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Villa urbana

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Schematische Darstellung einer Villa Urbana

Als Villa Urbana (lat. villa = Landhaus, Landgut; urbanus = von städtischer Art) wurde im römischen Reich ein luxuriöses Anwesen auf dem Land bezeichnet, das dem Gutsherrn und seiner Familie zum zeitweiligen Aufenthalt diente. In der klassischen Archäologie wird die vornehmlich Wohnzwecke erfüllende Villa urbana von der landwirtschaftlich geprägten Villa rustica unterschieden.

Entwicklung der römischen Villeggiatur

Der Begriff villa bezeichnet ein Gebäude außerhalb der Stadtmauern, ursprünglich das Wohn- und Wirtschaftsgebäude eines Landgutes. In der Zeit der römischen Republik war die traditionelle Landwirtschaft noch die allgemeine wirtschaftliche Grundlage der römischen Gesellschaft, die meisten der zum Heeresdienst verpflichteten Bürger ernährten in Friedenszeiten als Kleinbauern ihre Familien. Auch der Status der römischen Oberschicht definierte sich im Wesentlichen über den Landbesitz, der bei der Censur ermittelt wurde. Nichtsdestotrotz war das gesellschaftliche und politische Zentrum die Stadt, allen voran natürlich die Stadt Rom. Die persönliche Anwesenheit in Rom war für alle politischen Entscheidungen eine Grundvoraussetzung, und so spielte sich auch das gesellschaftliche Leben der römischen Oberschicht in der Stadt ab.

Dies änderte sich allmählich mit dem Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. In den römischen Schriftquellen wird Scipio Africanus als erster Patrizier genannt, der sich vor den Anklagen seiner politischen Gegner in Rom mehrmals für längere Zeit auf seine Villa in Kampanien zurückzog. Er zog sich damit jedoch nicht in die Einsamkeit zurück, sondern residierte dort als Gastgeber für einen größeren Freundeskreis. Die Villa wurde hier zu einem Refugium, in der, weit weg von den öffentlichen Verpflichtungen in Rom, griechisch geprägte Kultur und der Lebensstil des Hellenismus gepflegt werden konnten. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurde die Villeggiatur, das heißt der zeitlich begrenzte Urlaubsaufenthalt auf einer Villa, allmählich zu einem festen Bestandteil der römischen Oberschichtkultur. Immer mehr wohlhabende Römer erbauten luxuriöse Landhäuser und pflegten dort einen hellenistisch geprägten Lebensstil. Die Blütezeit der Villa urbana erstreckt sich vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis in die frühe Kaiserzeit (1. Jahrhundert n. Chr.). Beliebte Villengegenden waren vor allem die Landschaft rund um den Vesuv (besonders am Golf von Neapel) und die thyrrenische Felsküste. Wenn möglich, besaß man mehrere Villen in unterschiedlichen Gegenden, um die Vorteile des jeweiligen Klimas in der entsprechenden Jahreszeit genießen zu können. Berühmte Villenbesitzer des 1. Jahrhunderts v. Chr. waren beispielsweise Varro und der heute noch wegen seiner üppigen Gastmähler sprichwörtliche Lucullus. In Rom wurden der ausschweifende Luxus und die verschwenderischen Gastmähler auf den Villen des jeweiligen politischen Gegners gerne kritisiert, gleichwohl war der Villenluxus ein unverzichtbares Statussymbol für jeden Angehörigen der römischen Nobilität in dieser Zeit.

Die Villeggiatur der römischen Kaiser unterschied sich zunächst nicht von den Gepflogenheiten der Oberschicht. Augustus besaß als Privatmann zahlreiche Villen, in seiner offiziellen Eigenschaft als Princeps residierte er jedoch in der vergleichsweise schlichten Domus Augustana in Rom. Sein öffentlichkeitsscheuer Nachfolger Tiberius zog sich für lange Zeit auf seine berühmte Villa Jovis auf Capri zurück, von wo aus er die Regierungsgeschäfte aus der Ferne abwickelte. Nero ließ nach dem großen Brand von Rom mitten in der Stadt ausgedehnte Parkanlagen anlegen und darin die Domus Aurea erbauen, die man als eine in der Stadt erbaute Villenarchitektur charakterisieren kann. Unter Domitian übernimmt die Villa erstmals auch die Funktion einer öffentlichen Residenz, so dass sich die kaiserliche Villa nun allmählich auch von ihrer architektonischen Gestaltung her vom privaten Anwesen zum herrscherlichen Palast entwickelt.