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Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt

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Schnellfahrstrecke
Nürnberg–Ingolstadt–München
Strecke der Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt
Streckennummer:5934 (NBS), 5501 (ABS)
Kursbuchstrecke (DB):900, 901, 990
Streckenlänge:170,8 km
Maximale Neigung: NBS: 20 ‰
ABS: 12,5 
Minimaler Radius:NBS (300-km/h-Abschnitt): 4085 m
ABS: 814 m
Streckengeschwindigkeit:NBS: 300 km/h
ABS: 200 km/h
Bundesland: Bayern
Verlaufsrichtung: Nord-Süd
Ausbau: zweigleisig (Ingolstadt dreigleisig),
(ab Petershausen zusätzlich ein
bzw. zwei neue Gleise für die S2),
elektrifiziert, größtenteils LZB und GSM-R
Wesentliche Betriebsstellen und Bauwerke
Strecke
Bahnstrecke Nürnberg–Regensburg
S-Bahnhof
100,6 Nürnberg Hauptbahnhof
Kreuzung geradeaus oben
98,9 Bahnstrecke Nürnberg–Marktredwitz
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
97,2 Übf und Sonderbahnsteig am Frankenstadion dreigleisig
Abzweig nach rechts und geradeaus
96,3 Ringbahn von Nürnberg Ost Richtungsgleis Nürnberg
Kreuzung geradeaus oben
94,8 von/nach Nürnberg Rangierbahnhof nur Richtungsgleis Regensburg
Kreuzung geradeaus oben
93,0 nach Nürnberg Rangierbahnhof
Kilometer-Wechsel
{{BSkm|90,8|9,8}} Beginn der Neubaustrecke
Strecke
9,6 Nürnberg Reichswald
Abzweig nach links und geradeaus
  vom Rangierbahnhof Nürnberg
Abzweig nach links
  zur Strecke Nürnberg–Regensburg
Strecke mit Straßenbrücke
10,6 Bundesautobahn 6
Kreuzung geradeaus oben
11,2 Richtungsgleis nach Regensburg
15,0 Schwarzachtalbrücke (104 m)
Strecke mit Straßenbrücke
15,5 Bundesautobahn 73 Autobahndreieck Nürnberg/Feucht
Bahnhof
25,4 Allersberg (Rothsee)
Tunnel
29,0 Göggelsbuchtunnel (2287 m)
33,6 Main-Donau-Kanal-Brücke (141 m)
Tunnel
40,5 Offenbautunnel (1333 m)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
42,4 Blockstelle Lohen
Strecke mit Straßenbrücke
47,2 Staatsstraße 2227 bei Großhöbing (305 m)
Tunnel
49,1 Euerwangtunnel (7700 m)
57,7 Brücke über die Anlauter
Tunnel
57,8 Schellenbergtunnel (650 m)
Bahnhof
58,6 Kinding (Altmühltal)
59,4 Brücke über die Altmühl (79 m)
Tunnel
59,6 Irlahülltunnel (7260 m)
Tunnel
67,6 Denkendorftunnel (1925 m)
Tunnel
76,0 Stammhamtunnel (1320 m)
Tunnel
78,1 Geisbergtunnel (3289 m)
Tunnel
85,0 Auditunnel (1258 m)
Bahnhof
86,8 Ingolstadt Nord Ende der Neubaustrecke
Kilometer-Wechsel
{{BSkm|87,0|84,3}} Einfädelung in die Strecke Treuchtlingen–München (3-gleisig)
Abzweig nach links und geradeaus
84,3 Bahnstrecke aus Treuchtlingen
83,4 Eisenbahnbrücke Ingolstadt über die Donau (184 m)
Bahnhof
81,0 Ingolstadt Hauptbahnhof

Strecke
Beginn der Ausbaustrecke
Kreuzung geradeaus unten
78,4 Paartalbahn Richtungsgleis Ingolstadt
Bahnhof
72,4 Reichertshofen (Oberbayern)
Strecke mit Straßenbrücke
67,8 Bundesautobahn 9
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
66,4 Hög
Brücke über die Ilm
Abzweig nach rechts und geradeaus
60,6 Strecke 5383 Wolnzach Markt nur Güterverkehr
Bahnhof
60,2 Rohrbach (Ilm)
Strecke mit Straßenbrücke
58,4 Bundesautobahn 9
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
Walkersbach
Überleitstelle / Spurwechsel
54,6 Üst Uttenhofen
Bahnhof
49,7 Pfaffenhofen (Ilm)
Bahnhof
43,8 Reichertshausen (Ilm)
Haltepunkt / Haltestelle
40,2 Paindorf
S-Bahnhof
36,4 Petershausen (Oberbayern) Endbahnhof der S-Bahn
34,8 Brücke über die Amper
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
27,1 Übf Röhrmoos dreigleisig
Brücke
24,1 Talbrücke bei Reipershofen (141 m)
Überleitstelle / Spurwechsel
19,4 Üst Dachau Nord
S-Bahnhof
17,8 Dachau Bahnhof
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
14,2 Übf München-Karlsfeld dreigleisig
Abzweig nach links
13,7 München Rangierbahnhof Nord zweigleisig
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
10,4 Übf München-Allach dreigleisig
S-Bahnhof
0,0 München Hauptbahnhof

Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt–München ist eine zweigleisige deutsche Eisenbahnstrecke für Personenfern-, -nah- und Güterverkehr zwischen Nürnberg und München.

Sie gliedert sich in die Neubaustrecke Nürnberg–Ingolstadt (NBS) und die Ausbaustrecke Ingolstadt–München (ABS). Die Gesamtstrecke ist eine Verlängerung des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 8 von Berlin über Halle/Leipzig und Erfurt nach Nürnberg. Sie ist ferner Teil des Achse Nr. 1 (Berlin−VeronaPalermo) der Transeuropäischen Netze.[1]

Die feierliche Einweihung der Strecke erfolgte am 13. Mai 2006. Am 28. Mai begann ein Vorlaufbetrieb mit Fernzügen. Der vollständige Inbetriebnahme erfolgte zum 10. Dezember 2006. An diesem Tag startete auch der Regionalverkehr. Die Fahrzeit zwischen Nürnberg und München verkürzte sich im Fernverkehr um rund eine halbe Stunde auf bis zu 62 Minuten, im Regionalverkehr um etwa eine Stunde auf rund 105 Minuten.

Die Projektkosten betragen ca. 3,6 Milliarden Euro (Preisstand: 2006). Im Jahr 1998, vor Baubeginn, wurden 2,3 Milliarden Euro kalkuliert. Das Großprojekt wurde von der DB ProjektBau GmbH betreut.

Die Schnellverbindung war insbesondere aufgrund der hohen Kosten, ökologischen Eingriffen, aber auch ihres Verlaufes − angedacht waren auch Varianten über Augsburg − umstritten.

Vorgeschichte

Entwicklung der Eisenbahnverbindung Nürnberg–München

Die erste durchgängige Bahnverbindung zwischen Nürnberg und München stand 1849 zur Verfügung. Die Teilstrecke Nürnberg–Augsburg führte dabei über den zwischen 1843 und 1849 errichteten Mittelabschnitt der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn über Treuchtlingen, Nördlingen und Donauwörth nach Augsburg (170 km). Bereits 1840 war durch die München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft die Stecke München–Augsburg (62 km) errichtet worden. Die Trasse zwischen den Hauptbahnhöfen von München und Nürnberg war 232 km[2] lang.

Mit Inbetriebnahme des Streckenabschnitts Donauwörth–Treuchtlingen (ohne Umweg über Nördlingen) wurde die Strecke zwischen Nürnberg und Augsburg 1906 auf 137 km verkürzt, zwischen Nürnberg und München auf 199 km. Die Luftlinie zwischen den Hauptbahnhof Nürnberg und München liegt bei 149,6 km.[3]

Ausgangssituation

In den 1980er Jahren waren die Möglichkeiten des Fernverkehrs mit ausgebauten Strecken vielerorts ausgeschöpft. Der InterCity erreichte auf Ausbaustrecken 200 km/h. Auch die Abschnitte Donauwörth–Augsburg (40,8 km) und Augsburg–München (62,0 km)[4] waren bereits weitgehend für diese Geschwindigkeit ertüchtigt worden. Auf der München-Augsburger Strecke war dabei zur Internationalen Verkehrausstellung 1965 erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland 200 km/h erreicht worden.[5]

Eine weitere Beschleunigung des Zugverkehrs war aufgrund zahlreicher enger Kurven der zumeist im 19. Jahrhundert für niedrigere Geschwindigkeiten trassierten Strecken in der Regel nicht möglich. So erlaubten zahlreiche Kurven im Abschnitt Donauwörth–Nürnberg (96,3 km)[4] nur stellenweise eine Fahrgeschwindigkeit von bis zu 160 km/h. (Durch den Ausbau für aktive Neigetechnik konnte in diesem Streckenabschnitt die Reisezeit im ICE T ab Ende Mai 2000[6] ein weiterer Fahrzeitgewinn von etwa drei Minuten (2006) bei einer Fahrgeschwindigkeit von größtenteils 160 km/h erzielt werden.[7]) Die Reisezeit für die 199 km zwischen Nürnberg und München lag bei etwa einer Stunde und 40 Minuten[8].

