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Skinhead

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Skinhead (von englisch skin: Haut und head: Kopf) ist heute eine Sammelbezeichnung für alle Angehörigen der so genannten Skinheadszene, einer sehr heterogenen, jugendlich dominierten Subkultur. Gemeinsam haben sie vor allem die kurz bis kahl geschorenen Köpfe sowie eine Kleidung, die meist u.a. aus Rangern (auch fälschlicherweise Springerstiefel genannt) und Bomberjacke/Harrington/Donkey Jacken besteht. Der minimalistische, "harte" Kleidungsstil soll mittels dieser Elemente aggressiv wirken.

Geschichte

Skinhead kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich "Hautkopf". Die Skinheadbewegung entstand Ende der 1960er Jahre bei Jugendlichen in englischen Arbeitervierteln. Begründet wurde sie durch (weiße) Arbeiterkinder, die mit den Kindern schwarzer Einwanderer aus Jamaika und anderen Teilen der West Indies aufwuchsen und durch sie "Schwarze Musik", erst Calypso, dann Ska kennen lernten. Aus schwarzen "Bootboys" und weißen Mods entstand so die Skinheadbewegung, die sich früh von modischen Mods der Mittelklasse und von dann von den Hippies aggressiv abgrenzte. Das Outfit der frühen Skinheads unterschied sich noch von dem der heutigen. Gab es in den Anfangszeiten, als sich die Bewegung erst von den Mods zu trennen begann, noch smarte Anzüge, so verschwanden diese, nach vollzogener Abgrenzung von den Mods, und wurden durch das heute bekannte derbe, an Arbeiterkleidung orientierte, in den Details aber durchaus raffinierte Outfit ersetzt. Früher war in der Skinheadszene die Aggressivität weiter verbreitet als heute. Skins waren (und sind) teilweise auch Bestandteil der Hooligan-Szene, die bei Fußballspielen "für ihren Verein kämpft". In ihrer Frühzeit waren die Skins generell anti-bürgerlich, aber ansonsten eher unpolitisch.

In den 1970ern begann sich die vorher politisch sehr gemischte englische Skinhead-Szene in Linke, Rechte und Traditionalisten zu spalten, und die extreme Rechte begann einen immer größeren Teil der Szene zu vereinnahmen. Dies wurde vor allem durch die Parteien National Front und British National Party (BNP) voran getrieben. Bald stürzten sich auch die Medien auf das Phänomen und nicht lange danach begannen Neonazis, die vorher nichts mit der Skinheadkultur zu tun hatten, den Skinheadlook zu übernehmen.

Zu Beginn der 1980er formierten sich auch in Deutschland und den USA, wie vorher bereits in England, mehr und mehr so genannte Naziskins oder Boneheads - extrem gewaltbereite, rechtsradikale Jugendliche, die mit ihrem Äußeren an die Skinheadbewegung anknüpften. Die Rechtsradikalen prägten bald das öffentliche Bild vom Skinhead. Dies kam auch durch die Medien, die lieber über rassistische Gewaltakten berichteten, als über Demonstrationen von Skinheads gegen Rassismus.

Als Reaktion darauf wurde 1988 in New York City die antirassistische SHARP-Bewegung, die Abkürzung steht für SkinHeads Against Racial Prejudice, gegründet.

Die heutige Skinheadbewegung lässt sich grob in unpolitische und vor allem antirassistische SHARP-Skins, linke/linksradikale Redskins, unpolitische Oi-Skins und rechtsradikale Naziskins aufteilen. Linke Skins sind meist an politischen Buttons oder Aufnähern zu erkennen.

Kleidung

  • Docs oder Ranger-Boots, Arbeitsstiefel: Schwere Arbeitsstiefel, mit Stahlkappe, meistens in Schwarz. Der oft verwendete Ausdruck Springerstiefel ist falsch. In der DDR trugen Skins 35,- Arbeitsstiefel, in Australien trägt man auch Blundstone Boots.
  • Hosenträger: Schmale englische Hosenträger, in unterschiedlichen Farben.
  • Bomberjacke, Donkeyjacket: Bomberjacken, die von Fliegern und Security getragen werden. Donkeys sind Englische Jacken, wie sie auch von Pitbull hergestellt werden. Bomberjacken werden hauptsächlich von Naziskins getragen (was nicht heißt das jeder der eine Bomberjacke trägt rechts ist), während Donkeyjackets in der Oi! und Redskinszene überwiegen.
  • Polohemd: Polohemden waren von Anfang an Teil der Skinhead-Kleidung. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Shirts der vom Englischen Tennisprofi F. Perry gegründeten Marke Fred Perry. Ihr Symbol ist der Lorbeerkranz, und die Hemden sind in vielen Farben erhältlich.
  • Buttondownhemd: Hemden mit Knöpfen am Kragen, die perfekten Sitz garantieren. Eine sehr bekannte Marke ist "Ben Sherman", die von einem Kanadier dieses Namens gegründet wurde.
  • Jeans: Bluejeans, aller möglichen Marken, bevorzugt Levis, Wrangler, aber auch Supermarktjeans. Oft werden die Jeans hochgekrempelt oder auch etwas gekürzt, damit die Boots besser zu sehen sind. Grosser Beliebtheit erfreute sich ausserdem die "Sta-pressed"-Serie von Levis mit Bügelfalte.

