Zum Inhalt springen

Primärenergieverbrauch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. April 2007 um 16:46 Uhr durch Dirk33 (Diskussion | Beiträge) (1. kann primärenergie auch nicht volkswirtschaftlich betrachted werden 2. war das teilweise falsch siehe wirkungsgradprinzip dh revert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Volkswirtschaftlich gesehen ist der Primärenergieverbrauch (PEV) die gesamte einer Volkswirtschaft zugeführte Menge an Primärenergie. Sie wird in der Regel für einen Zeitraum von einem Jahr ermittelt. Mit ihr werden Energiedienstleistungen erbracht. Hierzu gehören Produzieren, Heizen, Bewegen, Elektronische Datenverarbeitung, Telekommunikation oder Beleuchten.

Diese Energie wird meistens kurz nach ihrer Gewinnung wieder verbraucht. Ein Teil wird in Form von Kohlenhalden, Erdgaskavernen, Öltanklager oder Ölkavernen gespeichert.

Teilweise tritt der Staat als Bevorrater für strategische Reserven auf, zum Beispiel bei Strategische Ölreserven.

Firmen bevorraten Primärenergieträger, um in Zeiten mit hohem Energieverbrauch (Leistungsaufnahme) Lastspitzen bedienen zu können.

Eingesetzte Energieträger

Die eingesetzten Energieträger sind:

Konventionelle Energie:

Erneuerbare Energie:

Der Begriff Energieverbrauch ist im physikalischen Sinne falsch (Energieerhaltungssatz). Aber der Begriff Primärenergieverbrauch ist richtig da nach Erzeugung der Sekundärenergie oder der Endenergie, die Primärenergie nicht mehr existiert. Der Begriff Energieverbrauch wird auch verständlich, wenn man den Begriff Verbrauch so versteht, das die Energie nicht mehr zur Nutzung verfügbar ist, so wie Luft verbraucht ist, wenn sie zuwenig Sauerstoff und zuviel Kohlendioxid enthält.

Wirkungsgradprinzip

Zur Berechnung des Primärenergieverbrauchs wird in Deutschland seit 1995 das Wirkungsgradprinzip benutzt. Es wird auch von den internationalen Organisationen IEA, EUROSTAT und ECE angewendet.

Bei den Energieträgern die durch Verbrennen ihre Energie umwandeln, und deren Heizwert bekannt ist (hauptsächlich fossile Energieträger), wird der jeweilige Heizwert mit der jeweiligen eingesetzten Menge multipliziert. Bei den Energieträgern Biomasse, Müll und Klärschlamm wird, wenn kein Heizwert bekannt ist, das im nachfolgenden Absatz beschriebene Substitutionsverfahren, zur Ermittlung der in den Primärenergieverbrauch einfließenden Energien angewandt.

Bei der Bewertung der Kernenergie, wird ein Wirkungsgrad von 33% bei der Energieumwandlung zu Strom zugrunde gelegt. In dem Primärenergieverbrauch fließt die Kernkraft also mit über der dreifachen Energie des durch die Kernkraft entstehenden Stromes ein. Die Wirkungsgradmethode führt im Vergleich zur Substitutionsmethode bei Kernenergie zu einem höheren, bei den anderen Energiequellen zu einem niedrigeren Primärenergieanteil.

Bei der Stromerzeugung aus anderen Energieträgern, denen kein Heizwert der eingesetzten Energieträger beigemessen werden kann, z. B. regenerative Energien, wie Wasserkraft, Wind oder Fotovoltaik, fließt nur die erzeugte elektrische Energie in den Primärenergieverbrauch ein[1]. Dadurch wird sozusagen bei dieser Stromerzeugung ein Wirkungsgrad von 100% zur Berechnung des Primärenergieverbrauchs angenommen. Die Energieträger Wasserkraft, Wind oder Fotovoltaik sind, im Vergleich zu Energieträgern, bei deren Umsetzung ein geringer Wirkungsgrad eingesetzt wird, in den Statistiken zum Primärenergieverbrauch, stark unterrepräsentiert. Zum Beispiel um den Faktor 3 in Bezug zur Atomkraft ohne Kraft-Wärme-Kopplung. Im Jahr 2006 verfügte kein in Betrieb befindliches AKW in Deutschland über eine Kraft-Wärme-Kopplung.