Mit den Neubaustrecken Hannver–Würzburg und Mannheim–Stuttgart waren rund 430 km Hochgeschwindigkeitsstrecken für bis zu 250 km/h im Bau, der ICE-Versuchsträger InterCityExperimental im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Damalige Überlegungen sahen im Raum Nürnberg den Bau einer 31,8 km langen Fernbahn-Ersatzstrecke vor, die von Nürnberg Hauptbahnhof in südöstlicher Richtung entlang von A 3 und B 62 bis Roth verlaufen wäre, um dort in die bestehende Bahnstrecke Nürnberg–Treuchtlingen/Augsburg einzufädeln. Die frei gewordenen Kapazitäten auf den bisherigen Gleise zwischen Roth und Nürnberg sollten für die geplante Nürnberger S-Bahn-Linie 3 genutzt werden.[8] Eine spürbare Fahrzeitreduzierung wäre, trotz entfallendem Fahrtrichtungswechsel von Nord-Süd-Fernzügen in am Hauptbahnhof Nürnberg (damals noch ohne Steuerwagen), nicht zu erwarten gewesen.

Erste Überlegungen

Die Direktion Nürnberg der damaligen Deutschen Bundesbahn legte 1983 einen ersten Vorschlag für eine neue Bahnverbindung zwischen Nürnberg und München vor.

Auf Antrag der Bundesbahn von 1984 wurde das Vorhaben − mit offenem Trassenverlauf, offenen Investitionskosten sowie „vorbehaltlich eines ausreichenden Wirtschaftlichkeitsnachweises unter Berücksichtiung der Netzwirkungen“ − in den Bundesverkehrswegeplan von 1985 aufgenommen.[9] Das volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Verhältnis für das Projekt lag bei 1,2.[10] Die genaue Linienführung sollte dabei noch untersucht werden. Diskutiert wurde dabei im Wesentlichen ein Ausbau der bestehenden Strecke über Treuchtlingen/Augsburg mit teilweisen Linienverbesserungen sowie die Errichtung einer Neubaustrecke zwischen Nürnberg und Ingolstadt mit Ausbau der Strecke zwischen Ingolstadt und München.

Variantenstreit

Umstrittene Eingriffe in Landschaft und Ökosystem − Neubaustrecke mit A 9 und Ortschaft Enkering im Anlautertal, vor dem Schellenberg

Während die Notwendigkeit einer schnelleren Verbindung allgemein unumstritten war, sorgten insbesondere der geplante Verlauf, sowie Eingriffe in Ökosystem und Landschaft, für intensive Diskussionen.

Nach Aufnahme in den Verkehrswegeplan wurden acht Varianten, zwischen dem Ausbau der Strecke Nürnberg–Donauwörth–Augsburg–München im Westen sowie der Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg–Sengenthal–Ingolstadt–München im Osten, untersucht. Per Beschluss vom 19. Juli 1988 gab die Bayerische Staatsregierung der Variante über Ingolstadt den Vorzug. Ungeachtet dessen wurde für beide Varianten am 14. Juli 1989[11] ein Raumordnungsverfahren durch das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen eingeleitet. Im Korridor Nürnberg–Ingolstadt wurden dabei sechs Varianten untersucht. Unter anderem wurde dabei eine Streckenführung westlich der realisierten Variante, über Pfahldorf, mit Anschluss an die Bahnstrecke Ingolstadt–Treuchtlingen bei Gaimersheim geprüft.[12]

Das Raumordnungsverfahren hinsichtlich der Variante über Augsburg wurde auf Antrag der damaligen Deutschen Bundesbahn vom 29. Mai 1991 abgebrochen. Am 19. Juni 1991 endete das Verfahren mit einer landesplanerischen Beurteilung, in der die heutige Streckenführung der Neubaustrecke als ausgewogenste Lösung identifiziert wurde. Im Juli 1992 wurden die Pläne in den betroffenen Gemeinden öffentlich ausgelegt.[13] [12]

Die Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg–Ingolstadt–München wurde im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans von 1992 geführt, bei einer geplanten Gesamtinvestition von 3000 Mio. DM (1534 Mio. Euro, Preisstand: 1. Januar 1991).[14] Die Strecke wurde im Bundesschienenwegeausbaugesetz vom 15. November 1993 in der Fassung vom 27. Dezember 1993 festgeschrieben.[10]

Neubaustrecke Nürnberg–Ingolstadt

Der 77,4 km[15] lange Neubauabschnitt verläuft in weiten Teilen parallel zur Bundesautobahn 9, um eine (nachteilige) zusätzliche Landschaftszerschneidung zu vermeiden. Insbesondere aufgrund des festgelegten Verlaufs zur Verkehrswegebündelung war die aufwendige Errichtung von neun Tunnels mit einer Gesamtlänge von 27 km − fast ein Drittel der insgesamt 90,1 km langen[4] Strecke − erforderlich. Der 7,7 km lange Euerwang- sowie der 7,3 km lange Irlahülltunnel zählen dabei zu den längsten deutschen Röhren. Darüber hinaus wurden 82 Überführungen von Eisenbahn und Straße errichtet, darunter fünf größere Eisenbrücken, sowie etwa 80[16] Durchlässe (Durchmesser unter 2 m). Die mit 305 m längste Straßenbrücke der Neubaustrecke überspannt bei Großhöbing die Neubaustrecke, die Schwarzach und die A 9.

Das durchgängig verschweißte Gleis wurde auf einer Festen Fahrbahn (Km 11,5–86,6) aus 120 Meter langen Schienenstücken hergestellt. Auf insgesamt 69,4 km Länge sind die Gleisanlagen für eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h ausgelegt. Dadurch verkürzt sich die Fahrzeit auf der Strecke von Nürnberg nach München von 105 auf bis zu 62 Minuten, von Nürnberg nach Ingolstadt von 66 auf rund 30 Minuten. Mit den Bahnhöfen Allersberg (Rothsee) und Kinding (Altmühltal) wurden zwei neue Regionalbahnhöfe errichtet. Während Nahverkehrszüge über Weichen Bahnsteiggleise anfahren, kann der Fernverkehr die Stationen ohne Halt und Geschwindigkeitsreduzierung durchfahren.

Verlauf

Verkehrswegebündelung von Schnellfahrstrecke und A 9

Züge vom Hauptbahnhof Nürnberg zur Neubaustrecke befahren die ausgebaute Altstrecke Nürnberg–Regensburg bis Nürnberg-Fischbach (9 km). Die Strecke verlässt den Hauptbahnhof Nürnberg in östlicher Richtung, überquert dabei die Bahnstrecke Nürnberg–Marktredwitz und führt, parallel zur S-Bahn-Linie 2, am easyCredit-Stadion vorbei, nach Nürnberg-Fischbach. Am Abzweig Reichswald wird die Regensburger Linie dort über Schnellfahrweichen auf ein nun parallel führendes Gleis vom Rangierbahnhof Nürnberg ausgefädelt. In „gerader“ Richtung schließt sich die neu errichtete Strecke Richtung Ingolstadt an.

Auf der Rampe des folgenden Überwerfungsbauwerks steigt die Neubaustrecke an und überquert höhenfrei das Richtungsgleis nach Regensburg. Während die Strecken Richtung Regensburg und Altdorf (S-Bahn) in einer Linkskurve den Bahnhof Feucht einfahren, führt die Schnellstrecke in einer leichten Rechtskurve in südlicher Richtung an der Gemeinde vorbei. Beim Strecken-Km 13 trifft sie auf die westlich verlaufende A 73 und östlich auf die A 9. Die Strecke läuft über die Schwarzachtalbrücke über die Schwarzach und kurz darauf in einem Trogbauwerk unter dem Autobahndreieck Nürnberg/Feucht. Während die A 73 hier endet, verläuft die A 9 für rund 35 km parallel zur Strecke.

