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Ernst Moritz Arndt

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Ernst Moritz Arndt (* 26. Dezember 1769 in Groß-Schoritz auf Rügen; † 29. Januar 1860 in Bonn) war ein deutscher Gelehrter und nationaler Dichter.

Ernst Moritz Arndt wurde am 26. Dezember 1769 in Schoritz Rügen (damals schwedisch) geboren. Sein noch als Leibeigener geborener Vater, Inspektor auf dem Gute des Grafen Malte, Putbus, ließ ihn die gelehrte Schule zu Stralsund besuchen; 1789 studierte er zunächst in Greifswald, dann in Jena neben Theologie Geschichte, Erd- und Völkerkunde auch Sprachen und Naturwissenschaften. Nach der Kandidaten- und Hauslehrerzeit unternahm er 1798/99 eine Reise nach Österreich , Oberitalien, Frankreich, Belgien und einen Teil von Norddeutschland, die er in den "Reisen durch einen Teil Deutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs" (Leipzig 1804) beschrieb, nachdem er schon vorher mehrere Reisewerke ("Reise durch Schweden", "Bruchstücke einer Reise durch einen Teil Italiens", "Reise durch einen Teil Frankreichs" herausgegeben hatte.

1800 habilitierte sich Arndt an der Universität Greifswald in Geschichte und Philologie und heiratete Charlotte Marie Quistorp (1777-1801), die Tochter des Professors Johann Quistorp, die bald verstarb. 1801 wurde er Privatdozent an der Universität und erhielt, nach einem Aufenthalt (1803/1804) in Schweden, 1806 eine außerordentliche Professur.

Seine 1803 erschienene "Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen" zog ihm eine Anklage von seiten mehrerer adliger Gutsbesitzer zu. Der König von Schweden urteilte aber nach Lektüre des Buches zugunsten Arndts und hob 1806 die Leibeigenschaft und die Patrimonialgerichte in Schwedisch-Pommern auf.

Sein nationales und nationalistisches Streben fand in Schriften wie "Germanien und Europa" (1803) mit stark antifranzösichem Akzent seinen Ausdruck. Die "Fragmente über Menschenbildung" (1805) artikulierten seine pädagogischen Vorstellungen.

Datei:Arndt 01.jpg
Ernst-Moritz-Arndt-Denkmal in Bonn

1806 erschien der erste Teil des Hauptwerkes "Geist der Zeit". Im gleichen Jahr floh er vor den napoleonischen Truppen nach Schweden. Arndt arbeitete dort in der schwedischen Reichskanzlei an der Übersetzung des schedischen Gesetzbuchs zur Einführung in schwedich Vorpommern. Eine Legende besagt, er sei in einem Duell mit einem schwedischen Offizier, der sich abfällig über Deutschland geäußert hatte, schwer verwundet worden.

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt floh er nach Schweden wo er den zweiten Teil von "Geist der Zeit" schrieb, der 1809 in London erschien und Wege aus der fremdherrschaftlichen Bevormundung Deutschlands zu zeigen suchte. Der Sturz Königs Gustav IV. Adolf von Schweden bewog ihn 1809, sein Asyl zu verlassen und nach Deutschland zurückzukehren, wo er nach einem Aufenthalt in Berlin seine Professur in Greifswald für kurze Zeit wieder antrat und enge Beziehungen mit preußischen Patrioten anknüpfte. 1812 begab er sich über Prag nach St. Petersburg, auf eine Einladung des Freiherrn vom Stein, der in ihm einen Gefährten zur Unterstützung des deutschen Nationalbewusstseins gegen die v. a. französische Fremdherrschaft fand. Arndt wurde sein Privatsekretär. So publizierte Arndt in dieser Zeit den Großteil seiner patriotischen Lieder und Gedichte, Gegenschriften und Widerlegungen französischer Veröffentlichungen und Berichte. Auch zum Briefwechsel mit England und Deutschland, besonders betreffs einer russisch-deutschen Legion, sowie einer Koalition Englands mit Russland wurde er herangezogen.

