Zum Inhalt springen

Option (Wirtschaft)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Oktober 2004 um 23:40 Uhr durch Klugscheisser (Diskussion | Beiträge) (Ausübungszeitpunkte = optionstypen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Option ist ein bedingtes Termingeschäft, und damit ein Derivat.

Der Käufer erwirbt

  1. das Recht (nicht aber die Pflicht),
  2. während eines festgelegten Zeitraums (Kontraktlaufzeit)
  3. eine bestimmte Menge eines Gutes (Basiswert oder Underlying)
  4. zu einem im Voraus festgelegten Ausübungspreis (Strike-Preis)
  5. zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option).

Der Verkäufer (auch Stillhalter, Schreiber, Zeichner) nimmt den Optionspreis ein und hat im Falle der Ausübung die Verpflichtung, das Underlying zum Strikepreis zu kaufen oder zu verkaufen.

Optionen wurden erstmals 1973 an einer Börse gehandelt.

Asymmetrie

Im für ihn unvorteilhaften Fall wird der Käufer sein Wahlrecht nicht ausüben und die Option verfallen lassen. Er verliert damit maximal den Optionspreis. Die Verluste des Verkäufers sind hingegen prinzipiell unbegrenzt. Aus diesem Grund, werden Optionen auch asymmetrische Instrumente genannt.

Taxonomie

Prinzipiell unterscheidet man amerikanische und europäische Optionen. Im Unterschied zu europäischen können amerikanische Optionen an jedem Zeitpunkt während ihres Lebens ausgeübt werden. Die beinflusst den Wert der Option, beispielsweise durch das Vorhandensein von Dividenden im Falle von Aktienoptionen, und macht amerikanische Optionen teurer als ein europäische Option mit exakt den gleichen Kennzeichen.

Aus diesen beiden Grundformen, sogenanten plain vanilla options können beliebig viele Optionen erstellt werden. Nichtstandardisierte Optionstypen nennt man exotische Optionen. Dazu gehören unter anderem 'capped options', 'rainbow options', 'asian options' und 'compound options'.

Börse und Bankenprodukte

Optionen sind zunächst individuelle Verträge auf Basisgüter zwischen dem Optionsnehmer und dem Optionsgeber (Stillhalter). Sie sind als solches frei gestaltbar. Allerdings können solche Kontrakte, wenn Sie eine gewisse Standardisierung der Ausübungsbedingungen aufweisen, an Terminbörsen wie der zur Deutschen und Schweizer Börse gehörenden EUREX gehandelt werden. Hauptbedingung der Standardisierung ist die Festlegung, dass der Verfallstermin einer Option am dritten Freitag im Monat liegt. Die Laufzeiten von Optionen müssen entsprechend gestaltet sein.

Optionsscheine dagegen sind optionsähnliche Wertpapiere, die im Grunde die gleichen Charakteristika wie Optionen aufweisen. Allerdings können sie nur von Banken begeben werden. Hinsichtlich ihrer Ausstattung gibt es keine Vorschriften, insbesondere keine, die die Laufzeit betreffen. Als Wertpapiere werden sie nicht an Terminbörsen, sondern an Wertpapierbörsen gehandelt. Eine der wichtigsten deutschen Börsen für den Optionsscheinhandel ist neben der Frankfurter Börse die Stuttgarter Börse. Optionsscheine sehen oftmals nicht den Verkauf oder Kauf tatsächlicher Basisgüter am Laufzeitende vor, sondern nur den Wertausgleich, wenn dieser Kauf oder Verkauf zum Verfallstermin stattgefunden hätte (Barausgleich oder auch Cash-Settlement).

Optionen und Optionsscheine bilden die Grundlage vieler Bankanlageprodukte wie Reverse Convertibles oder auch Aktienanleihen, Discountzertifikate, KickStart-Zertifikate (Speeder) oder anderer anleiheähnlicher Produkte, die auf Aktienkörben beruhen.

Basiswerte

An den Finanzmärkten können Optionen auf folgende Basiswerte gehandelt werden

Für den Handel mit Finanzoptionen ist es Voraussetzung, dass die Basiswerte an liquiden Märkten gehandelt werden, um jederzeit den Wert der Optionen ermitteln zu können.

