Beichte
Die Beichte ist das mündliche Eingeständnis einer schuldhaften Verfehlung, gewöhnlich während eines Gesprächs unter vier Augen mit einem Beichtvater. Die Beichte kann in verschiedenen Formen bei vielen Religionen und auch im Alltag abgelegt werden. Es handelt sich dabei um eine Art von Aufarbeitung von belastender Vergangenheit.
In christlichen Kirchen unterscheidet sich die Beichte dadurch von anderen Seelsorgegesprächen, dass sie in auf eine formelle Sündenvergebung hinzielt, gewöhnlich mit den Worten "Deine Sünden sind dir vergeben" oder "Ich spreche dich los von deinen Sünden".
Die Beichte entwickelte sich neben dem öffentlichen Sündenbekenntnis in der frühen Kirche als Privatbeichte, die oft bei Einsiedlern oder Mönchen stattfand, die sehr differenziert auf den einzelnen eingehen konnten.
Etwa vom 9. Jahrhundert an wurde diese Form der Beichte eine feste kirchliche Institution, die in der katholischen Kirche zu den sieben Sakramenten gezählt wird.
Die orthodoxe Kirche praktiziert die regelmäßige Beichte ebenfalls, rechnet sie aber nicht zu den Sakramenten.
Martin Luther wandte sich zwar energisch gegen jede persönliche Leistung zur Sündenvergebung (sämtliche Sünden beichten, Ablass, etc.), befürwortete aber die persönliche Beichte. Er beichtete selbst regemäßig, in schwierigen Zeiten sogar täglich.
In vielen evangelischen Kirchen ist ein Sündenbekenntnis mit Zuspruch der göttlichen Vergebung Teil der Abendmahlsliturgie - die Einzelbeichte ist nur ein seelsorgerliches Angebot.
Auch in evangelikalen Gruppen gibt es oft eine Art Beichte in Form eines Sündenbekenntnisses vor einem Seelsorger, der die Vergebung zuspricht, manchmal anlässlich der Bekehrung, mancherorts auch als regelmäßige spirituelle Praktik.. Dieser Seelsorger muss jedoch kein Geistlicher sein.
In der katholischen Kirche versteht man unter Beichte entweder das Sündenbekenntnis als solches oder den Gesamtvorgang der Spendung des Bußsakramentes. Für eine gültige Beichte ist es nötig, alle schweren Sünden zu bekennen, deren man sich seit der Taufe erinnert und die noch nicht durch eine sakramentale Beichte vergeben worden sind. Eine Sünde ist dann schwer, wenn ein Gebot Gottes in einer wichtigen Sache, mit klarem Bewusstsein und in freier Entschiedenheit übertreten worden ist. Es wird auch geraten, weniger schwere Sünden zu beichten. Nötig für die gültige Beichte sind jedenfalls Reue (aus Liebe zu Gott oder zumindest aus Abscheu vor der Sünde) und Vorsatz der Lebensbesserung. Die freiwillig übernommene Bußleistung soll helfen, die Folgen der Schuld in Solidarität mit der Kirche abzutragen. Wesentlich bei der Beichte ist die sakramentale Absolution (Lossprechung), die in der katholischen Kirche nur durch einen geweihten Priester in Gegenwart des Pönitenten (d.h. des Beichtenden) erteilt werden kann (Telefonbeichte und Internet-Beichte sind nicht erlaubt). Die Lossprechungsformel lautet: "Gott, der barmherige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. So spreche ich Dich los von Deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
In allen Kirchen kennt man das Beichtgeheimnis: der Beichtvater ist zu strengster Verschwiegenheit verpflichtet über alles, was in der Beichte zur Sprache kam. Er darf auch niemanden auf eine frühere Beichte ansprechen.
Ein Beichtspiegel ist eine Liste möglicher Sünden, oft anhand der zehn Gebote, zur Hilfe als Vorbereitung auf die Beichte.