Seeotter
Seeotter | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Enhydra lutris | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der Seeotter, Kalan oder Meerotter (Enhydra lutris) ist eine Raubtierart aus der Unterfamilie der Otter (Lutrinae). Er ist neben dem Küstenotter des Südpazifiks die einzige Otterart, die nur im Meer lebt.
Merkmale
Körperbau
Der Seeotter ist insgesamt etwa 150 cm lang, davon hat sein Schwanz allein eine Länge von bis zu 30 cm. Sein Fell besitzt eine dunkelbraune Färbung, wobei der Kopf etwas heller ist. Die Anpassung an das Wasserleben geht bei ihm weiter als bei anderen Ottern. Seine Hinterbeine sind beispielsweise nach hinten versetzt und zu großen Flossen verlängert, so dass sie ihm beim Schwimmen hilfreicher, beim Laufen an Land aber eher hinderlich sind. Die Vorderpfoten sind wesentlich kleiner und haben einziehbare Krallen. Der Schwanz ist nicht wie bei anderen Ottern rund sondern abgeflacht und verjüngt sich zur Spitze hin nicht. Das Gewicht eines männlichen Tiers kann rund 40 kg betragen, die Weibchen wiegen weniger und bleiben kleiner. In seinem ganzen Körperbau ähnelt der Seeotter einer Art "Mittelding" zwischen Otter und Robbe, obwohl er mit den Robben nicht näher verwandt ist. Diese Ähnlichkeiten beruhen auf konvergenter Evolution.
Der Seeotter hat 32 Zähne, was für die Unterfamilie der Otter sehr ungewöhnlich ist. Alle anderen Otter haben 36, der asiatische Zwergotter 34 Zähne. Als einziges Raubtier hat er im Unterkiefer nur zwei Paare von Schneidezähnen. Außerdem hat er kräftige, massive Backenzähne, die auf ein Zerbeißen von Muscheln und Schnecken eingerichtet sind.
Fell
Von allen im Meer lebenden Säugetieren hat der Seeotter als einziges keine isolierende Fettschicht. Stattdessen schützt ihn ein hochspezialisiertes Fell vor der Kälte des Nordpazifiks: Auf einem Quadratzentimeter wachsen rund 100.000 Haare; genauso viele wie ein Mensch durchschnittlich auf dem Kopf hat. Das Fell, das als das feinste im Tierreich gilt, besteht aus groberen, dunkleren Deckhaaren und einer sehr feinen, hellbraungrauen Unterwolle. Auf ein Haar des Deckfells kommen etwa 70 Haare der Unterwolle. Zwischen den seidigen Haaren sorgen normalerweise winzige, von ihm regelmäßig in sein Fell geblasene Luftbläschen für eine gute Kälteisolierung. Diese Bläschen sorgen auch dafür, dass der Otter beim Schwimmen nicht bis auf die Haut nass wird. Die Haut des Fells, das der Otter regelmäßig pflegt, liegt locker am Körper an und bildet Falten und Taschen, in denen Nahrung transportiert werden kann.
Fellpflege nimmt für die Otter sehr viel Zeit in Anspruch. Die Tiere können oft beobachtet werden, wie sich "kratzen". Dieses Verhalten dient jedoch der Fellpflege. Die dazu ausgeführten Bewegungen sind mit denen einer sich putzenden Katze vergleichbar. Vorder- und Hinterpfoten werden zum Reinigen auch geleckt. An Seeottern in Gefangenschaft ist zu beobachten, dass sich auf dem Fell der Otter Wassertropfen sammeln, die nicht ins Fell einsickern - ein Beweis für dessen wasserdichte Eigenschaft.
Ältere Tiere haben an Kopf, Hals und Schultern ein blasseres Fell als am übrigen Körper. Das Fell fühlt sich deutlich weicher an als z.B. das von Katzen.
