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KGB

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KGB (russisch Комитет государственной безопасности anhören/?, Komitet Gosudarstvennoy Bezopasnosti, Komitee für Staatssicherheit) war der Name des sowjetischen Geheimdienstes. Das KGB entstand 1954 aus Abteilungen des Inlandsgeheimdienstes des Innenministeriums MWD. Seine Zentrale hatte ihren Sitz in der Moskauer Lubjanka.

Nach dem Putschversuch vom August 1991, in den der damalige KGB-Vorsitzende General Wladimir Krjutschkow maßgeblich involviert war, bekam General Wadim Bakatin den Auftrag, die Behörde aufzulösen. Am 6. November 1991 hörte das KGB auf zu existieren. Seine Aufgaben wurden in Russland vom neuen FSB (Федеральная служба безопасности) (Föderaler Sicherheitsdienst) übernommen. Der Geheimdienst in Weißrussland trägt weiterhin die Bezeichnung KGB.

Aufgaben und Organisation

Die Hauptaufgaben des KGB bestanden aus Auslands-Spionage, Gegenspionage, Kontrolle und Liquidation von Regimegegnern innerhalb der Sowjetunion sowie die Bewachung von Mitgliedern der Partei- und Staatsführung.

Die Lubjanka in Moskau

Mehr als andere Geheimdienste verließ sich das KGB auf sog. "Human Intelligence", also durch eigene Agenten oder Kontaktmänner erhaltene Erkenntnisse, wohingegen die westlichen Gegenspieler des KGB auch stark auf Bildaufklärung sowie "Signals Intelligence" (Abfangen und Decodieren von Funksprüchen) vertrauten. Die Behörde erwies sich dadurch im Laufe des Kalten Krieges als anfällig für absichtlich gestreute Falschinformationen.

Von seiner Gründung an, und bis in die 1950er Jahre hinein, bestand eine volkswirtschaftlich und politisch bedeutende Aufgabe seiner Vorläuferorganisationen in der "Speisung" des Gulag. Er wirkte entscheidend mit bei den Schauprozessen der 1930er Jahre (1936-1939), den Stalinschen Säuberungen und der "Rückführung" von Soldaten der Roten Armee (nach dem Vormarsch auf Deutschland und dessen Besetzung im Zweiten Weltkrieg) in die im ganzen Land existierenden Arbeitslager. Ein weiterer sowjet-russischer Geheimdienst ist der Armee-Geheimdienst GRU.

Bekannte KGB-Operationen

  • Alger Hiss wird verdächtigt, für das KGB spioniert zu haben, was allerdings nie bis ins letzte bewiesen werden konnte.
  • Robert Hanssen versorgte das KGB aus seiner Position beim FBI mit Informationen über die amerikanische Gegenspionage.
  • Aldrich Ames war ein KGB-Maulwurf in der CIA.
  • Ethel und Julius Rosenberg wurden hingerichtet, weil ihnen entgegen ihrer Aussage unterstellt wurde, Informationen über das amerikanische Atomprogramm an das KGB weitergegeben zu haben.

James Jesus Angleton, Chef der CIA-Gegenspionage, lebte in ständiger Angst, dass das KGB "Maulwürfe" an zwei Schlüsselpositionen installieren könnte: In der eigenen Abteilung sowie deren Pendant bei der Bundespolizei FBI. Mit zwei Agenten wäre es dem KGB möglich gewesen, Kontrolle oder Kenntnis über Aktionen gegen eigene Spione zu erlangen und diese somit zu beschützen. Außerdem hatte die Gegenspionage die Aufgabe, fremde Geheimdienst-Quellen trockenzulegen, und Maulwürfe an diesen Positionen wären Anlaufstellen für Doppelagenten geworden. Nach der Enttarnung von Ames und Hanssen erschienen Angletons Ängste plötzlich gut begründet, nachdem er vorher für leicht paranoid gehalten wurde.

