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Politeia

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Die Politeia ist wohl das populärste Buch Platons. Zentrales Thema der Politeia ist die Frage nach der Gerechtigkeit. Wie alle Bücher Platons ist auch dieses als Dialog konstruiert. Im ersten Buch wird Sokrates (der in den meisten Dialogen Platons als weiser Lehrer auftritt) bei einem Gastmahl genötigt, seine Vorstellung der Gerechtigkeit darzulegen. Auf diese Anfrage hin konstruiert Platon am Beispiel der Polis diverse Stadien gesellschaftlicher Entwicklungen. Platon vertritt nämlich die Auffassung, dass sich die Dinge im Großen (der Polis) besser und klarer erkennen lassen als bei einem Einzelnen (diese Vorstellung fußt auf Platons Ideenlehre -- welche er übrigens in einem seiner eigenen Bücher --welches war das nochgleich?-- widerlegt).

Platon zeichnet den Aufstieg einer Polis, durch 3 Stadien (? -- welche?) und den Fall derselbigen in (ebenfalls? 3?) Stadien. Die Gesellschaft der Polis ist in drei Stände geteilt:

  • Bauern (Nährstand)
  • Soldaten (Wehrstand)
  • Philosophenherrscher (Lehrstand)

Diese "Klassen" sind durchlässig und die Bürger werden nach ihren Fähigkeiten (der Beschaffenheit ihrer Seele) einer der Klassen zugeteilt. Sowohl über Fragen der Antrophologie als auch der Pädagogik und der Ideenlehre muss Platon den Weg gehen um sich der Frage, was das Gute sei annähern zu können (und zu erkennen, warum er sie letztlich nicht mit Klarheit beantworten kann).


Im Dialog auftretende Personen

  • Sokrates
  • Thrasymachos, Sophist
  • Glaukon
  • Adeimantos

Aufbau

Die Politeia besteht aus zwei ungleichen Teilen. Im ersten Buch, das ursprünglich als eigenständiger Dialog konzipiert war, grenzt Platon seine Position von der der Sophisten ab. Thrasymachos, ein Sophist behauptet, dass das Gerechte nichts anderes als der Vorteil des Stärkeren sei. Platon widerlegt dies und auch die damit einhergehende Behauptung, dass der Ungerechte ein besseres Leben hätte als der Gerechte. Das erste Buch endet aporetisch, d.h. in Ratlosigkeit, man hat zwar festgestellt, was Gerechtigkeit nicht ist, jedoch keine positive Definition der Gerechtigkeit gefunden.

In den Büchern zwei bis zehn entwickelt Platon seine Idee der Gerechtigkeit.

Platon behandelt zunächst den gerechten Staat, da der Staat ein größeres Gebilde als der einzelne Mensch ist, um dann seine Erkenntnisse auf den Menschen zu übertragen.

Struktur des platonischen Staates

Der Staat entsteht für Platon aus Gründen der Arbeitsteilung, weil keiner von uns sich selbst genügen kann (siehe auch Autarkie).

Platons Staat ist gegliedert in drei Stände:

  • Handwerker und Bauern
  • Wächter zur Verteidigung
  • Regenten

notwendige Eigenschaften der Wächter:

  • philosophisches Wesen (Hund)
  • Mut gegenüber den Feinden
  • Sanftmut gegenüber ihren Mitbürgern

Erziehung in:

  • Gymnastik für den Körper (muthaftes Element)
  • Musenkunst für die Seele (weisheitsliebendes E.)

=>Ausgeglichenheit Prinzipien der Lebensführung: Leben in der Gemeinschaft, kein Privatbesitz, zum Leben Notwendiges wird vom Staat gestellt, v.a. kein Geldbesitz ( Gold in der Seele"), Ehelosigkeit

Regierung der Polis: Herrschaft der Älteren und der Besten, darunter auch Frauen Eigenschaften:

  • Verstand
  • Geschicklichkeit
  • Sorge um die Stadt

Für den Regentenstand werden die begabtesten Kinder ausgewählt.

