Schiffsmodell
Ein Schiffsmodell ist ein kleines Modell eines Schiffs, wobei es nicht zwingend ein (verkleinerter) Nachbau eines Originals sein muss.
Vom einfachen Holzstück über das funkferngesteuerte Funktionsmodell bis hin zum meisterhaften Modell in Museumsqualität reicht hier die Bandbreite.
Geschichte
Schiffsmodellbau war schon in vorägyptischer Zeit ein Anliegen; der älteste Nachweis eines Segelschiffes überhaupt ist ein 4000 Jahre altes Tonmodell, das im Zweistromland gefunden wurde und heute im Israel Museum in Jerusalem zu besichtigen ist.

Die ältesten erhaltenen und bereits in heutigem Sinne fein detaillierten Schiffsmodelle sind Grabbeigaben des Pharaos Tutenchamun (1333-1324 v. Chr. )
Zur Klasse der sog. Halbmodelle könnte man auch die in Reliefs dargestellten Schiffe zählen, einige davon findet man in römischer Zeit (z.B: Trieren ) etwa aus 200 v Chr. oder auch in christlichen Reliefdarstellungen (z.B Darstellungen des Hl. Christophorus.)
Aus dem Jahr 1525 ist bekannt, daß konkurrierende Schiffsbaumeister dem venezianischen Staat Modelle ihrer eigenen Entwürfe zur Entscheidung über ein Schiffbauprogramm vorlegten, was wohl den Startpunkt einer ganz neuen Entwicklung im Schiffmodellbau markiert:
Die Schaffung Maßstabsgetreuer und in den Proportionen richtiger Modelle.
Ab 1670 wurden solche Modelle in Dänemark vom ausführenden Schiffbauer sogar per Dekret gefordert, das älteste erhaltene dieser "Werft-" oder "Dockyard-Modelle" in England stammt aus dem Jahr 1655.
Bis ins vorige Jahrhundert wurden Schiffe mittels Halbmodell modelliert und nach diesem Vorbild Spantenverlauf und Abwicklung der Metallplatten festgelegt. Große Bedeutung haben seit etwa 1900 hydrodynamische Schiffsmodelle in den Schiffbau-Versuchsanstalten . Werftmodelle, die das ganze Schiff darstellen dienen heute vor allem der Anschauung (Werbung, Dekoration, Museen).
Nichtkommerzieller Schiffsmodellbau, der rein dem Privatvergnügen dient, ist wesentlich schwerer durch die Geschichte zu verfolgen. Vermutlich haben Kinder schon seit es Schiffe gibt Spiel- und Funktionsmodelle geschaffen (so werden heute noch von polynesischen Kindern Modelle von Auslegersegelbooten hergestellt, die so schon vor 3000 Jahren hätten gemacht werden können), aber diesen Modellen wurde wohl damals wie heute nie viel Beachtung geschenkt.
Bei Modellen von Erwachsenen sind vor allem die "Knochen-" und "Elfenbeinschiffsmodelle" beachtenswert. Diese wurden meist von Seemännern hergestellt und weisen einen erstaunlichen Detaillierungsgrad auf.
Funktionsmodelle von Erwachsenen mit Segeln dürften erst mit mit der Zeit der französischen Revolution (1848) und der daraus folgenden Selbstdarstellung des Individuums aufgekommen sein, Modelle mit Antrieb erschienen schon bald nach deren ersten Auftreten im Original. Die Weiterentwicklung der für Privatmenschen verfügbaren Werkzeuge und Techniken (Klebstoffe, Kunstharze, Ätztechnik, Elektronik und Microcoputer) hat zu einer raschen Weiterentwicklung auch auf diesem Sektor geführt. Zahlreiche Vereine und Fachbücher belegen das.
Schiffsmodellbau heute
Die Bedeutung des Modellbaus in der Forschung und Entwicklung ist durch moderne numerische Verfahren (Numerische Strömungssimulation) im abnehmen, im Dekorations- und Spielzeugbereich durch neue Fertigungsverfahren aber größer denn je.
Gerade der Bereich der Fertigmodelle erreicht über Versandhausketten eine breite Masse, ein hoher Vorfertigungsgrad sogar bei höchst komplizierten Modellen macht Bausätze auch für den Einsteiger attraktiv. Was vor 40 Jahren noch als meisterhaftes Modell gegolten hätte kann heute so mancher Jugendlicher beim ersten Modell realisieren. Wurde zum Beispiel Rumpf- und Decksbeplankung lange als übertrieben weggelassen oder nur angedeutet bieten manche Baukästen die Rumpfbeplankung mitgeformt und die Decksplanken paßgenau lasergeschnitten. Ätztechnik und Kunststoffspritzguss machen Strukturen möglich die früher Goldschmieden und Uhrmachern vorbehalten waren.