Nach Napoleons Niederlage in Russland kehrte Arndt mit Stein nach Deutschland zurück und fuhr fort, die nationale Einheitsbewegung im deutschen Volk durch Schriften zu unterstützen wie: "Was bedeutet Landwehr und Landsturm", den "Deutschen Volkskatechismus", "Über Entstehung und Bestimmung der deutschen Legion", "Grundlinien einer deutschen Kriegsordnung" und die Schrift "Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze". Alle diese Schriften kennzeichnen Arndt als entschiedenen Gegner Frankreichs und des damals vorherrschenden französischen Geistes, was die Flugblätter belegen wie: "Über Volkshaß und über den Gebrauch einer fremden Sprache" (1813), Über das Verhältnis Englands und Frankreichs zu Europa" (1813), "Noch ein Wort über die Franzosen und über uns" (1814). In der Schrift "Das preußische Volk und Heer" (1813) steigert er sein Pathos und seine Militanz, indem er Preußens Führern empfiehlt: "den Geist freizulassen und das Volk kriegsgeübt zu machen".

Aus derselben Zeit stammen seine Kriegs- und Vaterlandslieder. Schon 1813 unter dem Titel: "Lieder für Deutsche", : "Kriegs und Wehrlieder", 1815. (Später als: "Gedichte").

1813 veröffentlichte er den dritten Teil seines "Geist der Zeit" , worin er Grundzüge eines neuen Verfassungszustands in Deutschland umriss, die er weiter ausführte in der Schrift "Über künftige ständische Verfassungen in Deutschland" (1814). Dem Bauernstands widmete er eine besondere Schrift (1815). Während die deutschen Heere auf französischem Boden kämpften, ließ er Flugblatt auf Flugblatt ausgehen, so: "Über Sitte, Mode und Kleidertracht", "Entwurf einer deutschen Gesellschaft", "Blicke aus der Zeit in die Zeit", "Über die Feier der Leipziger Schlacht", (1814), "Friedrich August von Sachsen", "Die rheinische Mark und die deutschen Bundesfestungen", (1815).

Auch eine Zeitschrift ("Der Wächter"), gab er 1815/16 in Köln heraus.

1818 wurde Arndt Professor für Geschichte an der neu gegründeten Universität Bonn, nach der Heirat mit die Halbschwester Schleiermachers, Nanna 1817 (gest. 16. Oktober 1869). In diesem Jahr erschienen seine "Märchen und Jugenderinnerungen" und der vierte Teil vom "Geist der Zeit".

Seine akademische Wirksamkeit war indessen von kurzer Dauer. Nach Beginn der Demagogenverfolgungen infolge von Kotzebues Ermordung wurden 1819 Arndts Papiere wegen des vierten Bandes des "Geistes der Zeit" und wegen Privatäußerungen im September beschlagnahmt, er selbst im November 1820 von seinem Amt suspendiert und im Februar 1821 ein Verfahren wegen "demagogischer Umtriebe" gegen ihn wie gegen viele andere deutsche Einheitspatrioten eröffnet. Es endete ohne Resultat: Arndts Forderung einer Ehrenerklärung wurde nicht erfüllt, er wurde nicht für schuldig erklärt, beim Weiterbezug seines Gehaltes wurde ihm jedoch die Erlaubnis, an der Universität Vorlesungen zu halten, nicht wieder erteilt. Erst 1840 wurde er vollständig rehabilitiert. Eine Schilderung des Prozesses gab Arndt später selbst in dem "Notgedrungenen Bericht aus meinem Leben, aus und mit Urkunden der demagogischen und antidemagogischen Umtriebe" (Leipz. 1847).