Organisation der Behörde

Das KGB war in Hauptverwaltungen unterteilt. Die wichtigsten waren:

  • Die Erste Hauptverwaltung (Auslandsaufklärung) war für das Sammeln von Geheiminformationen im Ausland zuständig. Ihr unterstanden alle KGB-Residenturen bei den sowjetischen Botschaften im Ausland sowie die Spionagenetze. Nach der Auflösung des KGB wurde sie zu einer neben dem FSB weiteren und selbständigen Nachfolgeorganisation des KGB umformiert, dem SWR (Slushba vneshnej razvedki), zu Deutsch Auslandaufklärungsdienst.
  • Die Zweite Hauptverwaltung war für die Spionageabwehr und in diesem Kontext für die Überwachung ausländischer Touristen und Diplomaten in der Sowjetunion zuständig. Vor Gründung der Fünften Hauptverwaltung erfüllt sie teilweise auch deren Aufgaben.
  • Die Dritte Hauptverwaltung (Bewaffnete Kräfte) befasste sich mit Gegenspionage und der politischen Überwachung in den sowjetischen Streitkräften, einschließlich im militärischen Geheimdienst GRU, der dem Generalstab unterstand. Auch wenn ihre Mitarbeiter entsprechend ihrer Aufgabenstellung uniformiert in den milititärischen Diensteinheiten arbeiteten , waren sie dem KGB unterstellt und nicht der militärischen Führung (traditionelle Bezeichnung "Sonderabteilung").
  • Die Fünfte Hauptverwaltung bestand nicht von Anfang an, sondern wurde als Reaktion auf zunehmende ideologische Probleme gegründet und übernahm die Aufgaben der Kontrolle der Bevölkerung, u.a. der russischen Minderheiten, der Kirche und der Intelligenzija mit dem Ziel der Bekämpfung von Dissidenten.
  • Die Sechste Hauptverwaltung war mit der Wirtschaftsspionageabwehr und dem Industrieschutz betraut, einschließlich der Kontrolle und Überwachung der in der Wirtschaft tätigen Personen.
  • Die Siebte Hauptverwaltung war für Observationen zuständig und baute entsprechendes technisches Equipment zur Überwachung.
  • Die Achte Hauptverwaltung war zuständig für Kommunikation. Sie beobachtete fremde Kommunikation, war für die Kryptografie in allen Hauptverwaltungen verantwortlich, insbesondere auch im Verbindungswesen mit den KGB-Residenturen der Ersten Hauptverwaltung im Ausland, und entwickelte Telekommunikations-Ausrüstung.
  • Die Neunte Hauptverwaltung stellte die Leibwächter und das Servicepersonal für hochrangige Parteifunktionäre und deren Familien.

Vorsitzende des KGB und seiner Vorgängerorganisationen

  • GPU Politische Hauptabteilung innerhalb des NKWD Volkskommissariat des Inneren (ab Februar 1922)

Literatur

  • Jewgenija Albaz: Geheimimperium KGB. Totengräber der Sowjetunion. dtv, München 1992. ISBN 3-423-30326-3
  • Alexander Jakowlew: Ein Jahrhundert der Gewalt in Sowjetrussland. Berlin Verlag, Berlin 2004. ISBN 3-8270-0547-7
  • Ronald Rayfield: Stalin und seine Henker. Karl Blessing Verlag, München 2004. ISBN 3-89667-181-2
  • Oleg Gordiewski, Christopher Andrew: KGB. Die Geschichte seiner Auslandsoperationen von Lenin bis Gorbatschow. Goldmann, München 1992. ISBN 3-442-12430-1
  • KGB & Cie à l'assaut de l'Europe, Roumiana Ougartchinska, Éditions Anne Carrére, 2005, ISBN 2843372887
  • KGB Connexion: Le système Poutine, Hélène Blanc, Hors Commerce, 2004, ISBN 2915286159
  • Le KGB contre l'Ouest : 1917-1991 , Christopher Andrew, Vassili Mitrokhine, Fayard , 2000, ISBN 2213607443
  • Christopher Andrew, Wassili Mitrochin: "Das Schwarbuch des KGB". Ullstein Taschenbuchverlag, 2001. ISBN 3-548-36266-4
  • Christopher Andrew, Wassili Mitrochin: "Das Schwarzbuch der KGB 2". Propyläen Verlag, 2006. ISBN 3-549-07291-0