Hachschara
Hachschara (hebräisch für Vorbereitung, Tauglichmachung) bezeichnete die gezielte und organisierte Vorbereitung von Juden auf die Alija, die Besiedelung Palästinas. Ideologische Grundlage für dieses Programm war der Zionismus. Insbesondere zionistische Jugendbewegungen propagierten die Hachschara.
Im Regelfall fanden Hachscharakurse auf landwirtschaftlichen Gütern statt. Oft wird der Begriff Hachschara auch als Synonym für diese Güter gebraucht. Eine Gruppe von Auswanderungswilligen (Kewuzot) erlernte dort gemeinsam Fertigkeiten, die man für den Aufbau jüdischer Gemeinwesen in Palästina für notwendig hielt. Die häufig aus bürgerlichen Umgebungen stammenden Juden sollten vor allem landwirtschaftliche, hauswirtschaftliche und handwerkliche Techniken lernen. In der weiteren Entwicklung der Hachschara wurde zunehmend auch die Schaffung einer jüdischen Identität unter den weitgehend assimilierten Kewuzot-Angehörigen zu einer wichtigen Aufgabe. Das Lernen der hebräischen Sprache, das Feiern jüdischer Feste, das Studieren der jüdischen Geschichte sowie das Leben und Arbeiten im Kollektiv sollten die kulturellen Grundlagen für die neue jüdische Existenz in Palästina schaffen. Im späteren Israel setzten sich die Hachschara-Gemeinschaften in den Kibbuzim fort.
Seltener lernten auch einzelne Auswanderungswillige bei einem Landwirt oder Handwerker.
Die Hachschara formierte sich am Ende des 19. Jahrhunderts, zunächst unter dem Namen Chaluzbewegung, vor allem unter Juden in den USA und Russland. Im Rahmen des 12. Zionistenkongresses 1921 in Karlsbad bildete sich ein Chaluz-Weltverband unter dem Namen Hechaluz. Bereits ein Jahr zuvor hatten die verschiedenen Chaluzbewegungen ein gemeinsames Büro in Palästina eingerichtet. 1923 formierte sich ein deutscher Hechaluz-Verband, der 1928 500 Mitglieder und vier Lehrgüter zählte. Insgesamt verbreitete sich die Bewegung unter den stark assimilierten Juden Westeuropas nur langsam. Während der Weltwirtschaftskrise wurde die Auswanderung von vielen Juden als Chance für einen wirtschaftlichen Neuanfang verstanden. Die idealistische Einstellung des frühen Zionismus trat in den Hintergrund.
Die zunehmende Diskriminierung der Juden in der Anfangsphase der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland verschaffte der Hachschara-Bewegung großen Zulauf. Neben der Vorbereitung einer Auswanderung nach Palästina spielte vor allem für junge Juden eine Rolle, dass die Hachschara eine der letzten Möglichkeiten für sie war, überhaupt eine Berufsausbildung abzuschließen. 1934 verzeichnete die deutsche Hechaluz rund 15.000 Mitglieder. Rund 3500 Menschen wurden zu dieser Zeit in den Hachschara-Lehreinrichtungen ausgebildet.