Der Saldo des Stromaußenhandels geht ebenfalls direkt Primärenergieverbrauch ein, auch hier wird sozusagen bei dem Saldo des importierten Stroms ein Wirkungsgrad von 100% angenommen.

Die so ermittelten Energien werden in dem Primärenergieverbrauch summiert.

Substitutionsmethode

Auch bei der Substitutionsmethode wird der Heizwert und die eingesetzten Mengen der Energieträger zugrunde gelegt.

Jedoch wird bei der Berechnung des Primärenergieverbrauches mit der Substitutionsmethode angenommen, dass der Strom aus den Energieträgern, denen kein Heizwert beigemessen werden kann (Kernkraft, Wasserkraft, Wind und Fotovoltaik) und gegebenenfalls der Stromimportsaldo, die entsprechende Stromerzeugung in konventionellen Wärmekraftwerken ersetzt (substituiert). Zur Berechnung wird dann die Energie der konventionellen Energieträger benutzt die zu der Erzeugung des "ersetzten" Stroms, im Durchschnitt, notwendig gewesen wäre[2].

Auch ist der Anteil der regenerativen Energien am Primärenergieverbrauch je nach Berechnung, ob nach der Substitutionsmethode oder dem Wirkungsgradprinzip unterschiedlich. Zum Beispiel betrug der Anteil der regenerativen Energien in Deutschland im Jahr 2005 nach dem Wirkungsgradprinzip 4,6% und nach der Substitutionsmethode rund 6,6%[3].

Bis 1994 wurde in Deutschland die Substitutionsmethode zur Ermittlung des Primärenergieverbrauchs angewendet.

Endenergieverbrauch

Der energetisch genutzte Teil des Energieangebots im Inland wird als Endenergieverbrauch bezeichnet. Der Primärenergieverbrauch der nach dem Wirkungsgradprinzip ermittelt wurde, enthält, außer der unter Wirkungsgradprinzip beschriebenen Ausnahme, auch alle Umwandlungs- und Übertragungsverluste.

Die Aufteilung des Endenergieverbrauchs nach Energieträgern weicht erheblich von der des Primärenergieverbrauchs ab. Beispielsweise für das Jahr 2005 in Deutschland, ist der Unterschied bei Erdgas besonders groß. Bemerkenswert ist auch, dass der Anteil der erneuerbaren Energien bei dem Endenergieverbrauch höher lag als der Anteil der Kernenergie.

PEV und Endenergieverbrauch für Deutschland 2005
Statistikart PEV nach Wirkungsgradprinzip [4] Endenergieverbrauch [5]
Mineralöl 36,0% 37,7%
Erdgas 22,7% 32,1%
Steinkohle 12,9% 9,4%
Braunkohle 11,2% 8,7%
Erneuerbare Energien 4,6% 6,4%
Kernenergie 12,5% 5,7%
Gesamt 14244 PJ 10570 PJ

Energieeinheiten

Der Primärenergieverbrauch wird je nach Analysezweck in unterschiedlichen Energieeinheiten angegeben:

Zur Darstellung des Energieverbrauchs einer Volkswirtschaft werden am häufigsten die Einheiten PJ oder SKE verwendet.

Die Einheit Energie pro Zeiteinheit (z.B. Petajoule / Jahr) stellt eine Leistungseinheit dar. So ist es möglich, den Primärenergieverbrauch einer Volkswirtschaft als mittlere bzw. durchschnittliche Leistungsaufnahme an Primärenergie für den Betrachtungszeitraum anzunehmen.