In den folgenden Jahren verfasste er: "Nebenstunden, Beschreibung und Geschichte der Shetländischen Inseln und Orkaden" (Leipz. 1826); "Christliches und Türkisches" (Stuttgart 1828); "Die Frage über die Niederlande" (Leipzig 1831); "Belgien und was daran hängt" (1834); "Leben G. Aßmanns" (Berlin 1834); "Schwedische Geschichte unter Gustav IIL und Gustav IV. Adolf" (Leipz. 1839); "Erinnerungen aus meinem äußern Leben". 1834 verlor er seinen jüngsten Sohn Wilibald, der im Rhein ertrank.

Friedrich Wilhelm IV. setzte Arndt wieder in sein Amt ein. Die Universität wählte ihn 1841 zum Rektor. Dabei blieb er weiter literarisch tätig. Es erschienen: "Versuch in vergleichender Völkergeschichte" (1844); "Schriften für und an meine lieben Deutschen" (1845/55), eine Sammlung politischer Schriften; "Rhein und Ahrwanderungen (1846).

Das Jahr 1848 wurde auch von Arndt begeistert begrüßt. Er wurde von dem 15. rheinpreußischen Wahlbezirk in die deutsche Nationalversammlung gewählt und wurde dort feierlich von allen Parteien als großer Patriot und Freiheitskämpfer begrüßt. Seine Beteiligung beschränkte sich, auch mit Rücksicht auf sein Alter, auf kurze Reden im Sinn der konstitutionell erbkaiserlichen Partei; er war auch Mitglied der großen Deputation, welche dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone anbieten sollte. Das Ablehnen der Kaiserkrone durch den preußischen König hat ihn tief enttäuscht. Am 30. Mai 1849 trat er mit der Gagernschen Partei aus der Versammlung aus und zog sich wieder in die Stille seines akademischen Lebens zurück.

Er blieb weiter als patriotischer Literat produktiv, wie es die "Blätter der Erinnerung, meistens um und aus der Paulskirche in Frankfurt" (1849), sowie sein "Mahnruf an alle deutschen Gauen in betreff der schleswig holsteinischen Sache" (1854), dem Büchlein "Pro populo germanico (1854), der anmutigen "Blütenlese aus Altem und Neuem" (1857) und die Schrift "Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn H. K. Fr. vom Stein" belegen. Wegen einer angeblich General Wrede und das bayrische Militär beleidigenden Stelle in letzterer Schrift wurde Arndt vor das Schwurgericht in Zweibrücken geladen, wo er nicht erschien, und in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Weniger bekannt als Arndts politische Schriften sind seine wunderbaren Märchen- und Sagensammlungen, die ihn über Deutschland hinaus in der literarischen Welt bekannt machten. Auch tief religiöse Gedichte verfasste er, von denen noch heute zwei als Lieder vertont im Evangelischen Kirchengesangbuch zu finden sind.

Unter allgemeiner Teilnahme feierte er 1859 seinen 90. Geburtstag und starb am 29. Januar 1860. Er ist außerdem Ehrenbürger der Stadt Köln.


nach Meyers 1888

Werke

  • Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen (1803)
  • Reisen durch einen Theil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs in den Jahren 1798 und 1799 (1804)
  • Fragmente über Menschenbildung I bis III (1805, 1805, 1809)
  • Geist der Zeit" I bis IV (1806, 1809, 1814, 1818, 1854)
  • Kurzer Katechismus für teutsche Soldaten nebst einem Anhang von Liedern(1812)
  • Der Rhein, Teutschlands Strom, nicht aber Teutschlands Grenze (1813)
  • Märchen und Jugenderinnerungen I und II (1818, 1843)
  • Vom Wort und vom Kirchenliede, nebst geistlichen Liedern (1819)
  • Erinnerungen aus dem äußeren Leben (1840)
  • Versuch in vergleichenden Völkergeschichten (1842)
  • Schriften für und an meine lieben Deutschen (1845 - 1855)
  • Notgedrungener Bericht aus meinem Leben (2 Bände, 1847)
  • Geistliche Lieder (1855)
  • Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Carl Friedrich vom Stein (1858)

bekannteste Gedichte/Lieder:

  • Was ist des Deutschen Vaterland?
  • Der Gott der Eisen wachsen ließ

Siehe auch: