St. Peter am Perlach (Augsburg)
St. Peter am Perlach bzw. die Perlachkirche ist eine im romanischen Stil erbaute Hallenkirche am Perlachberg neben dem Augsburger Rathaus (Patronate: St. Peter und St. Felicitas).
Bau
Der genaue Bautermin der Wallfahrtskirche in der Augsburger Innenstadt ist nicht bekannt. Nach schriftlichen Überlieferungen, lässt sich nachweisen, dass im Jahr 1067 ein Kollegiatstift in einer bereits bestehenden Kirche errichtet wird. Die Kirche steht direkt an der Kante des Lechtals, heute befindet sich dort die Augsburger Altstadt. Die St. Peter Kirchengemeinschaft kann auf Grund von Stiftungen durch Schwigger von Balzhausen schnell wachsen. Die Vorsteher der Gemeinschaft werden des öfteren vom Papst selbst ernannt, was darauf hindeutet, dass die Kirche eine bedeutende Rolle im Augsburg der damaligen Zeit gespielt haben dürfte. Etliche Schenkungen durch reiche Augsburger Patrizierfamilien ließ den Reichtum der Kirchgemeinschaft steigen. Da sich das Gebäude noch nicht innerhalb der damalig verlaufenden Stadtmauer befand, wurde sie des öfteren zerstört. Der heutige Bau stammt von 1182 und zählt damit zu einem der ältesten Gebäude in Augsburg. Sie wurde im Ziegelbaustil errichtet und zählt zu den ersten in diesem Stil erbauten Gotteshaus Süddeutschlands. Aus dieser Zeit besteht heute noch eine Terrakottafigur. 1248 wird an die Kirche ein Kapelle angebaut, die jedoch im 2. Weltkrieg 1944 durch Luftangriffe zerstört und nur in einfacher Form wiederaufgebaut wurde. Ab 1260 entsteht vor der Kirche ein Fischmarkt. Der Platz gehört der Kirche und wird von dieser als Richtplatz benutzt. Ab 1385 fand immer ein Tag vor der Bürgermeisterwahl ein Gottesdienst statt, dies hat sich bis in die heutige Zeit gehalten. Die katholische Kirche trifft es im Vergleich zu anderen Kirchen, in der Reformationszeit, nicht so hart. Bis 1576 nehmen sogar die Schwestern des Klosters Maria Stern an den Messen in der Kirche teil. Bis zum 18. Jahrhundert gibt es immer wieder stilistische Umbauten. Nach Eingliederung der Freien Reichsstadt Augsburg nach Bayern, wird das St. Peter Stift vom bayerischen Staat aufgelöst. Eigentlich wollte der Staat Bayern die Kirche abreißen, doch die Bürger konnten eine Eröffnung der Perlachkirche im Jahr 1811 für Gottesdienste erzwingen. Erst 1913 konnte durch eine Vertragsunterzeichnung mit dem Staat Bayern ein sicherer Erhalt der Kirche herbeigeführt werden. Ab 1954 wird St. Peter am Perlach von der Jesuitengemeinschaft übernommen. Im Zweiten Weltkrieg wird die Kirche am 25 Februar 1944 durch britische Luftangriffe schwer beschädigt. Erst 1954 konnte das Gotteshaus wieder betreten werden. 2006 wurde ein Komplettrenovierung abgeschlossen.
Kirchturm
Der Kirchturm der kleinen katholischen Filialkirche von St. Moritz, der Perlachturm, ist zusammen mit dem Augsburger Rathaus das Wahrzeichen von Augsburg. Die Untergeschosse des Perlachturms dienen dem Kirchenbau als Empore. - Im untersten Fenster des Turms erscheint jährlich am Michaelitag (29. Sept.) zu jeder vollen Stunde das Turamichele (Turm-Michael) und nimmt den Kampf mit dem Teufel auf.
Innenbild
Der Innenraum hat eine Länge von 27,50 m, ist fast 15 m breit und im Mittelschiff etwa 10,60 m hoch. Es handelt sich um eine der wenigen romanischen Hallenkirchen, die sich in Süddeutschland erhalten haben. Die Schiffe sind fast alle gleich hoch. Das Querschiff fehlt. Kreuzgewölbe bedecken die vier Joche, aus denen Mittel- und Seiten-Schiffe bestehen. Jedes Schiff endet unterschiedlich: das Mittelschiff im rechteckigen Hauptchor, das südliche Seitenschiff in einer halbrunden Apsis, das nördliche kürzere Seitenschiff in einem Altarraum. Die Kämpfer der Pfeiler stammen aus dem Barock und ruhen auf einfachen Plinthen. Das Westjoch wird durch den Unterbau der Orgelempore gebildet, die von Pfeilern mit Halbsäulen auf attischen Basen abgestützt wird.
