Bruce Lee
Bruce Lee (chin. 李小龙, * 27. November 1940 in San Francisco; † 20. Juli 1973 in Hong Kong; eigentlich Li Jun-fan) war ein Schauspieler und gilt als Ikone des Martial-Arts-Films.
Leben und Wirken

Die Filmkarriere von Bruce Lee begann genaugenommen im Alter von drei Monaten, wobei er selbst seine Rolle im Honkong-Film The Beginning of a Boy, in dem er im Alter von sechs Jahren mitspielte, als sein Filmdebut bezeichnete. Im Alter von acht bekam er seine zweite Rolle: Lee Siu Lung (Kleiner Drachen Lee); dieser Namen machte ihn im gesamten Mandarin-Film-Circuit bekannt. In The Orphan hatte er dann schließlich mit 17 Jahren seine erste Hauptrolle. Somit umfasste die Filmografie des achtzehnjährigen Bruce Lee schon 20 Filme.
Nach Absolvierung der Grundstufe wurde Bruce mit zwölf Jahren auf einer katholischen Knabenschule, dem La-Salle-College, zugelassen. Auf Grund der vorherrschenden Rivalität zwischen den chinesischen und den britischen Schülern kam es nach der Schule oft zu Schlägereien. Deswegen bat er bald seine Mutter, Unterricht im Kampfsport nehmen zu dürfen, um sich verteidigen zu können. Da die Langsamkeit der Übungen und Bewegungen seines Vaters, der Tai Chi Chuan betrieb, nicht seiner Natur entsprach, war seine Mutter bereit, ihm Unterricht zu bezahlen, und so wurde Yip Man, ein berühmter Meister und Experte des Wing-Chun-Kung-Fu, sein Lehrer. Die Schüler Yip Mans forderten gern Schüler anderer Kung-Fu-Schulen zu organisierten, mit sportlicher Fairness durchgeführten Kämpfen heraus, an denen auch Bruce beteiligt war. Bei einem dieser Kämpfe verletzte Bruce seinen Gegner so stark, dass dessen Eltern Anzeige bei der Polizei erstatteten. Die Polizei übergab Bruce der Obhut seiner Eltern mit dem Hinweis, dass es beim nächsten Mal mit einer Gefängnisstrafe enden würde. Aufgrund dessen beschlossen Bruces Eltern, den 18-Jährigen nach San Francisco in die Vereinigten Staaten zurück zu schicken, auch um die amerikanische Staatsbürgerschaft behalten zu können. Und so ging er 1959 an Bord eines Dampfers der American President Lines. Auf dieser 18-tägigen Reise verdiente sich Bruce ein wenig Geld, in dem er den Passagieren der 1. Klasse Cha-Cha-Unterricht gab (er war 1958 Honkong-Cha-Cha-Meister geworden). Die Reise war für Bruce auch eine Zeit der Selbstbesinnung; und so kam er als ein ausgeglichener, ruhiger Mann in den USA an.
Zunächst lebte er bei einem Freund seines Vaters in San Francisco und verdiente etwas Geld mit Tanzunterricht. Dann bot ihm Ruby Chow, eine Restaurantbesitzerin und Freundin der Familie, ein Zimmer über ihrem Restaurant in Seattle an. Bruce ergriff die Gelegenheit ― er besuchte tagsüber die Edison Technical School um seinen High-School-Abschluss zu erlangen und arbeitete nachts in Ruby Chows Restaurant als Kellner. Der Schulabschluss bescheinigte ihm in allen Fächern so gute Noten, dass ihm der Zugang zur University of Washington offenstand, wo er sich dem Studium der Philosophie widmete. In seiner Freizeit gab er auf Hinterhöfen, in Parks und auch auf dem Universitätsgelände Unterricht in Jun-Fan-Gung-Fu für Kommilitonen und Interessierte, unter ihnen Taky Kimura, der später Bruces erster Hilfstrainer und ein Freund fürs Leben werden sollte, sowie seine spätere Frau Linda Emery. Ende 1963, nachdem er den Sommer in Hongkong bei seiner Familie verbracht hatte, zog Bruce in den University Way in die Nähe des College-Campus in Seattle und eröffnete dort sein erstes Kung-Fu-Institut. Im Sommer 1964 ging Bruce nach Oakland, um dort zusammen mit James Y. Lee sein zweites Institut zu eröffnen. Am 17. August 1964 heirateten Bruce und Linda und zogen gemeinsam nach Oakland, wo sie zunächst im Hause von James Lee wohnten. Das Institut lief anfangs ziemlich erfolgreich. Später gingen die Geschäfte weniger gut, als Bruce - aus dem ihm eigenen Perfektionismus heraus - beschlossen hatte, nur ernsthafte Schüler aufzunehmen und auf die Exklusivität seines Kwoons (Kampfhalle) zu bestehen. In dieser Zeit entwickelte er seine Kampfkunst immer weiter und gab ihr einen eigenen Namen: Jeet Kune Do (Der Weg der eingreifenden Faust).
