Initiation
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Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden (eines Anwärters) in eine Gruppe oder Gemeinschaft, bzw. seinen Aufstieg in einen anderen personellen Seinszustand, z.B. vom Kind zum Mann, vom Novizen zum Priester oder vom Laien zum Schamanen. Die Initiation ist gewöhnlich in einen vorgegebenen rituellen Rahmen eingebunden. Der Initiationsritus gestaltet die Initiation. Initiationen waren schon früh fester Bestandteil von Mysterienkulten oder -schulen.
Das Ritual zur Aufnahme in einen geistlichen Orden wird auch Ordination genannt. Übergangsriten wurden in den Sozialwissenschaften grundlegend zuerst von Arnold van Gennep untersucht.
Ritus
Im Rahmen eines spezifischen sozio-kulturellen Kontextes folgt der entsprechende Ritus in Ablauf und Gestaltung meist einer gleich bleibend festgelegten Form. Die soziologisch-anthropologische Untersuchung verschiedener Initiationspraktiken zeigte verallgemeinernd den folgenden Ablauf:
- séparation: die Trennung vom früheren Zustand (z. B. Leben)
- marge: den (kritischen) Übergang
- agrégation: die Aufnahme in den neuen Zustand oder Status (oft mit Belehrungen und Riten der „Besiegelung“)
Der Initiand wird durch die Initiation verändert, gegebenenfalls „stirbt“ sein altes Ich symbolisch. Danach tritt der Initiand in eine „neue Welt“, weshalb bei vielen Initiationsriten eine symbolische Geburt vollzogen wird.
Spirituelle Beispiele
Christentum
Die christliche Taufe, Konfirmation und Firmung der Kirchen haben aufgrund ihres Symbolcharakters initiierenden Charakter. Hierbei tritt der spirituelle Charakter in den Mittelpunkt der Zeremonie. Der Errettung der Seele durch die Aufnahme in den Kreis der Gläubigen ist für viele Religionen das zentrale Element einer Initiation.
Judentum
Im Judentum die Bar Mizwa für 13-jährige Jungen bzw. die Bat Mizwa für Mädchen. Sie müssen öffentlich aus der Tora vorsingen.
Hinduismus
Junge Männer in den höheren Kasten der Hindus werden dem sog. Upanayana (Initiationsritus für Knaben) unterzogen. Es ist diese kultische Handlung, die einen Menschen nach Auffassung der Hindi zum „Dvijati“ werden lässt, zum „Zweimalgeborenen“.
Buddhismus
Im Buddhismus werden Knaben, die in ein Kloster eintreten, zunächst fürstlich bewirtet, kleiden sich feierlich und dürfen ausgiebig spielen, bevor sie dann zur Initiation in das Klosterleben rituell kahl geschoren werden, ihre bürgerliche Kleidung ablegen und die Mönchskutte umlegen, mit der sie in Zukunft symbolisieren, dass sie den weltlichen Freuden absagen.
Shintoismus
- Im Shintō gibt es den Brauch, Neugeborene an einem bestimmten Tag zu ihrem ersten Schreinbesuch, dem Hatsumiyamairi zu bringen. Das Neugeborene wird dadurch Mitglied der Gemeinde.
neue religiöse Bewegungen
- Viele Neue Religiöse Bewegungen kennen ebenfalls Initiationsrituale. Diese haben oft kontemplativen Charakter, so wie z.B. bei Eckankar, die die ersten beiden von bis zu 12 Initiationen durch die Übergabe eines persönlichen Mantras vollziehen. Die späteren Initiationen werden dann in gemeinsamer Kontemplation mit einem Geistlichen in Stille erteilt.
Männer-Initiation
Nach Richard Rohr gehört Männerinitiation zu den ältesten bekannten Systemen zur spirituellen Unterweisung von Männern, welche sich vor der sogenannten Achsenzeit (ca. 800 - 200 v.Chr.) entwickelten. Sie geht damit allen institutionellen Religionen voraus.
Diese Initiationsriten galten in nahezu allen Kulturen als besonders wichtig für das Überleben der Gemeinschaft - und im Besonderen für das Überleben der Männer. Um dies sicherzustellen wurden den Initianden während des Initiationsrituals fünf grundsätzliche Initiationswahrheiten oder -prinzipien vermittelt:
- Das Leben ist hart.