Die Orgelempore ist dreifach gegliedert: Ein mittlerer Teil, in dem heute die Orgel steht, diente früher vielleicht als Kapelle, rechts und links davon befinden sich Räume, die sich über Arkaden zum Hauptraum hin öffnen. Die Arkaden sind durch romanische Säulen mit Blatt- und Palmettenornamenten an den Kapitellen geschmückt.
Der Chor, der durch die Barockzeit am stärksten umgestaltet wurde, beherbergt den marmorierten Hochaltar, der von 1760 bis 1770 errichtet wurde. Zwei Putti sitzen auf dem gesprengten Gebälk. Dazwischen ein Altarblatt, das Anton Jacob Fugger? 1625 gestiftet hat. Johann Matthias Kager, der Augsburger Stadtmaler, hat das Guter-Hirte-Motiv geschaffen. Auch der Kirchenpatron Sankt Petrus ist dargestellt (ein Werk von Johann Georg Bergmüller?).
Der Tabernakel ist von 1707 und stand zunächst auf dem Herz-Jesu-Altar im Dom?, bevor er 1864 vom Bürgerverein erworben und in die Kirche Sankt Peter am Perlach übertragen wurde. Er ist aufwändig mit einer Dekoration aus Früchten, Blumen und Akanthus geschmückt.
In der südlichen Wand des Altarraums befindet sich die Grabplatte des Stifters der Kirche; entstanden ist sie wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Vor der Barockisierung der Kirche war die Grabplatte Teil eines Hochgrabes, das in der Mitte der Kirche stand. In die nördliche Wand des Altarraums ist ein Sakramentshaus eingelassen. Es trägt das Fuggerwappen und das Datum 1522. Das Werk der Frührenaissance ist mit Solnhofer Kalkstein gerahmt. Gestiftet wurde es von Marcus Fugger dem Jüngeren?, der Sankt Peter am Perlach auch als Probst vorstand.
Vor dem Chorraum stehen seitlich Wandpfeiler, die von Skulpturen flankiert werden. Zum einen handelt es sich um eine Augsburger Muttergottes, die ursprünglich ein Jesuskind hielt, das aber verloren ging. Die Terrakottafigur soll um 1420/30 entstanden sein, wurde 1620 und 1670 überarbeitet und 1934 wieder in ihren Originalzustand versetzt. Zum anderen handelt es sich um die Skulptur des hl. Petrus, die Octavianus Secundus Fugger? der Kirche schenkte (1581). Neben dieser Figur des hl. Petrus gibt es noch eine zweite in der Kirche: sie ist aus Holz, dient heute als Ambo und stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Die nördliche Apsis birgt seit 1997 eine Reliquie der hl. Crescentia von Kaufbeuren im mittelalterlichen Altar. Über dem Altar ist ein Kruzifix mit den Assistenzfiguren Maria und Johannes zu sehen. Es stammt vom Ende des 17. Jahrhunderts. Unter dem Altar ist ein Medaillon mit dem Portrait der Heiligen zu sehen. Es ist 1997 von Gernot Hausner? alten Kupferstichen nachempfunden worden.
In der südlichen Apsis schließlich ist das einzigartige Wallfahrtsbild der "Maria Knotenlöserin" zu sehen. Gestiftet hat es im Jahre 1700 der Patrizier Hieronymus Ambrosius Langenmantel?, der von 1666 bis 1709 Stiftskanoniker von Sankt Peter am Perlach war. Auf dem Bild löst Maria gerade einen verwickelten Knoten und zertritt mit ihrem Fuß den Kopf einer Schlange. In Anlehnung an die Apokalypse ist Maria mit der Sonne bekleidet, hat den Mond zu ihren Füßen und einen Kranz von Sternen um ihr Haupt. Bruno Bushart?, ein Kunsthistoriker aus Augsburg, hat das Gemälde Johann Georg Melchior Schmidtner? zugeordnet, der 1625 geboren wurde und nach 1707 gestorben ist. Er hat auch das Hochaltarbild für die Pfarrkirche in Lamerdingen geschaffen, die zu dem Augsburger Stift gehörte. Übrigens ist das Augsburger Bild der Knotenlöserin auch in Südamerika sehr verbreitet, schenkt es doch vielen Menschen Hoffnung auf die Lösung ihrer Probleme.
