Apostel
Ein Apostel (v.grch. apóstolos aus aram.: saliah Gesandter) ist im
Verständnis der christlichen Tradition jemand, der
- Jesus Christus direkt gesehen hat und
- von ihm direkt beauftragt ist.
Die ursprünglichen Apostel
In den Evangelien wird von der Auswahl der Jünger Jesu Christi berichtet, die nach Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu dessen Apostel genannt werden. Das Matthäusevangelium (10,2ff) und das Marusevangelium (3,18ff) nennen als die zwölf Jünger Simon Petrus und seinen Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus (der Zöllner), Jakobus (Sohn des Alphäus), Thaddäus, Simon Kanaanäus und Judas Ischariot. Das Lukasevangelium folgt dieser Aufzählung im Wesentlichen (6,13ff); anstelle des Thaddäus kennt es aber einen Judas, Brudes des Jakobus. Simon Kanaanäus wird auch als Zelot ('Eiferer') bezeichnet. Im Johannesevangelium existiert keine formale Liste der Jünger. Allerdings tritt ein Nathanael, der in den anderen Evangelien nicht erscheint, auf (1,45ff, 21,2).
Die Anzahl zwölf hat aufgrund der jüdischen Tradition der zwölf Stämme Israel eine spezielle Bedeutung. Das neue Testament stellt nur wenige Jünger bzw. Apostel als Individuen dar (z. B. Simon Petrus, Johannes, Judas Ischariot). Generell bleiben sie bis auf ihren Namen oder einzelne Ereignisse unbeschriebene Blätter. Dadurch sind auch die unterschiedlichen Namen, die in den vier Evangelien angegeben werden, ohne wirkliche Konsequenz.
Der 12. Apostel
Nach der Himmelfahrt, vor dem Pfingstfest, haben die verbleibenden elf den zwölften Apostel ausgelost. Die Apostelgeschichte (1,21ff) berichtet, wie das Los auf Matthias fiel, der dadurch den Platz des Jüngers Judas Ischariot einnahm, der Jesus verraten hatte.
Weitere Apostel
Im neuen Testament
Die Frauen, die am Ostermorgen auf dem Weg zum Grab Kunde der Auferstehung erhielten, werden manchmal "Apostel der Apostel" genannt, weil sie die Botschaft den Aposteln weitersagten.
In seinen Briefen bezeichnet sich auch Paulus, als von Gott berufener Apostel; dieser Anspruch ist allgemein kirchlich akzeptiert. In Römer 11,13 nennt er sich Apostel der Heiden und in der Kirche wird dieser Ausdruck öfters für ihn gebraucht.
In Hebräer 3,1 wird Jesus Christus als Apostel und Hoherpriester unseres Bekenntnisses bezeichnet.
In Römer 16,7 werden Andronikus und Iunia (oder Iunias) erwähnt, die unter den Aposteln angesehen sind.
In Epheser 4,11 wird Apostel zusammen mit Prophet, Evangelist, Hirte und Lehrer als Dienst in der Kirche bezeichnet.
In der Kirche
In den katholischen und orthodoxen Kirchen sind die Bischöfe Nachfolger der Apostel.
Im 8. Jahrhundert wurde der Angelsachse Bonifatius "Apostel der Deutschen" genannt. Im 9. Jahrhundert bekamen Kyrill und Method den Titel "Slawenapostel."
Einige Heilige werden als "apostelgleich" verehrt.
Die neuapostolische Kirche kennt das Amt des Stammapostels und der Apostel, das innerhalb der Kirche weitergegeben wird. Die Apostel sind die Leiter der neuapostolischen Kirche.
Einige protestantische charismatische Kirchen kennen in ihren Gemeinden den Dienst des Apostels (zusammen mit den Diensten des Lehrers, Hirten, Propheten und Evangelisten) gemäss Epheser 4,11. Sie sehen dieses Amt als Funktion ohne besondere Privilegien.
Apostel ausserhalb des Christentums
Als Apostel wird manchmal allgemein ein engagierter Vertreter einer bestimmten Lehre bezeichnet, z.B. Öko-Apostel. Dieser Gebrauch ist oft leicht herabsetzend.
Apostel wurden auch die 12 Kühltürme am Goldenberg-Kraftwerk in Hürth bei Köln genannt.