- Du bist nicht wichtig.
- In deinem Leben geht es nicht um dich.
- Du hast nicht die Kontrolle.
- Du wirst sterben.
Diesen für das Individuum grundsätzlich negativen Botschaften wurden dann, nach Ritualende und in der Folgezeit, von der Gemeinschaft und von den Ältesten direkt gegensätzlich erscheinende, positive Botschaften entgegengestellt, die dem Initianden jedoch eher unbewusst vermittelt wurden.
In den traditionellen, geschlossenen Stammeskulturen der Naturvölker dienten diese Prozesse der Vermännlichung des Jungen hin zu dem in der jeweiligen Kultur anerkannten und damit vorgegebenem Männerbild, sowie den damit verbundenen Aufgaben und Pflichten der Stammesgemeinschaft gegenüber. In patriarchalischen, traditionellen als auch moderneren Gesellschaftsformen wird dabei das Mannsein immer im Unterschied zur Weiblichkeit und damit zur Frau aufgefasst. Dieser Unterschied wurde in dem meisten traditionellen Stammeskulturen oft durch die mehr oder weniger verdeckte Unterdrückung des weiblichen Geschlechtes und der Darstellung des männlichen als das dem weiblichen Geschlecht Überlegenere hergestellt.
So scheint hierbei für die Männer, bewusst oder unbewusst, die größte Gefahr von dem Weiblichen auszugehen, da in diesem prinzipiell zwei Hauptgefahren den Überlegenheitsanspruch des Männlichen in Frage stellen:
- das Männliche verdankt seiner Herkunft der weiblichen Welt. Der Mann verdankt somit sein Dasein einer Frau. Aus männlicher Sicht üben die Frauen so über die Existenz der Männer eine Macht aus.
- das Männliche ist in seiner Sexualität von der weiblichen Sexualität abhängig. Diese Abhängigkeit kann durch willentlich oder unwillentliche, psychische Beeinflussung bis hin zum Kontrollverlust über das eigene Genital gehen.
In beiden Fällen kann gerade in den traditionellen Kulturen von einer unbewussten bis hin zu einer extremen Abhängigkeitsangst des Männlichen vom Weiblichen ausgegangen werden, welche den Wunsch des Mannes nach Autonomie von der Frau bestärken. Um diese Autonomie herzustellen, wurden daher dort wohl die ersten Initiationsriten erfunden, welche darüber hinaus oft auch gleichzeitig versuchten die typisch weiblichen Erfahrungen von monatlicher Menstruation und dem schmerzhaften sowie lebensbedrohenden Geburtsereignis für den Mann symbolisch nachzustellen. Dies führte in manchen Stammeskulturen sogar teilweise zu sehr schmerzhaften Initiationspraktiken wie z.B. Ganzkörpertätowierung, zu größeren, sichtbaren Narben führenden Hautschnitten bishin zu brutalen Körperverstümmelungen als auch homosexuellen Handlungen.
Das Ziel dieser Praktiken war es den Jungen durch physische als auch psychische Verletzungen von seinem Bewusstsein her so stark zu verändern, das er nach der Initiation psychisch nie mehr derselbe sein würde und somit nie wieder als „Junge“ und Kind seiner Mutter zu dieser und ihrer mütterlich-weiblichen Welt zurückkehren konnte.
So entwickelten sich abhängig von der jeweiligen Stammesgesellschaft sozio-kulturell verschiedene Formen von Initiationsriten zur Herstellung von Männlichkeit, welche jedoch ausnahmslos alle in ihrer Struktur und Bedeutung dem von Arnold van Gennep festgestellten Ablauf
- Trennung von der mütterlichen Welt,
- Umwandlung des Jungen durch Austreibung des Weiblichen und Wiedergeburt als Mann in einer Männergruppe,
- Angliederung und Wiederkehr in die weibliche Welt als Mann und Krieger
folgen.
Allen Stammeskulturen waren sich hierbei bewusst, das die Initiation zum Mann ein Leben lang andauerte, weshalb es auch im späteren Leben eines Mannes immer wieder bestimmte Initiationsrituale durchgeführt wurden.
