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Hans van der Grinten

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Hans van der Grinten (* 19. März 1929 in Kranenburg (Niederrhein); † 22. Mai 2002 in Essen) war ein deutscher Kunstsammler, Museumsdirektor, Schriftsteller und bildender Künstler. Zusammen mit seinem Bruder Franz Joseph van der Grinten baute er eine umfangreiche Kunstkollektion mit mehr als viertausend Werken und Archivalien von und zu Joseph Beuys auf, die gegenwärtig im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau untergebracht sind.

Leben

Hans van der Grinten wurde 1929 in Kranenburg nahe der niederländischen Grenze nicht weit von Nijmegen geboren. In der Mittelschule hatte er Bekanntschaft mit der bildenden Kunst gemacht und bekam Privatstunden von einem Künstler in Kleve. Ab 1946 begann er, zusammen mit seinem jüngeren Bruder, Kunst zu sammeln. Eines der ersten Werke, die sie kauften, war eine Lithografie von Käthe Kollwitz. Zusammen reisten sie nach Paris, um von ihrem Taschengeld Werke der modernen Kunst zu kaufen. Von 1945 bis 1965 war er als Landwirt tätig.

Van der Grinten studierte von 1954 bis 1956 Landbaukunde in Bonn und erhielt sein Diplom 1958. In Bonn studierte er auch Kunstgeschichte und setzte dieses Studium von 1960 bis 1965 fort. Von 1964 bis 1973 arbeitete er als Dozent am Seminar für Werkerziehung in Düsseldorf. Von 1971 bis 1974 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Stedelijk Museum Abteiberg in Mönchengladbach unter der Leitung von Dr. Johannes Cladders tätig. Zwischen 1974 und 1991 war er Hauptkonservator für moderne Kunst am Museum Commanderie van Sint Jan in Nijmegen. Nach 1990 bis zu seiner Pensionierung im 70. Lebensjahr im Jahre 1999 war er zusammen mit seinem Bruder künstlerischer Direktor am Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau.

1946 lernten die Gebrüder van der Grinten Joseph Beuys im Haus des Englischlehrers Heinrich Schönzeler, bei dem Beuys in der Gymnasialzeit Unterricht hatte, flüchtig in Kleve kennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie schon Kunst sammelten, intensivierte sich die Freundschaft mit Beuys und frugen ihn, ob sie ein paar Kunstwerke von ihm kaufen könnten. Den Rat vor allem zeitgenössische Kunst zu sammeln, z. B. von Joseph Beuys, hatten die Brüder vom Kunstmaler Hermann Teuber bekommen, der in Kalkar lebte. Das Werk von Beuys hatten die Brüder zum ersten mal in einer Ausstellung im Haus Koekkoek in Kleve gesehen, aber durch den ziemlich ‚exklusiven‘ Charakter seines Werkes waren sie nicht auf die Idee gekommen, daß sie diese Werke auch sammeln könnten. Beuys stand dem Plan wohlwollend gegenüber, sodass er eines Tages, im Juni 1951, mit einem Lederkoffer mit Zeichnungen zu den Brüdern nach Kranenburg zu Besuch kam. Aus diesen Zeichnungen durften sie eine Auswahl treffen. Hiernach entstand eine freundschaftliche Bezieung zu Joseph Beuys[1]

Hans van der Grinten organisierte viele Ausstellungen und schrieb oftmals eine Einleitung für die Kataloge zur Ausstellung. So entstanden hunderte Schriften zur zeitgenössischen Kunst. Auf Ausstellungseröffnungen war er als phänomenaler Redner bekannt, der scheinbar ‚aus dem Stegreif‘ zwanzig Minuten und mehr über bildende Kunst reden konnte. Als bildender Künstler hatte er sein ganzes Leben lang Zeichnungen gemacht und war für eine zeitlang Mitglied der graphischen Vereinigung in Osterath (Radiergemeinschaft Osterath) die ihren Schwerpunkt vor allem auf das Herstellen von Radierungen verlegte. Am 22. Mai 2002 verstarb Hans van der Grinten im Alter von 73 Jahren in Essen.

Sammlung van der Grinten

Die Sammlung von Hans und Franz Joseph van der Grinten wuchs im Laufe der Jahre, beginnend 1946 mit einem bescheidenden Ansatz an modernen Kunstwerken[2], und ab 1951 nicht zuletzt durch den Rat und die Unterstützung durch Joseph Beuys, zu umfangreicher Größe an. Die Brüder organierten die erste Einzelausstellung, die sogenannte „Stallausstellung”,von Joseph Beuys in den leerstehenden Ställen des elterlichen Bauernhofes in Kranenburg. Die Ausstellung hatte auffallend viele Besucher von außerhalb angezogen. Die Brüder sammelten Werke von Lebensgenossen und anderen Künstlern, vor allem vom Niederrhein. Beuys gab ihnen auch den Rat Fotografien, englische Radierungen und Jugendstil zu sammeln. Durch große Beharrlichkeit, Kenntnis, einen offenen Blick und vielen persönlichen Freundschaften mit Künstlern der eigenen Generation entstand eine Sammlung von Zeichnungen, Gemälden, Bildhauerkunst, plastischen Objekten, Grafiken und kunsthistorischer Dokumentation. Die Brüder schlossen eine Übereinkunft mir Beuys, dass seine Arbeiten und Archivalien, die er persönlich aus Platzgründen nicht mehr archivieren konnte, bei ihnen untergebracht werden könnten. Damit wurde die Basis gelegt für das heutige „Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen“, welches gegenwätig im Schloss Moyland in Bedburg-Hau untergebracht ist.

Museum Schloss Moyland

Hans van der Grinten war die treibende Kraft bei der Renovierung von Schloss Moyland. Jahrelang hatte das Schloss leergestanden und war zu einer Ruine verfallen, da es gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bombadiert und zerstört wurde. Bis Ende der 80er Jahre konnten keine interessierten Geldgeber für die benötigten Mittel, die zum Wiederaufbau des Schlosses notwendig waren, gefunden werden. Nach ein paar Gesprächen auf hohem Niveau wurde eine Stiftung eingerichtet, worin die Brüder ihre Sammlung und der Baron van Steengracht sein Schloss und seinen Park hineinbrachten. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen übernahm die Kosten für die Renovierung und Instandsetzung. So entstand die „Stiftung Museum Schloss Moyland, Sammlung van der Grinten, Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein Westfalen“. Das Museum wurde 1997 nach einer gründlichen Renovierung eröffnet.

Literatur

Siehe auch

Webinks

Quellen

  1. Joseph Beuys Symposium Kranenburg 1995, Basel 1995, S. 345, 357
  2. Joseph Beuys Symposium Kranenburg 1995, Basel 1995, S. 345