Galicien
Karte Galicien in Spanien |
Galicien (deutsch auch "Galizien", span. Galicia, gal. Galicia oder Galiza) ist eine Region und Autonome Gemeinschaft (Comunidad Autónoma) im Nordwesten von Spanien mit einer Ausdehnung von 29.434 km² (etwa 5,8% der Gesamtfläche Spaniens) und ca. 2,7 Mio. Einwohnern (Stand 2003). Hauptstadt Galiciens ist Santiago de Compostela. Die Comunidad Autónoma de Galicia gliedert sich in die vier Provinzen A Coruña, Lugo, Ourense und Pontevedra. Bedeutende Städte in Galicien sind Santiago de Compostela, Vigo, A Coruña und Ourense. In den letzten Jahren gab es vor der Küste von Galicien mehrere Öltanker-Havarien. In das Blickfeld der internatinalen Öffentlichkeit gelangte insbesondere die schwere Tankerhavarie der Prestige im Jahr 2002 (siehe auch Ölpest). Diese war Ausgangspunkt für die umfassende Bürger- und Sozialbewegung "Nunca mais".
Durch Galicien führt der sowohl kulturell als auch touristisch äußerst interessante Jakobsweg, der Pilger und Interessierte zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto bis nach Santiago de Compostela führt.
In Galicien wird neben Spanisch das mit dem Portugiesischen eng verwandte Gallego (Galego) gesprochen.
Geschichte
Der Name Galicien leitet sich von den keltischen Galläkern (Kallaiker, lateinisch Callaici) ab, die in diesem Gebiet siedelten. Zwischen 29 und 19 v. Chr. wurde das Gebiet von den Römern erobert und wurde zur römischen Provinz Gallaecia. Gallaecia umfaßte jedoch - über das heutige Galicien hinaus - Gebiete im westlichen Teil des heutigen Kastilien und im nördlichen Teil Portugals.
In der Zeit der Völkerwanderung ließen sich in Galicien die germanischen Sueben nieder und gründeten ein Königreich, das 585 von den Westgoten unterworfen wurde. Im Mittelalter befand sich Galicien zeitweilig im maurischen Einflußgebiet.
1833 formelle Auflösung des Königreichs Galicien, Aufstände für Demokratie und Unabhängigkeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1980 Autonome Gemeinschaft (als "Nation" anerkannt).
Politik
Galicien hat den Status einer Autonomen Gemeinschaft im Königreich Spanien. Der galicischen Regionalregierung steht der Präsident der "Xunta de Galicia" vor. Derzeitiger Regierungschef (Stand: September 2003) ist Manuel Fraga Iribarne.
Einwohner
Galicien hat ca. 2,7 Mio. Einwohner.
Geographische Lage, Klima
Galicien liegt in Nordwest-Spanien und erstreckt sich etwa zwischen dem 36°W 42°N und dem 7°W 44°N. Im Norden grenzt Galicien an das kantabrische Meer, im Westen an den Atlantischen Ozean. Im Süden grenzt es an Portugal und im Osten an die spanischen automomen Gemeinschaften Castilla-León (Kastilien-Leon) und Asturias (Asturien).
Prägend für die Region sind hohe Bergketten, die Galicien von Restspanien abschotten. Die höchste Erhebung ist mit 2100 m die Pena Trevinca. Interessant ist zudem der ausgeprägte Küstenverlauf Galiciens; mit einer Gesamtlänge von rund 1.200 km umfaßt dieser rund ein Drittel der spanischen Küste. Charakteristisch für Galiciens Küste sind die sogenannten Rías, schlauch- und trichterförmige, fjördähnliche Flußmündungen, in die das Meer eingedrungen ist. Im Gegensatz zu Fjörden weisen die Rías allerdings nur eine geringe Tiefe auf. Unterschieden werden die Rías Baixas (span. Rías Bajas) und die Rías Altas. Die Rías Altas im Norden reichen von Ribadeo bis A Coruña. Die Rías Baixas reichen vom Kap Finisterre (Cabo Fisterra) bis zur portugiesischen Grenze. Hauptunterscheidungsmerkmal der beiden Küstenabschnitte ist der jeweilige Küstenverlauf. Während die Rías Baixas sanft ins Meer laufen, ist der Verlauf der die Rías Altas wesentlich schroffer.