Allgemeines
Der Seeotter gilt als kleinstes Meeressäugetier. Zusammen mit dem längeren aber leichteren Riesenotter und dem wesentlich hochbeinigeren Vielfraß gehört er allerdings zu den größten Vertretern der Marderfamilie. Zum Vergleich: Die heimischen Steinmarder werden maximal einen halben Meter lang und bringen zwei Kilo auf die Waage. Der Fischotter bringt es immerhin auf 90 Zentimeter und 12 Kilogramm.
Für die Marderfamilie sehr ungewöhnlich ist, dass dem Seeotter Analdrüsen ("Stinkdrüsen") fehlen.
Vorkommen
Verbreitungsgebiet

Seeotter leben an den Küsten des Beringmeers in Alaska, auf den Aleuten und den Kommandeurinseln, kleinere Bestände auch an der kanadischen und kalifornischen Pazifikküste. Ursprünglich war der Seeotter von Nordjapan über die gesamte Nordpazifikküste bis nach Mexiko (Niederkalifornien) verbreitet. Starke Bejagung hat das Verbreitungsgebiet verkleinert, die Bestände erholen sich allerdings dank Schutzmaßnahmen. Die Südgrenze des Verbreitungsgebietes deckt sich etwa mit der Südgrenze des Aufstroms von kaltem Tiefenwasser an der amerikanischen Westküste. Nur hier kommen die großen Tangwälder vor, in denen sich der Otter besonders gern aufhält.
Nach Norden hin wird das Verbreitungsgebiet offenbar durch die Grenze des Treibeises begrenzt. Das nördlichste gesicherte Vorkommen verdrifteter Seeotter wurde in der ostsibirischen See auf 70°N festgestellt.
Lebensraum
Seeotter sind die Otterart mit der besten Anpassung ans Wasserleben (s.o.). Dementsprechend verbringen sie den größten Teil des Lebens im Wasser. Allerdings verlassen sie dabei die Küstengewässer nicht und halten sich fast immer in Landnähe auf. Dabei bevorzugen sie felsige Küstenabschnitte.
Seeotter gelten als typische Arten der großen Kelpwälder der amerikanischen Pazifikküste, in denen sie häufig auf Nahrungssuche gehen.
Lebensweise

Ernährung
Der Stoffwechsel des Seeotters ist etwa dreimal höher als bei Landsäugern. Durch diese Anpassungen kann er seine Körperinnentemperatur von 38°C aufrechterhalten, ist aber andererseits deshalb gezwungen, sehr große Mengen kalorienreicher Nahrung zu sich zu nehmen. Diese besteht aus Muscheln, verschiedenen Arten von Meeresschnecken (z.B. Napf- und Käferschnecken sowie insbesondere Seeigeln, seltener auch langsam schwimmende Fischen. Auch Seesterne werden vom Seeotter nicht verschmäht. Seeigel machen dabei den Hauptteil der Nahrung des Otters aus. Dabei ist zu beobachten, dass die Nahrung der Tiere zu weit über 70% aus Seeigeln besteht, solange eine Population klein ist. Nähert sich der Bestand an einem Küstenabschnitt aber einem Maximum, so ist die Nahrung der Tiere weitaus vielfältiger zusammengesetzt. Da sie sich teilweise von stark purpur gefärbten Seeigeln ernähren, sind die Knochen mancher Seeotter leicht violett.
