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Kernkraftwerk Brunsbüttel

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Kernkraftwerk Brunsbüttel
Kernkraftwerk Brunsbüttel
Kernkraftwerk Brunsbüttel
Lage
Land Deutschland
Daten
Eigentümer 67 % Vattenfall
33 % E.ON
Betreiber KKW Brunsbüttel
Projektbeginn 1969
Kommerzieller Betrieb 13. Juli 1976

Aktive Reaktoren

1
Eingespeiste Energie im Jahr 2005 6.027 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 111.916 GWh
Website Seite bei E.ON
Stand 5. Okt. 2006
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) ist ein Kernkraftwerk in Brunsbüttel, Kreis Dithmarschen. Das KKW mit einer Nettoleistung von 771 Megawatt arbeitet mit einem Siedewasserreaktor. Es wurde von 1970 bis 1976 gebaut, die erste Kettenreaktion fand 1976 statt, der kommerzielle Betrieb wurde am 9. Februar 1977 durch die damaligen Eigentümer HEW und PreussenElektra aufgenommen. Im KKW arbeiten 330 Eigenpersonalmitarbeiter sowie ca. 150 Fremdfirmenmitarbeiter. Des Weiteren werden im Kreis Dithmarschen und Steinburg etwa 200 Arbeitsplätze durch das Kernkraftwerk erhalten.

Es gehört zum Konzern Vattenfall Europe AG. Das Kraftwerk ist eines der fehleranfälligsten in ganz Deutschland. Bereits 1978 strömten bei einem Störfall zwei Tonnen radioaktiven Dampfes aus, seitdem wurde es umgerüstet, musste aber immer wieder längere Betriebspausen einlegen, zuletzt von August bis Oktober 2004.

Die für das Jahr 2004 gemessene abgegebene Radioaktivität beträgt: 4 TBq in die Luft und 440 GBq ins Wasser. (Quelle: BMU)

Störfall durch eine Wasserstoff-Explosion

Ein Aufsehen erregender Störfall ereignete sich am 14 Dezember 2001, als im laufenden Betrieb eine Wasserstoff-Explosion eine Rohrleitung zerstörte, die an den Reaktordruckbehälters angeschlossen war. Der daraus resultierende Kühlwasserverlust konnte durch die Schließung eines unbeschädigt gebliebenen Absperrventils beendet werden. Obwohl beim Störfall ein Explosionsdetektor anschlug und mehrere weitere Überwachungsgeräte kurzzeitig Werte am Anschlag lieferten, interpretierten die Betreiber das Geschenen als nicht meldepflichtige "spontane Leckage" an einem nicht sicherheitsrelevanten Anlagenteil. Der Reaktor wurde ohne weiter Untersuchung mehrere Monate weiter unter Vollast betrieben. Die Anzeigen der Überwachungsgeräte werden wie es das Atomgesetz vorschreibt, direkt an das zuständige Ministerium in Kiel übermittelt und dort mitgeschrieben. Die Analyse dieser Daten veranlasste das Ministerium dazu vom Betreiber eine Stellungnahme zu verlangen. Nachdem die Interpretation der Betreiber ("Spontane Leckage") die aufgezeichneten Daten, nicht plausibel erklären konnte, forderte das Ministerium mit nach und nach wachsender Dringlichkeit eine Revision mit einer Begehung des Reaktors zur Klärung des Vorgangs. Erst nach der Androhung einer formalen Anweisung waren die Betreiber bereit, diese Revision am 21. Februar 2002 durchzuführen. Bei dieser Begehung stellte sich heraus, dass das etwa 15 cm dicke Rohr der Deckeldusche explodiert war und auf einer Strecke von etwa als zwei Metern fehlte.

Die Ursache für die Explosion war Knallgas, dass sich bei allen Siedewasserreaktoren im regulären Betrieb durch Radiolyse bildet. Das Risiko, dass sich das Gas in der vom Reaktordeckel abgehenden Leitung sammeln und explodieren könnte war in den Sicherheitsbeurteilungen übersehen worden. Als Konsequenz konnte das KKW Brunsbüttel erst im Februar 2003 wieder in Betrieb genommen werden. Außerdem wurden die anderen Siedewasserreaktoren in Deutschland auf die Möglichkeit ähnlicher Explosionen untersucht.

Aus dem zuständigen Gremium der Bundesregierung hieß es zu der Verzögerung der Begehung durch die Betreiber, dass dieser den Unfall entweder „schamlos vernebelt“ habe oder die Fachkunde „skandalös unterentwickelt“ sei.[1] Nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hätte dieser Unfall bei etwas anderem Verlauf auch zur Kernschmelze führen können.[2]

Qualität der Notstromversorgung

Laut der Meinung der Deutschen Umwelthilfe ist die Notstromversorgung auf Betriebsstörungen schlechter vorbereitet als das schwedische Kernkraftwerk Forsmark, in dem es am 25. Juli 2006 zu einem Störfall in der Notstromversorgung kam.[3] [4] Der Betreiber des KKB, Vattenfall, widerspricht dieser Aussage grundlegend und kommt in seiner Analyse zu einem anderen Ergebnis.[5] Laut Meinung der Anti-Atomkraft-Bewegung ist es weiterhin auffällig, dass die Betreibergesellschaft nicht bereit ist, die Öffentlichkeit über bestehende Sicherheitsrisiken zu informieren, obwohl diese Offenlegung nach EU-Recht zu geschehen hat.[6]

Vorraussichtliches Betriebsende

Die endgültige Abschaltung des Kernkraftwerks Brunsbüttel ist für 2009 vorgesehen.

Seit Ende des Jahres 2006 besteht ein Aktionsbündnis, welches sich die sofortige Abschaltung des „Pannenreaktors“ zum Ziel gesetzt hat. Dieses Bündnis, genannt „Brunsbüttel stillegen - jetzt!“ verfassten die Brunsbütteler Erklärung, in der die sofortige Abschaltung des AKWs gefordert wird. Nennenswerte Mitglieder sind u. a. Robin Wood, BUND, IPPNW sowie x-tausendmal quer. Am 4. November 2006 fand die erste größere Demonstration mit etwa 400 Teilnehmern auf der Zufahrt des AKWs statt. Aufgrund der Lage wurden sogar Reisebusse aus Hamburg, Lüneburg, dem Wendland und Buchholz gemietet. Grund für die Gründung dieser Gruppe und für den erneuten Beginn der Proteste ist der Rücktritt der Betreiber E.ON und Vattenfall, die die geplante Abschaltung des Reaktors im Jahre 2009 nun nicht mehr planen. Die Pläne, eine Laufzeitverlängerung durchzusetzen, werden durch die CDU unterstützt.

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Quellen

  1. DER SPIEGEL. (15/2002), S.104
  2. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU): Atomkraft: Ein teurer Irrweg. Die Mythen der Atomwirtschaft. 2006
  3. http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=678
  4. http://www.duh.de/uploads/media/Hintergrundpapier_Forsmark_in_Deutschland_01.pdf
  5. Brunsbüttel: Notstromversorgung in allen Fällen gesichert (Vattenfall)
  6. DUH: Atomkraftwerk Brunsbüttel: Kieler Atomaufsicht soll Informationsblockade von Vattenfall beenden http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=783

Siehe auch