Zur einen Seite des Marienbildes steht die Skulptur des hl. Ulrich von 1520, auf der anderen Seite die Skulptur der hl. Afra aus dem frühen 18. Jahrhundert. Links davon ist ein Sakramentshaus für Karfreitag von Martin Ziegelmayr? in die Wand eingelassen (1995 geschaffen).
Sowohl in der nördlichen wie in der südlichen Apsis sind bei Restaurierungsarbeiten mittelalterliche Fresken zum Vorschein gekommen. Nördlich: die Anbetung der Heiligen Drei Könige von ca. 1420 sowie Reste einer Wunder- und Bischofslegende in der Bogenleibung. Südlich: zwei Frauen aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, wahrscheinlich die hl. Maria Magdalena mit Salbgefäß und die hl. Helena oder die hl. Elisabeth mit Krone.
Auch das Langhaus hat Kunstschätze aufzuweisen. Hier stehen vier Reliquiare, die man von der Dompfarrei 1864 erwarb, sowie Reliefbilder des hl. Petrus und des hl. Paulus aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Über dem Eingang zur Felicitaskapelle steht in einer Nische die hl. Felicitas mit ihren Söhnen (von 1520). Von Georg Johann Knappich? (1637 bis 1704) stammt das Gemälde des hl. Josephs, Patron der Sterbenden und Armen Seelen. Ursprünglich hat es wohl Ignaz von Schellenberg? 1696 für den Josephsaltar gestiftet. Aus der Zeit um 1700 stammt das Seitenschiffgestühl, vom Ende des 16. Jahrhunderts die Chrostallen, die sich vor den Apsiden der Seitenschiffe befinden. Die schmiedeeisernen Apostelleuchter und die Weihwasserbecken sind aus der Barockzeit.
In der südlichen Kapelle des Westjoches wird der Pantokrator aufbewahrt, der in die Bauzeit der Kirche zurückreicht. In der mittleren Kapelle kann man den so genannten "Fuggerchristus" sehen. Das Kreuz soll aus der Stiftung Georg Fuggers? stammen, die dieser 1522 gemacht hat. Von wem das Kreuz geschaffen wurde, ist nicht sicher.
Als 1782 der damalige Papst Augsburg besuchte, entfernte man im Dom? die Gitter zum Ostchor. Ein Jahr später kaufte sie Sankt Peter am Perlach und die Kanoniker brachten sie 1785 zur Absperrung des Kirchenraumes am zweiten Joch der Kirche an. Die Gitter stammen von 1656, wurden um 1700 erneuert und 1785 noch einmal renoviert.
Über der Orgelempore sind barocke Engel mit Spruchband von Christian Erhardt? zu sehen. Die Orgel stammt von 1688 und ist damit die älteste Orgel, die in Augsburg erhalten ist.
Maria Knotenlöserin
Die St. Peter am Perlach gilt als Wallfahrtskirche für Maria Knotenlöserin. Das Bild Maria Knotenlöserin erinnert an die Apokalypse. In ihr heißt es, dass Gott eine Zeit schaffen wird, in der alle Tränen getrocknet werden. Der Bischof Irenäus von Lyon (gestorben 202 n. Chr.) hat Maria in seinem Werk "Gegen die Irrlehren" als Knotenlöserin bezeichnet. Damit wollte er sagen: Maria hat Anteil an unserer Erlösung. Sie hat den "Erlöser" in die Welt gebracht.
Jeder darf mit seinen Lebensknoten zu ihr kommen und sie mit seinen Verknotungen im Leben belasten. Sie wird in Geduld helfen, die Wirrnisse durchzustehen, und die gelösten Knoten können neu vernetzt werden.
Literatur
- Bürgerverein St. Peter am Perlach e.V. (Hrsg.): St. Peter am Perlach in Augsburg. Wallfahrtskirche zur Gottesmutter "Maria Knotenlöserin". Augsburg 2006. (Kirchenführer, 34 Seiten)
- Günther Grünsteudel, u.a. (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon. Perlach Verlag, Augsburg 1998.
Weblinks
- St. Peter am Perlach (Schwabenmedia)
- St. Peter am Perlach (AugsburgWiki)
- St. Peter am Perlach - Verwaltung und Seelsorge (Jesuiten)
- Stiftsherren unter dem Perlachturm (Haus der Bayerischen Geschichte)
Quellen
Augsburg-Wiki