Quendel-Ameisenbläuling
Quendel-Ameisenbläuling | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Glaucopsyche arion | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der Quendel-Ameisenbläuling (Glaucopsyche arion) ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae). Er wird auch als Schwarzgefleckter Bläuling oder Thymian-Bläuling bezeichnet.
Merkmale
Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 33 bis 42 Millimetern und zählen damit zu den größten in Mitteleuropa heimischen Bläulingen. Die Flügeloberseiten sind einheitlich mattblau und mit einem braunen Außenrand versehen, der bei den Weibchen kräftiger und ausgedehnter ist. Am Zellende befindet sich ein schwarzer Fleck und eine Reihe länglicher, dunkler Postdiskalflecke. Die Unterseiten der Hinterflügel sind an der Flügelbasis stark dunkelgrün bestäubt, ferner findet man Wurzelaugen und zwei Reihen deutlicher Saumpunkte. Die Vertreter der niedrigen Lagen sind größer und heller gefärbt als die der Gebirgslagen, die kleiner und dunkler sind. Die mit der Höhenlage zunehmend dunkler werden Flügeloberseiten werden als Anpassung an das insgesamt kühlere Klima gewertet, da diese Falter Wärmestrahlung besser absorbieren können.
Die Raupen erreichen eine Länge von etwa 15 Millimetern. Der Körper ist dick und zum Raupenkopf stark verjüngt. Die jungen Larven sind rosa, sie färben sich später weißlich bis ockerfarben um und sind dann gelegentlich lila bis rosa angehaucht. Der Raupenkopf ist schwarz und wird von den ruhenden Raupen in den Körper zurückgezogen.
Ähnliche Arten
- Lungenenzian-Ameisenbläuling (Glaucopsyche alcon) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Glaucopsyche rebeli) (Hirschke, 1904)
Formen
- Glaucopsyche arion f. ligurica Wagner, 1904. Die Zeichnung der Flügeloberseiten ist schwarz und gut entwickelt. Die Form ist in den Küstenregionen Südostfrankreichs, im Nordwesten Italiens und auf Korsika anzutreffen.[1]
- Glaucopsyche arion f. obscura Christ, 1877. Die Postdiskalregion der Flügeloberseite ist grau, die schwarzen Postdiskalflecke sind undeutlich und die basale Bestäubung ist blau mit violettem Schimmer. Die Form ist im Zentralbereich der Alpen, auf dem Balkan und in Griechenland in Höhenlagen von über 1.500 Metern anzutreffen.[1]
Synonyme
- Lycaena ligurica Wagner, 1904. Wird von einigen Autoren als Unterart von G. arion angesehen.[2]
- Lycaena obscura Christ, 1877. Wird von einigen Autoren als Unterart von G. arion angesehen.[2]
- Lycaena arion
- Maculinea arion
Vorkommen
Der Quendel-Ameisenbläuling besiedelt trockenwarme, kurzgrasige Standorte mit lückiger Vegetationsstruktur und Störstellen. Dazu zählen Magerrasen, Kalk- und Sandtrockenrasen, Halbtrockenrasen, Silbergrasfluren sowie Heiden. In Deutschland ist die Art vor allem in Süddeutschland anzutreffen (oberes Ahrtal, Weserbergland, Schwäbische Alb).[3] In Europa reicht sein Verbreitungsgebiet von Westeuropa (ausgestorben auf den Britischen Inseln, Wiedereinbürgerungsversuche 1983[4]) über die gemäßigte Zone bis nach Ostasien. Im Norden findet man ihn bis Fennoskandien (ohne Norwegen), während er im Süden in Italien und auf Korsika, sowie in isolierten Vorkommen auf der Iberischen Halbinsel und der Balkanhalbinsel anzutreffen ist. Den übrigen Mittelmeerraum besiedelt die Art nicht.[5]
Lebensweise
Die Weibchen legen die Eier einzeln an den Knospen des Wilden Thymians, im Süden des Verbreitungsgebietes auch an Oregano ab. Die jungen Raupen schlüpfen nach etwa einer Woche und fressen in den ersten drei Larvenstadien zunächst an den Blüten und reifen Samen ihrer Futterpflanze und gehen dann eine Symbiose mit Ameisenarten ein, die als Myrmekophilie bezeichnet wird. Die Raupen verlassen die Wirtspflanze und warten in einem dunklen Versteck darauf, dass sie von den Ameisen in ihr Nest getragen werden. Sie sind in der Lage längere Zeit zu hungern, da sie erst nach einiger Zeit von den Ameisen-Arbeiterinnen entdeckt werden. Die Arbeiterinnen legen die Bläulings-Larve dann in einer Brutkammer ab. Bei den Arbeiterinnen handelt es sich vor allem um Vertreter der Knotenameise Myrmica sabuleti[1]; die auch in der Literatur genannte Art Myrmica scabrinodis wird als gelegentlicher Nebenwirt bezeichnet.[5] Die Bläulingsraupe scheidet über die Rückendrüsen Honigtau ab, der für die Wirtsameisen eine wichtige Kohlenhydratquelle darstellt. Im Gegenzug ernährt sich die Bläulingsraupe bis zur Verpuppung von den Eiern und Larven des Ameisenwirtes.
