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Diskussion:Sprachtod

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aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Juli 2004 um 11:50 Uhr durch Zeno Gantner (Diskussion | Beiträge) (keine Sprachpolitik in der Antike). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Oftmals wird ein Linguizid dadurch verschleiert, dass man Menschen, die die sterbende Sprache als Fremdsprache erlernt haben als bilingual bezeichnet, obwohl sie über keine muttersprachliche Kompetenz in dieser Sprache verfügen.

Verstehe den letzten Satz richtig, wenn ich daraus interpretiere, dass alle Bilingualen Instrumente von einer großen Verschwörung sind und uns allen mit einer unbekannten Macht unsere Sprachen rauben wollen. Oder kann mir einer diese Aussage auch in einem Wortschatz erklären, den ich (nicht Eingeweihter) auch verstehe? -- dom 11:38, 4. Feb 2004 (CET)

Nein!!! Falschverstanden - es geht hier um Pseudo-Bilingualität im englischsprachigen Sinne, dass heißt man erklärt Menschen, die nur über mangelhafte Kenntnisse einer Sprache verfügen zu zweisprachigen Sprechern um so zu verschleiern, dass die jeweilige Sprache eigentlich schon tot ist. Gute Beispiele sind "Kornisch" und einge Sprachen indigener Völker Nordamerikas. Nach dieser Auffassung wäre Latein heute keineswegs eine tote Sprache, da es ja Menschen gibt, die sich mehr oder minder gut auf Latein verständigen können. Zweisprachigkeit im herkömmlichen kontinental-europäischen Sinne ist dagegen oft eine Voraussetzung zur Erhaltng gefährdeter Sprachen. Ohne echte Zweisprachigkeit wären etwa Rätoromanisch oder Sorbisch schon längt tot. Lies die Artilkel bilingual und Muttersprachler! Man kann z.B Französisch in Louisiana viel besser ausrotten, wenn man jeden, der einmal zwei Jahre Französisch gelernt hat zum Französisch-Sprecher erklährt.

danke für die Antwort, die Artikel bilingual und Muttersprachler wurden freundlicherweise daraufhin erweitert, das auch ich nun etwas mehr verstanden habe um was es hier geht :-) -- dom 00:20, 5. Feb 2004 (CET)

Oftmals wird ein Linguizid dadurch verschleiert, dass man Menschen, die die sterbende Sprache als Fremdsprache erlernt haben als bilingual bezeichnet, obwohl sie über keine muttersprachliche Kompetenz in dieser Sprache verfügen.

SIE wollen nicht, dass dieser Absatz in diesem Artikel stehen bleibt...
Derselbe Absatz steht schon unter Linguizid, Bilingualismus und Muttersprachler - wird dadurch aber nicht wissenschaftlich haltbarer, geschweige denn wahrer oder präziser. Erst mal sollte der Ausdruck Linguizid überhaupt mal wissenschaftlich anerkannt sein, bevor man so tut, als wäre die gewollte Ermordung einer Sprache eine Tatsache. Bisher benutzt ein einziger Autor diesen Ausdruck in einem wissenschaftlichen Zusammenhang - und nur in Bezug auf eine einzige Sprache (das Bretonische). Wikipedia dient nicht dazu, Pseudo-wissenschaftliche Verschwörungstheorien weiterzuverbreiten sondern den aktuellen Wissensstand widerzugeben! --Katharina 11:02, 5. Feb 2004 (CET)

Also war meine erste Interpretation doch richtig. Dank anKatharina, war schon dabei mir Vorwürfe zu machen, dass man mich als Instrument zum Sprachtöten verwendet. (Meine obige zweite Aussage ist mit dieser nichtig) -- dom 11:23, 5. Feb 2004 (CET)

Mir war der Ausdruck "Linguizid" auch nicht bekannt, aber als angehender Historiker kann ich schon davon berichten, dass es immer wieder zu strikten Sprachverboten kam um einer ethnischen Minderheit ihre Identifikationsgrundlage zu entziehen. Ein gutes Beispiel ist das kategorische, langjährige Verbot der kurdischen Sprache durch den türkischen Staat. --Dylac 11:10, 5. Feb 2004 (CET)

Das ist richtig. Der Ausdruck "Linguizid" suggeriert aber, dass es dabei um die Ausrottung der Sprache geht. Das Unterbinden der Sprache von Minderheiten dient jedoch in erster Linie der Zerstörung deren kulturellen Grundlagen (die selbstverständlich über die Sprache transportiert werden). "Wir" (also SIE) sprechen in diesen Fällen von Ethnozid (Zerstörung eines Volkes, d.h. seiner Kultur) denn darum geht es. Der Weg über die Sprache ist nur ein effizientes Mittel zum Zweck. Anonymchen tut in seinen Ergüssen über "Linguizid" so, als würden Menschen eines Volkes getötet oder ihrer Kultur beraubt, um die Sprache zu killen! Dieser Zynismus macht mich (ganz unwissenschaftlich und subjektiv) krank! --Katharina 11:41, 5. Feb 2004 (CET)
Sie werden eher allmählich ihrer Sprache beraubt, um ihre kulturelle Grundlage aufzuweichen und sie empfänglich für die Kultur der ethnischen Mehrheit zu machen. Die Franzosen haben das ganz effektiv mit dem Bretonischen und der elsässischen Mundart hingekriegt. Aber das Beispiel mit dem Kurdischen ist noch viel drastischer - so weit ich weiss wurden sogar kurdische Bücher verboten, und selbst eine simple Unterhaltung in kurdischer Sprache auf offener Strasse konnte zu einer Gefängnisstrafe führen. Sogar die Bezeichnung "Kurden" wurde durch "Bergtürken" ersetzt - ist doch offensichtlich, worauf das alles hinauslaufen sollte. --Dylac 11:45, 5. Feb 2004 (CET)
Genau das. Der Fall der Kurden ist geradezu "klassisch". Die Unterdrückung der Sprache ist jedoch nicht das Ziel (wie von Anonymchen behauptet), sondern das Mittel zum Zweck. Es geht um Macht. Weshalb die Sprache dabei so wichtig ist, steht hier: http://homepage.sunrise.ch/mysunrise/kbleuer/roesti/Teil1.htm#I22
Eine Sprache lässt sich eben leichter beseitigen als eine Kultur. Im Elsass sprechen alle mehr oder weniger jungen Leute untereinander reines Französisch, aber trotzdem kriegt man wie vor Jahrhunderten an jeder Strassenecke einen Gugelhupf oder einen Flammkuchen hinterhergeschmissen. Die Sprache ist auch viel wichtiger als irgendwelche Traditionen - ich könnte hundert mal eher auf deutsche Traditionen wie die jährliche Pilgerfahrt nach Mallorca und das Autowaschen in Trainingshose und Tennissocken verzichten, als auf das Hochdeutsche. Die Sprache ist also das wichtigste Mittel zur Assimilation. --Dylac 15:21, 5. Feb 2004 (CET)

da es in der Antike noch keine bewusste Sprachpolitik gab.

Ist das gesichert? Ich denke nicht. Zumindest aus dem frühen Mittelalter ist mir ein Beispiel für Bevölkerungspolitik bekannt, dass auch (vorübergehende) Auswirkungen auf die Sprache hatte (das Heiratsverbot zwischen Goten und ehemaligen römischen Bürgern auf der iberischen Halbinsel); ich kann mir gut vorstellen, dass es solche Dinge auch vorher schon gab. --zeno 11:50, 7. Jul 2004 (CEST)