Zum Inhalt springen

Unternehmen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. April 2007 um 18:14 Uhr durch Schlesinger (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 84.142.175.37 (Beiträge) rückgängig gemacht und letzte Version von 87.175.200.180 wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Die größten Unternehmen der Welt nach Umsatz, 2005
Datei:UnternehmenDeutschland.PNG
Die größten Unternehmen in Deutschland, 2005
Entwicklung der jährlichen Unternehmensinsolvenzen in Deutschland seit 1970

Als Unternehmen oder Unternehmung wird allgemein ein von Personen durchzuführendes Vorhaben bezeichnet. Im wirtschaftlichen Bereich wird seine Struktur in den so genannten Geschäftsplan aufgenommen. Die Begriffe „Unternehmung“ und „Unternehmen“ werden heute meistens synonym gebraucht. Die häufig synonym verwendeten Begriffe Projekt und Firma bezeichnen spezielle Teilmengen des Unternehmensbegriffes.

In der Wirtschaft ist ein Unternehmen eine rechtlich, wirtschaftlich und finanziell selbständige Wirtschaftseinheit mit einer eigenen Führung (Unternehmensleitung).

Rechtsbegriff

Wirtschaftsunternehmen werden unter einer so genannten „Firma“ geführt (sie firmieren als …). Was auf den juristischen Laien wie ein sprachlicher Lapsus wirkt, hat einen einleuchtenden Hintergrund: Der Firmenbegriff ist im § 17 HGB festgelegt und bezeichnet (nur) den juristischen Namen eines kaufmännischen Wirtschaftsbetriebes. Umgangssprachlich wird der Begriff Firma jedoch fälschlicherweise oft für das Wirtschaftsunternehmen selbst als einer Institution in der Gesellschaft, etwa einer juristischen Person, benutzt. In Deutschland ist der Begriff Unternehmer in § 14 BGB definiert. Weiterhin definiert § 2 Abs. 1 UStG den Unternehmer, dort heißt es: „Unternehmer ist, wer eine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit selbständig ausübt.“.

Es gibt jedoch keinen einheitlichen Rechtsbegriff des „Unternehmens“, da dieser Begriff je nach Zweck des Gesetzes, das ihn verwendet, unterschiedlich definiert wird.

Als Kleinunternehmen gelten nach dem HGB Unternehmen mit weniger als 50 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, mit einer Bilanzssumme von unter 3,44 Millionen Euro und einem Umsatz pro Jahr von unter 6,88 Millionen Euro. Großunternehmen verfügen über 250 oder mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, eine Bilanzsumme von über 13,75 Millionen Euro und einem Jahresumsatz von mehr als 27,5 Millionen Euro.

Ein Betrieb ist hingegen eine reine „Produktionsstätte“, die Sachgüter oder Dienstleistungen erstellt, wie beispielsweise ein Gebäude mit Maschinen. Kommt zu diesem Betrieb auch noch eine Rechtsform, die sog. Firmierung wie z. B. eine Kapitalgesellschaft („GmbH“, „AG“) bzw. ein sog. „Einzelunternehmen“ mit dem dazugehörigen Kapital in Form von Betriebsmitteln, Gebäuden, Geld, Aktien etc., so wird aus der Betriebsstätte ein Unternehmen. Die Frage, ob und wie ein solches Unternehmen auch unternehmerisch tätig wird, welche Unternehmen sie plant und verfolgt und ob sie dazu ggf. sog. Projekte durchführt, ist Gegenstand des Unternehmensbegriffes.

Unternehmensformen

Im engeren Sinne ist ein Unternehmen jede Einheit, unabhängig von ihrer Rechtsform, die eine wirtschaftliche oder gemeinnützige Tätigkeit ausübt. Der Begriff beschreibt also eine „Aktivität“ und zunächst keine Firma. Als Unternehmen zählen insbesondere auch jene Vorhaben, die eine handwerkliche, freiberufliche, oder handelsrechtliche Arbeit als Einzelunternehmen- oder Familienbetriebe ausüben sowie Personen- und Kapitalgesellschaften, die regelmäßig einer wirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen.

Größe oder Ziel eines Unternehmens (vergl. Zielformulierung) sind für die Definition eines Unternehmens irrelevant. Ein Unternehmen grenzt sich von einem Projekt grundsätzlich dadurch ab, dass es keinen definierten Endzeitpunkt besitzt, kein einmaliges, sondern ein ständiges Vorhaben ist und die Ressourcen i. d. R. nicht von vorne herein begrenzt sind. Sehr wohl können allerdings Projekte Bestandteil eines Unternehmens sein. Im kreativen und gemeinnützigen Bereich hat sich diese Trennung jedoch nicht etabliert. Hier spricht man bei jedem Vorhaben gerne von Projekt, weil die semantisch exakte DIN-69901-Terminologie in solchen Unternehmen weitgehend unbekannt ist (siehe auch Projekt).