Beispiele
Bei der Männer-Initiation bei Papuas und Melanesiern werden (wurden) die Initianden in eine Erdhöhle gesteckt. Oft werden die Initianden mit greulichen Masken erschreckt. Zum Ende der Zeremonie werden sie von den Mitgliedern des neuen Bundes, zu dem sie nun gehören, aus der Höhle gezogen.
Nichtreligiöse Beispiele
Jugendweihe
In Deutschland stellt die Jugendweihe einen säkularen Initiationsritus dar.
Studentenverbindungen
- Auch manche Studentenverbindungen kennen Initiationsriten. Neumitglieder werden nach einer Probezeit von ein bis zwei Semestern vom Status des „Fux“ oder „Fuchs“ mittels einer „Burschung“ genannten Initiation (in manchen Dachverbänden: „Rezeption“/„Reception“) zum Vollmitglied ernannt. Auch Bestimmungsmensuren können bei Studentenverbindungen zur Initiation gehören.
Jugendbanden
Initiationsrituale sind auch bei Jugendbanden üblich, wobei der Anwärter gewöhnlich eine „Mutprobe“ (z.B. Diebstahl) bestehen muss. Auch werden Neuankömmlinge vor Ekel- und Gewaltproben gestellt, um ihre Unterwerfung zu erzwingen. In Frankreich heißen diese Erniedrigungsrituale „Bizutage“, in Brasilien „Trote“.
Naturvölker
Andere Initiationsrituale, z.B. bei Naturvölkern, beinhalten Angst-, Ausdauer- und Schmerzproben, Körperverletzung und sogar Verstümmelungen (siehe auch Beschneidung und Genitalverstümmelung). Bei des australischen Aborigines wird beispielsweise als Zeichen des Übergangs in die Männlichkeit eine Subinzision durchgeführt. In zahlreichen europäischen Volksmärchen - in den Initiationsmärchen - ist von diesem Vorgang die Rede.
Diskrete Gesellschaften
- Diskrete Gesellschaften wie die Freimaurerei (siehe: Tempelarbeit) und die Rosenkreuzer sind ebenfalls Initiationsgemeinschaften.
Moderne Männerinitiation und Männerbewegung
In den westlichen modernen und offenen Gesellschaftskulturen dienen diese Prozesse der Einweihung meist bereits volljähriger und damit erwachsener Männer in ihre persönliche Identität und Rolle als Mann und sind für den jeweiligen „Mann“ eher auf einen tieferen Lebensinn stiftenden Aspekt als auch auf einen Nachreifungsprozess ausgerichtet.
Im Gegensatz zu den traditionellen Stammeskulturen orientiert sich die moderne Männerinitiation nicht am gängigen Männerbild der jeweiligen Gesellschaft, sondern meist an den archetypischen Männerbildern des Königs, des Kriegers, des Magiers und des Liebhabers, wie sie auch aufgrund psychologischer Studien anhand von zahlreichen Mythen und Märchen erstmalig am C.G. Jung Institute of Chicago und 1990 in dem Buch King, Warrior, Magician, Lover. Rediscovering the Archetypes of the Mature Masculine von Robert Moore und Douglas Gillette vorgestellt wurden. Diese männlichen Archetypen gelten heute als grundlegende, psychologische Tiefenstrukturen des Mannes und somit als Schlüssel zum Verständnis der männlichen Psyche. Sie haben der in den USA und heute auch in Europa stattfindenden Männerbewegung starke Impulse gegeben, weshalb diese auch „mythopoetische“ Männerbewegung genannt wird.
Dabei versteht sich die mythopoetische Ausrichtung der modernen Männerbewegung nicht als Gegenkonzept zur Frauenemanzipation der 70er und 80er Jahre, und will diese und ihre Errungenschaften auch nicht umkehren oder in Frage stellen. Stattdessen stellt sie das in der westlichen Leistungsgesellschaft alte, traditionelle Männerbild und das des „Machos“ als auch das neue, als Folge der Frauenemanzipation entstandene Männerbild des "Softies" der 80er und 90er in Frage und entwirft ein eigenes Männerbild und eine eigene Männerkultur auf Basis der vier mythologisch begründeten Archetypen sowie gesicherten Erkenntnissen von wissenschaftlich, christlich als auch buddhistisch orientierten Männerforschern.
