etagenbahnhof bezeichnet, bei welchen die Gleise zwar in gleicher Höhe, dagegen die Warteräume, Fahrkartenausgaben und dergleichen höher oder tiefer liegen.
Entstehung
In der Frühzeit der Eisenbahn entstanden solche Anlagen, wenn die Strecken zweier miteinander konkurrierender Eisenbahngesellschaften sich an einem Ort trafen und diese zunächst kein Interesse an einem gemeinsamen Bahnhof besaßen. In diesem Fall wurde eine simple Eisenbahnbrücke gebaut, welche die Strecke der einen Gesellschaft über die Strecke der anderen hinweg führte. Bei einem späteren Bahnhofbau wurde diese Brücke in den Bahnhof integriert, so dass ein derartiger Bahnhof aus zwei Ebenen besteht. Turmbahnhöfe können gut als Umsteigepunkte genutzt werden, da sich dort Züge aus allen Himmelsrichtungen treffen.
Turmbahnhöfe in Deutschland sind vor allem auf dem Gebiet des früheren Preußen zu finden, da das dortige Netz in seinen wesentlichen Teilen durch private Bahnen errichtet wurde. Nach der Verstaatlichung der meisten preußischen Privatbahnen durch Otto von Bismarck wurden neue Turmbahnhöfe kaum noch errichtet.
Heute werden Turmbahnhöfe neu errichtet, wenn diese Anlageform beabsichtigt ist. Wegen der unvermeidlich hohen Kosten ist dies jedoch relativ selten. Prominentestes Beispiel ist der neue Hauptbahnhof in Berlin. Er spielt im Pilzkonzept der Deutschen Bahn eine wichtige Rolle.
Turmbahnhöfe Deutschland
Ort | Bemerkungen | ||
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Deutschland | |||
Baden-Württemberg | |||
U-Bahnhof Stuttgart-Charlottenplatz | Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt | ||
S-/U-Bahnhof Stuttgart-Hauptbahnhof | Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt | ||
Stuttgart-Hauptbahnhof 21 | Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt, Fernbahnebene geplant, S-Bahnhof bereits existent | ||
Bayern | |||
U-Bahnhof München-Odeonsplatz | U3&U6; U4&U5 | ||
U-Bahnhof München-Sendlinger Tor | U1&U2; U3&U6 | ||
Berlin | |||
Berlin Hauptbahnhof | |||
U-Bahnhof Gleisdreieck | geradezu idealtypischer Turmbahnhof als Kreuzungsbahnhof zweier Hochbahnen, in dieser Form eine Seltenheit bei Stadtschnellbahnen | ||
U-Bahnhof Stadtmitte | Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt | ||
U-Bahnhof Nollendorfplatz | Sonderform: zwei Ebenen als Tunnelstrecke ausgeführt, eine Ebene oberirdisch | ||
U-Bahnhof Leopoldplatz | nachträglich entstanden durch Bau einer kreuzenden Linie und umfassenden Umbau der bestehenden oberen Ebene | ||
Bahnhof Berlin Ostkreuz | |||
Bahnhof Berlin Westkreuz | |||
Bahnhof Berlin Südkreuz | |||
Bahnhof Berlin-Schöneberg | |||
Brandenburg | |||
Bergholz (b Potsdam) | heute nicht mehr für den Personenverkehr genutzt | ||
Doberlug-Kirchhain | Kreuzung Strecke Berlin-Dresden und Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn, seit 17. Juni 1875 | ||
Falkenberg (Elster) | |||
Hohenbocka | obere Hälfte abgebaut, Bahnhof wurde zum Kreuzungsbahnhof umgebaut | ||
Potsdam-Pirschheide | früher Potsdam Hbf, obere Hälfte nicht mehr für den Personenverkehr genutzt | ||
Werbig | unten Ostbahn | ||
Hamburg | |||
Hamburg-Berliner-Tor | Hamburger S und U-Bahn | ||
Hessen | |||
Bürstadt | |||
Malsfeld | oberer Teil stillgelegt | ||
Niedersachsen | |||
Osnabrück Hauptbahnhof | |||
Nordrhein-Westfalen | |||
Hervest-Dorsten | untere Hälfte stillgelegt | ||
Dülmen | |||
Bahnhof Köln Messe/Deutz | |||
U-Bahnhof Köln-Friesenplatz | Sonderform: beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt | ||
U-Bahnhof Köln-Heumarkt (im Bau) | Sonderform: drei unabhängige Ebenen, Ost-West an der Oberfläche, und zwei Linien im Tunnel (Nord-Süd und Ost-West, letzte zunächst ungenutzt) | ||
U-Bahnhof Köln-Neusser Strasse/Gürtel | Sonderform: Obere Strecke als Hochbahn über der Strassenebene, untere Strecke im Tunnel | ||
Hückelhoven-Baal | untere Hälfte stillgelegt (siehe Bahnhof Baal) | ||
Mariagrube | Ringbahn Herzogenrath-Alsdorf-Stolberg | ||
Rheinland-Pfalz | |||
Ludwigshafen Hauptbahnhof | kombinierter Keil- und Turmbahnhof | ||
U-Bahnhof Ludwigshafen-Rathaus | Sonderform: Beide Linien als Tunnelstrecke ausgeführt | ||
Sachsen | |||
Horka | obere Hälfte nicht mehr für den Personenverkehr genutzt | ||
Sachsen-Anhalt | |||
Güterglück | obere Hälfte stillgelegt | ||
Thüringen | |||
Sömmerda |
Turmbahnhöfe Europa
Ort | Bemerkungen | ||
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Österreich | |||
Wien Handelskai | |||
Obersdorf | |||
Niederlande | |||
Amsterdam-Duivendrecht | |||
Amsterdam Sloterdijk | |||
Polen | |||
Kempen/Kępno | |||
Küstrin/Kostrzyn | oberer Teil als Grenzübergang genutzt | ||
Slowakei | |||
Poprad | unten Normalspur, oben Meterspur (Tatrabahn) |
Turmbahnhöfe restliche Welt
Ort | Bemerkungen | ||
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USA | |||
Grand Central Station |
Weitere Bahnhofsarten
Durchgangsbahnhof, Inselbahnhof, Keilbahnhof, Kopfbahnhof, Tunnelbahnhof,