Die harten Schalen der bevorzugten Beutetiere werden mit Steinen geöffnet, die als Werkzeug benutzt werden. Dazu schwimmt der Otter auf dem Rücken, legt sich die Beute auf die Brust und schlägt mit einem Stein darauf; umgekehrt legt er sich manchmal den Stein auf die Brust und zerschlägt das Tier daran. Das Fell an der Brust liegt nicht fest am Körper an und bildet Falten und Taschen, um eine Selbstverletzung bei diesem Verhalten zu verhindern. Der Otter verwendet auch Steine, um z.B. Muscheln am Meeresgrund loszubrechen. Die Verwendung von Werkzeugen ist sonst nur noch von sehr wenigen Säugetieren (z.B. Schimpansen) bekannt. Dabei wurden verschiedene Arten der Verwendung beobachtet: Einerseits ist bekannt, dass die Tiere Muscheln oder Schnecken gegen Steine schlagen. Es wurde aber auch beobachtet, dass sie mit einem Stein auf Schalentiere zerschlagen. Sogar die Verwendung eines Steines als Amboss und eines anderen als Hammer wurde beobachtet. Die Bestände in Kalifornien scheinen besonders stark zum Werkzeuggebrauch zu neigen.
Ein bevorzugtes Gebiet für die Nahrungssuche sind die Kelpwälder an der amerikanischen Westküste. Dabei wurde beobachtet, dass die Otter stark zum Schutz der Tangwälder beitragen, da sie in großem Maße pflanzenfressene Seeigel fangen. Der Einfluss der Otter ist dabei regional sehr unterschiedlich, lässt sich aber vergleichsweise leicht feststellen, da die Tiere inzwischen etliche Gebiete wiederbesiedeln, in denen sie im Zuge der Pelztierjagd (s.u.) ausgerottet waren.
Eine weitere Besonderheit ist die Fähigkeit des Seeotters, unversehrt Seewasser zu trinken. Seine speziellen, relativ großen Nieren können das überschüssige Salz wieder ausscheiden.
Zootiere werden nach Angaben des Antwerpener Zoos mit Fischfilets, Schalentieren, Krabben und Tintenfisch gefüttert. Die Fütterung mit geschlossenen Muscheln führt zu Problemen, da die Otter schnell lernen, sie zum Öffnen gegen Glasscheiben zu schlagen. Die Fütterung mit geschlossenen Muscheln findet deshalb in den Stallungen der Tiere statt.
Fortpflanzung
Auch die Paarung findet im Wasser statt und zwar in der für Säugetiere recht seltenen Bauch zu Bauch-Stellung, in der die Tiere sich regelrecht umarmen. Eine Begattung kann bis zu 35 Minuten dauern. Nach Marderart geht es dabei recht grob zu: Begattete Weibche haben oft Wunden auf der Nase.
Seeotter bilden keine dauerhaften Paare. Männchen und Weibchen bleiben maximal einige Tage zusammen. Interessanterweise beanspruchen die Männchen innerhalb der Ruhezonen der Weibchen Reviere, in denen sie keine anderen Männchen dulden.
Die Weibchen bringen nach einer Tragzeit von ca. 8-9 Monaten pro Wurf nur ein Junges zur Welt, das ca 1,8 kg wiegt. Dafür suchen sie eine geschützte Stelle auf nacktem Fels oder im Schnee auf. Allerdings werden junge Seeotter auch oft im Wasser geboren. Zwillingsgeburten wurden beim Seeotter schon beobachtet, es ist aber äußerst unwahrscheinlich, dass beide Jungen überleben.
Später wird dieses Junge von dem im Wasser auf dem Rücken schwimmenden Muttertier gesäugt. Ältere Junge dagegen liegen auch selbst im Wasser und trinken, während sie im rechten Winkel zur Mutter treiben. Die Milch des Seeotters ist - ähnliche wie bei Walen und Robben - sehr fettreich. Ab etwa dem zweiten Lebensmonat beginnt das Junge, das bei der Geburt noch nicht aktiv schwimmen, wohl aber treiben kann, zu tauchen und von der Mutter die Nahrungssuche zu lernen. Trotzdem wird es erst nach 6-8 Monaten von der Mutter unabhängig.
Da sich Weibchen normalerweise erst dann wieder paaren, wenn ihr Junges selbständig ist, ist ein Seeotterweibchen im Schnitt nur alle zwei Jahre trächtig. Man geht davon aus, dass pro 100 Tieren pro Jahr etwa 16 Junge zur Welt kommen.