1964 lud Ed Parker Bruce Lee zu den ersten internationalen Karatemeisterschaften nach Long Beach, Kalifornien, ein. Bruce sollte dort Kung Fu demonstrieren. Es sollte ein großer Wendepunkt in Bruces Leben werden. Die Vorführung wurde von vielen Menschen am Fernsehbildschirm verfolgt, unter anderem auch vom Starfriseur Jay Sebring. Dieser erzählte dem Fernsehproduzenten William Dozier, welcher gerade auf der Suche nach einem Darsteller für seine neue Fernsehserie war, von Bruces Fähigkeiten und Anziehungskraft aufs Publikum. Dozier setzte sich mit Ed Parker in Kontakt und bat ihn um die Videobänder von Bruces Vorführung. Er war so begeistert davon, dass er Bruce sofort zu Probeaufnahmen nach Los Angeles einlud, die zu beiderseitiger Zufriedenheit verliefen. Auf Grund der laufenden Aufnahmen der Greenway Productions zur neuen Batman-Serie, änderte Dozier seine Pläne und wollte, je nach Reaktion des Publikums auf Batman, eine ebenfalls auf einer Comicfigur basierende Fernsehserie produzieren: The Green Hornet mit Bruce in der Rolle des Kato. Somit musste Bruce mehr als ein Jahr lang warten, bis er wieder etwas von Dozier hörte.
Am 1. Februar 1965 brachte Linda ihr erstes Kind zur Welt: Brandon Bruce Lee, der einzige blonde, grauäugige Chinese der Welt, wie Bruce ihn stolz bezeichnete. Doch seine Geburt wurde schon eine Woche später von der Nachricht über den Tod von Bruces Vater überschattet. Bruce flog zur Beerdigung nach Hongkong; Linda und Brandon folgten ihm einige Tage später nach Hongkong, wo sie für vier Monate im Hause der Familie wohnten. Bruce blieb währenddessen ständig in Kontakt mit Dozier. Im September 1965 flog die junge Familie nach Seattle zurück, wo sie weitere vier Monate bei Lindas Familie verbrachten, bis sie nach Oakland zurückkehrten.
Nach dem langerwarteten OK von Dozier für The Green Hornet zogen Linda und Bruce im März 1966 nach Los Angeles; hier eröffnete er in Chinatown das dritte Kwoon, mit Dan Inosanto als Hilfstrainer. In L.A. bekam Bruce seinen ersten und einzigen Schauspielunterricht, den die Twentieth Century Fox für ihn organisierte. Doch The Green Hornet lief nicht so erfolgreich wie erwartet (zumindest nicht in den USA) und wurde nur sechs Monate ausgestrahlt. Aber es verschaffte Bruce eine große Anhängerschaft, denn von der Rolle des Kato waren sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistert. Durch die Hilfe von James Coburn, Steve McQueen und Stirling Silliphant, welche bei Bruce Trainigsstunden nahmen und mittlerweile auch zu guten Freunden geworden waren, konnte er durch Gastauftritte in Fernsehserien wie Ironside, Blondie und Here Comes the Bride im Blickpunkt der Öffentlichkeit bleiben. Gleichzeitig gab er den verschiedensten Größen Hollywoods sowie einigen der größten Karatekämpfer, wie Joe Lewis, Chuck Norris und Mike Stone, Privatunterricht. 1968 bekam er in dem James-Garner-Film Marlowe seinen ersten Auftritt in einem abendfüllenden Hollywoodfilm. 1969, die Lee-Familie war inzwischen seit dem 19. April durch das Töchterchen Shannon Lee um ein Mitglied reicher, kam Bruce mit der Idee vom endgültigen Film über die Kampfkünste auf James Coburn und Stirling Silliphant zu. Doch trotz anfänglicher Begeisterung seitens Warner Brothers gegenüber dem Drehbuch zu The Silent Flute , ließ das Filmstudio das Projekt wegen Realisierungsschwierigkeiten komplett fallen.