Es folgen der Bahnhof Allersberg, der Tunnel Göggelsbuch, die Brücke über den Main-Donau-Kanal sowie der Offenbautunnel. Beim Streckenkilometer 46/47 endet die Parallellage von Autobahn und Bahnstrecke: Die Autobahn entfernt sich in östlicher Richtung Richtung Greding, während die Strecke in süd-westlicher Richtung in den Euerwangtunnel eintritt. Nach 7,7 km endet die Röhre. In einem kurzen Intermezzo passiert die Strecke im Freien das Tal der Anlauter, taucht in den 650 m langen Schellenbergtunnel ein und durchläuft das Altmühltal mit dem Bahnhof Kinding. Die Autobahn verläuft in diesem kurzen Bereich östlich.

Im Irlahülltunnel (7260 m) unterquert die Strecke die Fernstraße und steigt anschließend um rund 115 m an. Im anschließenden Denkendorftunnel fällt die Gradiente kurzzeitig leicht ab, bevor die Strecke beim Km 71 mit 496 Höhenmetern ihren absoluten Scheitelpunkt erreicht. Die Autobahn verläuft in diesem Abschnitt östlich der Bahnstrecke, und wird im anschließenden Stammhamtunnel erneut unterquert. Die Strecke löst sich von der Fernstraße und taucht wenig später im Geisbergtunnel ab. In Sichtweite der Ingolstädter Audiwerke verläuft die Strecke kurz parallel zur unmittelbar westlich gelegenen Ortsumgehungsstraße von Etting.

Der Schnellfahrabschnitt endet beim Km 83,7, unmittelbar vor einer Kurve, die über eine Rampe in den Auditunnel einführt. In den Südrampe, in dem auch die Bahnsteige des Bahnhofs Ingolstadt Nord an der Schnellfahrstrecke liegen, endet der Neubauabschnitt. Die Gleise fädeln hier in die Bahnstrecke Ingolstadt–Treuchtlingen ein. Nach Überquerung der Donau auf den Eisenbahnbrücken Ingolstadt erreicht die Strecke den Hauptbahnhof Ingolstadt.

Planung

Die Planfeststellungsbeschlüsse der Neubaustrecke wurden zwischen dem 7. April 1994 (Fischbach–Feucht) und dem 26. Februar 1999 (Einführung Ingolstadt) erlassen.[11] Die Neubaustrecke war aufgeteilt in 14 Planfeststellungsabschnitte sowie zwei für die Bahnstrom-Fernleitungen. Insgesamt wurden rund 300 Einwendungen von Bürgern vorgebracht.[17] Von insgesamt rund 40 Klagen und Eilverfahren gegen die Verwaltungsakte führte keines zum Erfolg.[18]

Der Bund Naturschutz in Bayern e. V. wandte sich mehrfach gegen die Strecke als Ganzes, insbesondere mit Verweis auf die Ausbauvariante über Augsburg sowie ökologische Eingriffe durch die Neubaustrecke. Der Verein führte unter anderem aus, die Strecke sei zum Wohl der Allgemeinheit objektiv nicht erforderlich. Unter anderem wies der Bayerische Verwaltungsgerichtshofs in einem gemeinsamen Urteil und Beschluss vom 29. März 1996[12] sowie vom 10. Januar 1997[13] Klagen des Vereins ab. Verfassungsbeschwerden des Vereins wurden am 8. Juni 1998 letztinstanzlich durch das Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen, ein damit verbundener Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung damit abgewiesen.[19]

Insgesamt wurden 746 Kaufverträge über Grundstücke abgeschlossen. Die bebaute Fläche liegt von rund 446 ha, die ökologischen Ausgleichsflächen bei 294 ha.[17] Auf 16 Deponien wurden rund 7,5 Mio. m³ Aushubmaterial untergebracht.

Die Baulose Nord, Mitte und Süd werden am 3. September 1998 an Generalunternehmer vergeben. Im Verlauf der Bauphase kam es zu 157 Planänderungsverfahren (Stand: Oktober 2005[17]).

Bau

Baustelle der Neubaustrecke im Los Süd bei Ingolstadt (2004)

Im Nürnberger Stadtteil Altenfurt erfolgte am 15. Juli 1994 der erste, symbolische Spatenstich zur Erweiterung der Eisenbahnbrücke über die „Breslauer Straße“. Ministerpräsident Edmund Stoiber, Verkehrs-Staatssekretär Wilhelm Knittel und Bahnchef Heinz Dürr drückten symbolisch einen Knopf.

Zwischen 1997 und 1999 wurde der Knoten am Abzweig Reichswald auf einer Länge von fünf Kilometern umgebaut. Großflächige Bauarbeiten im Neubauabschnitt begannen nach Auftragsvergabe Ende 1998. Bis März 1999 wurden Rodungsarbeiten und archäologische Vorerkundung weitgehend abgeschlossen.

Tunnel Göggelsbuch (Nordportal) während der Baupahse im Jahre 2003

Von Mai 1999 bis Mai 2001 erfolgte der Vortrieb der Tunnel. Bei deren Errichtung kam es zu zahlreichen Problemen, die erhebliche Planänderungen erforderlich machten und sich erheblich auf Bauzeit und -kosten auswirkten. So war der Offenbautunnel aufgrund erheblicher hydrologischer Probleme in einem aufwändigen Druckluftverfahren zu errichten; auch der Euerwangtunnel musste in weiten Teilen druckwasserdicht ausgeführt werden. Der Denkendorftunnel wurde, nach massiven Böschungsrutschen, in seiner Länge verdreifacht und aufwändig im Grundwasser errichtet. Besonders hervorzuheben sind Verkarstungen im Bereich der Altmühlalb, die aufgrund der angestrebten Verkehrswegebündelung nicht großräumig umgangen werden konnte. Im Irlahüll-, Geisberg- und im Stammham-Tunnel waren aufwändige Verfüllungen von Karsthöhlen notwendig geworden. Bis Herbst 2004 wurden alle Tunnel im Rohbau abgeschlossen.

Die Feste Fahrbahn wurde zwischen April 2004 und April 2005 eingerichtet[20], im Mai wurden Oberbau und Gleisanlage fertiggestellt. Bis Oktober folgten erste Test- und Messfahrten mit niedriger Geschwindigkeit, unter anderem zur Kontrolle der Gleislage. Am 13. September 2005 befuhr erstmals ein ICE (ICE TD) die Strecke mit niedriger Geschwindigkeit.

Inbetriebnahme

Zwei Lokomotiven der Baureihe 218 schleppen eine ICE-3-Doppelgarnitur ab.
Datei:Tunnelrettungsübung.jpg
Tunnelrettungsübung am 6. Mai 2006
Symbolische Eröffnung der Strecke am Hauptbahnhof München
Zwei ICE 3 Vollzüge fuhren zur Eröffnung der Strecke parallel.

Am 13. Mai 2005 fand im Bahnhof Kinding der symbolische „Lückenschluss“ der Strecke statt. Ein elf Meter langes Schienenstück war dazu am Morgen im nordöstlichen Bereich des Bahnhofs herausgeschnitten und per Bagger in den angrenzenden Schellenbergtunnel gebracht worden. Am Nachmittag wurde es, unter Anwesenheit einiger hundert Gäste, wieder feierlich verschweißt.

Am 24. November 2005, 8 Uhr, führte die Oberleitung erstmals Strom; am 27. November um 4 Uhr wurden die Elektronischen Stellwerke der Strecke in Betrieb genommen. Ab Dezember 2005 folgten umfangreiche Test- und Abnahmefahrten mit Spitzengeschwindigkeiten von über 330 km/h. Dabei waren neben dem ICE S, der zeitweise mit einem bzw. sieben Mittelwagen unterwegs war, von der DB Systemtechnik die Lokomotiven 103 235 mit einem Schallmesszug sowie 120 502 mit dem RAILab unterwegs.

Bei den ersten Testfahrten mit hoher Geschwindigkeit kam es an den beiden Portalen der beiden längsten Tunnels (Irlahüll- und Euerwangtunnel) zu Tunnelknalleffekten. Dies machte den Einbau von Schallabsorbern erforderlich und verzögerte die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme. Im April 2006 begannen die Personalschulungsfahrten, bei denen die Lokführer mit ICE 3 Streckenkundefahrten unternahmen und Abschleppübungen durchführten. Am 6. Mai 2006 fand im Euerwangtunnel eine Rettungsübung statt. Dabei wurde die Evakuierung eines ICE mit etwa 250 Fahrgästen durch zwei Notausgänge geprobt. Vom 2. bis 27. Mai erfolgte darüber hinaus ein Probebetrieb mit mehreren Fahrzeugen.