Besonderes
Seeotter schlafen im Wasser und umwickeln sich vorher mit Seetang, um nicht abgetrieben zu werden. Auf diese Weise schützen Muttertiere auch ihre Jungen, wenn sie sie während eines Tauchganges an der Wasseroberfläche zurücklassen müssen.
Anders als die meisten anderen Marderarten sind Seeotter keine strengen Einzelgänger. So versammeln sich oft größere Gruppen sowohl in den Kelpwäldern vor der Küste wie auch auf den Felsen zur Rast. Eine Seeottergruppe wird im Englischen als raft bezeichnet, was soviel wie Floß bedeutet. Wie schon unter "Fortpflanzung" angesprochen sind die Ruhebereiche der Seeotter oft nach Männchen und Weibchen getrennt, wobei die Ruhebereiche der Männchen oft kleiner und dementsprechend dichter besetzt sind. In den Ruhebereichen der Weibchen beanspruchen die Männchen Reviere, in denen sie sich mit den entsprechenden Weibchen paaren.
Der Seeotter wird ähnlich wie Wale und Robben als "aquatisches" Säugetier bezeichnet. Die übrigen Otter gelten als "semiaquatisch". Diese Klassifizierung trägt dem Umstand Rechnung, dass die Otter der Binnengewässer bisweilen auch in größerer Entferung vom Wasser angetroffen werden können.
Seeotter und Mensch
Der Seeotter als Pelztier: Von der Entdeckung an den Rand der Ausrottung

Seeotter haben das dichteste und feinste Fell im ganzen Tierreich, deshalb ist ihr Fell vom Menschen oft auch so begehrt. Die Otter wurden 1741 bei der Kamschatka-Expedition Vitus Berings entdeckt, die auch diese ersten Felle mitbrachten. Diese neue Quelle für Tierpelze war dem russischen Staat, der am Pelzhandel verdiente, sehr willkommen, da der Zobel in den Wäldern Sibiriens durch die starke Nachstellung bereits stark dezimiert war. In Folge siedelten sich Pelztierjäger im Osten Sibiriens an. Zwar wurden 1799 in Russland erste Maßnahmen zum Schutz der Otter getroffen, doch die Bestände der Otter sanken weiter. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wurde Alaska, für das die Seeotterfelle eine wichtiger Wirtschaftsfaktor waren, 1867 an die USA verkauft. Dadurch wurden die Schutzmaßnahmen von 1799 unwirksam. Schätzungen besagen, dass in Alaska bis zum Ende der Jagd über 800'000 Seeotter getötet wurden. Ein gutes Fell erlöste in London 1903 einen Preis von 1100 US-Dollar.
Der Pelzhandel führte dazu, dass der einst häufige Otter so stark bejagt wurde, dass er um 1910 fast ausgerottet war. Nur kleine Restbestände hatten sich gehalten. Bis zum Zusammenbruch der Bestände spielte der Seeotter allerdings als Wirtschaftsfaktor eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Nordpazifikregion. Nicht zuletzt wegen der Jagd auf die Otter wurden einige Landstriche erst besiedelt.
Otterschutz und Wiedererstarken der Bestände
Ein 1911 zwischen den USA, Russland und Japan geschlossener Vertrag stellte die Seeotter im Beringmeer unter Schutz. Seitdem ist er wieder häufiger geworden. Von 1000 Seeottern im Jahr 1910 ist der Bestand wieder auf 150.000 angewachsen. In Alaska steigen bis heute die Bestände an.
Vom bereits ausgestorben geglaubten Kalifornischen Seeotter wurden 1938 nahe Carmel an der Monterey Bay südlich von San Francisco eine kleine Gruppe wiederentdeckt, die sich durch strenge Schutzmaßnahmen wieder vergrößert hat. Heute können z.B. in Monterey wieder Seeotter beobachtet werden. Das berühmte Monterey Bay Aquarium zeigt nicht nur Seeotter sondern bemüht sich auch um den Schutz der wildlebenden Tiere, von denen in Kalifornien heute wieder ca. 2000 leben.
