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Römisch-katholische Kirche auf den Färöern

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Datei:Maria-Kirken.jpg
Die Marienkirche in Tórshavn von 1987 mit Glaskunst von Tróndur Patursson

Die Katholische Kirche auf den Färöern geht zurück auf das Jahr 999, verschwand mit der Reformation 1538 und existiert erst seit 1931 wieder kontinuierlich bis heute. Ihr gehören 70 Gläubige aus 15 Nationen an, die auf den Färöern leben. Ihr Gotteshaus ist die Marienkirche (Mariukirkjan) in Tórshavn.

Vorgeschichte

Im Jahre 999 sendete der norwegische König Olav Tryggvason, den färöischen Häuptling Sigmundur Brestisson zusammen mit einem Priester auf die Färöer, um das Volk zu taufen und sie im Besten des christlichen Glaubens zu unterweisen. Der Inhalt des Christentums und Glaubensrichtung war römisch-katholisch.

Im Jahre 1100 wurden die Färöer zu einem eigenständigen Bistum, und im Jahre 1111 trat der erste Bischof sein Bischofsamt in Kirkjubøur an. Die nächsten 400 Jahre über residierten in Kirkjubøur 34 katolische Bischöfe. Der letzte Bischof war Ámundur Ólavsson, der sein Amt bis 1538 bekleidete.

Reformation

Christian III. von Dänemark hatte 1535 den norwegischen Reichsrat suspendiert und Norwegen samt den Färöern dem dänischen Königreich einverleibt. 1537 bestimmte der König, die Kirche in Norwegen - und damit auch auf den Färöern - zu reformieren. Bei der Reformation wurde der alte Bischofssitz abgeschafft, die Priesterschule geschlossen und alles Land auf den Färöern, das sich im Besitz der katholischen Kirche befand, konfisziert. Kirchensprache wurde dänisch.

Bayerisches Intermezzo

Nach Einführung der Religionsfreiheit mit der ersten dänischen Reichsverfassung im Jahre 1849 wurde versucht, den Katholizismus wieder auf die Färöer zurückzubringen. 1857 kam ein bayrischer Geistlicher, Pfarrer Bauer, auf die Inseln. Er baute in Rættará in Tórshavn eine Kirche, fand jedoch nur wenig Resonanz. Als er die Färöer 1880 verliess, hatte er keinen Nachfolger, und die Kirche verfiel.

Die Franziskanerinnen

1931 wurden zwei frisch ausgebildete Priester, E. G. Boekenogen und Thomas King, damit beauftragt, wieder eine katholische Gemeinde ins Leben zu rufen. In einem Haus, das den Franziskanerschwestern zur Verfügung gestellt worden war, die im gleichen Jahr auf den Färöer-Inseln ankamen, wurde am 23. Mai 1931 eine kleine Kirche eingerichtet.

Zu den ersten, die den Weg in die neue Kirche fanden, gehörten einige alte Bürger, die noch als Kinder bei Pfarrer Bauer in die Kirche gegangen waren. Die kleine Kirche in der Bringsnagøta bot schon bald nicht mehr genug Platz. Daher wurde 1933 zusammen mit der St. Frans-Schule, die die Franziskanerschwestern hatten bauen lassen, die Marienkirche eingeweiht.

Die Franziskanerinnen waren auf den Färöern für folgende Dinge bekannt:

  • Sie sammelten Pfandflaschen ein und steckten den Erlös in ihre St. Frans-Schule, oder aber spendeten ihn den Hungernden auf der Welt.
  • Sie verkauften auch Handarbeiten für den selben Zweck.
  • Sie nahmen vereinzelt Schüler als Pflegekinder an.
  • Sie ließen färöische Lehrer in der färöischen Sprache unterrichten, obwohl sie selber Däninnen waren.
  • Sie lernten selber färöisch und sprachen einen Akzent, den die Leute "Nonnen-Akzent" nannten, und der nie verschwand.
  • Sie waren mit ihrer Schule dem restlichen Schulwesen immer einen Schritt voraus. In Vergleichstest waren ihre Schützlinge meist die Besten.
  • Sie unterrichteten in ihrer Schule die Kinder im evangelisch-lutherischen Glauben, obwohl sie selber Katholikinnen waren.
  • Sie waren durch diese ihre tolerante Lebenshaltung Vorbild für viele Einheimische.

1985 ging die St. Frans-Schule zur Kommune Tórshavn über, als die Franziskannerinnen zu alt wurden. Sie hat heute 350 Schüler und 30 Lehrkräfte. Das charakteristische rote Schulgebäude von 1934 des färöischen Archtitekten H. C. W. Tórgarð erinnert an Generationen von Tórshavnern, die hier ausgebildet wurden. 1987 wurde ein neues Schulgebäude eingeweiht.

Marienkirche heute

Die Marienkirche liegt landschaftlich reizvoll am Tórshavner Stadtpark, dem einzigen Wald des Archipels

Die heutige Marienkirche wurde 1987 eingeweiht. Diese Kirche ist die Klosterkirche der Franziskanerschwestern, hier versammelt sich die Gemeinde zur Messe, und alles lädt zum Gebet und zur Andacht ein. Im Garten rund um die Kirche wachsen allerlei Kräuter, von denen viele von der südlichen Halbkugel stammen, wo ähnliche Wachstumsbedingungen wie auf den Färöer-Inseln herschen. Ein Symbol dafür, dass die Marienkirche ein Teil der katholischen Weltgemeinschaft ist.

Die Marienkirche ist das Zentrum der kleinen katholischen Gemeinde auf den Färöern, die aus ungefähr 70 hier lebenden Katholiken aus 15 verschiedenen Ländern besteht.

Literatur

  • Ingi Rasmussen: "The teachers wore viels". In: Atlantic Review Autumn 2004, (Atlantic Airways, Sørvágur 2004), S. 5-8 (Bordmagazin der färöischen Fluggesellschaft)