Die offizielle Eröffnung fand am 13. Mai unter dem Motto Bahn frei! Nürnberg-Ingolstadt-München − Bayerns schnellste Bahnachse statt. Am späten Vormittag stellten Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber, Innenminister Günther Beckstein, Ministerpräsident Edmund Stoiber, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sowie Bahnchef Hartmut Mehdorn am Hauptbahnhof München symbolisch das Ausfahrsignal auf grün. Zwei ICE-3-Züge, jeweils in Doppeltraktion, fuhren anschließend parallel nach Nürnberg. Nach Ankunft der Züge am Hauptbahnhof Nürnberg fand dort eine Eröffnungsfeier für geladene Gäste statt.

Vorlaufbetrieb

TGV POS auf der Main-Donau-Kanal-Brücke

Zwischen der Inbetriebnahme am 28. Mai 2006 und dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2006 wurde ein Vorlaufbetrieb eingerichtet. Dabei verkehrten ausschließlich Züge des Personenfernverkehrs in einem verdichteten Zwei-Stunden-Takt, insbesondere die ICE 3 der Linie 41 (Dortmund/Essen–Nürnberg–München). In Tagesrandlage, zur Hauptverkehrszeit und im Wochenendverkehr verkehrten darüber hinaus ICE T der Linie 28 (München–Berlin–Hamburg) sowie die Züge ICE 926/927 der Linie 31. Des Weiteren benutzte das IC-Zugpaar Karwendel (IC 2410/2411) die Strecke an Samstagen.

Bereits seit Juni 2005, ein Jahr vor Inbetriebnahme der Neubaustrecke, verkehrten mehrere ICE-3-Zugpaare über die Altstrecke über Treuchtlingen/Ingolstadt zwischen München und Nürnberg bei einer Fahrzeit von rund zwei Stunden.[21]

Im Juli 2006 war der TGV POS auf der Neubaustrecke im Einsatz, um Probefahrten mit bis zu 330 km/h für die Zulassung in Deutschland zu absolvieren. Die Vollinbetriebnahme der Strecke erfolgte zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2006.

Weltrekordfahrt am 2. September 2006

Die Weltrekordlok 1216 050 samt Messwagen auf Rekordfahrt mit 357 km/h auf Höhe des Autohofs bei Hilpoltstein

Am 2. September 2006 stellte eine Siemens-Lokomotive vom Typ EuroSprinter 64 U4 (auch „Taurus III“ oder ÖBB 1216) einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord für konventionelle Elektrolokomotiven auf. Die 6.400 kW starke Mehrsystemlokomotive erreichte im zweiten Anlauf um 16:03 Uhr auf Höhe von Hilpoltstein (Streckenabschnitt Allersberg–Kinding) die neue Rekordmarke von 357,0 km/h. Sie überbot den Rekord einer französischen Lokomotive des Typs BB 9004 mit 331 km/h vom 29. Mai 1955 und wurde damit zur schnellsten Lokomotive der Welt. Zuvor war im ersten Versuch gegen 15:15 Uhr die Höchstgeschwindigkeit von 343,9 km/h beim Kilometer 34,3 erreicht worden.[22]

Die Lokomotive hatte einen Messwagen der DB Systemtechnik angehängt. Für beide Rekordfahrten, die jeweils im östlichen Richtungsgleis mit Fahrtrichtung Nürnberg stattfanden, wurden die Zugsicherungssysteme (LZB und PZB) der Lokomotive abgeschaltet; auch Zugbegegnungen waren sicher auszuschließen. Daher musste die komplette vor dem Zug liegende Strecke (bis zu ca. 80 km) frei von Zügen sein. Da auf der Schnellfahrstrecke bis zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2006 ohnehin nur eine ICE-Linie regelmäßig verkehrte, konnten diese Voraussetzungen ohne Beeinträchtigungen des Reiseverkehrs erfüllt werden.

In langen Tunneln und entlang einer Schallschutzwand beim Kilometer 45 war die zulässige Höchstgeschwindigkeit für die Versuche auf 250 km/h bzw. 285 km/h begrenzt worden.[22] Nur auf dem etwa neun Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Nordportal des Offenbautunnels und dem Südportal des Göggelsbuchtunnels war eine Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h erlaubt. Die Lok wurde ab dem Streckenkilometer 45,2 von 285 km/h auf 357,0 km/h beschleunigt, der Rekord beim Kilometer 36,6 um 16:03 Uhr erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit wurde für wenige Sekunden gehalten, ehe der Lokführer die Lok wieder abbremste, damit diese im Bahnhof Allersberg wieder rechtzeitig zum Stehen kommen konnte.

Etwa 1500 Eisenbahnfreunde verfolgten die Fahrt entlang der Strecke und am Bahnhof Kinding. Gegen 16:30 Uhr traf die Lok dort ein, wo eine Feier und eine Fahrzeugschau stattfanden; dabei konnten auch die beiden französischen Rekord-Lokomotiven besichtigt werden. Um auszuschließen, dass Schäden an der NBS entstanden waren, wurde eine Kontrollfahrt des Versuchszuges ICE S am Ende der Rekordfahrt durchgeführt, der den Zustand der Oberleitung und des Oberbaus der Neubaustrecke überprüfte. Nach Angaben von DB Netz und Siemens waren weder die Strecke noch die Lokomotive technisch besonders präpariert worden. Kleinere Anpassungen umfassten einen reduzierten Bremszylinderdruck (zur Vermeidung von Überhitzungen bei Schnellbremsungen), die Motorleistung von 6,4 auf (kurzzeitig) 7,3 MW erhöht, Änderungen an der Fahrzeugsoftware sowie den Einbau zahlreicher Sensoren.[22]

Den Rekordfahrten gingen seit 21. August zahlreiche „Hochtastfahrten“ voraus, in denen die Lok schrittweise bis auf 330 km/h beschleunigt wurde.[22] DB Netz erteilte eine für die Schnellfahrten eine Sondergenehmigung, die Regierung von Mittelfranken einen Zulassungsbescheid.[22]

Siehe auch: Geschwindigkeitsweltrekorde für Schienenfahrzeuge

Betrieb

Ein ICE 1 verlässt den Schellenbergtunnel kurz vor dem Bahnhof Kinding
München-Nürnberg-Express zwischen Offenbau- und Euerwangtunnel

Fernverkehr

Die Neubaustrecke wird im Jahresfahrplan 2007 von den ICE-Linien

  • München–Nürnberg–Frankfurt(Main)–Köln(–Dortmund) (Linie 41; stündlich, ICE 3)
  • München–Nürnberg–Hannover–Hamburg/Bremen (Linie 25; stündlich, mit Taktlücken, ICE 1, ICE 2)
  • München–Nürnberg–Leipzig–Berlin(–Hamburg) (Linie 28; stündlich, mit Taktlücken, ICE T)

befahren. An Samstagen benutzt darüber hinaus das InterCity-Zugpaar IC 2410/IC 2411 Mittenwald–Berlin (Linie F20) die Strecke. Einzelne Fernzüge werden dabei weiterhin über Augsburg geführt, sodass es zu „Löchern“ im Taktfahrplan kommt.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 wurde auf den ICE-Linien 28 und 41 der bisherige, verdichtete Zwei-Stunden-Takt zu einem weitgehenden Stundentakt (mit einzelnen Taktlücken) verdichtet. Seitdem besteht ein weitgehender Halbstundentakt zwischen Nürnberg und München.

Regionalverkehr

Auch im Personennahverkehr wird die Strecke seit Dezember 2006 befahren. Zwischen Nürnberg und München verkehrt dabei zweistündlich der München-Nürnberg-Express. Diese Züge werden aus ehemaligen InterCity-Wagen und Lokomotiven der Baureihe 101 gebildet. Er ist im Moment der einzige in Deutschland mit bis zu 200 km/h verkehrende Regionalzug und der erste, der in voller Länge über eine Hochgeschwindigkeits-Neubaustrecke verkehrt.

Zusätzlich verkehrt zwischen Nürnberg und Allersberg mit dem Allersberg-Express ein RegionalBahn-Shuttleverkehr. Werktags besteht weitgehend ein Stundentakt, am Wochenende werden täglich fünf Zugpaare angeboten. Die bis zu 140 km/h schnellen Regionalzüge werden mit Loks der Baureihe 112 und n-Wagen gefahren.