Heutige Wahrnehmung
Wurde der Seeotter früher hauptsächlich als Pelztier betrachtet, so hat sich dieses Bewusstsein heute größtenteils gewandelt. Der große Marder gilt als possierlich und liebenswert. Er steht Modell für Plüschtiere, Photos und Zeichnungen von auf dem Rücken im Wasser treibenden Seeottern zieren Bildbände, Gruß- und Glückwunschkarten. Hier spielt eine nicht unwesentliche Rolle, dass auf dem Rücken liegende Seeotter oft die Vorderpfoten so heben, dass der Eindruck entsteht, sie würden "winken". An der Monterey Bay gelten die Kalifornischen Seeotter heute als Touristenattraktion und werden in zahlreichen Prospekten und Reiseberichten erwähnt. Darstellungen des Seeotters aller Art (aus Plüsch oder Gummi, auf T-Shirts, Postkarten usw.) sind viel angebotene Souvenirs an der kalifonischen Pazifikküste.
Dem Menschen gegenüber sind Seeotter ausgesprochen zutraulich, was ihnen während der "großen Jagd" vor 1911 oft zum Verhängnis wurde. Ein deutscher Journalist berichtete, bei der Recherche in Kalifornien sei ein besonders neugieriger Seeotter fast in sein Boot geklettert. In Monterey schwimmen die Otter bis weit in den Hafen und suchen sogar zwischen den Segelbooten nach Futter. Die Anwesenheit des Menschen scheinen sie dabei zu ignorieren.
Gefährdung heute: Natürliche Feinde und Umweltverschmutzung
Der eingestellten Jagd zum trotz schaden dem Seeotter weiterhin menschliche Einflüsse: Eine weitere große Gefahr für dieses Tier und sein Fell sind die immer wieder vorkommenden Ölteppiche der Tanker, weil sie das Fell verkleben und die Otter dadurch schnell ihre lebensnotwendige Körpertemperatur verlieren. Die durch die Exxon Valdez ausgelöste Ölpest von 1989 tötete etwa 5000 Seeotter. Das Öl verklebt sein lebenswichtiges Fell und bei Reinigungsversuchen nimmt er zusätzlich das schädliche Öl mit auf. Zusätzlich schädäigen ihn Umweltgifte wie PCB, die von den fettreichen Tieren, die seine Nahrung bilden, stark im Körper angereichert werden. Dies führt - insbesondere bei erwachsenen Tieren - zu einer Degeneration des Gehirns, die die Tiere den Umgang mit ihren Werkzeugen und die Jagd verlernen und sie verhungern lassen. Ziehen die betroffenen Tiere gerade Junge auf, so sind diese ebenfalls zum Verhungern verurteilt. Um Folgen dieser Sterblichkeit abzumildern werden verwaiste Otterjunge in einer Spezialabteilung des Monterey Bay Aquarium aufgezogen.
Nachdem Seeotter heute einigermaßen wirksam geschützt sind, ist der Schwertwal der Feind, dem die meisten Otter zum Opfer fallen. Normalerweise jagt der Orca Robben; da jedoch deren Bestände aufgrund der Fischarmut ebenfalls gesunken sind, erbeutet er nun auch die kleineren Marder. Auch weiße Haie erbeuten hin und wieder Seeotter.
