Emscher










Die Emscher ist ein 84 Kilometer langer Fluss im Ruhrgebiet.
Geografische Lage
Die Emscher entspringt südöstlich von Dortmund bei Holzwickede (Kreis Unna) am Haarstrang auf etwa 160 m ü. NN in einem Quellteich. Genau genommen existieren mehrere kleinere Rinnsale, aus denen die Emscher entspringt, die in besagten Quellteich münden. Das Einzugsgebiet des Flusses beträgt mit einem System von verzweigten Nebenläufen rund 860 km². In ihrem Oberlauf durchfließt die Emscher – nur durch den Höhenzug von Haarstrang beziehungsweise Ardeygebirge vom Ruhrtal getrennt – den Südosten von Dortmund und wendet sich dann nach Nordwesten. Im nördlichen Castrop-Rauxel unterquert sie den Rhein-Herne-Kanal mittels eines Dükers. Danach fließt sie bis Oberhausen fast durchgehend parallel zu diesem Kanal in westliche Richtung. Beim Bau des Kanals hat man die Geografie des Emschertals genutzt.
In Oberhausen knickt der Fluss nach Nordwesten ab und fließt dann bis zu seiner heutigen Mündung in den Rhein bei Dinslaken-Eppinghoven. Dort ist ihre Abflussmenge auf durchschnittlich 16 m³/s angewachsen.
Städte an der Emscher sind Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herten, Herne, Gelsenkirchen, Essen, Bottrop, Oberhausen, Duisburg, Dinslaken.
Geschichte
Der Name Emscher ist wahrscheinlich keltischen Ursprungs. Im Mittelalter war der Fluss im Mittelauf in weiten Teilen natürliche Grenze von Territorien. Nördlich des Flusses lag in weiten Bereichen das Gebiet des Vest Recklinghausen, südlich das der Grafschaft Mark und des Stift Essen. Die Emscher bildete auch die Süd- und Westgrenze der Grafschaft Dortmund. Entlang der Emscher waren daher zahlreiche Wasserburgen angelegt, an den Grenzen der Grafschaft Dortmund Warten.
Ein Projekt der Schiffbarmachung wurde nach mehrjährigen Verhandlungen vom preussischen König Friedrich II. am 23. August 1774 abgelehnt.
Ursprünglich handelte es sich bei der Emscher um einen stark mäandernden Fluss, die Gesamtlänge betrug 109 Kilometer. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begann durch die einsetzende Industrialisierung im Ruhrgebiet auch ein starkes Bevölkerungswachstum. Der erhöhte Trinkwasserbedarf wurde durch das Ruhr- und Lippegebiet gedeckt, das Abwasser und das Grubenwasser der Bergwerke in die Emscher entlassen.
Die Emscher war dadurch früh zu einer Kloake verkommen (siehe Köttelbecke). Das geringe Gefälle, der stark mäandernde Flusslauf und vom Bergbau hervorgerufenen Absenkungen des Bodens verursachten Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Überschwemmungen, was aufgrund der mitgeführten Fäkalien zu steigender Seuchengefahr führte. Da die beteiligten Kommunen und Großbetriebe aus eigenem Antrieb nicht in der Lage waren, das Problem zu lösen, wurde schließlich 1899 die Emschergenossenschaft als Zwangsvereinigung der betroffenen Kommunen und einleitenden Großbetriebe gegründet. Ihre Aufgaben liegen in der Abwasserreinigung, der Sicherung des Abflusses, im Hochwasserschutz und in der Gewässerunterhaltung.
Unter der Ägide der Emschergenossenschaft wurde die Emscher um ca. 3 Meter tiefer gelegt, größtenteils befestigt und begradigt. Mehrfach wurde der Flusslauf reguliert. Die Mündung wurde im 20. Jahrhundert zweimal verlegt: 1910 von Duisburg-Alsum nach (Duisburg-)Walsum und 1949 nach Dinslaken. Dementsprechend teilt sich die Emscher an ihrem Unterlauf in Alte Emscher, Kleine Emscher und Neue Emscher. Die Alte Emscher fließt von Oberhausen durch Duisburg-Hamborn, Duisburg-Beeck und Duisburg-Alsum, die Kleine Emscher von Oberhausen durch Duisburg-Hamborn und Duisburg-Walsum und die Neue Emscher von Oberhausen durch Dinslaken in den Rhein.
Die durch den Bergbau hervorgerufenen Bergsenkungen wurden durch immer höhere Deiche ausgeglichen, so dass die Emscher heute an einigen Stellen sogar einige Meter über dem Niveau der Umgebung liegt. Dies bedeutet jedoch auch, dass Zuflüsse zur Emscher, die das umliegende Land entwässern, nach oben in die Emscher gepumpt werden müssen. Ohne die Eindeichung und das Abpumpen des Wassers stünden große Teile der Emscherregion unter Wasser.