Beide Regionalverkehre werden seit Dezember 2006 für zunächst sieben Jahre von der Deutschen Bahn erbracht und anschließend für zehn Jahre langfristig ausgeschrieben. Die jährliche Fahrleistung liegt bei 1,7 Millionen Kilometern. Laut Bahnangaben sind mit der Abwicklung des Regionalverkehrs etwa 70 Menschen beschäftigt.[23]

Fahrgeschwindigkeiten

Datei:NBS Ingolstadt.jpg
Die Neubaustrecke bei Ingolstadt mit ICE 3

Die Neubaustrecke kann zwischen den Streckenkilometern 14,2 (bei Feucht) und 83,7 (nördlich des Auditunnels bei Ingolstadt) planmäßig mit 300 km/h befahren werden. In Richtung München erreichen die ICE 3 bei maximaler Beschleunigung in der Regel im Bereich des Bahnhofs Allersberg (Km 25) diese Geschwindigkeit, in Richtung Nürnberg im Irlahülltunnel.

Die Ausfahrt in Nürnberg Hauptbahnhof am Bahnsteig erfolgt mit bis zu 80 km/h, dann 100 km/h. Ab Höhe der S-Bahn-Station Nürnberg-Gleißhammer (Strecken-Km 98) können 120 km/h gefahren werden. Ab Nürnberg-Dutzendteich (Strecken-Km 97) liegt die zulässige Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h, ab Km 94 bei 200 km/h. Nach dem Abzweig Reichswald (Km 10 der Neubaustrecke) liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 250 km/h. Zwischen den Strecken-Kilometern 12, dem Übergang zur Festen Fahrbahn, und 14,2 (Ende einer Kurve, beim Autobahndreieck Nürnberg/Feucht) ist die Neubaustrecke für Tempo 280 freigegeben. Hier beginnt der 300-km/h-Abschnitt.

Südlich des beim Km 83,7 endenden Schnellfahrabschnitts schließt eine Kurve an, die in den Auditunnel führt. Hier kann Tempo 160 gefahren werden, ab dem Ausfahrsignal im Bahnhof Ingolstadt Nord noch 130. Beim Kilometer 87,8 endet die LZB, bevor die Donau mit bis zu 130 km/h überquert wird. Etwa eine Minute später Hauptbahnhof Ingolstadt erreicht (160 km/h Durchfahrgeschwindigkeit).

Die angegebenen Fahrgeschwindigkeiten gelten in nördlicher Fahrtrichtung analog.

Fahrzeiten

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Auditunnel: Beginn der Neubaustrecke in Ingolstadt. Hier mit ICE S bei einer Messfahrt

Mit einer fahrplanmäßigen Durchschnittsgeschwindigkeit von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof von rund 185 km/h[24], war das Potenzial der weitgehend für Tempo 300 geeigneten Strecke im Sommerfahrplan 2006 noch nicht ausgereizt. So ließen sich bei guten betrieblichen Bedingungen im Bereich der Neubaustrecke etwa fünf Minuten Verspätung bei zügigem Beschleunigungen und Bremsen aufholen.

Diese Puffer wurden mit dem Jahresfahrplan 2007 reduziert. Die kürzesten Reisezeiten im Fahrplan liegen bei 27 bzw. 28 Minuten zwischen Nürnberg und Ingolstadt (193 bzw. 200 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) sowie 62 Minuten zwischen München und Nürnberg (165 km/h Durchschnitt). Die minimale Fahrzeit zwischen den beiden größten bayerischen Städten liegt bei rund 55 Minuten (ICE-3-Halbzug, gute Schienenverhältnisse).

Sicherheitskonzept

Euerwangtunnel mit Sicherheitsbeleuchtung und leichter Neigung
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Notausgang aus dem Fahrtunnel
LARS einer über die Strecke führenden Autobahnzufahrt
Fluchttreppe über einen Erdwall

Ein sicherer Bahnbetrieb wird durch vielfältige Maßnahmen sichergestellt. Im Hochgeschwindigkeitsverkehr werden weitere Maßnahmen zur Unfallvermeidung getroffen, beispielsweise durch kontinuierliche Zugbeeinflussung, Schutzweichen und das Verbot von höhengleichen Bahnübergängen. Darauf aufbauend wurde das Sicherheitskonzept auf der jüngsten deutschen Eisenbahn-Neubaustrecke weiterentwickelt.

Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die neun Tunnel der Strecke im Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Allersberg und Ingolstadt Nord. Entsprechend der Tunnel-Richtlinie des Eisenbahn-Bundesamtes[25] wurden alle Röhren, mit Ausnahme des Auditunnels, mit einer Längsneigung trassiert. Züge können dadurch notfalls auch ohne Antrieb selbstständig herausrollen, Rauch im Brandfall aufgrund des Kamineffekts besser abziehen.

Weitere Maßnahmen dienen insbesondere der Unterstützung der Selbstrettung.[26] So wurden alle Röhren mit einer Sicherheitsbeleuchtung ausgerüstet. Der Längsabstand der beidseitig angebrachten Lampen liegt bei 18 m, die Stromversorgung ist redundant aufgebaut. Darüber hinaus wurden Fluchtwege neben den Gleisen von wenigstens 1,60 m Breite errichtet. Handläufe, Richtungspfeile (Abstand: 25 m) und Zeichen (125 m) weisen darüber hinaus den Weg zu insgesamt 29 Notausgängen. Sie wurden im Abstand von maximal einem Kilometer errichtet und sind mit Schleusen und (teilweise) Sammelräumen ausgestattet. Von dort führen in den längeren Tunnels 25 (leicht geneigte) Stollen und 13 Schächte (über Wendeltreppen) ins Freie.

Zur Unterstützung der Fremdrettung wurden an den Tunnelportalen 1500 m² große Rettungsplätze sowie Löschwasserbehälter von 96 Kubikmetern Volumen errichtet. Die Rettungsstollen (Gesamtlänge: 8,1 km) sind teilweise mit Straßenfahrzeugen befahrbar; die bis zu 49 m hohen Schächte (Gesamthöhe: rund 300 Meter) wurden ab einer Höhe von 30 m mit Aufzügen versehen. Im Tunnel stehen unter anderem eine trockene Löschwasserleitung, BOS-Funk, Notruffernsprecher und Energie-Entnahmestellen zur Verfügung. Auf die früher üblichen Tunnel-Rettungszüge wurde verzichtet.

Im Rahmen des so genannten Selbstrettungskonzeptes wird auf Schnellfahrstrecken eingesetztes Zugbegleitpersonal in Grundlagen der Brandbekämpfung, der Notbremsbedienung sowie Evakuierungen unterwiesen. Im April 2007 wurde der Feuerwehr Kipfenberg eine Übungsanlage für Tunnelbrände übergeben. Erstmals an einer deutschen Schnellfahrstrecke können damit die zuständigen Feuerwehren auch außerhalb der (nur während der nächtlichen Sperrpause zur Verfügung stehenden) Fahrtunnel üben.[27]

Obwohl die Strecke auch für leichte, schnelle Güterzüge trassiert wurde, dürfen diese die Strecke momentan nicht benutzen, da Zugbegegnungen zwischen ICE- und Güterzügen aus Sicherheitsgründen nicht zulässig sind. Die Tunnels dürfen darüber hinaus nur von Personenzügen befahren werden, die druckertüchtigt und mit Notbremsüberbrückung ausgestattet sind. Der von dieser Regelung ausgenommene Allersberg-Express verkehrt nur im tunnelfreien Nordabschnitt.

In den Bündelungsbereichen mit der A 9 waren besondere Vorkehrungen vor abkommenden Fahrzeugen zu treffen. Dort, wo Straße und Schiene besonders nah beieinander liegen, wurden Erdwälle von zwei bis drei Metern Höhe aufgeschüttet und verstärkte Schutzplanken installiert. An besonders kritischen Stellen sowie allen Überführungen der Autobahn-Anschlussstellen über die Strecke wurden zusätzlich Ladungsabwurfs-Rückhalte-Systeme (LARS) installiert. Dabei handelt es sich um drei Meter hohe Stahlplanken zum Schutz vor herabfallenden Ladungsteilen auf die Strecke.

Soweit der Zugang nicht anderweitig gegeben ist (z. B. über die teils parallel führende Autobahn), wurden im Abstand von maximal tausend Metern entlang der Strecke Zugänge zu den Gleisen errichtet. Fahrzeuge können über Zufahrten bis wenigstens 200 m an die Gleisanlagen herangeführt werden. Bei einseitigen Zugängen wurden Wendemöglichkeiten errichtet. Über Erdwälle wurden dabei Treppen von 1,60 m Breite angelegt.

