Fliegerjacke
Eine Fliegerjacke ist eine winddichte Blousonjacke, zumeist aus Nylon oder Leder, die in ihren Ursprung im Bereich der Luftfahrt hat. Heute sind Fliegerjacken darüber hinaus auch als normale (zivile) Alltagskleidung sehr beliebt. Hierin zeigt sich, vor allem in Bezug auf die Nylon-Varianten, die in der Mode verbreitete Tendenz zum Military-Look, während Fliegerjacken aus Leder inzwischen schon als zeitlose Mode-Klassiker angesehen werden können.
Geschichte
Zu Beginn der Luftfahrt, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, benötigten die Piloten Kleidung, die sie vor Wind und Regen während des Fluges schützen konnte. In den Flugmaschinen aus der Pionierzeit saß der Pilot völlig ungeschützt im Freien. Dies war kein Problem, da die Maschinen bestenfalls auf weinige hundert Meter steigen konnten und sich auch nicht sehr schnell fortbewegen konnten. Den Piloten genügte ihre normale Alltagskleidung bzw. Arbeitskleidung um sie vor Wind un Wetter zu schützen. Im Laufe der Zeit brachten die Flugzeuge eine immer höhere Leistung, was es dem Menschen ermöglichte, mit relativ hoher Geschwindigkeit in großen Höhen zu fliegen. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, wurde robuste, warme Kleidung benötigt, in denen sich der Pilot dennoch gut bewegen konnte. Was diesen Ansprüchen zu jener Zeit am ehesten genügte, waren Regenmäntel aus Leder mit doppelreihigen Knöpfen und Gürtel, die in der Länge entweder bis über die Knie gingen oder bis zur Mitte des Oberschenkels. Diese waren, im Winter auch mit Schaffell gefüttert, warm und boten den Piloten ausreichend Schutz gegen die Elemente in den offenen Cockpits. Nach dem Krieg entdeckten die Flieger jene Jacken für sich, die Anfang der 20er Jahre des 20sten Jahrhunderts für Motorradfahrer in Frankreich angefertigt wurden. Es waren kurze Lederjacken, die eng geschnitten waren. Diese Jacken hatten, und haben bis Heute, nur eine Länge bis zur Taille, wodurch verhindert wurde, dass der Fahrer auf der Jacke saß, was seine Beweglichkeit einschränken konnte. Die schlanken Ärmel trugen ebenfalls zur Bewegungsfreiheit bei, da sie verhinderten, dass die Jacke beim Heben der Arme unangenehm weit nach oben gezogen wurde. Mitte der 20er hat angeblich die Firma Schott NYC erstmals eine solche Jacke mit einem Reißverschluss ausgestattet.
Die USA benötigten zu dieser Zeit eine Jacke für ihre Luftstreitkräfte. Am 27. November 1927 wurde für diesen Zweck die „A-1“ Jacke eingeführt. Diese Jacke hatte eine völlig neue Form. Es war eine kurze Pferdelederjacke mit Strickbündchen an den Ärmeln, Taille und Kragen. Das Futter bestand aus Satin. An der Vorderseite besaß sie zwei aufgenähte Pattentaschen. Die A-1 besaß noch keinen Reißverschluss, sondern wurde durch Hornknöpfe verschlossen. 1931 wurde die A-2, der Nachfolger der A-1, in Dienst gestellt. Es war praktisch eine weiterentwickelte A-1. Entscheidende Änderungen war ein Reißverschluss samt Windschutzleiste, der die Jacke bis zum Kragen schließen konnte, das Rückenteil, das nun aus einem einzigen Stück Leder bestand, die Schulterklappen für Rangabzeichen sowie ein Futter aus Baumwolle, das besser wärmte und die Jacke nicht auf dem Rücken der Trägers hin und her wandern ließ, da Baumwolle nicht so glatt wie Satin ist. Da Anfang der Dreißiger Jahre noch Maschinen mit offenem Cockpit geflogen wurden, bekam die A-2 einen Kragen aus Leder, der mir Druckknöpfen unten gehalten wurde, um ein Flattern im Fahrtwind zu verhindern.
Diese Jacke setzte Maßstäbe in Schnitt und Funktionalität. Mit Einführung dieser Jacke brach eine neue Ära der Bekleidung an. Nicht nur auf militärischer Ebene, sondern auch im Hinblick auf die zivile Mode. Mit der A-1 bzw. der A-2 wurde ein neues Kleidungsstück geboren: Der Blouson.