Erfolgsfaktoren für ein produzierendes Unternehmen

  • Preise
    • Auswirkung auf die Preise hat kurzfristig der Umfang der Kosten, mittelfristig die Qualität und Lebensdauer von Produkten, der Service und langfristig die Arbeitsleistung und Motivation der Mitarbeiter.
  • Kosten
    • Auswirkung auf die Kosten sind kurzfristig zu sehen im Umfang der Höhe der Löhne und Gehälter und der Weiterbildung der Mitarbeiter, die Höhe der Umweltschutzaufwendungen sowie die Verhandlungsstärke. Langfristig der Erfolg von Investitionen.
  • Umsatz
    • Auswirkung auf den Umsatz sind mittelfristig zu sehen bei der Höhe der Preise und das Image der Produkte und des Unternehmens
  • Gewinn
    • Auswirkung auf den Gewinn hat kurzfristig der erzielte Umsatz und die Kosten sowie die Höhe der Steuern und mittelfristig der Umfang der Investitionen.
  • Investitionen
    • Die Investitionen hängen mittelfristig von erzielten Gewinnen ab und können sich langfristig auf die Kosten und die Liquidität auswirken.

Rechtsformen von Unternehmen

Unternehmen werden in zweierlei Rechtsformen eingeteilt: Einzelunternehmen und Gesellschaftsunternehmen. Ein Einzelunternehmen kann nur von einer Person geführt werden, Gesellschaftsunternehmen können (müssen aber nicht) von mehreren Personen geführt werden.

Einzelunternehmen Gesellschaftsunternehmen
Einzelunternehmen Personengesellschaften Kapitalgesellschaften Genossenschaften
z. B. Eingetragener Kaufmann, s. auch Einzelunternehmen z. B. GbR, OHG, KG, Partnerschaftsgesellschaft, Stiftung z. B. GmbH, AG,

KG a. A.

z. B. eG

Eine detaillierte Übersicht bietet die Tabelle einiger Rechtsformen von Unternehmen in Deutschland.

Ökonomische Interpretation

Die Frage, warum sich Individuen und Gruppen von Individuen zu Unternehmen zusammenschließen und dadurch Transaktionen außerhalb des Marktes durchführen, ist eine der Grundfragen der Industrieökonomik.

Neben Effizienzgründen (Technologische Gründe, Unternehmen als langfristige Beziehung, Unternehmen als Institution zum optimalen Umgang mit unvollständigen Verträgen) kann die Existenz von Unternehmen auch mit Rentenabschöpfung erklärt werden.

Unternehmensformen in der Praxis

Es gibt unterschiedliche Arten von Wirtschaftsunternehmen, sie können beispielsweise im industriellen Sektor, im handwerklichen Sektor, im Agrarsektor, in der Dienstleistung oder im Handel angesiedelt sein. Wenn ein Unternehmen über die Landesgrenzen expandiert, spricht man von einem Multinationalen Unternehmen.

Eine besondere Beachtung in der Europäischen Union schenkt man, politischen Äußerungen zufolge, den Klein- und Mittelunternehmen (vergl. KMU-Definition EU, Artikel 1). Viele große Unternehmen firmieren als Aktiengesellschaft und ihre Aktien werden an der Börse gehandelt. Bedeutende börsennotierte deutsche Unternehmen werden im Deutschen Aktienindex zusammengefasst.

Anzahl von Unternehmen in Deutschland

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2004 insgesamt rund 2,96 Mio. umsatzsteuerpflichtige Unternehmen in Deutschland:

Anzahl 2004 Unternehmensrechtsform
2.060.000 Einzelunternehmen
452.955 Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH)
259.275 Offene Handelsgesellschaften (OHG), Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR)
116.630 Kommanditgesellschaften (KG), GmbH & Co. KG
7.190 Aktiengesellschaften (AG), Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA)
6.025 Öffentliche Betriebe
5.470 Genossenschaften (eG)
45.490 sonstige Rechtsformen
2.953.035 Insgesamt

Betriebsgrößen von Unternehmen in Deutschland

Die Bundesagentur für Arbeit kategorisiert die Unternehmen in Betriebsgrößenklassen für Betriebe mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.

Betriebsgrößenklassen Betriebe Beschäftigte
1 bis 5 1.402.442 3.031.445
6 bis 9 236.617 1.720.845
10 bis 19 187.441 2.511.537
20 bis 49 119.101 3.608.795
50 bis 99 44.358 3.064.424
100 bis 199 22.176 3.049.218
200 bis 499 11.934 3.600.869
500 und mehr 4.643 5.591.133
Insgesamt 2.028.712 26.178.266

Quelle: Bundeagentur für Arbeit, Stand: 30. Juni 2005

Größte Unternehmen

Siehe auch

Literatur

  • Volker Lietmeyer, Oliver Petzold: Bedingungen und Ziele für eine Reform der Unternehmensbesteuerung. Wirtschaftsdienst 2005/9, S. 590 ff.
  • Paco Xander Nathan: Sind Unternehmen die besseren Menschen?. Löhrbach 2004, ISBN 3922708307
  • Burkard Lotz: Der Konsortialvertrag des Anlagenbaus im In- und Ausland. In: ZfBR. 1996, S. 233 ff.
  • Klaus Olfert, Horst-J. Rahn: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. 8. Aufl., Ludwigshafen/Rhein 2005, S. 21
  • Joachim Paul: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Wiesbaden 2007, S. 1 u. S. 218
  • Jean-Paul Thommen, Ann-Kristin Achleitner: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Wiesbaden, 4. Auflage 2003, S. 35
  • Günter Wöhe, Ulrich Döring: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 22. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 8 und S. 71 ff.