Freiamt (Schweiz)
Geographie
Das Freiamt ist eine Region in der Schweiz und liegt im Südosten des Kanton Aargau. Es umfasst das Gebiet zwischen dem Lindenberg und dem Mutschellen, sowie von der Endmoräne Othmarsingen bis zur Reuss bei Root. Die ländliche Gegend zwischen Reuss- und Bünztal wird aufgrund der katholischen Vorherrschaft auch «schwarzer Erdteil» genannt. Bremgarten, Muri, Sins und Wohlen gehören zu den wichtigsten Ortschaften des Freiamts.
Nach statistischen Kriterien gibt es im Freiamt keine Stadt, wohl aber Orte mit altem Stadtrecht wie Bremgarten.
Verkehrsanbindung=
Das Freiamt liegt an einer zentralen Position im Mittelland. In einer halben Autostunde ist man in Zürich, Zug und Luzern (Staus nicht einberechnet).
Geschichte
Das Gebiet des heutigen Kanton Aargau wurde 1415 von den Eidgenossen erobert. Die Freien Ämter wurden zu einer Gemeinen Herrschaft, die abwechselnd von den Kantonen der Eidgenossenschaft verwaltet wurden. Der Begriff Freie Ämter wandelte sich mit der Zeit zu Freiamt.
Im traditionell katholischen Gebiet wurden 1529 reformierte Kirchenordnungen erlassen, unter anderem in Wohlen. Dies erzürnte die Zentralschweizer Kantone. Nach dem Zweiten Kappelerkrieg konnten die Gemeinen Herrschaften selbst über ihre Religion bestimmen, vom betreffenden Landfriedensvertrag aber blieb das Freiamt ausgeschlossen und wurde wieder katholisch.
Das Vertreiben von 37 Reformierten aus Arth, sowie der Auslieferung dreier Personen an die Inquisition und dem Verhängen und Vollstrecken der Todesstrafe gegenüber weiteren vieren bewegte den Kanton Zürich dazu, den fünf Innerschweizer Kantonen 1656 den Krieg zu erklären. Ziel war es, die Bestimmungen des zweiten Kappeler Landfriedens zu revidieren. Dabei wurde Rapperswil erfolglos belagert, 9000 Berner Soldaten marschierten im Freiamt ein. Villmergen wurde Austragungsort der Schlacht, bei der 573 Berner und 189 Zentralschweizer starben. Der Villmerger Landfrieden bestätigte die alten konfessionellen Regelungen.
Napoleon erzwang 1803 die Gründung des Kanton Aargaus, dessen Teil auch das Freiamt wurde. Politisch wurde das Freiamt entzweigerissen durch die neue Aufteilung in zwei Bezirke: Bremgarten mit Hauptort Bremgarten sowie Muri mit Hauptort Muri Die bäuerliche Mentalität und die traditionelle Ausrichtung auf die Innerschweiz der Freiämter stand vertrugen sich nur schlecht mit dem neuen Staatswesen, dass vor allem von Reformierten aus dem Berner Aargau beherrscht wurde. 1830 erhob sich das katholisches Landvolk zum Freiämtersturm gegen die protestantische Kantonsregierung. Rund 6000 bewaffnete Freiämter erzwangen in Aarau unter Führung des Merenschwander Wirts und Grossrats Johann Heinrich Fischer eine neue Verfassung. Diese ebnete dann allerdings einer liberalen Politik den Weg. Der Bistumsstreit, die Behinderung der Klöster ab 1834, die Auseinandersetzung um die Badener Artikel und das Schulgesetz von 1835 verursachten neue Unruhen. Die Aargauer Regierung entschied sich, das Freiamt militärisch zu besetzen. Wegen der Verhaftung des katholisch-konservativen Bünzer Komitees kam es zwischen dem 10. und dem 14. Januar 1841 zum offenen Kampf in welchem die Gefangenen befreit wurden. Die Regierungstruppen schlugen den Aufstand in Villmergen nieder und besetzten das Freiamt mit 10'000 Mann. Daraufhin beschloss der Grosse Rat, die Klöster aufzuheben. Das setzte den Benediktinern in Muri das Ende. Erst nach der Gründung des Bundesstaates von 1848 nahmen die religiösen Spannungen ab.
In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts kam das Freiamt zu einer Mittelschule in Wohlen. Zuerst wurde 1966 eine Zweigstelle des Lehrerseminars Wettingen eröffnet, welche 1969 selbstständig wurde. Von 1976 bis 1980 wandelte sich das Lehrerseminar zur Kantonsschule, welche auch heute noch Gymnasiasten in der Region die Möglichkeit bietet, die Maturität zu erlangen.
In den Köpfen der Bewohner verschwindet das Freiamt langsam. Die Globalisierung und die politischen Realitäten lassen nicht viel Platz für eine nur historisch-gesellschaftlich existierende Region. Nichtsdestotrotz erstellten 2003 die Gemeinden als Zeichen der Verbundenheit einen Wanderweg, den Freiämterweg.
Weblinks
- Erlebnis Freiamt - Portalseite für das Freiamt