Insbesondere nach dem ICE-Unglück von Eschede (1998) wurden die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft − kurz vor dem Anstich wurde dabei sogar eine Zweiröhren-Lösung für einige Tunnel diskutiert. Zahlreiche Verbesserungen am Rettungskonzept führten zu erheblichen Mehrkosten.[28]

Technische Ausrüstung

Übergang am Abzweig Reichswald (Strecken-Km 11,5) zwischen Fester Fahrbahn (vorne) und herkömmlichen Schotter-Oberbau (hinten)

Der Oberbau der Neubaustrecke ist durchgängig als Feste Fahrbahn ausgeführt. Als Systeme kommen dabei Rheda 2000 (Strecken-Km 11,5–13,6 und 48,6–84,6), Fertigteilplatten von Max Bögl (Km 13,6–48,6) sowie Rheda klassisch in Trogbauweise (Km 84,6–86,6 – Auditunnel) zum Einsatz. Lediglich die Bahnsteiggleise der Bahnhöfe sowie die Zuführungen zum Neubauabschnitt in Nürnberg und Ingolstadt sind in konventioneller Schotter-Schwellen-Bauweise gebaut worden.

Die noch im Bau befindliche Strecke nahe des Autohofs Hilpoltstein. Gut zu erkennen ist die maximale Steigung von 20 Promille

Die Gleisanlage wurde im Neubauabschnitt mit einer Gradiente von bis zu 20 Promille bei einer Überhöhung von bis zu 160 mm sowie einem Überhöhungsfehlbetrag (bei 300 km/h) von 100 mm trassiert; 20 Promille Längsneigung werden in neun Abschnitten von 600 bis 1815 m Länge (im Geisbergtunnel) erreicht. Der minimale Bogenhalbmesser im Schnellfahrabschnitt liegt bei 4085 m.[29] Die Weichen der Überleitstellen sind mit 130 km/h befahrbar, die der Bahnsteiggleise mit 100 km/h.[30] Der Querschnitt der Fahrtunnel liegt bei 92 qm², der Gleisabstand bei 4,50 m.[31]

Die Leit- und Sicherungstechnik der Strecke wird über ein Elektronisches Stellwerk in Nürnberg-Fischbach aus der Betriebszentrale München heraus gesteuert. Zwischen Nürnberg-Gleißhammer und der Donaubrücke Ingolstadt ist die Strecke dabei mit Linienzugbeeinflussung vom Typ LZB L72 CE II ausgerüstet. Im Neubauabschnitt konnte daher auf ortsfeste Lichtsignale weitgehend verzichtet werden. Als Rückfallebene, planmäßig nur durch den Allerberg-Express in Fahrtrichtung Nürnberg auf 2 km Länge[32] genutzt, wurde eine Punktförmige Zugbeeinflussung mit insgesamt 47 Ks-Signalen[33] installiert; diese befinden im Bereich der Bahnhöfe, des Abzweigs Reichswald sowie der Blockstelle Lohen. Die Kommunikation zwischen Fahrdienstleiter und Triebfahrzeugführer erfolgt vollständig über digitalen Zugfunk. Zahlreiche Basisstationen des öffentlichen GSM-Mobilfunks (Ausnahme: O2) gewährleisten –  auch im Tunnel  – in handyverstärkten Wagen einen durchgehenden Empfang.

Für die Energieversorgung nehmen 2000 Oberleitungsmasten insgesamt je 211 Kilometer Fahrdraht (Typ Re 330) und Tragseile auf. Bei Mörlach (Strecken-Km 32,8) und Denkendorf (Südportal Irlahülltunnel) wurden dazu neue Unterwerke errichtet. Deren Versorgung erfolgt über zwei neu gebaute Bahnstromleitungen von je 13 km Länge, aus der Bahnstromleitung Neumarkt in der Oberpfalz–Nürnberg. Die Steuerung der Energieversorgung erfolgt aus der Zentralschaltstelle von DB Energie in Nürnberg.[34]

Die Deutsche Bahn schrieb im Dezember 2006 die Ausrüstung der Strecke mit ETCS Level 2 bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 aus.[35]

Die Neubaustrecke ist, neben Köln–Rhein/Main, die einzige deutsche Strecke, auf der die Wirbelstrombremse des ICE 3 als Betriebsbremse verwendet wird.

Ausbaustrecke Ingolstadt–München

Einer der drei Bahnübergängen auf der Ausbaustrecke in Reichertshofen
Ein ICE 3 durchfährt eine enge Kurve auf dem nicht ausgebauten Streckenabschnitt.

Die 1867 eröffnete Strecke umfasst heute eine Länge von 80,7 km[4]. Vor dem Ausbau war sie durchgängig zweigleisig (ab München-Allach dreigleisig) und mit bis zu 160 km/h befahrbar. Die Trassierung des 19. Jahrhunderts erforderte, bei einem minimalen Kurvenradius von 3000 bayerischen Fuß (876 m, Kurve Reichertshofen 814 m[36]) an zahlreichen Stellen dabei Geschwindigkeitseinschränkungen auf bis zu 110 km/h. Neben dem Personenfern-, Regional- und Güterverkehr nutzte auch die S-Bahn München die Strecke im Abschnitt Petershausen−München.

Zwischen Petershausen und München-Obermenzing kann die Strecke seit Dezember 2006 mit 200 km/h befahren werden. Im Rahmen des Ausbaus wurde zwischen Frühjahr 2000 und Dezember 2006 der Abschnitt von Ingolstadt bis Rohrbach weitgehend für 160 km/h ertüchtigt.

Im 200-km/h-Abschnitt wurden die Kurvenradien auf wenigstens 1548 m angehoben, bei einer maximalen Überhöhung von 160 mm und einem Überhöhungsfehlbetrag von bis zu 150 mm.[37] An vielen Stellen reichte dabei ein Verschieben der Gleise um einige Meter aus. Eine grundlegende Neutrassierung war lediglich nördlich von Hebertshausen erforderlich. Die Gleise wurden dabei auf einer Länge von rund 4,5 km um rund 800 m nach Osten verlegt, der Ortsteil Unterweilbach damit seit April 2003 nicht mehr westlich, sondern östlich umfahren. Im Schnellfahrabschnitt wurden über 50 Kreuzungsbauwerke um- bzw. neugebaut. Umfassende Änderungen waren auch an den Bahnhöfen entlang der Strecke erforderlich; unter anderem wurden Bahnsteige von wenigstens 275 m Länge errichtet[38]. Der Ausbau erfolgte weitgehend bei laufendem Bahnbetrieb.

Zwischen Petershausen (Strecken-Km 37,2) und München wurden im Rahmen des Streckenausbaus eigene Gleise für die S-Bahn-Linie 2 errichtet. Zwischen Petershausen und Dachau entstanden, bis auf eine Doppelspurinsel zwischen Röhrmoos und Hebertshausen ein neues Gleis, zwischen Dachau und Obermenzing zwei neue Gleise. Der S-Bahn-Abschnitt zwischen Dachau Nord und Petershausen wurde am 21. April 2003, die Gesamtstrecke am 11. Dezember 2005 in Betrieb genommen. Durch die Trennung von S- und Fernbahn kann seitdem zur Hauptverkehrszeit bis Dachau ein 10-Minuten-Takt angeboten werden. Ferner wurden die Bahnstationen modernisiert, insbesondere barrierefrei gestaltet und Park-and-Ride-Anlagen vergrößert.

Technische Ausrüstung

Ausbaustrecke bei Hebertshausen mit ICE S auf Messfahrt (September 2006)

Das Gleisbett nimmt Schwellen aus Beton und Holz auf. Im Moment (Stand: März 2007) weist die Ausbaustrecke noch drei höhengleiche Bahnübergänge auf: bei Reichertshofen (Km 71,5) sowie im Südkopf des Bahnhofs Pfaffenhofen (Km 49,2 und 48,8). Insgesamt wurden 43,2 km Schallschutzwände mit Höhen zwischen 1,5 und 5,0 Meter über Schienenoberkante planfestgestellt.[39]

Die Strecke ist durchgehend mit H/V- und Ks-Signalen ausgerüstet, zwischen den Strecken-Km 6,8 und 38,7 ferner mit LZB. Der südliche Abschnitt der Strecke, zwischen Reichertshofen und Dachau − jedoch ohne die Bahnhöfe Reichertshofen, Pfaffenhofen, Reichertshausen und Dachau −, wird seit 2006 über ein Elektronisches Stellwerk aus der Betriebszentrale München heraus gesteuert. Der Rest der Strecke wird von Stellwerken entlang der Trasse durch örtliche Fahrdienstleiter kontrolliert.

