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St. Georgs-Orden (Österreich)

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Der St. Georgs-Ritterorden ist ein 1462 infolge eines Gelübdes von Kaiser Friedrich III. gegründeter geistlicher Ritterorden, der die Besitzungen des Stifts Millstatt erhielt und Kärnten gegen die mehrfach eindringenden Osmanen schützen sollte. Der militärisch erfolglose Orden war bis 1598 in Millstatt. Die bis in die Gegenwart in einer deutschen und italienischen Line bestehende Vereinigung ist der einzige ökumenische Ritterorden der Welt, dessen knapp 200 Mitglieder sich traditionell jedes Jahr zu Fronleichnam in Millstatt treffen.

Geschichte des Ordens

Gründung

Grabplatte des ersten Hochmeisters Johann Siebenhirter

Die Gründung des St. Georgs-Ritterordens geht auf ein Gelübde zurück, das Friedrich III. während der Belagerung der Wiener Hofburg durch aufständische Bürger 1462 abgelegt hatte. Für den Fall der Abwendung dieser Gefahr gelobte er die Gründung eines geistlichen Ritterordens vom Hl. Georg nach dem Vorbild der deutschen Johanniter und Templer, der in erster Linie mit der Bekämpfung der Türken beauftragt werden sollte.

Nach der Befreiung durch den böhmischen König Georg Podiebrad löste Friedrich III. sechs Jahre später sein Gelübde ein: Am 16. November 1468 machte sich der Kaiser samt Gefolge auf den Weg nach Rom, um seine Anliegen bei Papst Paul II. vorzutragen, dessen Bestätigung er für die Gründung des Ordens benötigte. Der Papst willigte ein und erließ am 1. Jänner 1469 die Stiftungsbulle für den St. Georg-Ritterorden.[1]. Auf Vorschlag des Kaisers stattete der Papst den Orden mit den Besitzungen des aufgelösten Benediktinerstifts in Millstatt und dem Spital St. Martin in Wien aus.

Erster Hochmeister des Ordens wurde Johann Siebenhirter, ein aus einer alten Wiener Familie stammender Vertrauter Friedrichs III. Siebenhirter wurde am 14. Mai 1469 vom päpstlichem Legaten Bischof Michael von Pedena in sein Amt eingeführt. Auftrag des Ordens war, für eine Abwehr der Türkengefahr zu sorgen, der Kaiser erhoffte hierfür die Bereitstellung einer Streitmacht von 3000 bis 4000 Mann.

Entwicklung bis 1558

Grabstein von Johann Geumann

Trotz der weitläufigen Besitzungen steckte der Orden von Beginn an in finanziellen Nöten. Die Benediktiner hatten immense Schulden sowie stark vernachlässigte Bauten hinterlassen, so dass die Mittel der St. Georgsritter anfangs gerade für die laufenden Kosten ausreichten, an die Aufstellung einer Kampftruppe war nicht zu denken. So zählten die Georgsritter im Jahr 1471 erst elf Mitglieder. Als dringendste Maßnahme angesichts der herannahenden Türken wurde aber zunächst die Instandsetzung der Gebäude sowie der Ausbau der Anlage zu einer Festung angesehen. 1478 waren die Ritter jedoch nicht in der Lage, türkische Horden an der Plünderung und Brandschatzung ihrer Kirche zu hindern und führte daher zum Kärntner Bauernaufstand von 1478.

Die Bemühungen des Ordens tätigten jedoch auch weiterhin nur bescheidene Erfolge. Die Zahl seiner Ritter blieb, trotz Bemühungen auch durch Friedrichs Nachfolger auf dem Kaiserthron, Maximilian I., ihm weitere Mitglieder zuzuführen, stets relativ gering, so dass der Orden nie zu größeren militärischen Aktionen gegen die zwischen 1473 und 1483 in Kärnten einfallenden Türken in der Lage war. Als Hilfsmaßnahme heuerte der Ritterorden Männer des Marktes Millstatt und seiner Umgebung an. Diese Wehrwilligen wurden bewaffnet, kampffähig ausgebildet und erhielten für die Zeit ihres Einsatzes einen bescheidenen Sold. Die Ordensritter von Millstatt und ihre weltlichen Söldner konnten so einigermaßen das Ordensschloss und gelegentlich Teile der Bevölkerung Millstatts schützen, waren aber nicht in der Lage, Türkeneinfälle oder sonstige Plünderungen durch Kriegshorden in Kärnten zu verhindern.

