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Veit Harlan

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Veit Harlan (* 22. September 1899 in Berlin; † 13. April 1964 in Capri/Italien) war ein Schauspieler und Regisseur.

Leben

Er wurde als Sohn des Schriftstellers Walter Harlan und dessen Frau Adele in Berlin geboren. Nach einer Silberschmiedlehre und Schauspielunterricht am Seminar von Max Reinhardt stand Harlan zum ersten Mal öffentlich 1915 auf einer Theaterbühne. Nach der Teilnahme am ersten Weltkrieg wurde er 1920 Schauspieler an der Berliner Volksbühne. 1922 heiratete er die jüdische Sängerin Dora Gerson, die Ehe wurde bereits zwei Jahre später geschieden (Dora Gerson starb 1943 in Auschwitz). Nach diversen Rollen in den folgenden Jahren heiratete er 1929 die Schauspielerin Hilde Körber, mit der er bis zur Scheidung neun Jahre später drei Kinder hatte. 1933 bekannte sich Harlan in einem Interview mit dem Völkischen Beobachter nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu deren Politik.

Mitte der dreißiger Jahre drehte Harlan mehrere nationalsozialistische resp. antisemitische Filme. 1937 wurde Joseph Goebbels durch den im Propagandastil des NS-Regimes gedrehten Film "Der Herrscher" auf Harlan aufmerksam und machte ihn zu einem der führenden Regisseure. Für diesen Film erhielt er den "Nationalen Filmpreis". Von Goebbels bekam Harlan dann auch den Auftrag für den antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß". Harlan war am Drehbuch beteiligt und führt Regie, seine Frau hatte ebenso wie Heinrich George eine Rolle darin. Dieser Film, der in Deutschland und Osteuropa während des Zweiten Weltkriegs zur Bestärkung des Antisemitismus und damit zur weltanschaulichen Unterstützung der Deportationen und Ermordung der europäischen Juden gezeigt wurde, ist später als Hauptanklagepunkt gegen ihn verwendet worden.

1939 heiratete er die Schauspielerin Kristina Söderbaum, die Hauptrollen in vielen seiner Filmen hatte und als "Reichswasserleiche" berühmt wurde, da sie oft die Rolle der tragischen Selbstmörderin spielen durfte (so auch als Opfer von "Jud Süß"). 1943 erhielt er zum 25jährigen Jubiläum der Universum-Film AG (Ufa) den Professorentitel.

Nach Kriegsende wurde Harlan mehrere Male verhaftet und vor Gericht gestellt, schließlich aber als "Entlasteter" eingestuft. Er stritt sowohl seinen Antisemitismus als auch seine Komplizenschaft zu den Nationalsozialisten ab und behauptete, diese hätten seine Kunst "missbraucht" und ihn zur Regie zu "Jud Süß" gezwungen. Harlan wurde schließlich in allen drei Prozessen freigesprochen. Im Jahr 1951 forderte der Direktor des Hamburger Senats, Erich Lüth, das deutsche Publikum auf, den Harlan-Film "Unsterbliche Geliebte" zu boykottieren. Das Bundesverfassungsgericht wies die Klage von Harlans Produktionsgesellschaft gegen diesen Boykottaufruf ab (Lüth-Urteil). Nach einigen weiteren Filmen starb er 1964 während eines Urlaubs auf Capri (Italien).

Filme

  • Krach im Hinterhaus (1934)
  • Kreutzersonate (1937)
  • Der Herrscher (1937)
  • Jugend (1938)
  • Verwehte Spuren (1938)
  • Das unsterbliche Herz (1939)
  • Jud Süß (1940)
  • Der große König (1941)
  • Die goldene Stadt (1942)
  • Immensee (1943)
  • Opfergang (1944)
  • Kolberg (1944/1945)
  • Unsterbliche Geliebte (1950)
  • Die blaue Stunde (1952)
  • Sterne über Colombo (1953)
  • Verrat an Deutschland (Der Fall Dr. Sorge) (1954)
  • Anders als du und ich (1957)
  • Das dritte Geschlecht (1957)

Biografie von Veit Harlan

Eine weitere Biografie