U-Bahn
Die U-Bahn, auch Untergrundbahn oder Metro genannt, ist ein zu den Bahnen gehöriges öffentliches Nahverkehrsmittel ähnlich der S-Bahn. Das U steht für unterirdisch oder auch für unabhängig.
Der international gebräuchlichste Begriff ist Metro. Dieser dürfte auf die Metropolitan Railway, heute Metropolitan Line, die erste U-Bahn-ähnliche Eisenbahn in London, sowie den Chemin de fer métropolitain, kurz Métro, in Paris zurückgehen. Weiters sind auch Underground und Subway gebräuchlich, im skandinavischen Raum auch T-Bana (Tunnelbana). Die Londoner U-Bahn wird wegen der röhrenförmigen Tunnels als Tube bezeichnet.
Geschichte
Als erste U-Bahn der Welt gilt allgemein die am 10. Januar 1863 in London eröffnete Metropolitan Railway. Es handelte sich dabei jedoch zunächst noch um eine von Dampflokomotiven gezogene Eisenbahn.
In Istanbul eröffnete 1875 mit dem Tünel die erste unterirdische Standseilbahn am europäischen Kontinent. Die Wagen wurden anfangs von Ochsen gezogen. Die Strecke ist bis heute noch in Betrieb.
Die erste elektrische U-Bahn war die City & South London Railway, eröffnet am 4. November 1890 in London, die erste elektrische U-Bahn auf dem europäischen Kontinent wurde am 2. Mai 1896 in Budapest eröffnet. Die erste deutsche U-Bahn wurde am 15. Februar 1902 in Berlin eröffnet.
Streckenführung und Betrieb

Während in den Geburtsstädten der U-Bahn (London und Paris) die ersten Strecken von Beginn an unterirdisch gebaut wurden, wurde in anderen Städten die U-Bahn oft als Hochbahn auf Viadukten angelegt, bevor zunehmend Tunnelstrecken in den Verlauf eingefügt wurden, wie etwa in Berlin, Hamburg, Wien und New York City.
Durch Vermeidung sowohl von Kreuzungen mit Straßen als auch mit auf Straßen verlaufenden Schienen, sollen Störungen des Betriebes auf ein Minimum reduziert werden. Ebenso wird damit ein vollautomatischer Betrieb möglich, wenn auch meistens nicht umgesetzt. Vollautomatische U-Bahnen gibt es etwa in Paris (Linie 14 Meteor), Lyon, Rennes und London (Docklands Light Railway). Erste Versuche mit vollautomatischem Betrieb in Deutschland erfolgten in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main. Die erste vollautomatische U-Bahn im Normalbetrieb in Deutschland soll ab Frühjahr 2006 die zur Zeit im Bau befindliche U3 in Nürnberg werden.
Die unterirdische Bauweise ist in felsigem Untergrund verhältnismäßig einfach zu realisieren. In schlammigem Untergrund ist es dagegen sehr schwierig, wegen des Auftriebs der hohlen, luftgefüllten Tunnel, und wegen der Gefahr des Absinkens von Straßen und Gebäuden. Deshalb gibt es zum Beispiel in Amsterdam und St. Petersburg jeweils nur wenige U-Bahn-Linien.
U-Bahnen zeichnen sich in der Regel durch eine dichte Taktfolge aus; man muss also nur wenige Minuten auf den nächsten Zug warten. Allerdings sind bei tief liegenden Stationen Zeitverluste durch den Weg zum unterirdischen Bahnhof möglich. Ebenso ist Behinderten, besonders bei älteren Systemen, die Benutzung oft nur erschwert oder gar nicht möglich.
Es gibt bei den zahlreichen auf der Welt vorhandenen U-Bahnsystemen verschiede Netzformen. So entstehen beispielsweise die Ringnetze meistens auf gleichverlaufenden Ringstraßen. Die Sekantennetze sind sehr typisch für ehemalige sozialistische U-Bahnsysteme wie zum Beispiel in Minsk, Charkow oder Prag. Die vermaschten Netze entstehen meistens auf einem bereits vorhandenen Straßennetz wie zum Beispiel in New York oder Paris.
Datei:Ring-Netz.png Ringnetz (z.B. Glasgow) |
Datei:Ring-Radialen-Netz.png Ring-Radialen-Netz (z.B. Moskau, Wien) |
Datei:Sekantennetz.png Sekantennetz (z.B. Minsk, Prag) |
Datei:Vermaschtes-Netz.png Vermaschtes Netz (z.B. London, Paris) |
Datei:X-Netz.png X-förmiges Netz (z.B. Oslo, San Francisco) |
Datei:Durchmesser-Netz.png Durchmesserlinie (z.B. Lima) |
Datei:Fischblasen-Netz.png Fischblasennetz (z.B. Lille, Rotterdam) |
Datei:Kreuz-Netz.png Kreuznetz (z.B. Kyoto, Sapporo) |

Die Energieversorgung erfolgt zwecks Verringerung des Tunnelquerschnitts meist durch eine zwischen oder neben den Schienen liegende Stromschiene. In manchen Städten, wie London und Mailand, kommen zur Vermeidung der Streustromkorrosion auch zwei Stromschienen zum Einsatz, von denen sich eine in der Gleismitte und eine neben den Fahrschienen befindet. U-Bahn-Züge haben daher meist keine Stromabnehmer auf dem Dach, und wegen der Trennung vom Individualverkehr im Gegensatz zu Stadt- oder Straßenbahn-Zügen meistens auch keine Blinker oder Außenspiegel.