Bis vor kurzem gab es jedoch keine Alternativen zur offenen Abwasserentsorgung, da unterirdische Kanäle bedingt durch Bergschäden regelmäßig abgesunken wären. Somit versuchte man sich hauptsächlich im Schutz des Rheins, drei zentrale Klärwerke wurden dazu bis Ende der 1990er eingesetzt.
Der Verlauf der Emscher dient als Trasse für verschiedene Energieleitungen. Im Bild sieht man Hochspannungsleitungen, die Steinkohlenkraftwerke (im Hintergrund das STEAG-Kraftwerk in Herne) und Verbraucher verbinden. Auf dem linken Ufer verlaufen die Rohre (olivgrün) der Fernwärmeschiene Ruhr, in die Kraftwerke Wasser von 110 - 180 °C einspeisen und damit die Übergabepunkte zu den städtischen Fernwärmeversorgern im Ruhrgebiet beliefern.
Bis 1939 verkehrte eine Fähre zum Übersetzverkehr von Personen in Duisburg. Sie wurde 1960 durch eine Brücke ersetzt.
Renaturierung
Um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts galt die Emscher als der schmutzigste Fluss Deutschlands und die Kloake des Ruhrgebietes. Mit dem überwiegenden Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet bzw. seiner Nordwanderung stellen Bergsenkungen in der Emscher-Region nun kein Hindernis mehr dar, so dass mit dem Bau von unterirdischen Kanälen und der Renaturierung der Emscher begonnen wurde. Gleichzeitig wird ein dezentrales Abwasserklärsystem aufgebaut.
Erste Schritte in Richtung ökologischem Umbau des Emschersystems wurde mit der IBA Emscherpark unter anderem mit den Radwegen Emscher-Weg und Emscher Park Radweg und dem Emscher Landschaftspark gelegt. In den 90er Jahren wurde bereits ein kurzer Abschnitt der Emscher im Rahmen der Bundesgartenschau in Dortmund renaturiert.
Das zentrale Bauwerk im Rahmen der Renaturierung der Emscher bildet der Emscherkanal. Er besteht aus einer 51 km langen Betonröhre, die momentan in einer Tiefe von 5 - 35 Metern zwischen Dortmund und Dinslaken gebaut wird und das bisher direkt durch den Fluss abgeleitete Abwasser aufnehmen und einer Klärung zuführen soll. Die Fertigstellung des Emscherkanals ist für 2014 geplant.
Der an der Quelle der Emscher liegende Emscherquellhof wurde 2005 von der Emschergenossenschaft grundsaniert und wird für Ausstellungen und als Tagungs- und Bildungszentrum genutzt.
Nebengewässer
Im folgenden sind die Nebenflüsse der Emscher von der Quelle zur Mündung aufgelistet.
- Selbach
- Hörder Bach
- Olpkebach
- Rüpingsbach
- Aalbach
- Roßbach
- Nettebach
- Holthauser Bach
- Groppenbach
- Herdicksbach
- Landwehrbach
- Hellbach
- Holzbach
- Ostbach
- Schmiedesbach
- Resser Bach
- Hüller Bach
- Sellmannsbach
- Schwarzbach
- Boye
- Aspelflötte
- Berne
- Handbach
Rund um die Emscher
Das kanalisierte Flussbett der Emscher birgt durch die abgeschrägten, sehr glatten und glitschigen Betonwände ein hohes Gefahrenpotential für jeden, der (versehentlich oder absichtlich) ins Flußbett gelangt. Trotz Einzäunung und Ausschilderung hat die kanalisierte Emscher daher schon viele Menschen das Leben gekostet. So ertrank z.B. der Schriftsteller Michael Holzach (unter anderem: „Deutschland umsonst“, „Das vergessene Volk“, „Feldmann“) in der Emscher bei dem Versuch, seinen Hund Feldmann zu retten.
Literatur
- Kurowski, Hubert: Die Emscher: Geschichte und Geschichten einer Flusslandschaft, Essen : Klartext-Verl., 1993, ISBN 3-88474-045-8
- Gorzny, Klaus; Marlori, Claas: Burgen, Schlösser und Adelssitze im Emscher Landschaftspark, Marl: Piccolo-Verl., 2001, ISBN 3-9801776-5-3
- Sondermann, Dirk (Hrsg.): Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle, 344 Seiten. ISBN 3-922750-66-4
Weblinks
- Emscherumbau, Emschergenossenschaft
- WRRL Projekt Emscher, Staatliches Umweltamt Herten
- Historische Karte des Emscherverlaufs zwischen Dortmund und Essen im Brüsseler Atlas 1573, Herner Netz
- http://www.emscherlove.de/g001.html