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Residuum (Pareto)

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Der bedeutende Soziologe, Sozialpsychologe und Volkswirt Vilfredo Pareto hat eine besondere Lehre der sozialen Residuen entwickelt.

Für den sehr stark naturwissenschaftlich-induktiv denkenden Pareto war ein Residuum gleichsam ein soziales Atom, das sich nicht mehr 'spalten' läßt, eine wirkende Restgröße, die kein "Instinkt", "Trieb" oder gar "Grundsatz" darstellt, nichts desto weniger aber den Menschen unausweichlich lenkt. Dies wird freilich selten genug eingestanden, sondern der Mensch findet immer wieder beschönigende Erklärungen ("Derivate"), mit denen er seine Handlungen erläutert.

Handlungen gehen aber nach Pareto auf nur sechs verschiedene "Klassen" von "Residuen" zurück:
I: der "Instinkt der Kombinationen", II: die "Persistenz der Aggregate", III: das Bedürfnis, Gefühle durch Handlungen zu bekunden, IV: das Bedürfnis nach Soziabilität, d.h. danach, Andere und sich einander anzupassen, V: das Streben nach Integrität des Individuums und dessen, was ihm eigen ist (Attribute, auch Besitztümer), VI: das sexuelle Residuum (kein 'Trieb'! - sondern ein Handlungskomplex, der durchaus auch Askese umfassen kann).

Da Pareto den Unterschied zwischen sozialer "Revolution" und "Evolution" mit Hilfe der beiden Residuen der I. und II. Klasse erklärt, sind diese beiden die bekanntesten geworden; bildlich gesprochen bezeichnet der "Instinkt der Kombinationen" die (von Pareto - Machiavelli folgend - so genannten) 'Füchse', die "Persistenz der Aggregate" die 'Löwen'. (Vgl. Gottfried Eisermann, Vilfredo Pareto. Tübingen 1987, S. 143-145.)