Zum Inhalt springen

Hamburg-Dulsberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. April 2007 um 20:37 Uhr durch 85.177.145.157 (Diskussion) (Industrie). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Basisdaten
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Hamburg-Nord
Fläche: 1,2 km²
Einwohner: 17.432 (2004)
Bevölkerungsdichte: 14.686 Einwohner je km²
Vorwahl: 040
Kfz-Kennzeichen: HH

Dulsberg ist ein Stadtteil von Hamburg im Bezirk Hamburg-Nord.

In Dulsberg leben ca. 17.000 Menschen. Infrastrukturell besitzt Dulsberg 6 Kindergärten, 1 Grundschule, 2 weiterführende Schulen, 62 Handwerksbetriebe, 17 niedergelassene Ärzte und 4 Apotheken. Weitere Einrichtungen: 1 Haus der Jugend, 1 Spielhaus, 1 Stadtteilbüro.

Dulsberg ist der Fläche nach einer der kleinsten Stadtteile von Hamburg.

Geschichte

Äußere Fassade der Siedlung von Fritz Schumacher aus den 20er Jahren mit den typischen Backsteinen[1]

Der Dulsberg wurde 1271 erstmalig urkundlich erwähnt, als es für 150 Mark von dem Graf von Holstein an das Hospital zum Heiligen Geist in Hamburg verkauft wurde.

Frohbotschaftskirche auf dem Straßburger Platz (→ Ostansicht)

Industrie

1910 nimmt Hamburgs zweite Müllverbrennungsanlage ihren Betrieb auf. Die Anlage stellte, u.a. wegen der extremen Geruchsbelästigung bereits 1939 ihren Betrieb ein. Nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg wird die Anlage am Osterbekkanal (Alter Teichweg) nicht wieder aufgebaut. Sie dient bis zu Ihrem endgültigen Abriss in den 60er Jahren als "Gewerbehof" und bietet u.a. einer Tankstelle unterkunft. Nach dem Abriss wurden auf dem Gelaende viele Gewerbebetriebe angesiedelt.

Ein weiterer Industriebetrieb auf dem Dulsberg war die benachbarte Fischkonservenfabrik „Walckhoff“, die ebenfalls 1910 ihren Betrieb aufnahm. Die Firma existierte bis 1972.

Religionen

Auf dem Dulsberg gibt es zwei evangelisch-lutherische Kirchen. Während die Frohbotschaftskirche bereits beim Bau des Stadtteils errichtet wurde, kam die Bonhoeffer-Kirche in den 1960er Jahren hinzu. Ende der 1990er Jahre fusionierten die beiden Gemeinden aufgrund des Rückgangs an Kirchenmitgliedern. Die Bonhoefer-Kirche wurde geschlossen. Wie mit dem leerstehenden Gebaudekomplex umgegangen werden soll ist auch im April 2007 noch nicht geklaert.


Eines der ersten Bauwerke nach dem zweiten Weltkrieg: Die Schuttaufbereitungs- und Verladeanlage auf dem Spielplatz Dulsberg-Süd (Das Gelände ist heute bis zur Rampenhöhe aufgeschüütet)

Bauwerke

Das heutige Dulsberg wurde in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts von dem Oberbaudirektor Fritz Schumacher als Neubausiedlung in einem größeren Ausmaß als die Jarrestadt konzipiert. Das Plangebiet umfasste den gesamten Bereich des Stadtteils zwischen Krausestraße (damals Ahrensburger Straße), dem Osterbekkanal und Tondernstraße. Eulenkamp und Stormarner Straße bildeten die Grenze zum preußischen Wandsbek. Lediglich im südlichen Teil der Dithmarscher Straße gab es eine Bebauung aus der Zeit der Jahrhundertwende.

Parallel zum Osterbekkanal teilt ein Grünzug das Gebiet von West nach Ost.

Schumacher selbst zeichnete als Architekt für die Schulen Alter Teichweg, Adlerstraße[2] und Krausestraße verantwortlich. Weitere Architekten waren Hans und Oskar Gerson, Karl Schneider, die Gebrüder Paul und Hermann Frank und die Architektengemeinschaft Klophaus, Schoch, zu Putlitz. Der damals wegweisende Baustil des Reformwohnungsbaus ist heute noch Besuchsziel zahlreicher in- und ausländischer Architekten und Stadtplaner.

in den Innenhöfen der Frank'schen Laubengänge
in den Innenhöfen der Frank'schen Laubengänge

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dulsberg durch die Operation Gomorrha fast vollständig zerstört. Vielfach waren allerdings durch die Zerstörung mit Brandbomben noch die Außenmauern erhalten. Daher baute man nach alten Plänen wieder auf. Bei den 1927-1931 von den Gebrüdern Frank erbauten Laubengängen waren nur die obersten Stockwerke betroffen, da für die Decken und Treppenhäuser Beton verwandt wurde.

