Zum Inhalt springen

Marquesas

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. November 2004 um 12:48 Uhr durch 83.243.48.2 (Diskussion) (K). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Marquesas-Inseln (Archipel des Marquises) gehören geografisch und politisch zu Französisch-Polynesien. Sie liegen nordöstlich von Tahiti bei 10 Grad Süd und 138 Grad West im Pazifischen Ozean. Die Marquesas mit 11 Inseln und zahlreichen kleinen Eilanden werden unterteilt in eine nördliche Gruppe mit den Hauptinseln Nuku Hiva, Ua Pou und Ua Huka und in eine südliche Gruppe mit den Inseln Hiva Oa, Tahuata und Fatu Hiva. Die gesamte Landfläche umfasst 1274 km².

Die Marquesas sind die Gipfel einer aus der Tiefsee aufragenden Gebirgskette vulkanischen Ursprungs. Im Gegensatz zu anderen polynesischen Inseln fehlt der umgebende Korallensaum völlig. Die Inseln haben nur wenige kleine Strände, meist aus schwarzem Sand. Die höchste Erhebung ist der Mount Tekao auf der Insel Nuku Hiva mit 1224 Metern.

Das Inselinnere ist überwiegend gebirgig, stark zerklüftet mit tief eingeschnittenen Tälern, deren Flüsse sich zum Teil mit spektakulären Wasserfällen ins Meer ergießen. Die Luvseite ist mit üppiger tropischer Vegetation nahezu undurchdringlich bedeckt, die Nordwestseite der Inseln ist meist arid, mit spärlichem Bewuchs und manchmal wüstenähnlichem Charakter.

Das Klima ist tropisch heiß mit ergiebigen Regenfällen und hoher Luftfeuchtigkeit, die Jahres-Durchschnittstemperatur beträgt 28 Grad. Die Nächte, insbesondere in den Monaten Mai bis Oktober, können jedoch gelegentlich unangenehm kühl werden.

Von den Inseln sind nur sechs bewohnt. Die etwa 8000 Einwohner leben in kleinen Dörfern. Angebaut werden Taro, Bananen, Yams, Brotfrucht, Kava Zuckerrohr und tropische Früchte.

Die Marquesas wurden etwa um Christi Geburt, spätestens jedoch bis 300 n.Chr., von Samoa und Tonga aus kolonisiert. Sie bildeten dann das Sprungbrett zur Besiedlung Hawaiis und der Osterinsel. Für Europa entdeckt wurden sie im Jahr 1595 durch den Spanier Alvaro Mendana, der sie nach Marques de Mendoza, dem damaligen Vizekönig von Peru, benannte. Wegen der ungenauen Positionsangabe gerieten sie bald in Vergessenheit. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Inseln wieder entdeckt. 1774 erreichte James Cook die Marquesas. 1838 wurden sie von Admiral Dupetit-Thouars für Frankreich annektiert. Mit französischer Unterstützung konnten zunächst katholische und später auch protestantische Missionare ihren Einfluss entfalten, die ihr Bestes taten, die überlieferte Kultur mit Kava-Trinken, Fruchtbarkeits- und Mannbarkeits-Riten, Tatauierung, Tanz und traditioneller Musik zu beseitigen. Der zivilisatorische Einfluss führte zu Konflikten, Krankheit und einem Geburtenrückgang, sodass die Inseln in der zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts nur noch zweitausend Einwohner zählten.

Der Schriftsteller Herman Melville hielt sich 1842 für einige Wochen auf der Insel Nuku Hiva auf. In seinem 1846 erschienen Roman Typee schilderte er - romantisch überhöht, doch keinesfalls unrealistisch - sein Leben bei den Eingeborenen der Marquesas Inseln. Die darin enthaltene Kritik an Kolonisierung und Missionierung führte zu heftigen Angriffen konservativer Kreise. Dennoch beeinflusste der Roman viele spätere Autoren, wie zum Beispiel Robert Louis Stevenson oder Jack London, die sich mit der Südsee befassten.

