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Arnold Odermatt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Arnold Odermatt (geb.1925) ist ein Schweizer Polizeifotograf, dessen Fotografien in jüngster Zeit in der Kunstszene große Beachtung finden.

Als der Polizist Arnold Odermatt zum ersten Mal mit seiner Rolleiflex an einer Unfallstelle auf tauchte, um die polizeiliche Berichterstattung mit Fotos anzureichern, löste er Befremden aus. Die Fotografie war damals noch alles andere als ein selbstverständliches Mittel der Beweisführung bei der Polizei.

Ein Kollege beobachtete den Landjäger bei seinem unerhörtem Tun im Dienst misstrauisch. Sofort wurde Arnold Odermatt zum Rapport befohlen. Doch gelang es Odermatt seine Vorgesetzten von den Vorteilen der unerhörten Innovation zu überzeugen. Sie erlaubten ihm, eine alte Toilette des Wachtpostens Stan in eine provisorische Dunkelkammer zu verwandeln. Als der Wachtposten später in ein neues Gebäude umzog, erhielt der erste Polizeifotograf der Schweiz sein eigenes Labor.

Arnold Odermatt am 29. Mai 1925 in Oberdorf, Kanton Nidwalden, Schweiz, geboren, trat 1948 in die Schweizer Polizei ein. Seinen ursprünglichen Brotberuf Bäcker und Konditor musste er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Eine andere Verdienstmöglichkeit musste her. Sein Kindheitshobby zum Beruf machen? Fotograf war in den vierziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ein noch kaum geachtetes Handwerk, eine spleenige Liebhaberei weniger Nonkonformisten. Staatsstellen waren dagegen eine sichere Sache.

Arnold Odermatts großes Vorbild war der berühmte Magnum-Fotograf Werner Bischof. Zufällig traf er ihn einmal, als er Charlie Chaplin fotografieren wollte. Vor Aufregung verwackelte Odermatt das Foto. Aus Bischof's Bildern lernte er viel. Odermatts visueller Stil wurde die unbestechliche Authenzität. Der spartanische sprachliche Ausdruck, den seine Polizeiberichte auszeichnete, findet sich in Odermatts Aufnahmen wieder. Seine handwerkliche Meisterschaft ist unbestreitbar, nichts Wesentliches entgeht seinem fotografischem Auge. Zufällig verformte Autowracks werden in seinen Bildern zu künstlerischen Schrottskulpturen. Intuitiv erfasst er die mitunter surreale Komik der Situation. Seine Fotos zeigen die Welt des Polizisten Odermatt mit einem Quäntchen Ironie, die ihm vielleicht selbst gar nicht bewusst war. Oder doch?

Vierzig Jahre lang hielt der eidgenössische Landjäger den Polizeialltag in Fotos fest. Nur gelegentlich interessierte sich die Lokalpresse oder eine Versicherung für seine Lichtbilder. Erst als sein Sohn Urs die Aufnahmen zum Photomuseum Zürich brachte, wurde daraus hohe Kunst. Nach der begeisternden Ausstellung folgte der Bildband 'MEINE WELT'. Plötzlich waren seine provinziellen Alltagsbeobachtungen dem Werk seines weltgewandten Vorbildes Werner Bischof gleichgestellt.

Als Arnold Odermatt in seinen jungen Dienstjahren die Kamera für die Bestandsaufnahme von Verkehrsunfällen nutzte, war das eine revolutionäre Neuheit in der Schweizer Polizei. Würde der Polizist Arnold Odermatt heute am Tatort mit seiner Kamera aufkreuzen, müsste er sich sagen lassen, dass das Fotografieren nicht seine Sache sei, sondern die Aufgabe eines speziell geschulten Polizeifotografen.

Literatur

  • Arnold Odermatt - Meine Welt, Photographien 1939-1993, Benteli Verlag, Bern