Lederjacken
Die Standard Bekleidung beim fliegenden Personal der USAAF im Zweiten Weltkrieg war die 1931 erstmals eingeführte Lederjacke vom Typ A-2. Diese sehr funktionelle Jacke hatte einen klaren und schnörkellosen Schnitt mit zwei aufgesetzten Außentaschen an der Frontseite und Epauletten für die Rangabzeichen. Für damalige Zeiten revolutionär war der Reißverschluss der Firma Talon. Gefertigt wurden diese Jacken aus dunkelbraunem ("seal brown") Pferdeleder, anfänglich auch mit rötlicher Färbung ("russet"), später auch aus Ziegenleder und Rinderleder. Das Gegenstück in der US-Navy hieß M422 und wurde 1940 eingeführt, ab 1950 G-1 genannt, und war von ähnlichem Schnitt, hatte jedoch u.a. Bewegungsfalten am Rücken und einen Fellkragen. Alle diese Jacken wurden von Zivilfirmen, den so genannten Contractors, die über die ganzen USA verteilt waren, nach genauen Vorgaben gefertigt, hatten aber je nach Hersteller kleine spezifische Besonderheiten in den Detailausführungen, (Herstellerfirmen: Aero Beacon N.Y., Rough Wear, Bronco, Poughskeepie, usw...). Sammler zahlen Spitzenpreise für diese Originale und verehren sie als wahre Kultobjekte. Nachfertigungen gibt es heute in großer Zahl und in unterschiedlichsten Qualitäten bis hin zur historisch exakten Replika mit und ohne Patina. Die Fliegerjacke A-2 wurde 1988 bei der US Air Force in ähnlicher Form als Bekleidung wiedereingeführt, um die Traditionsverbundenheit dieser Einheit zu bekräftigen. Die Spezifikation wurde jedoch auf Ziegenleder geändert, da dieses langsamer Patina entwickelt und somit länger den Uniformcharakter behält.
Schaffelljacken
Diese Schaffelljacken wurden vom amerikanischen Luftakrobaten und Fallschirmspringerpionier Leslie Irvin entwickelt und in der von ihm 1926 aufgebauten Manufaktur in England produziert. Sie waren nicht gefüttert, sondern bestanden aus Schaffell, wobei die nach innen getragene bräunliche Wolle als Isolationsschicht diente. Diese Jacken waren sehr warm, aber auch schwer und schränkten die Bewegungsfreiheit ein. Die Irvin Flying Jackets besaßen keine Taschen und dienten als Vorlage für die Jacken der US Army Air Corps: Ab dem 8. Mai 1934 wurden diese mit den Schaffelljacken B-3 ausgestattet, die im Englischen bomber jacket genannt wurden. Im Gegensatz zu den englischen Irvin-Jacken ist die B-3 außen teilweise mit Verstärkungen aus Pferdeleder versehen. Die kurz darauf entwickelte B-6 Flight Jacket war kürzer geschnitten und besaß ein dünneres Schaffell. Die D-1 für Bodenpersonal wurde von Fliegern als Sommerjacke getragen und war noch dünner geschoren als die B-3. Der Nachteil an den Schaffelljacken war, dass wenn die Lederjacken durch Regen oder Schweiß feucht wurden und das Flugzeug in größere Höhen aufstieg, das Wasser gefror und den Wärmeschutz eingeschränkte.
Fliegerjacken aus Nylon
Die erste Fliegerjacke aus Nylon wurde 1942 entwickelt und am 22. Juli 1943 eingeführt, die "Type B-15". Sie war der Nachfolger der "B-10". Die "B-15", die anfangs ebenfalls noch aus Stoff gefertigt wurde, gab es in verschiedenen Varianten (A,B,C und D). Der Schnitt und alle militärischen Spezifikationen wurden von Dobbs Industries zusammen mit dem US-Verteidigungsministerium entwickelt. Es wurde eine Alternative zu den teuren Jacken aus Leder gesucht, die genauso robust und wärmend war. Erstmalig wurde hochwertiges Nylon als Material für Fliegerjacken eingesetzt (wasserabweisendes Dupont Typ 6-6 Nylon Fliegersatin). Zu Beginn ausschließlich in oliv-grün. Die neuen Jacken stellten sich sogar als Verbesserung gegenüber den Lederjacken heraus. Die "B-15" war nicht nur genauso widerstandsfähig und warm, sie war auch wesentlich leichter als eine Lederjacke und bot den Piloten mehr Bewegungsfreiraum. Außerdem war Nylon der Sicherheit zuträglich: Die glatte Oberfläche verhinderte das Hängenbleiben an Schaltern und Knöpfen beim Ein- und Ausstieg aus den immer enger und voller werdenden Cockpits.
MA-1
Anfang der 50er-Jahren wurde das Nachfolgemodell zur B-15 entwickelt: Es handelt sich das heute weitläufig als Bomberjacke bezeichnete US-amerikanische Modell MA-1 (MIL-J-8279).
Nachfolgemodelle, insb. CWU-45/P
Mit Einführung der US-amerikanischen Modelle CWU-36/P für den Sommer (MIL-J-83382) und CWU-45/P mit Isoliersteppung für niedrige Temperaturen (MIL-J-83388) wurde eine neue Jackengeneration geschaffen; die Jacken wurden 1977 von Alpha Industries für die US-Luftwaffe entwickelt.[1] Die Jacken der CWU-Reihe haben aufstellbaren Kragen, der aus dem gleichen Material ist, wie das Außenmaterial der Jacke. Die Taschen sind hoch angebracht und abgewinkelt, damit die Soldaten nicht mit den Händen in den Taschen herum laufen.[2] Heute sind sie die Standardjacken der US-Luftwaffe, bestehen jedoch nicht mehr aus Nylon, sondern vollständig aus der feuerfesten Kunstfaser "Nomex".
Weitere leichtere und dickere Fliegerjacken wurden später für andere Temperaturbereiche entwickelt, z. B. der N3-B Parka.