LSD
LSD ist auch die Abkürzung für den 1969 aufgelösten Liberalen Studentenbund Deutschlands.
LSD ist die Abkürzung von Lysergsäurediethylamid, einer psychoaktiven Substanz, die von Albert Hofmann, einem bei Sandoz in Basel angestellten Chemiker, mit dem Ziel der Entwicklung eines kreislauf- und atmungsanregenden Medikamentes 1938 erstmals hergestellt und unter dem Markennamen Delysid vertrieben wurde. Ihre halluzinogene Wirkung entdeckte Hofmann am 16. April 1943 durch Zufall. Er wiederholte dieses Erlebnis am 19. April 1943. Dieses Datum gilt heute als Zeitpunkt der Entdeckung psychoaktiver Eigenschaften des LSD. Der Tag wird "Bicycle-Day" genannt, da Hofmann nach Einnahme von 250 Mikrogramm LSD (der kleinsten für ihn denkbar wirksamen Dosis eines Halluzinogens, verglichen mit dem damals stärksten bekannten, natürlich vorkommenden Halluzinogen Meskalin), also dem Doppelten einer wirksamen Dosis (~100 Mikrogramm), am Beginn seines Rauscherlebnisses per Fahrrad nach Hause fuhr.
Strukturformel von LSD |
Strukturformel von LSD Summenformel: C20H25N3O |
LSD wurde in der Vergangenheit zur Behandlung von psychisch Kranken sowie als sofort und gut wirksames Migränemittel (unter anderem auch bei Schüben des so genannten Klusterkopfschmerzes) verwendet, aber auch als Rauschmittel, vor allem in der Hippiebewegung.
LSD wirkt durch einen Eingriff in den Serotoninhaushalt des Körpers, was durch seine Ähnlichkeit mit diesem Nerventransmitterstoff möglich wird. Die Substanz aktiviert einige Serotoninrezeptoren sehr stark, was zu verstärkten 'Querverschaltungen' zwischen sonst logisch getrennten Hirnregionen und dem Wegfall geistiger Filtermechanismen führt. Das Zeitempfinden ist verändert, alles läuft viel langsamer ab. Hinzu kommen optische und akustische Halluzinationen. Reale Gegenstände werden sehr plastisch empfunden und wie in Bewegung erlebt. Derartige Wahrnehmungsänderungen werden von Konsumenten oft als "Bewusstseinserweiterung" interpretiert. Die Wirkungen eines LSD-Rausches gehen weit über die direkte Beeinflussung neuronaler Vorgänge hinaus, so wird die unbewusste Verarbeitung des Rauscherlebnisses einer Person von deren Umgebung oft als Kreativitätsschub, Ideenreichtum oder Nachdenklichkeit wahrgenommen (in dieser Wirkung kann vielleicht auch die tatsächliche "Bewusstseinserweiterung" gesehen werden).
Die so hervorgerufenen Synästhesien sind dafür bekannt, dass sie stark psychedelische Bilder erzeugen. Da Serotonin unter anderem für Körperfunktionen wie Verdauungstätigkeit, Herzfrequenz, Temperatur und Blutdruck zuständig ist, werden auch in diesen Bereichen Wirkungen wahrgenommen. Der wahrnehmbare Trip dauert im Regelfall ca. 8 bis 12 Stunden, abhängig von der Dosierung (bei sehr geringer Dosierung kann die letzte Phase, der "Afterglow" oft nicht mehr wahrgenommen werden, bei sehr hohen Dosen wird er auch nach dessen Abklingen noch als vorhanden empfunden) und gelegentlich kommt es auch zu Flashbacks. Eine euphorische Grundstimmung - ausgelöst z.B. durch eine schöne, natürliche Landschaft und angenehme Musik - kann den ganzen Rausch über anhalten, oder aber vorher bestehende Ängste und Depressionen rufen einen "Horrortrip" hervor, der als unangenehm empfunden wird und am besten von einer vertrauten Person ("Tripsitter") durch geeignete Maßnahmen in einen "guten" Trip verändert werden sollte. Auch sonst kann bei einem LSD-Trip die gesamte Umgebung, z.B. eine Stadt mit ihrem Schmutz und ihrem Autolärm, als weitestgehend unangenehm empfundenen werden.
LSD wirkt bereits in sehr geringen Mengen. Die normale Dosis liegt bei 100 bis 350 Mikrogramm (wobei letzteres nur äußerst erfahrenen Personen als sinnvolle Dosis erscheinen wird).
Die Droge wird normalerweise auf Papierstücke aufgebracht, so genannte Tickets, Pappen oder Trips, und dann geschluckt. Man kann sie aber auch als Flüssigkeit auf Würfelzucker, als Kapsel- oder in Tablettenform (spezielle Tabletten sind sehr kleine Krümelchen, die eine gewünschte Dosis enthalten und mit Mikro bezeichnet werden, die Gelatinekapseln sind leer, nur die Kapselhülle selbst wird mit LSD-Lösung benetzt und getrocknet) einnehmen.