Bevorzugte Kleidungsmarken

  • Lonsdale: Eine englische Boxermarke mit langer Tradition. Wird auch von Skinheads gerne getragen und kam im deutschsprachigen Raum durch unseriöse Berichterstattung an den Ruf, eine rechte Marke zu sein, weil der Name den Schriftzug NSDA enthalte. Allerdings wird Lonsdale gleichermaßen auch von linken Skinheads getragen und die Firma fördert antirassistische Projekte und die britische Antifascist Action (eine antifaschistische Vereinigung). Weiters wurden einer Reihe von einschlägigen Nazigeschäften die Belieferung gestrichen.
  • Consdaple: Nazimarke, die den Schriftzug NSDAP enthält. Die Kleidungsmarke wurde von Personen aus dem rechtsextremen/neonazistischen Umfeld gegründet.
  • Dobermann Deutschland: Das Nazigegenstück zum Pitbull, einer Kleidungsmarke die sich von den Rechten distanziert. Hergestellt werden T-Shirts und Pullover, sowie Aufnäher,... Der Inhaber der Marke "Doberman Deutschland" ist der Geschäftsmann Werner Kahl, der u.a. schon wegen Sprengstoffanschlägen auf Autos von Migranten sowie Waffenschiebereien verurteilt wurde.
  • Alpha Industries: Amerikanische Marke, die Jacken und Bomberjacken herstellt, die bei Skinheads ja auch sehr beliebt sind. Viele Rechte benutzen die Alphas nur wegen des dem Zivilabzeichen der SA nicht unähnlichen Markenzeichens. Die Marke hat jedoch keinen Bezug zur rechten Szene.
  • Ben Sherman: Ben Sherman ist keine rechte Marke, sondern das Produkt des Kanadiers Mr. Ben Sherman, der in den späten 50ern eine kleine Fabrik in Brighton besaß. Die Marke wurde schon vor einigen Jahrzehnten von Anhängern der Skinhead-Bewegung in Großbritannien getragen und ist heute sogar bei vornehmen Bankern beliebt, allerdings auch in rechten Kreisen. Die Marke wird jedoch nicht so sehr von Rechten genutzt wie beispielsweise Lonsdale o.ä. Es gäbe wohl auch kaum Gründe dafür, dass "Ben Sherman" ein besonderes Zeichen in der rechten Szene setzte.
  • Fred Perry: Die Ikone der Skinheadbewegung, die die Arbeiterbewegung sehr schätzt, und Perry war der erste jüdische Proletarier, der Wimbledon gewann. Da die damaligen 69er-Skins unpolitisch waren und ihre Ideale auf den Stolz auf ihre Herkunft (Arbeitermilieu) und die Familie beschränkten, war diese Marke gängig unter den Skins. Da in den 70ern die Nazis die Szene unterwanderten, übernahmen sie auch die Perryhemden, wie den gesamten Kleidungsstil. Heute wird die Marke "Fred Perry" in der rechten Szene auch gerne weiterbearbeitet, sodass dann z.B. eine "88" im Lorbeerkranz ist o.ä.
  • Pitbull: Eine Marke, die alles mögliche herstellt, Jacken, Pullis, Hemden,.... Viele Rechte tragen diese Kleidung, doch wird die Firma auch von Ausländern mitverwaltet, und Ausländer arbeiten für die Firma. Sie ist eindeutig nicht rechts.

Symbole

  • 88=HH=HEIL HITLER: "88" ist keine eigene Marke, wird jedoch gerne in bestehende Marken eingesetzt, so zum Beispiel bei Fred Perry in den Lorbeerkranz (siehe oben). 8 steht für den achten Buchstaben im Alphabeth: H, also 88 = HH, bedeutet so viel wie "Heil Hitler".
  • 14=14 Words="We must secure the existence of our people and a future for white children." (wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft für weiße Kinder sichern)
  • No-Nazi: Keine eigentliche Marke, vielmehr eine Abwandlung des Lonsdale Emblems, sehr verbreitet in Antifa, SHARP oder RASH Kreisen.