1970 begannen Bruce und Silliphant an der Arbeit zur Pilotfolge der Fernsehserie Longstreet, die ein riesiger Erfolg werden sollte. Gleichzeitig wurde Bruce bei einem Kurzbesuch in Hongkong von seinem dortigen Erfolg als Kato überrascht und von den Medien überrannt. Er gab in Hongkong ein großes Fernseh- und zahlreiche Radiointerviews, die ihm Angebote von Produzenten aus Hongkong und Taiwan einbrachten. Kurze Zeit später bekam Bruce von den Shaw-Brüdern aus Hongkong ein Angebot über einen Langzeitvertrag. Fast gleichzeitig machte ihm der Konkurrent der Shaw-Brüder Raymond Chow, der die Produktionsfirma Golden Harvest gegründet hatte, ein Angebot für zwei Filme. Bruce wollte sich nicht auf längere Zeit festlegen, da er trotz all des Ärgers mit der amerikanischen Filmindustrie seine filmische Zukunft in den USA sah. Und so nahm er das Angebot von Raymond Chow an, flog im Juli 1971 nach Hongkong und von dort direkt nach Thailand, wo der erste Film The Big Boss gedreht werden sollte. Während der Dreharbeiten kam Paramount Pictures mit einem Angebot über drei weitere Folgen von Longstreet auf Bruce zu. Nach der Fertigstellung der Dreharbeiten in Thailand kam Bruce zurück nach Hollywood, um den Vertrag mit Paramount zu unterzeichenen. Nach Ausstrahlung dieser Folgen überhäuften ihn sowohl Paramount Pictures als auch Warner Brothers Bruce mit verlockenden Angeboten. Trotzdem kehrte Bruce zunächst nach Hongkong zurück, um seinen Vertrag mit Raymond Chow zu erfüllen. Linda und die Kinder begleiteten ihn. Im Oktober 1971 hatte The Big Boss Premiere und wurde ein großer Erfolg. Er schlug alle bis dahin bestehenden Rekorde des Mandarin-Circuits. Noch im selben Jahr begannen die Dreharbeiten für den zweiten Film Fist of Fury, in dem er zum ersten Mal Nunchakus einsetzte. Die Uraufführung im März 1972 führte in noch größere Höhen; der Film brach sämtlich Rekorde von The Big Boss und brachte Bruce Unmengen Filmangebote ein.
Nach diesen großen Erfolgen wollte Bruce nun seine Ideen und Ansichten über die Kampfkünste in einem eigenen Film umsetzen. So entstand das Drehbuch zu The Way of the Dragon. Für diesen Film, der in Rom gedreht wurde, engagierte er die Karatemeister Chuck Norris und Bob Wall. Die von Bruce choreografierten Kämpfe dieses Filmes sollten in die Filmgeschichte eingehen. Wieder brach Bruce mit seinem neuem Film, der 1972 in Honkong mehr als fünf Millionen Hongkong-Dollar einspielte, alle Rekorde. Kurz danach begann er mit den Dreharbeiten zu Game of Death, welche aber durch das Angebot der Warner Brothers zu Enter the Dragon unterbrochen wurden und von Bruce niemals beendet werden sollten. Im Februar 1973 begannen unter dem Regisseur Robert Clouse die Dreharbeiten zu Enter the Dragon in Hongkong.
Doch diese nahmen Bruce physisch und psychisch so stark in Anspruch, dass er am Nachmittag des 10. Mai 1973 auf den Gängen der Golden-Harvest-Studios zusammenbrach. Er wurde mit Atemnot und Schüttelkrämpfen ins Krankenhaus gebracht. Nach eingehender Untersuchung in Hongkong und Los Angeles wurden ein Hirnödem und ein epileptischer Anfall diagnostiziert. Die Ärzte verordneten ihm ein Medikament, das die Aktivität des Gehirns bremst und so kehrten Bruce und Linda beruhigt nach Hongkong zurück. Hier wollte Bruce seine noch laufenden Filmprojekte fertigstellen und dann mit seiner Famlie nach Los Angeles zurückkehren. Doch am Abend des 20. Juli 1973 wurde Bruce bewusstlos ins Queen-Elisabeth-Hospital in Hongkong gebracht. Alle Wiederbelebungsversuche der dortigen Ärzte waren jedoch vergebens.
Der Kleine Drache verstarb im Alter von 32 Jahren. Am 25. Juli 1973 gab es in Kowloon eine feierliche Zeremonie, zur der außer Bruces Verwandten und engsten Freunden auch viele Stars und Filmleute kamen. Wenige Tage danach überführte Linda den Sarg in die USA, wo Bruce am 30. Juli 1973 in Seattle auf dem Lake-View-Cemetery beigesetzt wurde.
Literatur
- Linda Lee: Die Bruce-Lee-Story erschienen im Falken-Verlag. ISBN 3-8068-1415-5