Heute sind die Marquesas französisches Übersee-Territorium und damit der EU angegliedert. Zahlungsmittel ist der Euro.


Fatu Hiva

Die Insel Fatu Hiva ist die südlichste der Marquesas Gruppe und vom Landschaftsbild her die wohl spektakulärste. Steile, dicht mit tropischem Regenwald bewachsene Basaltkegel prägen die Landschaft. Schroffe Felswände mit engen Klüften und tiefen Schluchten erheben sich unmittelbar aus dem Meer. Es gibt keinen Küstensaum. An einigen Taleinschnitten haben sich kleine Strände aus schwarzem Sand gebildet. Das Anlanden ist nur an wenigen Stellen und im Bereich der beiden Dörfer möglich. Fatu Hiva hat keinen Hafen und keinen Flugplatz.

Die insgesamt rund 500 Einwohner der 80 km² großen Insel leben überwiegend in zwei Dörfern, Omoa und Hanavave, an der Westküste. Das größere der Dörfer ist Omoa mit einer katholischen Kirche, einem kleinen Laden, Post und Satelliten-Telefon. Beide Dörfer verbindet ein unbefestigter Weg über die Berge mit atemberaubenden Ausblicken für den Wanderer.

Die Einwohner sind überwiegend Selbstversorger. Der Verkauf von Monoi-Öl, Schnitzereien und Tapa-Rindenbaststoffen an die seltenen Touristen bringt ein wenig Geld.

Fatu Hiva wurde durch das gleichnamige Buch von Thor Heyerdal bekannt, der 1937/38 mit seiner damaligen Frau Liv in einer selbst gewählten Robinsonade ein Jahr auf der Insel lebte.


Hiva Oa

Die 320 km² größte Insel der südlichen Gruppe ist geprägt von einer von Südwest nach Nordost verlaufenden schroffen Gebirgskette, aus der steile, an Kirchtürme und Zuckerhüte erinnernde Gipfel herausragen.

Hiva Oa hat 1800 Einwohner. Größte Ansiedlung ist das Dorf Atuona an der Südküste mit einer geschützten Bucht, die das Anlaufen mit Schiffen mittlerer Größe ermöglicht. Im Norden der Insel befindet sich ein Airstrip, der von lokalen Fluglinien Polynesiens angeflogen wird.

Nach Hiva Oa flüchtete der französische Maler Paul Gauguin bei seinem zweiten Aufenthalt in der Südsee, da er sich in dem, wie er es nannte verlorenen Paradies Tahiti, zunehmend unwohl fühlte. Streitlustig kämpfte er für die Rechte und die überlieferte Kultur der Eingeborenen und geriet dabei in beständigen Konflikt mit der Kirche und den Kolonialbehörden. Er starb nach langer Krankheit am 8. Mai 1903 und ist auf einem Friedhof oberhalb von Atuona beerdigt. Ob es sich um das echte Grab handelt, wird von einigen angezweifelt, angeblich soll er irgendwo im Dschungel namenlos verscharrt worden sein. In Atuona befindet sich ein kleines Gauguin-Museum, das aber leider nur Reproduktionen seiner Werke zeigt.

Auf dem gleichen Friedhof, nur wenige Schritte weiter, findet man das Grab des belgischen Chansonsängers Jacques Brel, der von 1975 bis 1978 auf Hiva Oa lebte. Sein zweimotoriges Flugzeug, mit dem er gelegentlich nach Tahiti und zu anderen Inseln flog, ist in Atuona am Gauguin-Museum ausgestellt.

In der Nähe des Dörfchens Puamau an der Nordküste liegt mitten im tropischen Regenwald der Marae Takii, die größte Zeremonialplattform Polynesiens. Die etwa 50 ausdrucksstarken Steinfiguren sind bis zu zwei Metern groß. Darunter befindet sich die einzigartige liegende oder schwebende Figur eines (vermutlich) Schildkrötenmannes.