Sport

In Dulsberg liegt der Olympiastützpunkt Hamburg. Das dortige Dulsberg-Bad, das zum Olympiastützpunkt gehört, ist gleichzeitig auch Landesleistungszentrum des Hamburger Schwimmverbandes. Die Gesamtschule Alter Teichweg ist wegen ihrer Nähe zum Olympiastützpunkt zur Eliteschule des Sports ausgebaut worden. Derzeit gibt es sportbetonte Klassen, die mit Mitgliedern der Nachwuchskader des Hamburger Fußball-Verbandes und des Hamburger Schwimmverbandes bestückt werden. Der Schulalltag wird so gestaltet, daß ein leistungsorientiertes Training in den Tagesablauf eingepasst werden kann. außerdem wird bei der zeitlichen Planung von Klassenarbeiten und Abschlußprüfungen auf die Wettkampftermine der Schüler Rücksicht genommen.

Wirtschafts- und Sozialstruktur

Dulsberg ist im Vergleich zum Hamburger Durchschnitt einer der ärmsten Stadtteile. Durch die damals vorbildliche Architektur und die gewachsenen Strukturen ist Dulsberg jedoch kein besonderer sozialer Brennpunkt, es ist in erster Linie ein einfaches, ruhiges Wohnquartier.

Dulsberg wurde im Rahmen eines Programms der sozialen Stadtteilentwicklung in den Jahren 1995 bis 2002 massiv saniert und umgestaltet. Eine teilweise Zusammenlegung von Kleinwohnungen schaffte größere und familiengerechtere Wohnungen.

Inzwischen ist Dulsberg auch Ziel von wohnungssuchenden Studenten. Zwar ist die Gastronomie-Szene eher bodenständig, aber die gute Verkehrsanbindung und das Angebot von vergleichsweise günstigen Wohnungen in einem ruhigen und auch grünen Quartier sind verlockend.

In den letzten Jahren mussten viele kleine Einzelhändler ihr Geschäft aufgeben. Dies liegt nicht nur an der geringen Kaufkraft sondern auch an der Nähe zu einem großen Wandsbeker Einkaufszentrum, das viele Kunden aus dem Quartier abschöpft. Insbesondere in der Dithmarscher Straße, eine Ladenstraße im Stil der 50er Jahre, haben viele kleine Einzelhändler schließen müssen. Einige ehemalige Ladengeschäfte wurden dort inzwischen zu Wohnungen umgewidmet.

Verkehr

S-Bahnhaltestelle Friedrichsberg

Eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist neben Bussen vor allem durch die S-Bahnstation Friedrichsberg und die U-Bahn mit den Haltestellen Alter Teichweg und Straßburger Straße gegeben.

Die Nordschleswiger Straße, vierspurig als Teil des Ring 2 ausgebaut und in Nord-Süd-Richtung verlaufend, teilt durch ihr hohes Verkehrsaufkommen das Viertel.

Verkehrsgeschichte

Nachdem der Bau der U-Bahn zum Wandsbeker Markt erheblich mehr Geld kostete als geplant, wich man von dem Plan ab, die Strecke südlich des Eulenkamp über den Friedrich-Ebert-Damm zum Bahnhof Farmsen zu führen. Stattdessen wählte man den kürzeren Weg nach Wandsbek Gartenstadt. Es reichte so aber noch für zwei Bahnhöfe. So beträgt der Haltestellenabstand zwischen Alter Teichweg und Straßburger Straße nur 600 m, was sonst nur in den Zentren von Großstädten vorkommt.

Durch Dulsberg führte die ehemalige Straßenbahnlinie 8 (Dehnhaide über Straßburger Straße und Friedrich-Ebert-Damm nach Farmsen-Trabrennbahn). Sie wurde bereits im April 1963 mit Eröffnung der verlängerten U-Bahnlinie U1 Richtung Wandsbek-Gartenstadt/Farmsen stillgelegt. Auf dem Mittelstreifen der Straßburger Straße ist heute nur noch ein einziges, ca. 7 m langes Schienenfragment zu finden (zwischen Elsässer Str. und Nordschleswiger Str.), der Mittelstreifen wird jetzt als Parkplatzfläche genutzt. Der Betrieb aller Straßenbahnlinien in Hamburg wurde 1978 endgültig eingestellt.

Literatur

  • Fritz Schumacher: Das Werden einer Wohnstadt, Hamburg 1932, Nachdruck 1984 bei Georg Westermann, ISBN 3-7672-0866-0, vergriffen

Anmerkungen

  1. Denkmalgeschütztes Ensemble, auch die Frank'schen Laubengänge und die Schule Krausestraße (heute: Emil-Krause-Gymnasium).
  2. Gemeint ist die Schule Amalie-Dietrich-Weg, heute Lämmersieth (Erbaut 1929-31). Sie liegt zwar in Barmbek-Nord, ist aber für Dulsberger Kinder zuständig.
Commons: Hamburg-Dulsberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Koordinate Artikel