Prinzipien der Regentschaft:

  • Sorge um das Beste für die Bürger (Gemeinwohl)
  • Fernhalten schädlicher Einflüsse (Zensur)
  • völlige Gleichberechtigung

Gerechtigkeit im Staat

Platon fragt nun nach der Gerechtigkeit:

In seiner Argumentation geht er aus von der Annahme: Wenn die Stadt richtig angelegt ist, dann ist sie auch vollkommen gut. Vollkommen gut heißt weise, tapfer, besonnen und gerecht. Wodurch ist nun eine Stadt weise zu nennen, fragt er. Weise ist sie durch die Weisheit der Regenten. Tapfer hingegen müssen in erster Linie die Wächter sein. Tapferkeit ist, so lässt Platon Sokrates argumentieren, eine Art von Bewahren, nämlich der vom Gesetz durch die Erziehung eingepflanzte Meinung über das, was man zu fürchten hat und wie das beschaffen sei.

Besonnenheit ist die Übereinstimmung des von Natur schlechteren und des besseren Teiles in der Frage, welcher von ihnen in der Stadt und in jedem einzelnen Menschen zu regieren habe. Die Besonnenheit muß daher beiden, den Regierenden und Regierten in der Stadt innewohnen, besonders aber den Regierten.

Gerechtigkeit besteht nun schlicht darin, dass jeder das Seine tut, wenn also der Regentenstand weise ist, die Wächter tapfer und die Regierten besonnen.

Gerechtigkeit beim Menschen

Mit der Gerechtigkeit des Einzelnen verhält es sich analog: Die Seele des Menschen besteht aus drei Seelenteilen, dem vernünftigen (logistikon), dem muthaften (thymoeides) und dem begehrenden (epitymetikon).

Genau wie die einzelnen Stände im Staat müssen auch diese Seelenteil in Harmonie zueinander stehen. Der vernünftige Seelenteil muß die anderen durch seine Weisheit lenken, das muthafte Element, der Wille, muß durch die Tapferkeit die Beschlüsse des ersten vollziehen, und alle müssen darin übereinstimmen, dass der Vernunft die Regentschaft zukommt.

Philosophenkönige

Wenn nicht entweder die Philosophen Könige werden [...] oder die , die man heute Könige nennt, echte und gründliche Philosophenwerden, und wenn dies nicht in eines zusammenfällt: die Macht in der Stadt und die Philosophie [...] so wird es mit dem Elend kein Ende haben.[...] Denn es ist schwer einzusehen, dass nur in einer solchen Stadt das Glück für den einzelnen und die Gesamtheit zu finden sein sollte.

Warum müssen die Regenten der Stadt Philosophen sein? Die Antwort auf diese Frage gibt Platon in mehreren Gleichnissen, in denen er seine Lehre von den Ideen, den Urbildern darstellt (siehe auch Ideenlehre).

Die Welt ist für Platon zweigeteilt in eine Welt der Erscheinungen und eine Welt der Ideen. Ideen sind die Urbilder, die ewig und unwandelbar sind und die wirklicher als ihre Abbilder sind. Die Ideen sind hierarchisch geordnet, von trivialen Dingen wie der Idee des Stuhl bis hin zur höchsten Idee, des Guten, die im Sonnengleichnis der Metapher der Sonne, die durch ihr Licht alles bescheint, wachsen läßt und das Sehen ermöglicht, zugrundeliegt. Ziel des Philosophen ist die Erkenntnis, die Schau der Ideen. Nur wer diesen schwierigen Weg beschritten hat und am Ende die wahre Welt gesehen hat, ist nach Platon in der Lage, den Staat zu regieren. Wenn sie das Gute selbst gesehen haben, so sollen sie es zum Vorbild nehmen und danach ihr übriges Leben lang abwechselnd die Stadt und die Mitbürger und sich selbst in Ordnung bringen.