Schnürsenkel

Seit Jahren hält sich die Legende, auch in Skinhead- und Punkkreisen, man könne die Gesinnung eines Skinheads an seinen Schuhbändern erkennen. Tatsache ist jedoch, dass es sich dabei größtenteils um modisch bedingtes Accessoir handelt. Weisse Schnürsenkel müssen deshalb keinesfalls für "White Power" stehen. Beispielsweise lässt sich der schwarz-weisse Farbkontrast als Widerhall des typischen Schachbrett-Musters des Plattenlabels Two Tone Records (siehe Ska) interpretieren. Dieses repräsentiert das gleibberechtigte Nebeneinander weisser und schwarzer Musiker im Ska der zweiten Welle. Aber auch diese Interpretation ist nur eine Möglichkeit von vielen.

Gesinnungen und Vereinigungen der Skinheads

Gruppierungen ohne klare politische Zuordnung

  • Tradskins: Traditionelle Skinheads wollen vor allem den sogenannten "Spirit of 69", den ursprünglichen Geist der Skinheadbewegung bewahren. Sie grenzen sich deshalb von politischen Gruppierungen jeder Art ab. Tradskins tragen ihre Haare eher kurzrasiert als kahl, Nassrasuren sind verpönt. Ihre Musik ist der Ska und Skinhead-Reggae.
  • SHARP: Skinheads against racial prejudice: SHARP ist die Organistaion antirassistischer Skinheads. Sie versucht für einen möglichst grossen Teil der Skinheadszene attraktiv zu sein und hält sich deshalb mit politischen Äusserungen jenseits der Ablehnung des Rassismus stark zurück. SHARP grenzt sich auch gegen RASH und andere Redskins ab.
  • Unpolitische: Oi-Skinheads, die angeben unpolitisch zu sein. Sie behaupten gerne die "original" Skinheads zu sein. Hinter dem Bekenntnis zum Unpolitischen versteckt sich aber oft eine allerwelts-rechte und rassistische Gesinnung. Die Berühungsänste zu Linken z.B. RASH sind viel größer als die zu Rechten.
    • Definition über "Saufen", Oi-Konzerte, Fußball, "schwächere Verarschen" (z.B: Hippies..)
    • Arbeiten gehen ohne aufzumucken
    • Alles politische Ablehnen
  • GSM: Gay Skinhead Movement: Sie setzen sich gegen die Homophobie in der Skinheadszene ein und sind oft, aus Angst vor rechter Gewalt und vor intoleranten Skins, mit Rockergruppen verbunden.
    • Homosexuelle Skinheads als gleichberechtigter Teil der Bewegung

Gruppierungen mit eindeutig "linker" Gesinnung

  • RASH und Redskin: RASH steht für »Red and Anarchist Skinhead« und vereint alle linksradikalen Skins. Ein ähnlicher Zusammenschluss ist ASAP (Anarchist Skins and Punx). The Redskins waren eine linksradikale Band die in England sehr populär war. Sie waren Mitglieder in einer trotzkistischen Partei. Die Bewegung der Redskins gründet sich auf die Herkunft der Skinheads aus der Arbeiterklasse und der daraus resultierenden Unzufriedenheit mit der kapitalistischen Klassengesellschaft.


Gruppierungen mit eindeutig "rechter" Gesinnung

  • Blood and Honour: Von der Band Skrewdriver und anderen Nazibands gegründete Vereinigung, mit der Losung der Waffen-SS. Blood and Honour stellt ein internationales Netzwerk von Bands, mailordern, Geschäften, Magazinen und neonazistischen Skinheadgruppierungen dar. In Deutschland verboten.
    • Musik für "die weiße Rasse"
    • Extrem rassistisch und neonazistisch (White Power)
    • B&H verdient viel Geld mit dem Verkauf teils illegaler Nazimusik
  • COMBAT18: Radikalfaschistische militante Vereinigung. 18 steht für Adolf Hitler, und Combat18 für Kampfgruppe AH. Entsprang einem Teil von Blood and Honour. Ihnen können Anschläge auf Ausländer und Andersdenkende, und Andere zugerechnet werden.
    • Bewaffneter Kampf für den Nationalsozialismus
    • In militanten Kleingruppen organisiert (z.T. beeinflusst durch die Theorie des führerlosen Widerstandes)
    • Starke innere Rivalitäten u.a. mit B&H wegen des Geschäfts mit Nazimusik.
  • Parteinahe Rechtsextreme und sonstige rechte Vereinigungen: Boneheads, wie die Band Endstufe und ihre Anhängerschaft, die der DVU nahe steht, oder die "Aktionsfront Süd", die die NPD in Wahlkämpfen unterstützt. Oft als Saalschutz/Demoschutz und Schläger für die Partei eingesetzt. Ausserdem gibt es eine ganze Reihe nicht parteigebundener Vereinigungen wie die "Fränkische Aktionsfront" und die Inzwischen als verfassungsfeindliche Organisation eingestuften "Skinheads Sächsische Schweiz".

Musik

Ska, Rocksteady und Skinhead-Reggae

Oi!

Streetpunk

Hardcore