Gruppenleistung
Die Gruppenleistung bezeichnet das letztendliche Resultat einer Gruppenarbeit. Beim Zustandekommen der Gruppenleistung gibt es einige Besonderheiten. Wenn eine Aufgabe additiv ist, dann ergibt sich die Gruppenleistung aus der Summe der Einzelleistungen. In vielen Fällen ist die Gruppenleistung jedoch geringer als die Summe der Einzelleistungen. Dieses Phänomen bezeichnet man als soziales Faulenzen oder auch als Ringelmann-Effekt.
Soziales Faulenzen
Soziales Faulenzen (social loafing) bedeutet, dass Menschen in Gruppen bzw. wahrgenommenen Gruppen weniger leisten, als wenn sie die Aufgabe allein bewältigen.
Bereits 1882 führte Maximilian Ringelmann (1861-1931) sein berühmtes Tauziehexperiment durch: Zuerst ließ er Versuchspersonen allein mit aller Kraft an einem Tauziehseil ziehen und maß die aufgewandte Kraft. Danach brachte er Versuchspersonen zu Gruppen zusammen und ließ sie gemeinsam tauziehen. Wäre diese Aufgabe additiv, dann hätte sich die Gruppenkraft aus der Summe der Einzelkräfte ergeben müssen. Dies war nicht der Fall: In der Gruppe wendeten die Personen weniger Kraft auf. Später wurde das Experiment in einer weiterentwickelten Form repliziert: Eventuell hätte gemeinsames Sprechen, Ablenkung oder gegenseitige Behinderung zu der Minderung der Gruppenleistung führen können. Deshalb verband man den Versuchspersonen die Augen, setzte ihnen Kopfhörer auf und stellte sie angeblich an die vorderste Position in der Gruppe. In Wahrheit zog die Person aber jedes mal allein an dem Seil. Wurde ihr aber gesagt, hinter ihr zögen noch andere, leistete sie weniger, als wenn sie meinte, allein zu ziehen.
Ein weiteres Experiment stammt von Latane et al. Die Versuchsperson saß mit fünf anderen angeblichen Probanden, die in Wahrheit Vertraute des Versuchsleiters waren, in einem Kreis. Alle hatten Kopfhörer in denen lautes Klatschen und Rufen zu hören war. Keiner konnte somit die Geräusche der anderen fünf Personen wahrnehmen. Nun wurde die einzige echte Versuchsperson gebeten, so laut wie möglich zu klatschen und zu rufen. In der ersten Bedingung war die Versuchsperson die einzige, welche Geräusche machen sollte - die anderen fünf Teilnehmer saßen stumm mit ihren Kopfhörern im Kreis.
In der zweiten Bedingung sagte man der Versuchsperson, dass auch die anderen Teilnehmer so laut wie möglich Geräusche produzieren sollten. Die fünf Vertrauten taten auch so, gestikulierten jedoch nur und waren in Wahrheit still. Da die Versuchsperson aufgrund der Kopfhörer die Lautstärke der anderen nicht wahrnahm, meinte sie, die anderen würden ebenfalls lärmen.
Wenn die Person meinte, die anderen würden auch lärmen, produzierte sie ein Drittel weniger Geräusche, als wenn sie meinte, als einzige zu lärmen.
Literatur
- Latane, B., Williams, K., & Harkins, S. (1979): Many Hands Make Light The Work: The Causes and Consequences of Social Loafing. Journal of Personality and Social Psychology 37 (1979) 822-832
- Oelsnitz, Dietrich von der & Busch, Michael W. (2006): Social Loafing - Leistungsminderung in Teams. Personalführung, 39. Jg. (2006), Heft 9, S. 64-75