Die Adoption der Larven gelingt wohl prinzipiell bei allen Myrmica-Arten, allerdings ist die Mortalität nur bei M. sabuleti gering. Dennoch kommen viele Raupen um, weil sie entweder in Gegenwart der Königin von den Arbeiterinnen angegriffen werden, oder weil sie das Ameisennest leer plündern.
Die Falter schlüpfen nach einer Puppenruhe von zwei bis vier Wochen am Morgen, wenn die Aktivität im Ameisennest noch gering ist. Dabei gelingt es den meisten Faltern ohne Angriffe von Ameisen das Nest zu verlassen.[6]
Zu den Futterpflanzen zählen:
- Thymian (Thymus spec.)[1], insbesondere
- Wilder Thymian (Thymus serpyllium)[7]
- Breitblättriger Thymian (Thymus pulegiodes)[5] und
- Oregano (Origanum vulgare)[5]
Die Falter werden häufig saugend an Thymian und Oregano angetroffen. Als weitere Nektarpflanzen werden genannt:
- Natternkopf (Echium spec.)[5]
- Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora)[5]
- Gewöhnliche Kreuzblume (Polygala vulgaris)[5]
- Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)[5]
- Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia)[5]
- Vogel-Wicke (Vicia cracca)[5]
- Zaun-Wicke (Vicia sepium)[5]
Flug- und Raupenzeiten
Der Quendel-Ameisenbläuling bildet eine Generation im Jahr, die von Juni bis Juli fliegt. Die Raupen können im August angetroffen werden. Sie überwintern im Nest der Wirtsameise und setzen ihre Entwicklung im darauffolgenden Jahr fort.[7]
Gefährdung und Schutz
Der Quendel-Ameisenbläuling ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV 1999) streng geschützt[8], die Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands ordnet die Art in der Kategorie 2 ein (stark gefährdet).[9] IUCN: Global gefährdet.[10] Bei Schutzmaßnahmen müssen die Habitatanforderungen der Wirtsameisen unbedingt einbezogen werden. Neben dem direkten Habitatsverlust wird auch die Aufgabe verschiedener Nutzungsformen, wie extensive Beweidung und Mahd als Gefährdungsursache genannt. Die daraus resultierende Verbuschung gefährdet den Standort ebenso wie eine intensive Beweidung. Weiterhin spielt das Mikroklima des jeweiligen Standortes offenbar eine entscheidende Rolle. Ist der Erdboden durch die Vegetation zu stark beschatten, verlässt Myrmica sabuleti das Nest. In Südeuropa ist es in niedrigen Lagen wo ebenfalls Thymian anzutreffen ist, für die Wirtsameise zu heiß.[5]Ferner spielt auch die Populationsdichte in einem Areal eine wesentliche Rolle, da in einem Ameisennest meist nur eine parasitisch lebende Raupe zu finden ist.[4]
Referenzen
- ↑ a b c d Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas, Frankh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7
- ↑ a b Glaucopsyche (Maculinea) arion (Linnaeus 1758). Fauna Europaea, abgerufen am 17. Dezember 2006.
- ↑ http://www.natura2000.munlv.nrw.de/fachdoku/ffh-arten/arten/schmetterlinge/maculinea_arion_kurzb.htm
- ↑ a b Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen, Naturbuch-Verlag Augsburg 1995, ISBN 3-894-40115-X
- ↑ a b c d e f g h i j k l Günter Ebert (Hrsg.), Erwin Rennwald: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 2, Tagfalter II (Augenfalter (Satyridae), Bläulinge (Lycaenidae), Dickkopffalter (Hesperiidae)), Ulmer Verlag Stuttgart 1993. ISBN 3-8001-3459-4
- ↑ Klaus Dumpert: Das Sozialleben der Ameisen. S. 161, Parey, Berlin, Hamburg (1994), ISBN 3-489-63636-8
- ↑ a b Manfred Koch, Wolfgang Heinicke: Wir bestimmen. Schmetterlinge. Tagfalter, Eulen, Schwärmer, Spinner, Spanner., Neumann Verlag Radebeul 1991, ISBN 3-740-20092-8
- ↑ Josef Settele, Roland Steiner, Rolf Reinhardt, Reinhart Feldmann: Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands., Eugen Ulmer KG, 2005, ISBN 3-800-14167-1
- ↑ Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 3-89624-110-9
- ↑ Maculinea arion. 2006 IUCN Red List of Threatened Species. IUCN 2006. Gimenez Dixon, abgerufen am 18. Dezember 2006.
Weblinks
- Markus Kappeler: Der Schwarzgefleckte Bläuling (Maculinea arion)
- Michael Kurz, Christof Zeller: Naturkundliches Informationssystem
- www.lepiforum.de Taxonomie und Fotos
- www.schmetterling-raupe.de
- Mario Maier: European Butterflies
- Moths and Butterflies of Europe and North Africa (englisch)
- UK Biodiversity action plan (englisch)
- Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (Pressemitteilung) Studie an hoch entwickelten Schmetterlingen als Beispiel für den Verlust der genetischen Vielfalt.