Zur Kommunikation zwischen Zug und Fahrdienstleitern kommt zwischen München Hauptbahnhof und Reichertshofen (Km 72) noch analoger Zugbahnfunk zum Einsatz. Zwischen Reichertshofen und Ingolstadt Nord dagegen seit 10. Oktober 2006 GSM-R in Betrieb.[40]

Fahrgeschwindigkeiten

ICE 1 auf dem nicht ausgebauten Teil der Strecke München–Ingolstadt bei Fahlenbach

Seit dem 10. Dezember 2006 wird auf dem etwa 29 km langen Abschnitt zwischen Obermenzing und Petershausen eine Geschwindigkeit von 200 km/h erreicht. Der Rest der Strecke wird überwiegend mit 160 km/h befahren, lediglich zwischen München Hauptbahnhof und Obermenzing (bis 130 km/h), in Pfaffenhofen (150 km/h) und zwischen Reichertshofen und Rohrbach (Strecken-Km 69,1-72,4, 120 km/h) ist die Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt. Damit ist eine Fahrzeit zwischen München Hbf und Ingolstadt Hbf von 36 Minuten möglich.

Im Vorlaufbetrieb (Mai bis Dezember 2006) trugen Fahrzeitpuffer von rund zehn Minuten zahlreichen Baustellen und Geschwindigkeitseinschränkungen Rechnung.

Ausblick

Der Streckenabschnitt zwischen Rohrbach und Petershausen (Km 61,1 bis 38,2) soll zukünftig für 190 km/h ausgebaut werden. Die Planung dieser Arbeiten soll noch 2007 beginnen, die Arbeiten zwischen 2010 und 2013 ausgeführt werden. Im Zuge dieser Arbeiten soll der Bahnhof Reichertshofen etwa 600 m nördlich des bisherigen Standorts neu errichtet werden.[41]

Langfristig besteht die Option für einen Komplettausbau für Tempo 200.

Auswirkungen

Verkehr

Die Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke wirkte sich in vielfältiger Weise auf Fern-, Regional- und Güterverkehr aus.

Streckenlänge

Der Abstand zwischen den Hauptbahnhöfen von 199,1 km (Altstrecke, über Treuchtlingen/Augsburg) bzw. 198,3 km (über Treuchtlingen/Ingolstadt) auf 170,8 km.[4] Die Luftlinie zwischen den Hauptbahnhöfen liegt bei 149,6 km.[3] Die Distanz zwischen den Hauptbahnhöfen Würzburg und München sank von 277,6 km (Altstrecke über Ansbach, Treuchtlingen, Augsburg) auf 273,0 km (über Nürnberg und Ingolstadt).[4]

Reisezeiten

Zur vollständigen Inbetriebnahme am 10. Dezember 2006 sank die Reisezeit zwischen Nürnberg und München im ICE von rund 100 (mit Zwischenhalt in Augsburg und Pasing) auf 62 Minuten, ohne Zwischenhalt (einzelne Züge: bis 71 Minuten) bzw. 66 bis 74 mit Zwischenhalt in Ingolstadt.[42] Im Verkehr zwischen München und Frankfurt/Köln ergibt sich eine Fahrzeitverkürzung (gegenüber der Strecke über Stuttgart) von etwa einer halben Stunde. Die regelmäßigen Reisezeiten im Regionalverkehr zwischen den beiden Hauptbahnhöfen reduzierten sich von zweieinhalb bis drei auf rund eindreiviertel Stunden (im München-Nürnberg-Express).

Zu berücksichtigen ist der Ausbau des 43-km-Abschnitts zwischen Augsburg und Olching (bei München) seit 1998 von zwei auf vier Gleise. Die regelmäßige, planmäßige Fahrzeit im Fernverkehr, mit Halt in Pasing, verlängerte sich in Folge der Bauarbeiten vorübergehend von 34 bis 37 Minuten (Sommerfahrplan 2001)[43] auf 40 bis 42 Minuten (2007).[42] Nach Ende der Baumaßnahmen sollen die Ferngleise mit bis zu 230 km/h befahrbar sein.[44] Die Fahrzeit Nürnberg−Augsburg−München wird dann bei etwa 90 Minuten liegen.

Kapazität, Betriebsabwicklung

Zwischen dem Bahnhof Ingolstadt Nord und Nürnberg stehen durch die Neubaustrecke zwei neue Gleise zur Verfügung, zwischen Nürnberg und München damit durchgehend wenigstens vier. Ferner entfällt für in Nord-Süd-Richtung über Nürnberg verkehrende Fernzüge die Notwendigkeit eines Fahrtrichtungswechsels. Durch die Neubaustrecke erfolgt eine Entmischung, eine betrieblich wünschenswerte Trennung zwischen (schnellem) Personen- und (langsamen) Güterverkehr.

Verlagerung von Augsburg nach Ingolstadt
Anbindung Augsburgs im Vergleich
(Werktägliche, umsteigefreie Fernverkehrs-Verbindungen pro Richtung)
Relation Sommerfahrplan 2006[45]
(bis 9. Dezember 2006)
Jahresfahrplan 2007[42]
(ab 10. Dezember 2006)
München–Nürnberg
(weiter Richtung Leipzig/Berlin,
Frankfurt bzw. Hannover)
18
(Gegenrichtung: 19)
9
(Gegenrichtung: 8)
München–Würzburg
(über Ansbach [ohne Halt],
weiter Richtung Hannover)
7 4
Verkehr über Ingolstadt im Vergleich
(Werktägliche, umsteigefreie Fernverkehrs-Verbindungen pro Richtung)
Relation Sommerfahrplan 2006[45]
(bis 9. Dezember 2006)
Jahresfahrplan 2007[42]
(ab 10. Dezember 2006)
München–Nürnberg
(weiter Richtung Leipzig/Berlin,
Frankfurt bzw. Hannover)
11
(alle mit Halt in Ingolstadt)
36
(mit Halt in Ingolstadt: 22)
Nürnberg–München
(von Leipzig/Berlin, Frankfurt
bzw. Hannover kommend)
12
(alle mit Halt in Ingolstadt)
40
(mit Halt in Ingolstadt: 22)

Während vormals der Großteil der Fernzüge zwischen München und Nürnberg bzw. Würzburg über Augsburg verkehrte, verkehren seit Vollinbetriebnahme der Strecke die meisten ICE und IC zwischen München und Hamburg, Hannover bzw. Berlin über Ingolstadt.

Als teilweise Ersatz für die zwischen Nürnberg und Augsburg entfallenen ICEs wurde der Allgäu-Franken-Express als neuer RegionalExpress eingerichtet. Die Züge verkehren in ICE-ähnlicher Fahrzeit (rund 70 Minuten) zwischen Nürnberg und Augsburg, teilweise mit Verlängerungen nach Oberstdorf, Kempten oder Lindau.[42]

Werktags verkehren zwischen Nürnberg und Augsburg darüber hinaus RegionalExpress-Züge (im stündlichen Wechsel durchgehend bzw. mit Umstieg in Treuchtlingen) in einer Fahrzeit von rund 110 Minuten. Samstags verkehren RegionalExpress-Züge in einem verdichteten Zwei-Stunden-Takt, sonntags im Zwei-Stunden-Takt ohne Verdichter. Ferner besteht seit Dezember 2006 an allen Wochentagen ein Zwei-Stunden-Takt mit Umstieg in Ingolstadt (München-Nürnberg-Express) bei einer Reisezeit von rund zwei Stunden.

Sonstiges

Die Strecke gehört im Fernverkehr zur Kursbuchstrecke 900 (Fernverkehr München–Würzburg), der Regionalverkehr der Neubaustrecke zur Kursbuchstrecke 901. Die Ausbaustrecke ist ein Teil der Kursbuchstrecke 990 (Treuchtlingen–München).

Am 7. März 2007 zeichnete der ADAC die Deutsche Bahn mit dem Mobilitätspreis 2006 für die Schnellfahrstrecke aus[46].

Kosten

Die Finanzierungsvereinbarung zwischen Verkehrs-, Finanzministerium und Deutscher Bahn über 3870 Mio. DM (1978,7 Mio. Euro)[47] wurde am 19. Dezember 1996 unterzeichnet. Dieser Betrag schließt Planungs- und Verwaltungskosten ebenso ein wie Aufwendungen von rund 170 Millionen Euro für Bau, Grunderwerb und Planung, die vor Abschluss der Vereinbarung angefallen waren.[47] Am 28. Dezember 1998 folgte die Vereinbarung für den S-Bahn-Bau zwischen dem Freistaat Bayern und Deutscher Bahn.

Der vereinbarte Kostenrahmen wurde Ende 2003 überschritten.[48]. Da der Anteil des Bundes auf rund zwei Milliarden Euro festgeschrieben wurde, trug die Deutsche Bahn den Großteil der seither angefallenen Mehrkosten[10], im Jahr 2004 über 450 Millionen Euro[49].

