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Borstei

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Borstei

Die Borstei ist eine denkmalgeschützte Wohnsiedlung im Münchner Stadtteil Moosach, die zwischen 1924 und 1929 von dem Architekten und Bauunternehmer Bernhard Borst erbaut wurde.

Geschichte

Als neuen Standort seiner Bauunternehmens erwirbt Bernhard Borst 1923 ein ca. 90.000 qm großes Grundstück an der Dachauer Straße. Neben Werkstätten sollen dort auch Wohnhäuser entstehen, Borst schreibt dafür einen Architekturwettbewerb aus. Unter den 60 Einreichungen, die im Münchner Glaspalast ausgestellt werden, werden zwar zwei 2. Preise vergeben, jedoch kein Sieger gekürt. Borst entwirft nun selbst einen Bauplan und so entstehen in den Folgejahren mehrere in Höfen angeordnete, durch Gewölbe und Durchfahrten verbundene Wohnhäuser. 1927 zieht Borst den Architekten Oswald Bieber hinzu.

1928 erhält die Borstei das erste zentrale Heizkraftwerk Deutschlands, das auch heute noch in Betrieb ist. Die Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen bieten einen für die damalige Zeit unüblichen Komfort: Zentralheizung, fließend heißes Wasser aus dem angegliederten Heizwerk, Gasherde, Parkett, Bad, Waschbecken und Bidet, beheizte Garagen und Kinderspielplätze in den Höfen. Die Wäsche können die Mieter in der Großwäscherei der Borstei abgeben, die sie innerhalb von 24 Stunden schrankfertig zurückliefert, für Arbeiten im Haus stehen den Mietern stundenweise - auch heute noch - Schreiner, Installateure, Gärtner, Maler und andere Handwerker zur Verfügung.

Die mittlerweile fast fertiggestellte Siedlung besitzt jedoch immer noch keinen Namen. Im Dezember 1928 wird deshalb ein Preisauschreiben ausgerufen. Aus den über 2600 Einsendungen wie "Paradies, Schlaraffenhof, Borsts Wohnautomat, Borstelysium..." wird der mehrach genannte Begriff "Borstei" ausgewählt.

1929 ist der Bau der Borstei abgeschlossen: 77 Häuser mit 772 Wohnungen und Läden verteilen sich nun auf 19.062 qm. Den Rest der 70.200 qm Fläche nehmen die Höfe und Gärten ein.

Mit dem Bau der Borstei verwirklichte der Unternehmer Borst eines seiner Ideale: "So suchte ich die Wohnfrage zu lösen: Das Schöne des Einfamilienhauses mit dem Praktischen einer Etagenwohnung zu verbinden. Dabei wollte ich alles auf die Entlastung der Hausfrau und auf die Gesundheit der Menschen abstimmen."

Borst, der selbst in der Borstei lebte, organisiert für die Bewohner Gartenkonzerte, und für die Kinder der Siedlung Faschingsfeiern und Sommerfeste.

Überall in den Gärten und Höfen der Borstei stösst man auf Skulpturen, die individuell gestalteten Häuser sind mit Fresken verziert.

Literatur

  • Klaus Weschenfelder: Die Borstei in München. Ein konservatives Siedlungsmodell der Zwanziger Jahre, in Miscellanea Bavarica Monacensia, Heft 99, München 1980, S. 69.
  • P. Schreiner, M. Michel, A.C. Woltmann: Die Borstei - ein zeitloses Modell für ein menschliches Wohnen. München 1987.