Latexkleidung

Latexkleidung, Latexwear oder auch Latex-Ware bezeichnet Kleidungsstücke, die aus (Natur-)Gummi bzw. Latex gefertigt sind.
Begriffsverwirrung
Korrekterweise müsste es Gummikleidung heißen. Mit Latex wird eigentlich nur die Milch des Latexbaums bezeichnet. Nach der Vorbehandlung z.B. Räuchern/Walzen wird daraus Kautschuk. Erst durch Vulkanisation, also dem Einbringen von Schwefel wird das Material stabilisiert. Das Endprodukt nennt man dann Gummi. Der gleiche Begriff wird auch für die synthetische Herstellung aus Erdöl verwendet, da das Endprodukt chemisch identisch ist. Gemeinhin spricht man aber dennoch von Latexkleidung um eine Abgrenzung zu Autoreifen etc. deutlich zu machen.
Arten von Latexkleidung
Getauchte Ware
Hierbei wird eine Form aus Keramik oder dgl. in ein Bad aus flüssigem Latex getaucht und danach herausgezogen. Es bildet sich eine Schicht von ca. 0,05 - 0,1 mm. Um die gewünschte Dicke des Materials zu erreichen, wird ggf. mehrfach getaucht. Nachteile dieser Verfahrensweise sind:
- Schwankende Materialstärke (und daraus resultierend: schwankende Reißfestigkeit)
- Maßanfertigung ist nicht möglich
Gängige Latex-Artikel die im Tauchverfahren hergestellt werden sind Handschuhe und Strümpfe in verschiedenen Längen und natürlich auch Kondome.
Geklebte Ware

Hier wird das Kleidungsstück aus Bahnen von bereits fertigem Latex geschneidert. Der Preis ist meist um ein Vielfaches höher als bei getauchter Ware. Die Festigkeit und damit die Haltbarkeit des Materials übertrifft die getauchter Ware allerdings bei weitem, was den höheren Preis rechtfertigt.
- Konstante Materialstärke und somit auch gleichbleibende Festigkeit und Haltbarkeit der Kleidung.
- Das Kleidungsstück kann von einem Schneider perfekt an die Figur des Kunden angepasst werden.
Genähte Ware
Analog der geklebten Waren werden die Kleidungstücke aus vorgefertigen bzw. vorgeschnittenen Latexbahnen hergestellt, dabei werden diese mit Faden zusammengenäht. Dies wirkt sich zum Teil negativ auf die Elastizität aus, da diese genähten Outfits nicht so stark nachgeben wie geklebte Kleidungsstücke. Zudem bedeutet jeder Einstich eine Verletzung des Materials, was sich negativ auf die Haltbarkeit auswirkt.
Farben
Die aus der Pflanze gewonnene Latexmilch hat eine weißliche Farbe. Nach der Vorbehandlung durch z.B. Erhitzung bekommt das Material seine typische hellbeige Kautschukfarbe. Bei der Fertigung von Meterware werden neben Schwefel (zur Vulkanisation) auch Farbpigmente zugegeben. Im Prinzip ist dabei jede Farbe möglich, in der Praxis stehen jedoch die Farben Schwarz und Rot in der Beliebtheitsskala weit oben. Da transparentes und weißes Latex sich leichter verfärbt, ist hier besondere Vorsicht geboten.
Materialstärken
Typische Werte der Materialstärke liegen bei getauchtem Material zwischen 0,25 mm und 0,75 mm. Bei geklebten Stücken liegt die am häufigsten verarbeitete Stärke zumeist bei 0,15 - 0,35 mm. In Stärken von 0,6 - 0,9 mm werden zumeist (wegen der nachlassenden Elastizität des Materials) nur Mäntel und Accessoires wie zum Beispiel Gürtel gefertigt. Auf dem Markt sind Stärken bis 2 mm erhältlich.
Die Dicke des Gummis wird neben der Dehnungsfähigkeit meist als Maßeinheit für den Tragekomfort angesehen. So werden beispielsweise Strümpfe aus 0,35 mm Material gefertigt. Es bietet durch seine Dicke die entsprechende Reißfestigkeit (insbesondere an den stark belasteten Fersen), die vom Material erwartet wird. Geklebte Stücke, wie z.B. sehr teure Catsuits werden oft aus dünnerem, 0,15 - 0,3 mm dicken Material gefertigt. Die dünnere Schichtdicke ermöglicht einen wesentlich höheren Tragekomfort, insbesondere wenn das Latexkleidungsstück unter der normalen Kleidung getragen wird (z.B ein Latexcatsuit unter Rollkragenpullover und langer Jeans).
Pflege von Latexkleidung
Latex ist ein Naturprodukt, das zwar sehr temperaturbeständig ist, aber durch den Kontakt mit Fetten und Ölen zersetzt werden kann; auch UV-Licht schädigt die Struktur der Latexkleidung, dadurch ist eine intensive Pflege nötig. Um die Haltbarkeit optimieren, sollten folgende Grundsätze beachtet werden:
- Der Kontakt mit Fetten und Ölen ist zu vermeiden. Gleiches gilt für viele Metallarten (z.B. Messing)
- Nach dem Tragen sollten die Kleidungsstücke gereinigt werden. Im Fachhandel gibt es dafür bereits fertige Reinigungsprodukte. eine fett-/ölfreie Waschlotion (pH 5,5) tut es auch.
- Nach dem Trocknen sollte die Kleidung mit Talkum oder Babypuder behandelt werden, damit das Latex nicht verklebt und elastisch bleibt.
- Alternativ kann auch Silikonöl oder entsprechende Pflegeprodukte verwendet werden. Einfach einen Spritzer in klares Wasser und die Wäsche darin walken und so zum Trocknen aufhängen.
- Es empfiehlt sich, jedes einzelne Kleidungsstück hängend im Schrank aufzubewahren, da sich Spuren von Falten unter Umständen nicht mehr entfernen lassen.
- Die Kleidungsstücke sollten dunkel gelagert werden, da Latex lichtempfindlich ist (UV-Strahlung)
Latex in der öffentlichen Wahrnehmung
Latexkleidung wird aus verschiedenen Gründen häufig als nicht salonfähig betrachtet und wird daher nur selten in der Öffentlichkeit oder nur unter Textikleidung getragen. Dies hat mehrere Ursachen:
- In bestimmten Fällen besteht eine Verbindung zu einem Latex-Fetischismus. Das Tragen von Latexkleidung wird hierbei von der Trägerin oder vom Träger als sexuell anregend empfunden.
- Aufgrund der Verwendung im Rotlichmilieu wird Latex oft mit Sex in Verbindung gebracht.
- Latex wird außerdem häufig mit BDSM-Szenarien assoziert. Ein entsprechender Bezug zu Latexbekleidung ist keineswegs zwangsläufig, kommt jedoch häufig vor.
In den letzten Jahren hat die Akzeptanz für Latexkleidung in Deutschland zugenommen. Vor allem in Diskotheken sieht man zunehmend offen getragene Latexkleidung.
In der Öffentlichkeit ist jedoch Latexkleidung immer noch mit negativen Assoziationen verbunden. Jüngstes Beispiel ist die Kritik an Fotos der CSU-Politikerin Gabriele Pauli, die sich mit Latexhandschuhen ablichten ließ. [[1]]