Für Deutschland betrug zum Beispiel der Primärenergieverbrauch 2004 14.438 PJ/Jahr. Dies entspricht einer mittleren Leistungsaufnahme von 458 GW bzw. 5.549 W/Kopf bei einer Bevölkerung von 82,5 Mio. Menschen.

Meist werden Vielfache von Joule, Tonnen Steinkohle oder Tonnen Öleinheiten angegeben.

Beispiele von Vielfachen:

1 kJ (Kilojoule) = 1000 Joule
1 MJ (Megajoule) = Joule
1 GJ (Gigajoule) = Joule
1 TJ (Terajoule) = Joule
1 PJ (Petajoule) = Joule
1 EJ (Exajoule) = Joule
1 Mt SKE = Tonnen Steinkohleeinheiten
1 Gt ÖE = Tonnen Öleinheiten

Umrechnungsbeispiele:

1 kg SKE = 7000 kcal = 8,141 kWh = 29,3076 MJ
1 kg ÖE = 10000 kcal = 11,63 kWh = 41,868 MJ
1 kcal (Kilokalorie) = 4186,8 Joule
1 kWh (Kilowattstunde) = 3600 Kilojoule
1000 t SKE (Tonnen Steinkohleeinheiten) = 29,3076 Terajoule = 700 t ÖE
1000 t ÖE (Tonnen Öleinheiten) = 41,868 Terajoule

Verbrauch nach Ländern

Deutschland

2005 betrug der Primärenergieverbrauch in Deutschland 14.238 PJ[6]. Dies entspricht einer mittleren Leistungsaufnahme von 451 GW bzw. 5.473 W/Kopf bei einer Bevölkerung von 82,4 Mio. Menschen. 2006 waren es 14.464 PJ[7] bei 82,3 Mio. Menschen, also 5572 W/Kopf.

Primärenergieverbrauch in Deutschland 2003/2004 [8], [9]:

2003 2004 2003 2004 2003 2004 Veränderungen Anteile
Energieträger Petajoule pro Jahr Petajoule pro Jahr Gigawatt Gigawatt Watt/Kopf Watt/Kopf Watt/Kopf % 2003 2004
Mineralöle 5.281 5.258 167 167 2.030 2.021 -9 -0,44% 36,54% 36,42%
Erdgas 3.224 3.236 102 103 1.239 1.244 5 0,37% 22,31% 22,41%
Steinkohlen 2.013 1.940 64 62 774 746 -28 -3,63% 13,93% 13,44%
Braunkohlen 1.638 1.647 52 52 630 633 3 0,55% 11,33% 11,41%
Kernenergie 1.802 1.823 57 58 693 701 8 1,17% 12,47% 12,63%
Wasserkraft/Windenergie 135 164 4 5 52 63 11 21,48% 0,93% 1,14%
Außenhandelssaldo Strom -29 -23 -1 -1 -11 -9 2 -20,69% -0,20% -0,16%
Sonstige 387 393 12 12 149 151 2 1,55% 2,68% 2,72%
Insgesamt 14.451 14.438 458 458 5.554 5.549 -5 -0,09% 100,00% 100,00%