Der Bereich des meisterhaften Modellbaus hat die Entwicklung des Detailgrades vorangetrieben: Seit jeher finden sich neue Technologien in Modellen die unmöglich geglaubtes schaffen: Schiffsmodelle sind heute teilweise so genau nachgebildet, daß das Auge selbst bei Detailaufphotos mangels Hinweisen nicht mehr zwischen Original und Modell unterscheiden kann, Leichtbau läßt ferngesteuert segelbare Yachtmodelle mit gerade mal 300 Gramm (Meteor 3 im Maßstab 1:100!) zu, zahlreiche Fachbücher und Internetseiten tragen zur Verbreitung von Grundtechniken und Tricks bei.
nachfolgend eine Auflistung der am häufigsten gebauten Modelle:
- Segelschiffe
- Segelyachten
- Schaufelraddampfer
- Schraubendampfer
- Motoryachten
- Rennboote
- Frachter
- Schlepper
- Passagierschiffe (Dampf/Turbinen/Diesel getriebene)
- Kriegsschiffe/Großkampfschiffe
- U-Boote (Kampf-/Forschungs U-boote)
Modellbautechniken
Welche Technik beim erstellen eines Schiffsmodelles angewendet wird ist von vielen Faktoren abhängig: Qualitätsanspruch, Größe des Modells, Anwendungszweck, verfügbare Techniken, persönliche Vorlieben, Preis, Haltbarkeit,...
Im folgenden eine Aufzählung der häufigsten Methoden:
- aus Ton, Papiermaché modelliert
- herausarbeitet aus Vollholz, sowhohl Hart- als auch Weichholz kommen zur Anwendung
- Schichtbauweise aus Holz
- Spantenbauweise mit Platten- oder Leistenbeplankung
- Metallblech verlötet
- aus Karton geklebt
- Thermoplastischer Kunststoff Tiefgezogen (z.B: ABS)
- Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) über Formen laminiert
- Gussmodell (Metall oder Kunststoff (z.b: Resin Modelle), Spritzguss
Antriebe
Unterscheidung nach der Energieform:
- menschliche Kraft (mit der Hand schieben, Ruder, Seil)
- Windkraft (Segel, Rotor)
- Wärmekraft (Feuer, Dampfmaschinen, Verbrennungsmotoren, Sonneneinstrahlung)
- Elektrisch (Batterien, Akkumulatoren, Photovoltaik, Netzkabel)
Unterscheidung nach der Umwandlung in mechanische Energie:
- Segel (Direktantrieb)
- Dampfmaschine
- Dampfturbine
- Verbrennungsmotor
- Verbrennerturbine
- Elektromotor
Unterscheidung nach der mechanischen Umsetzung in Schub:
- Flossen (Fische, Taucherflossen)
- Segel
- Ruder (Ruderboot, Trireme)
- Rotor (z.B: Flettner Rotor, Windrad)
- Luftschraube (Sumpfboot, Hovercraft)
- Luft-/Gasstrahl (Strahlturbine)
- Schaufelrad (Raddampfer)
- Schiffsschraube
- Translationsantrieb (z.B: Wels'scher Tr.antrieb)
- Voith-Schneider-Propeller
- Jet Antrieb (Wasserstrahlantrieb)
Klassen
Im Wettbewerbsbereich erfolgt eine feine Klassifizierung der verschiedenen Schiffsmodelle. Die Klassifizierung erfolgt durch nationale und internationale Vereine. Von diesen werden regelmäßig Meisterschaften, bis hin zu Weltmeisterschaften, ausgetragen.
vereinfachte Klasseneinteilung
- Standmodelle sind in der Regel Nachbauten von Originalen. Dabei wird besonderer Wert auf die Originaltreue gelegt. Es handelt sich meist um historische Modelle.
- Bei Funktionsmodellen handelt es sich um per Funk-Fernsteuerung steuerbare Modelle. Bei diesen Modellen wird oft besonderer Wert auf die Nachbildung originalgetreuer Funktion (z.B. Löschmonitor bei Nachbauten von Schiffen der DGzRS) gelegt.
- Neben den einfachen Funktionsmodellen gibt es auch Funktionsmodelle mit Sonderfunktionen. Diese Modelle können umfangreiche Manöver durchführen, wie z.B. "Mann über Bord", "Werfen eines Rettungsringes" usw.
- Zweckmodelle haben meist kein konkretes Original als Vorlage, das Modell soll bestimmten Anforderungen genügen (z.B. hohe Geschwindigkeit bei Rennboten, Segeleigenschaften)
Beispiel für eine offizielle Klasseneinteilung eines Elektrorennbootes für die Klasse "F1 E".