Das Klima der Region wird vom Atlantik geprägt und ist ausgesprochen mild, dabei jedoch sehr feucht. Kennzeichnend für Galicien sind milde Winter mit heftigen Niederschlägen und nicht allzu heiße Sommermonate. Die mittleren Temperaturen der Küstenabschnitte liegen im Jahresdurchschnitt in A Coruña bei 13,8° und in Vigo bei 14,7°. Im Binnenland erreicht Ourense 14°. In den Bergen liegen die Durchschnittstemperaturen deutlich darunter, so etwa bei 9,7 im "Alto de Rodicio" oder 8° in "Pedrafita do Cebreiro". Der Nordwesten Galiciens weist rund 150 Regentage im Jahr auf und ist die regenreichste Region Spaniens. Diese Zahl reduziert sich zunehmen in Richtung Südosten. Hier werden rund 100 Regentage und weniger im Jahr registriert. Am regenintensivsten sind in abnehmender Reihenfolge der Winter, der Herbst und der Frühling.
Das feuchte Klima, häufige Nebel und Winde sowie die grüne bergige Landschaft bieten insbesondere im Herbst und im Winter einen Anblick, der an Irland oder die Bretagne erinnert.
Wirtschaft und Verkehr
Galicien ist eine der ärmeren Regionen Spaniens. Von besonderer Bedeutung sind die Landwirtschaft und der Fischfang. Dabei überwiegt die Bedeutung der Landwirtschaft im Osten des Landes und die Industrie sowie die Großhäfen im Westen. Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei 33,3 Mrd. €, pro Kopf 12.173 € (81% des spanischen BIP p.P.). Die Arbeitslosenquote bei 11,9% (Juni 2002).
Importe: 9,4 Mrd. €: 32% Autos, 14% Fisch/Meeresfrüchte, 13% Mineralien hauptsächlich aus Frankreich und Portugal, aber auch aus anderen EU-Staaten. Exporte: 9,3 Mrd. €: 50% Autos, 8% Fisch/Meeresfrüchte, 5% Kleidung hauptsächlich nach Frankreich und Portugal, aber auch in andere EU-Staaten.
Sehenswürdigkeiten
- Kathedrale von Santiago de Compostla
- Herkules-Turm in A Coruña
- Das Naturschutzgebiet Islas Cies
- Cabo Fisterra (span. Kap Finisterra) - "Das Ende der Welt" in Galicien
Musik
Traditionelle galicische Musik wird geprägt vom Einsatz von Dudelsack, Leier und Harfe. Die Musik erinnert an die Musik aus keltischen Gebieten wie Irland oder die Bretagne und erfreut sich auch heute noch großer Beliebheit in Galicien. Wichtige Vertreter der traditionellen galicischen Musik, die teilweise auch international Beachtung gefunden haben, sind etwa die Gruppen Milladoiro oder Fuxan os Ventos. Insbesondere Milladoiro erlangte dabei bereits vor Jahren einen sehr guten internationalen Ruf auf dem Gebiet keltischer Folkmusik. Musiker, die zwar fest in der traditionellen galicischen Musik verwurzelt sind, aber auch neue Wege suchen sind u.a. Berrogüetto, Carlos Núñez, Luar na Lubre, Pancho Alvarez, Susana Seivane und Xosé Manuel Budiño. Auch diese Musiker konnten in der internationalen Folkszene einige Bekanntheit erlangen.
Sport
Literatur
Weblinks
- A nosa música - Plattform für keltische, galicische Folkmusik
- Ghasta Pista - Infos zu galicischer Musik
- Plattform der Bürgerinitiative Nunca mais
- Tourismusinformationen rund um Galicien
- Vieiros - Aktuelle News und Infos aus Galicien
- Website zum Jakobsweg
- Regionalregierung Galiciens
- Galicisches Statistisches Institut - IGE