Ken Wilber (amerikanischer Philosoph) stellte dabei fest, das dieses „Zurück zu den Wurzeln“ durchaus angemessen und förderlich für die Entwicklung eines neuen Männerbildes und der Männergesundheit in der westlichen Gesellschaft ist und hebt dabei hervor, das diese Männer ihre neuen Rollenvorbilder vom Raum der Rationalität aus agieren, diese aber gleichzeitig in einem „Als-ob“-Spiel für unsere moderne Kultur transzendieren.
Siehe auch
Literatur
- Arnold van Gennep, Les rites de passage (deutsch:Übergangsriten, übersetzt v. S. Schomburg-Scherff, Frankfurt a. M. 1986), 1909
- Steven Foster/Meredith Little, Visionssuche, Sinnsuche und Selbstfindung in der Wildnis, 1989, Arun Verlag, ISBN 3-935581-09-2
- Gisela Bleibtreu-Ehrenberg: Mannbarkeitsriten: Zur institutionellen Päderastie bei Papuas und Melanesiern. Ullstein 1980
- Mircea Eliade: Rites and Symbols of Initiation, Spring Press, ISBN 0-88214-358-1
- Thomas Mann: Der Zauberberg. 1924
- Robert Bly: Eisenhans. Ein Buch über Männer. Knauer, München 1993, ISBN 3-426-84017-0
- Michael Meade: Die Männer und das Wasser des Lebens. Wege zur wahren Männlichkeit. San Francisco, Verlag Harper 1993, Deutsche Übersetzung Paul List Verlag in der Südwest Verlag GmbH & CoKG München 1994
- Shanti E. Petschel: Reifeprüfung Wildnis, endlich erwachsen werden. Arun Verlag, ISBN 3-935581-64-5g
- Geseko von Lüpke und Sylvia Koch-Weser: Vision Quest, Ariston 2000, ISBN 3-7205-2164-8
- Kris Kershaw: Odin Der einäugige Gott und die indogermanischen Männerbünde, Arun-Verlag 2003, ISBN 3-935581-38-6
- Richard Rohr: Endlich Mann Werden, übersetzt von Tilmann Haberer, Claudius Verlag München 2005, ISBN 3-532-62325-0
- Pounder, Derrick, J. (1983) Ritual Mutilation: Subincision of the Penis among Australian Aborigines. American Journal of Forensic Medicine and Pathology 4(3):227–229
- Arnold van Gennep: Les rites de passage (deutsch: Übergangsriten, übersetzt v. S. Schomburg-Scherff, Frankfurt a. M. 1986), 1909
- Steven Foster, Meredith Little: Visionssuche, Sinnsuche und Selbstfindung in der Wildnis. Arun Verlag, 1989, ISBN 3-935581-09-2
- Robert Bly: Eisenhans. Ein Buch über Männer. Knauer, München 1993, ISBN 3-426-84017-0
- Geseko von Lüpke und Sylvia Koch-Weser: Vision Quest. Ariston 2000, ISBN 3-7205-2164-8
- Richard Rohr: Endlich Mann Werden. übersetzt von Tilmann Haberer, Claudius Verlag, München 2005, ISBN 3-532-62325-0
- Richard Rohr: Der wilde Mann - Geistliche Reden zur Männerbefreiung. Claudius Verlag, München 2003, ISBN 3-532-62042-1
- Reinhold Hermann Schäfer: Männer Quest - Die Reise ins Herz des Mannes. Arun Verlag, Uhlstädt-Kirchhasel, ISBN 3-927940-93-3
- Sam Keen: Feuer im Bauch - Über das Mann-Sein. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, ISBN 3-404-60353-2
- Robert Moore, Douglas Gilette: König, Krieger, Magier, Liebhaber - Die Stärken des Mannes. Kösel Verlag, Kempten 1992, ISBN 3-466-34285-6
- Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1999, ISBN 3-458-34256-7
- Ken Wilber: EROS, KOSMOS, LOGOS - Eine Jahrtausend-Vision. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-596-14974-6
Weblinks
- Encyclopaideia
- Puellarium
- http://www.coburger-convent.de/faq/mitgliedschaft.html#akzeption_admission_rezeption Aufnahmeritual bei Studentenverbindungen
- http://www.santmat-diewahrheit.de/index.php?option=com_content&task=view&id=21 Alles über eine Initiation - Surat Shabd Yoga
- Text über Initiation von den Rosenkreuzern