Daneben gibt und gab es auch U-Bahnen, die als Standseilbahn ausgeführt sind. Eine solche Bahn verkehrte von 1893 bis 1937 in Glasgow. In Istanbul und Haifa wurden 1874 beziehungsweise 1958 wegen der großen zu überwindenden Steigung zwei als U-Bahn bezeichnete unterirdische Standseilbahnen errichtet.
In Lyon verkehren auf einer U-Bahnlinie Fahrzeuge mit zuschaltbaren Zahnradantrieb.
Rechtliches
Nach deutschem Recht (Personenbeförderungsgesetz § 4) ist eine U-Bahn eine Straßenbahn; sie wird demzufolge nach BOStrab betrieben. In Österreich gilt sinngemäß die Straßenbahnverordnung (StrabVO).
Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen definiert eine U-Bahn als schienengebundenes, vom Individualverkehr völlig getrennt geführtes städtisches Massenverkehrsmittel. U-Bahnen finden sich daher in der Regel in Großstädten, wo sie unterirdisch in Tunneln oder als Hochbahnen auf Viadukten verkehren.
Rekorde
Die größten U-Bahn-Netze der Welt befinden sich in London (415 km), New York City (398 km), Tokio (292 km), Seoul (286 km) und Moskau (269 km).
Die tiefste U-Bahn besitzt St. Petersburg: die Bahnsteige liegen dort bis zu 90 Meter unter dem Grund. Durch bemerkenswert schnelle Rolltreppen sind sie in etwa 3 Minuten erreichbar.
Als Stadt mit den meisten U-Bahn-Planungen der Welt gilt Wien. Es wird sogar von Plänen aus dem Jahr 1843 berichtet [1]. Hingegen wurde das erste Teilstück der Warschauer U-Bahn erst 1995 eröffnet, obwohl die ersten Planungen bereits aus dem Jahre 1925 datieren.
Kürzeste U-Bahn dürfte die 573 m lange Tünel U-Bahn in Istanbul sein, höchstgelegene U-Bahn (1429 m Seehöhe) die 1280 m lange Dorfbahn in Serfaus.
Ebenfalls bemerkenswert ist die U-Bahn Haifa, die als Standseilbahn ausgeführt ist und auf 1,75km Länge einen Höhenunterschied von 275 Meter überwindet, was einer durchschnittlichen Steigung von mehr als 15% entspricht.
Städte mit U-Bahn
Deutschland
- Berlin: (Das älteste U-Bahn-Netz Deutschlands): Berliner U-Bahn
- Hamburg: (Drei U-Bahn-Linien): Hamburger U-Bahn
- München: Münchner U-Bahn
- Nürnberg: (Jüngstes U-Bahnnetz Deutschlands): Nürnberger U-Bahn
U-Bahnen haben in Deutschland nur die vier oben genannten Städte. Andere Städte, etwa im Rhein-Ruhr-Gebiet, in Stuttgart oder in Frankfurt am Main (ausgenommen die U4: Nur sie fährt komplett unterirdisch), haben ähnliche Systeme, die allerdings weniger strikt kreuzungsfrei angelegt sind und daher genauer als Stadtbahn bezeichnet werden. Diese sollen aber teilweise nach ursprünglichen Planungen später zu "echten" U-Bahnen erweitert werden, obwohl die Realisierung dieser Planungen vor allem wegen der Kosten fraglich ist. Nach der U-Bahndefinition ist die Wuppertaler Schwebebahn eingentlich auch eine U-Bahn, auch wenn sie nicht unterirdisch fährt.
Österreich
Die einzige klassische U-Bahn Österreichs befindet sich in Wien, die Wiener U-Bahn. In Serfaus gibt es eine 1280 m lange unterirdische Luftkissenbahn mit Seilantrieb. In Linz verkehrt seit 2004 die Straßenbahn auf einem 1,9 km langen unterirdischen Abschnitt mit drei unterirdischen Stationen, der zwar als Mini U-Bahn bezeichnet wird, aber eher einer Stadtbahn entspricht
Schweiz
In Lausanne wird eine U-Bahn von Ouchy nach Epalinges gebaut. Die geplante Eröffnung der m2 (Metro Linie 2) ist 2007. Auf Grund der Steigungen werden die Züge mit Pneus ausgestattet.
Siehe auch: Liste der Städte mit U-Bahnen
U-Bahnen für den Warentransport
Es wurden auch U-Bahn Systeme für den Warentransport realisiert, wie die Post Office Railway in London.
Siehe auch
- Hochbahn
- ÖPNV, SPNV
- S-Bahn
- Stadtbahn
- Standseilbahn
- Straßenbahn
- U-Bahnhof
- Liste der Städte mit U-Bahnen