Der Südtrakt des ehemaligen Ordensschlosses, das Hochmeisterschloss, wurde lange Zeit als Hotel genutzt.

Kaiser Maximilian I., der den St. Georgs-Rittern ab 1511 selbst angehörte, war der letzte Förderer des Ordens. Unter dessen zweitem Hochmeister Johann Geumann (1508-1533) erreichten Bau- und Kunstschaffen des Stiftes zwar einen Höhepunkt, jedoch nach Maximilians Tod im Jahr 1519 zeigte dessen Nachfolger Karl V. wenig Interesse für den Orden. Nach dem Tod Geumanns 1533 wurden das Stift und seine Besitztümer auch von seinen Nachfolgern vernachlässigt, der St. Georgs-Ritterorden zerfiel nach und nach, manche Ritter zogen einfach weg. Eine nominale Aufhebung des Ordens unterblieb offenbar, da mangels eines aufhebbaren Konvents keine Sinnhaftigkeit in einer solchen, doch bürokratisch sehr aufwendigen Maßnahme gesehen wurde. Die einheimischen Söldner dürften als organisierte Gruppe wehrhafter Bürger weiterhin bestanden haben, da eine im Jahre 1670 aufgezeichnete Schützenordnung erhalten ist und Einblicke in die Organisation dieser frühen Bürgerwehr bietet, deren Tradition die heutige Bürgergarde Millstatt ungebrochen weiterführt.

1598 wurde das wahrscheinlich leerstehende Ordensschloss den Jesuiten übergeben, welche es zu seiner letzten Blüte führten. 1773 wurde im Zuge des "Jesuitenverbotes" das Stift schließlich endgültig aufgehoben. Die Kirche ging in den Besitz der Pfarre über, die umgebenden Gebäude des ehemaligen Klosters sowie das (straßenseitige) Ordensschloss stehen unter staatlicher Verwaltung (Forstamt Oberkärnten - Lungau), das ehemalige Hochmeisterschloss aus dem 15. Jhdt. mit den beiden wuchtigen Wehrtürmen Johann Siebenhirters verfiel 130 Jahre lang. 1909 wurde es zum „Grand - Hotel Lindenhof“ umgebaut, um 1974 wegen Unrentabilität wieder geschlossen und steht seither wieder leer. Das Gebäude befindet sich nun im Besitz des Bau-Industriellen Hans-Peter Haselsteiner.

Die Zeit von 1600 bis 1945

Über die weitere Entwicklung des offenbar weit zerstreuten Ordens liegt wenig vor, es existiert weder ein Dokument über eine Aufhebung des Ordens, noch über eine spätere Neu- oder Wiedergründung.

Eine Sonderstellung nimmt die Erwähnung der Georgsritter im „Österreichischen Ordenshandbuch“ ein: „anknüpfende Neugründung einer Rittergesellschaft im 18. Jhdt., die in Wien und dann bis 1838 in Bayern, seither in Rom ihren Sitz hat [...] Das Priorat in Österreich ist 1848 von Kaiser Franz Josef I. und 1917 von Kaiser Karl I. bestätigt worden.“[2] Dokumente über diese angebliche barocke Neugründung existieren keine, auch die Bestätigung von 1848 ist nicht belegbar. Anders als die Bestätigung durch Karl I, welche umständehalber zwar nur mündlich erfolgte, jedoch durch mehrere Zeugen belegt ist.

Auffällig ist, dass der Ursprung des römischen Ordenszweiges (die Italienische Zunge) ebenfalls nicht urkundlich belegt ist, der Orden jedoch den Namen „Imperiale Ordine Militare Capitolare Di S. Giorgio In Carinzia" führt und von einem Großmeister geleitet wurde.[3]

Die Zeit nach 1945

Nach dem zweiten Weltkrieg entstand im Zuge der politischen Umwälzungen in Folge der Absetzung der Habsburger eine völlig neue Situation in allen Ordenszweigen. Der Rektor des Collegio Teutonico di Santa Maria dell Anima zu Rom, provisorischer geistlicher Prior des St. Georgs-Ritterordens, Bischof Hudal, erarbeitete ein zehnseitiges Promemoria über die historische Entwicklung sowie den aktuellen Status des Ordens, unter besonderer Berücksichtigung der neuen politischen Situation. Darin nimmt er u. a. Bezug auf die generelle Bedeutung der Habsburger für den Orden sowie die Bestätigung des Ordens 1917 durch Kaiser Karl I. für die Zukunft als rein weltlichen Ritterorden (gemeint war damit als kirchenunabhängiger Orden, nicht jedoch eine Umwandlung in einen Ritterbund!). Weiters wird angeführt, dass sich Karl I. die Verfügung über verschiedene Ritterorden, wie des Goldenen Vlieses, aber auch des Georgs-Ritterordens behielt. Zwischen 1919 und 1920 wurden die Ordensstrukturen durch vom Kaiser approbierte Personen modernisiert, das Ordensabzeichen „Croce Azzura“ durch Karl I. eingeführt.