Giga = ; Peta = ; Einwohnerzahl: 82,5 Mio. Menschen


Primärenergieverbrauch in Deutschland in PJoule pro Jahr von 1990 bis 2005

Jahr 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Steinkohlen 2306 2330 2196 2139 2139 2060 2090 2065 2059 1967 2021 1949 1927 2013 1940 1841 1876
Braunkohlen 3201 2507 2176 1983 1861 1734 1688 1595 1514 1473 1550 1633 1663 1639 1647 1596 1574
Mineralöle 5238 5547 5628 5746 5693 5689 5808 5753 5775 5599 5499 5577 5381 5280 5214 5106 5164
Naturgase 2316 2433 2408 2546 2592 2826 3161 3022 3048 3038 3015 3180 3180 3263 3280 3309 ?
dar.: Erdgas, Erdölgas 2293 2409 2382 2520 2567 2799 3132 2992 3019 3010 2985 3148 3143 3224 3236 3250 3300
Wasserkraft/Windenergie 58 53 62 64 67 83 73 78 80 91 127 124 145 140 164 169 187
Außenhandelssaldo Strom 3 -2 -19 3 8 17 -19 -9 -2 4 11 10 3 -29 -26 -31 ?
Kernenergie 1668 1609 1733 1675 1650 1682 1764 1859 1764 1855 1851 1868 1798 1802 1823 1779 1826
Sonst. Energieträger 126 134 135 154 174 178 181 251 283 297 327 338 330 349 366 467 539
Insgesamt 14916 14611 14319 14310 14184 14269 14746 14614 14521 14324 14401 14679 14427 14457 14408 14236 14464


Anmerkungen: Langfristig leichter Rückgang, pro Kopf um immerhin 7,3% seit 1990. Mineralöle nehmen nach Maximum in 1996 ab. Wasserkraft/Windenergie nimmt zu.

Europa

In Europa (OECD-Länder) betrug der Primärenergieverbrauch 1997 71.900 Petajoule[10]. Dies entspricht einer mittleren Leistungsaufnahme an Primärenergie von 2.280 Gigawatt.

Weltweit

Im Jahr 2002 betrug der kommerzielle Weltprimärenergieverbrauch 394.000 PJ[11]. Dies entspricht einer mittleren Leistungsaufnahme von 12,5 TW. Die beiden Hauptverbraucher waren die USA (24,4 %) und die Volksrepublik China (10,6 %)[12],[13].

Da diese großen Zahlen oft schwer vorstellbar sind, werden sie unter anderem in einen jährlichen Primärenergieverbrauch oder eine mittlere Leistungsaufnahme pro Kopf der Bevölkerung umgerechnet, wie in der folgenden Tabelle. Zum Vergleich verschiedener Volkswirtschaften werden häufig Kennzahlen pro Kopf gebildet, z.B. beim Bruttoinlandsprodukt in BIP/Kopf.

Nr. Land durchschnittlich beanspruchte Leistung an
Primärenergieträgern,[14][15] in Watt/Kopf
1 Ver. Arab. Emirate 21.610
2 Norwegen 12.610
3 Kanada 12.252
4 Singapur 11.774
5 USA 10.460
6 Kuwait 10.101
7 Belgien / Luxemburg 7.858
8 Australien 7.672
9 Niederlande 7.314
10 Schweden 7.208
11 Finnland 6.796
12 Neuseeland 6.345
13 Frankreich 5.761
14 Republik Korea 5.761
15 Deutschland 5.549
16 Schweiz 5.482
17 Österreich 5.389
18 Japan 5.309
19 Taiwan 5.283
20 EU 15 im Jahr 2003 5.269
21 Amerika 5.071
22 UK 4.951
23 Irland 4.858
24 Dänemark 4.593
25 Europa 4.407
26 Spanien 4.407
27 Griechenland 4.128
28 Italien 4.075
29 Portugal 3.080
30 Malaysia 2.867
31 Welt 2.200
32 China 1.035
33 Asien 982
34 Indien 677
35 Indonesien 624
36 Afrika 465
37 Philippinen 372

Quellen

  1. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, Vorwort zu den Energiebilanzen für die BRD
  2. Umweltbundesamt Methodik der Indikatorenbildung bei der PEV
  3. Grafiken und Tabellen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland vom Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit, Mai 2006
  4. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 2005
  5. Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. Endenergieverbrauch 2005
  6. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 2006
  7. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 2006
  8. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 2005
  9. Energiebilanz 2004
  10. fehlende Quelle
  11. fehlende Quelle
  12. Statistisches Bundesamt Datenreport 2004
  13. International Energy Agency: Key World Energy Statistics 2005
  14. Statistisches Bundesamt
  15. International Energy Agency

Siehe auch