Körperliche Symptome bei einem LSD-Rausch sind geweitete Pupillen, ein höherer Blutdruck, höhere Körpertemperatur, Appetitverlust und Schlaflosigkeit. Es gibt bei LSD keine körperliche Abhängigkeit, keine Vergiftungssymptome und auch keine Entzugserscheinungen beim Absetzen der Droge. Nimmt man LSD über einen längeren Zeitraum hinweg häufig ein, kann dies zu Persönlichkeitsänderungen führen. Wobei allerdings zu erwähnen ist, dass dies individuell recht unterschiedlich ist. Personen wie der Psychologe Dr. Timothy Leary und andere "Psychonauten" nutzen LSD teilweise äußerst exzessiv und in hohen Dosierungen ohne erkennbare Schäden davon zu tragen.
LSD baut sehr schnell eine Toleranz auf, was dazu führt, dass eine identische Dosierung bei schnell aufeinanderfolgenden Einnahmen (Einnahme einer weiteren Dosis nur einige Stunden nach Abklingen der vorherigen Gabe) schwächer wirkt. Die Dosierung für ein ähnliches Erleben müsste weit mehr als das Doppelte der Erstdosis enthalten. Diese Toleranz ist nach 1-2 Wochen komplett verschwunden. Bedingt durch den äußerst anstrengenden Charakter eines LSD-Trip kommt es zu keiner psychischen Abhängigkeit, wie sie z.B. bei Cocain auftritt.
Die Toleranzbildung des LSD wirkt sich auch auf die Toleranz gegenüber anderen verwandten Stoffen aus. So sind LSD, Psilocybin/Psilocin und Meskalin jeweils zueinander Kreuztolerant. Die Toleranz gegenüber einem der Stoffe wirkt auch gegenüber einem der anderen genannten Stoffe.
In den 1970er Jahren wurde LSD als nicht verkehrsfähiger Stoff eingestuft und die Forschung damit bzw. dessen therapeutische Nutzung (z.B. in der Psychotherapie) nahezu komplett verboten. Eine (illegale) Renaissance erlebte die Droge in den 1990ern in der Technoszene, allerdings mit anderen Erwartungen an das Erlebnis und mit anderen Dosierungen (nur 30 - 50 micg) statt.
Bei dem Beatles Song Lucy in the Sky with Diamonds hält sich hartnäckig das Gerücht, dass er eine Anspielung auf das Thema LSD darstellen soll, obwohl dies von den Beatles selbst stets bestritten wurde.
Literatur
- van Treeck, Bernhard: Drogen- und Suchtlexikon, Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin, 2003, ISBN 3-89602-221-0
- van Treeck, Bernhard: Drogen, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2003, ISBN 3-89602-420-5
- Albert Hofmann: LSD. Mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer "Wunderdroge", ISBN 3423361352
- Christian Rätsch (Hrsg.): Fünfzig Jahre LSD-Erfahrung. Eine Jubiläumsschrift, ISBN 392581759X
- Aldous Huxley: Die Pforten der Wahrnehmung - Himmel und Hölle, ISBN 3492100066
- Stanislav Grof: LSD-Psychotherapie, ISBN 3608940170
- Entheogene Blätter: "60 Jahre LSD, Jubiläumsschrift für Dr. Albert Hofmann"; Ausgabe 11 - April / 2003 ISSN 1610-0107
- Samuel Widmer: Ins Herz der Dinge lauschen. Über MDMA und LSD, ISBN 3-907080-03-3
Weblinks
- http://www.gruene-berlin.de/drogen/LAG-Drogen/lsd.html - LSD-Broschüre der LAG Drogen in Bündnis90/Die Grünen
- http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/14611/1.html - Mathias Bröckers zum 60. Jahrestag der Entdeckung von LSD
- http://www.thema-drogen.net/Drogen/Hallu/Hallu_LSD.html Thema Drogen: Halluzinogene: LSD (Lysergsäurediethylamid)
- http://www.lifeline.de/cda/page/center/0,2845,8-1084,00.html LSD - Zwischen Euphorie und Horrortripp
- http://home.rz-online.de/~dneitzer Dr.Lutz Neitzert ("Die LSD-Story - Säurekopf & Acid-Test" u.a. Texte)
- http://www.tekkno.ch/drugs/infotexte/lsd/entdeckung/content.html - Schweizer Techno-Seite mit ausführlichen Informationen zu LSD
- http://www.erowid.org/chemicals/lsd/lsd_images.shtml - Englische Informationsseite über Drogen mit großer LSD Blotter (Pappen) Galerie
- http://www.projektpan.de/albert.html - Ein LSD-Kompendium (allgm. Inf., Anm. zur Reinheit, über die Gefahren, u.v.m.)
- http://hofmann.org/ - albert hofmann homepage