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Mietskaserne

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Hofplan der Hackeschen Höfe, Berlin
Toreinfahrt in die Hackeschen Höfe, Berlin

Als Mietskasernen bezeichnet man große, mehrgeschossige Mietshäuser aus der Zeit der Industrialisierung für die untere Bevölkerungsschicht. Diese Mietskasernen wurden von vermögenden Personen so gebaut, dass sie eine möglichst hohe Anzahl von Wohnungen auf dem gegebenen Grundstück hatten und damit den Gewinn maximierten. Dabei wurden die Bauvorschriften ausgereizt oder sogar ignoriert.

Typische Mietskasernen

Mietskasernen existierten in Deutschland vor allem in Berlin und Hamburg, wo die großen Grundstücke großflächig überbaut wurden. An das repräsentative Vorderhaus schlossen sich mehrere aneinandergebaute Hinterhäuser an, so dass dazwischen nur noch enge, meist rechteckige Höfe frei blieben, die nur durch Durchfahrten unter den Häusern zugänglich waren. Eine Abfolge von 3 oder 4 Höfen war keine Seltenheit. Diese Anordnung hatte den Stil von Kasernen, daher auch die Namensgebung. Die Innenhöfe beherbergten oft noch Gewerbebetriebe im Erdgeschoss.

Die Gestaltung der Vorderhäuser lehnte sich an Bürgerhäuser an und sie boten für die Bewohner, Facharbeiter und Kleinbürger oder sogar die Eigentümer akzeptable bis gute Wohnverhältnisse. Die Wohnungen in den Hinterhäusern waren dagegen mangels Licht und Luft ungesund, besonders die Wohnungen im Tiefparterre und Dachgeschoss. Dennoch mussten die Bewohner 25 bis 30% ihre Einkommens für die 2 bis 3-Zimmer-Wohnungen ausgeben, die aus einer Wohnküche und einem oder zwei Zimmern bestanden. Oft wurden die zusätzlichen Räume der beengten Wohnungen wieder untervermietet oder ein Bett an einem Schlafgänger vermietet. Dieser durfte nachts ein Bett in der Wohnung benutzen. Die Familie lebte hauptsächlich in der Wohnküche.

Um die Untervermietung einzudämmen, wurden bei späteren Bauten für die Arbeiter die Küchen bewusst klein gehalten, damit die Familie auch die übrigen Räume der Wohnung benutzen musste, z.B. so ausgeführt beim sozialen Wohnungsbau in Stuttgart bei den Siedlungen Ostheim und Südheim (allerdings sind dies keine Mietskasernen).

Gründe für das Entstehen der Mietskasernen in Berlin war die durch starken Zuzug verursachte Wohnungsnot, Ausweisung großer Baugrundstücke und eine Bauordnung, die eine sehr dichte Überbauung ohne Abstände gestattete.

Eine Reaktion auf die beengten Wohnverhältnisse war die Gartenstadtbewegung und ab den 1920er Jahren ein genossenschaftlicher Wohnungsbau.

Siehe auch:

Literatur

  • Adolf Damaschke: Die Bodenreform. Grundsätzliches und Geschichtliches (Berlin 1902)