Der heutige Status

Am 9. 3. 1992 wurde in einem Gespräch Bischof Hudals, Prof. Wallnövers und R. Hackaufs mit den Erzherzögen Otto und Georg von Habsburg festgehalten, dass sich die Deutsche Zunge des Ordens nicht (mehr) als Hausorden des Hauses Habsburg verstehe. EH Georg meinte, dass ihm von der Deutschen Zunge nur Positives bekannt sei, die Situation mit Rom (gemeint ist der Italienische Zweig) deswegen so prekär sei, da sich die Italiener auf das Haus berufen, dieses aber keinen Kontakt mit Rom habe. Als Ziel für den Gesamtorden wurde daher eine Rückführung des Gesamtordens samt Archiven nach Österreich genannt und die Wahl eines Hochmeisters aus den Reihen der Ordensbrüder. In dieser Form findet sich heute der Orden wieder mit seinem nominalen Sitz in Millstatt. Der Orden besitzt einen Unterstützungsverein, der karitative Projekte betreibt. Die Zahl der Ordensritter in Österreich beträgt derzeit etwa 40, in Italien 150. Die Ordensstatuten sind nicht öffentlich zugängig.

Im Stiftsmuseum Millstatt werden aus der Zeit des St. Georgs-Ritterordens zahlreiche Kunstwerke gezeigt. Das sind unter anderem Faksimilia einer Reihe von kostbaren Handschriften wie das Gebetbuch des Johann Siebenhirter mit besonders qualitätsvollen Miniaturen, das prunkvolle Antiphonar des Ordens sowie bedeutende Inkunabeln aus der Frühzeit des Buchdrucks und vor allem das berühmte Gebetbuch Kaiser Maximilians I. mit Federzeichnungen von A. Dürer, A. Altdorfer und L. Cranach. 1495 schenkte Graf Leonhard von Görz nach dem Tode seiner Gattin Paola Gonzaga die von Andrea Mantegna entworfenen Brauttruhen dem St. Georgs-Ritterorden zu Millstatt, wobei eine dieser Truhen im Museum ausgestellt ist.

Literatur

  • Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. 2. Auflage, Anton Schroll, Wien 1981, S. 397-408. ISBN 3-7031-0522-4
  • Wilhelm Deuer: Hauptpfarrkirche St. Salvator und Allerheiligen in Millstatt. Christliche Kunststätten Österreichs 274, Verlag St. Peter, Salzburg 1996. (ohne ISBN)
  • Matthias Maierbrugger: Die Geschichte von Millstatt. Marktgemeinde Millstatt im Verlag Ferd. Kleinmayr, Klagenfurt, 1964; erw. Neuauflage: Carinthia Verlag, Klagenfurt 1989. S. 93-133. (ohne ISBN)
  • Maria Mairold: Die Millstätter Bibliothek. In: Geschichtsverein für Kärnten: Carinthia I. Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. 170. Jahrgang / 1980, S. 87-106.
  • Erika Weinzierl-Fischer: Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, Band 33. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1951 (ohne ISBN)
  • Roman Freiherr v. Proházka: Österreichisches Ordenshandbuch. Herausgeber Graf Klenau OHG München 1974 (ohne ISBN)
  • Peter F. Wallnöver: Der S.M.H. Ritter-Orden vom heiligen Georg in Kärnten im 20. Jhdt. Sonderdruck aus Carinthia I, Zeitschrift für geschichtliche Landskunde Kärnten, Verlag des Geschichtvereines für Kärnten, Klagenfurt 2005 (ohne ISBN)

Quellen

  1. Die Urkunde befindet sich im Wiener Staatsarchiv
  2. Pag. 148. Anstelle von 1838 müßte es wohl 1938 heißen.
  3. Möglicherweise haben hier abgewanderte Ritter aus Millstatt die Tradition weitergeführt.