Als wesentliche Gründe für die Kostensteigerungen gelten unter anderem die geologischen Probleme beim Tunnelbau[50], umfangreiche Planänderungen[50], insbesondere Verbesserungen des Sicherheitskonzeptes[28], gestiegene Umweltauflagen[51] sowie allgemeine Lohn- und Preissteigerungen.[50]

Mehrkosten in Höhe von 11,5 Millionen Euro[48]: Verbesserter Abkommensschutz entlang von Straßen an der Strecke.

Die Gesamtkosten der Schnellfahrstrecke wurden von DB Netz im Januar 2006 mit 3,573 Milliarden Euro angegeben.[52] Davon entfallen 2,049 Milliarden auf den Bund (BSchwAG), 1,154 Milliarden auf Eigenmittel der Deutschen Bahn, 190 Millionen auf die Europäische Union (TEN-Programm) sowie zusammen 180 Millionen auf den Freistaat Bayern und Gemeinden (nach GVFG und EKrG). Der Freistaat Bayern übernahm 50 Prozent der Kosten für den Ausbau zwischen Dachau und Obermenzing. Über die Finanzierungsvereinbarung hinaus finanzierte der Bund einzelne Teilvorhaben, beispielsweise die Verkehrsanlagen der Bahnhöfe Allersberg und Kinding (4,7 Mio. Euro) sowie Maßnahmen zum Abkommensschutz an Straßen.[48]

Durch Verzicht auf einige Linienverbesserungen und Bahnhofsausbauten zwischen Petershausen und Ingolstadt, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 160 bzw. 190 statt durchgehend 200 km/h, ergeben sich Einsparungen in Höhe von rund 300 Millionen Euro.[10]

Literatur

Commons: Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Transeuropäisches Verkehrsnetz – TEN-V – vorrangige Achsen und Projekte 2005 Broschüre (PDF, 14,6 MB) der Europäischen Kommission, Generaldirektion Energie und Verkehr, vom 24. Oktober 2005, S. 15 f.
  2. Ermittelt durch Addition der Werte von 170 und 62 km auf den verlinkten Seiten
  3. a b Distanz zwischen den Hauptbahnhöfen gemäß den in den Wikipedia-Artikeln zum Hauptbahnhof Nürnberg (Koordinaten: 49° 26′ 47″ N, 11° 4′ 55″ O) und München (Koordinaten: 48° 8′ 27″ N, 11° 33′ 18″ O) berechnet mit Bayern3D 1.5.10 von MagicMaps
  4. a b c d e f Trassenpreis-Software (TPIS) 2007 der Deutschen Bahn AG
  5. BR 103 auf grahnert.de, abgerufen am 27. April 2007
  6. Ersichtlich aus Vergleich der DB Broschüre Städteverbindungen für Augsburg Hbf von Anfang 2000 und Sommer 2000
  7. Fahrplan-CD DB ReiseService zum Sommerfahrplan 2006 mit Datenstand vom 30./31. August 2006: ICEs 1511, 1515 u. a. mit Neigetechnik bei einer Fahrzeit von 1:41 Stunden ggü. ICEs 881, 883 u. a. ohne Neigetechnik bei einer Fahrzeit von 1:44 Stunden.
  8. a b Weigelt (2006), S. 18 f.
  9. Bundesverkehrswegeplan 1985, Schienennetz der DB (S. 20)
  10. a b c d Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter, Winfried Hermann, Peter Hettlich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kostenüberschreitungen bei Bauprojekten der Deutsche Bahn AG Drucksache 16/4783 des Deutschen Bundestages vom 2. März 2007
  11. a b ICE-Neu und Ausbaustrecke Nürnberg - München − Daten und Fakten Informationsblatt der DB ProjektBau, Nürnberg, vom 22. September 2005
  12. a b c Urteil und Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes vom 29. März 1996, Az 20 A 94.40029, 20 A 94.0135, 20 AS 94.40136 und 20 AS 95.40100. PDF-Datei (18 Seiten) der Bücherei des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes, Ansbach.
  13. a b Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshof vom 10. Januar 1997, Aktenzeichen 20 A 96.40052, 20 A 96.40068, 20 A 96.40073 sowie Beschluss 20 AS 96.40069, 20 AS 96.40074; gemeinsame Fassung als PDF-Datei (56 Seiten) der Bücherei des Bayerischen-Verwaltungsgerichtshofs, Ansbach; S. 4. f.
  14. Bundesverkehrswegeplan 1992, S. 35
  15. Trassenpreis-Software (TPIS) 2007 der Deutschen Bahn; Auskunft zwischen NN (Nürnberg Hbf) und MIH (Ingolstadt Hbf): Summe der F-plus-Abschnitte 27,871 km zwischen Ingolstadt Nord und Kinding sowie 49,489 km zwischen Kinding und Abzweig Nürnberg Reichswald
  16. ICE-Neu und Ausbaustrecke Nürnberg - München − Stand der Baumaßnahmen im Juni 2005 Informationsblatt der DB ProjektBau, Nürnberg
  17. a b c Weigelt (2006), S. 51
  18. Weigelt (2006), S. 53
  19. BVerfG, 1 BvR 650/97 vom 8. Juni 1998 Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes
  20. Weigelt (2006), S. 130
  21. Fahrplan-CD der Deutschen Bahn vom zur Fahrplanperiode Winter 2005/06 mit Fahrplan-Datenstand vom 2. März 2006 sowie CDs zu den Fahrplan-Perioden Sommer 2005 (Datenstand: 8. August 2005), Winter 2004/2005 (Datenstand: 20. Januar 2005)
  22. a b c d e Jörg Schurig: Europalok ES64U4 fährt Weltrekord mit 357 km/h. In: Hamburger Blätter der Eisenbahnfreunde Hamburg, Ausgabe 3/2007
  23. Ab 10. Dezember rollt zwischen München und Nürnberg der schnellste Regionalverkehr Deutschlands Presseinformation der Deutschen Bahn AG vom 6. Dezember 2006
  24. 90,1 Kilometer in 29 bzw. 30 Minuten, im ICE 3
  25. Richtlinie Anforderungen des Brand- und Katastrophenschutzes an den Bau und Betrieb von Eisenbahntunneln mit Stand vom 1. November 2001
  26. Broschüre Brand und Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln, Deutsche Bahn AG, Notfallmanagement, vom Februar 2002
  27. ICE-Übungsstrecke an Feuerwehr übergeben in Donaukurier vom 19. April 2007
  28. a b Weigelt (2006), S. 54
  29. Weigelt (2006), S. 109 f., 120
  30. Weigelt (2006), S. 116
  31. Weigelt (2006), S. 103
  32. Bahnhof Allerberg beim Km 25,4 bis zum Bereichskennzeichnungswechsel beim Km 23,6. Erst hier kann, technisch bedingt, eine Aufnahme in die Linienzugbeeinflussung erfolgen
  33. Weigelt (2006), S. 147
  34. Weigelt (2006), S. 148 f.
  35. ETCS für Nürnberg–München Meldung auf eurailpress.de vom 27. Dezember 2006
  36. Weigelt (2006), S. 42
  37. Weigelt (2006), S. 162
  38. Weigelt (2006), S. 163
  39. Weigelt (2006), S. 164
  40. Basispaket GSM-R NL Süd, 25-04-07 (Liste) auf den Seiten der Deutschen Bahn; Stand: 25. April 2007
  41. Schriftliche Auskunft der Pressestelle der DB ProjektBau GmbH, München, vom 24. April 2007
  42. a b c d e Fahrplan-CD DB ReiseService zum Winterfahrplan 2006/2007 mit Datenstand vom 17. Januar 2007
  43. Fahrplan-CD DB ReiseService zum Sommerfahrplan 2001 mit Datenstand vom 10. Mai 2001
  44. Ausbaustrecke Augsburg - Olching (- München) Informationen der Deutschen Bahn mit Stand vom 21. März 2007
  45. a b Fahrplan-CD DB ReiseService zum Sommerfahrplan 2006 mit Fahrplan-Datenstand vom 31. August 2006
  46. ADAC Mobilitätspreis für Deutsche Bahn Pressemitteilung des ADAC vom 7. März 2007
  47. a b Weigelt (2006), S. 57
  48. a b c Weigelt (2006), S. 60
  49. Weigelt 2006, S. 58
  50. a b c Weigelt (2006), S. 56
  51. Weigelt (2006), S. 213
  52. Folie der DB Netz AG nach Weigelt (2006), S. 213