Systematik
Externe Systematik
Der Seeotter ist von den anderen Ottern so verschieden, dass man ihm lange eine exklusive Sonderstellung einräumte. Dies ging sogar so weit, dass eine nähere Verwandtschaft zu den Hundsrobben angenommen wurde[1]. Oft ist es üblich gewesen, ihn in einem eigenen Tribus Enhydrini von den anderen Ottern abzugrenzen. Den morphologischen Analysen von Berta und Morgan zufolge bilden der Seeotter zusammen mit den fossilen Gattungen Enhydritherium und Enhydriodon eine Klade, die allen anderen Ottern als Schwestergruppe gegenübersteht[2]. Zu einem anderen Schluss kamen Koepfli und Wayne nach molekulargenetischen Analysen des mitochondrialen Cytochrom-b-Gens von neun Otterarten. Nach ihren Ergebnissen kam es zur Abspaltung des Seeotters erst nach den Abzweigungen des Riesenotters und der Neuweltotter. Somit ist der Seeotter enger mit den altweltlichen Ottern verwandt. Das Alter des zum Seeotter führenden Zweiges wird auf 13 Millionen Jahre geschätzt[3]. Seine Position im Kladogramm ist demnach wie folgt:
Otter |-- Riesenotter `--+-- Neuweltotter `--+-- Seeotter `-- Altwelt-, Finger- und Zwergotter
Unterarten
Über die ursprünglichen Unterarten vor der "großen Jagd" ist nichts bekannt. Innerhalb der verbliebenen und heute wieder erstarkten Bestände unterscheidet man drei Unterarten:
- Der Asiatische Seeotter (Enhydra lutris gracilis) lebt auf den Kurilen, an der Küste von Kamtschatka sowie auf den Kommandeurinseln. Er gilt als kleinste Unterart.
- Der Alaska-Seeotter (E. l. lutris) lebt an den Küsten Alaskas und auf den Aleuten. Es handelt sich um die heute zahlreichste Unterart, von denen auch einige an der Küste von British Columbia und Südalaska wieder angesiedelt wurden. Die Benennung der asiatischen und der alaskanischen Unterart ist unter Zoologen umstritten.
- Der Kalifornische Seeotter (E. l. nereis) war lange an der gesamten US-Westküste bis hin nach Niederkalifornien beheimatet. Bereits ausgestorben geglaubt wurden 1938 weniger als 100 Tiere nahe Carmel wiederentdeckt (s.o.). Auch wenn die Bestände sich wieder erholen gilt diese Unterart immer noch als die seltenste.
Zootiere
Außerhalb ihrer Heimat sind Seeotter nur selten in Zoos anzutreffen. Eine Gruppe Seeotter gehört zu den großen Attraktionen des Monterey Bay Aquarium in Kalifornien. Auch das Aquarium of the Pacific in Long Beach und der Zoo im kanadischen Vancouver zeigen Seeotter - ebenso wie weitere Zoos und Aquarien in den USA. In Europa sind sie im Ozeaneum in Lissabon sowie im Zoo Antwerpen zu sehen, wo auch bereits mehrere Jungtiere geboren wurden. Seeotter gehören auch zum Repertoire des Computerspiels Zoo Tycoon.
Referenzen
Allgemeine Quellen
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
- J. A. Estes: Enhydra lutris. In: Mammalian Species 1980, Nr. 133, S. 1-8.
- B. Konar: Limited effects of a keystone species on community structure: long term trends at the Semichi Islands, Alaska. In: Marine Ecology Progress Series 2000, Nr. 199, S. 271-280.
Einzelnachweise
- ↑ C. de Muizon: Les relations phylogenetiques des Lutrinae (Mustelidae, Mammalia). In: Geobios 1982, Nr. 6, S. 259-277
- ↑ A. Berta & G.S. Morgan: A new sea otter (Carnivora: Mustelidae) from the late Miocene and early Pliocene (Hemphillian) of North America. In: Journal of Paleontology 1985, Nr. 59, S. 809-819
- ↑ K.P. Koepfli & R.K. Wayne: Phylogenetic relationships of otters (Carnivora: Mustelidae) based on mitochondrial cytochrome b sequences. In: Journal of Zoology 1998, Nr. 246, S. 401-416