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Ensi (Sumer)

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Ensi ist ein sumerischer Fürstentitel. Er bedeutet in der altsumerischen Zeit "Stadtfürst" oder "Herrscher eines Stadtstaates".

Historische Entwicklung der Bedeutung

In der Früdynastischen Zeit (etwa 2800 - 2350 v. Chr.) ist die Bedeutung der sumerischen Titel En, Ensi und Lugal noch nicht eindeutig zu differenzieren. Ensi ist die möglicherweise auf Lagaš und Umma beschränkte Bezeichnung des Stadtstaatenherrschers (Klengel 1989). Später ist Ensi in der Regel dem Titel Lugal "König" (lit. "Großer Mann") untergeordnet. Allerdings haben sich auch die gewiss mächtigen Herrscher der Zweiten Dynastie von Lagaš (um 2100 v. Chr.) mit dem Titel eines Ensi begnügt.

In der Ur-III-Zeit (etwa 2100 - 2000 v. Chr.) wird Ensi für die die Provinzgouverneure des Reiches verwendet. Diese hatten zwar weitgehende Machtbefugnisse für Verwaltung, Finanzaufkommen und Rechtsprechung, aber sie unterstanden der Aufsicht des Königs (Lugal) von Ur, der sie ins Amt einsetzte und versetzen konnte. Das Ensi-Amt konnte zwar noch vererbt werden, allerdings musste der König den Erbvorgang bestätigen. Jede eigenständige außenpolitische Betätigung und insbesondere das selbständige Führen von Kriegen waren dem Provinz-Ensi untersagt (Edzard 2004).

Etymologie

Die innersumerische Etymologie von Ensi wird durch en-si-k erklärt. en bedeutet "Herr", si(g) "Pflugland, Ackerland", das -k - das übrigens auch in bestimmten Kasus des Wortes ensi belegt ist - ist das Genitivsuffix (siehe auch Sumerische Sprache, insbesondere Nominalkonstruktion). en-si(g)-k hieße also "Herr der Ackerlandes". Aus dem sumerischen ensi-k hat sich das akkadische Wort iššiakk-um "Stadtfürst; mit Gütern belehnter lokaler Beamter" entwickelt (Assimilation des /n/ an /s/ bzw. /š/).

Ägyptisch nzw von sumerisch ensi ?

Schon lange wurde vermutet, dass die ägyptische Königsbezeichnung nzw (Vokale werden im Ägyptischen nicht geschrieben, das /z/ kennzeichnet stimmhaftes /s/) von sumerisch ensi herzuleiten sei, was auf eine enge kulturelle Verzahnung des frühen Ägypten und Mesopotamien hinweisen könnte. Die Ägypter hätten dann den sumerischen Königstitel übernommen. Diese Vermutung wird durch einen Artikel von Carsten Peust (2007) bekräftigt. Eine Konsequenz dieser Etymologie wäre auch, dass man die bisherige Übersetzung von nzw mit "König von Oberägypten" aufgeben müsste, und nzw einfach als "Herrscher" oder "König" (über Gesamtägypten) wiederzugeben ist.

Siehe auch

Literatur

  • Dietz Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. C.H. Beck, München 2004.
  • Horst Klengel (Hrsg.): Kulturgeschichte des alten Vorderasiens. Akademie Verlag, Berlin 1989.
  • John Allan Halloran: Sumerian Lexicon. Logogram Publishing, Los Angeles (Cal.) 2006.
  • Carsten Peust: Zur Bedeutung und Etymologie von nzw "König". In: Göttinger Miszellen, Heft 213, Göttingen 2007.