Bewertung

Einflussgrößen

Die folgenden sechs Faktoren haben einen Einfluss auf den Preis einer Option:

  1. der aktuelle Preis des Basiswerts und
  2. der Ausübungspreis. Angenommen, eine Aktie kostet momentan 80 €. Das Recht, sie momentan zu 100 € verkaufen zu können, hat dann einen höheren Wert als das Recht, diese Aktie momentan zu 90 € verkaufen zu können. Liegt der momentane Preis dagegen bei 101 € haben beide Optionen im Moment keinen Wert.
  3. die Volatilität des Basiswert. Je stärker der Preis schwankt, umso höher ist i. d. R. das Risiko für den, der sich mit dem Verkauf der Option verpflichtet, und um so mehr Wert hat i. A. die Option für jenen, der die Option hält. Daher hat die Volatilität des Basiswerts meistens einen positiven Einfluss auf den Wert der Option. (Es lassen sich aber auch Gegenbeispiele konstruieren.)
  4. Die Restlaufzeit bis zum Ausübungsdatum, weil sich während der Restlauzeit der Preis des Basisguts noch verändert. Um bei obigem Beispiel zu bleiben kann die Option auch bei 101 € momentanem Aktienpreis einen Wert besitzen, wenn der Ausübungszeitpunkt nicht im Moment, sondern rest in der Zukunft liegt. Bis dahin kann nämlich der Aktienpreis wieder unter 100 oder sogar 90 € fallen. Dieser Wert wird als Zeitwert bezeichnet. Je näher eine Option am Verfallstermin liegt, desto geringer ist der Zeitwert.
  5. Der risikofreie Zinssatz am Markt: Für Call-Optionen hat der risikofreie Zinssatz einen positiven, für Put-Optionen einen negativen Effekt auf den Wert. Da es den risikofreien Zins nicht gibt, wird der Zinssatz äußerst sicherer Anleihen wie bspw. der Bundeanleihen herangezogen.
  6. erwartete Dividendenzahlungen.

Wertgrenzen

Eine Call-Option kann nicht mehr wert sein als der Wert des Underlyings. Angenommen, eine Aktie kostet heute 80. Es bietet jemand eine Option, die Aktie in einem Jahr um 50 zu kaufen. Für diese Option will er aber 90. Niemand würde diese Option kaufen wollen, weil die Aktie selbst billiger zu haben ist. eine Put-Option kann nicht mehr wert sein als der Barwert des Ausübungspreises. Niemand würde für das Recht, etwas um 80 verkaufen zu dürfen, mehr als 80 ausgeben. Finanzmathematisch korrekt müssen diese 80 noch auf heute abgezinst werden. Diese Wertgrenzen sind der Ausgangspunkt für eine Berechnungsmethode für die Optionspreisberechnung, die Call-Put-Parität.

Siehe auch: Im Geld, Am Geld, Aus dem Geld

Sensitivitäten und Kennzahlen

Delta

Das Delta einer Option gibt an, wie stark sich der theoretische Wert der Option ändert, wenn sich der Kurs des Basiswerts um eine Einheit ändert und alle anderen Größen konstant bleiben. Für Call-Optionen ist das Delta positiv, für Put-Optionen ist es negativ. Das Delta ist ein wichtiger Kennzahl für das Delta-Hedging.

Gamma

Das Gamma einer Option gibt an, wie stark sich das Delta des Optionsscheins ändert wenn sich der Kurs des Basiswerts um eine Einheit ändert und alle anderen Größen sich nicht verändern.

Theta

Das Theta einer Option gibt an, wie stark sich ihr theoretischer Wert ändert, wenn sich die Restlaufzeit um einen Tag ändert. Da sich die Restlaufzeit in aller Regel verkürzt, ist Theta zumeist negativ.

Vega

Das Vega (manchmal auch Kappa) einer Option gibt an, wie stark sich der Wert der Option ändert, wenn sich die Volatilität des Basiswerts um einen Prozentpunkt ändert.

Rho

Das Rho einer Option gibt an, wie stark sich der Wert der Option ändert, wenn sich der risikofreie Zinssatz am Markt um einen Prozentpunkt ändert.

Hebel

Der Hebel wird errechnet in dem man den aktuellen Kurs des Basiswerts durch den aktuellen Preis des Optionsscheins dividiert. Bezieht sich der Optionsschein auf ein Vielfaches oder einen Bruchteil des Basiswerts, muß dieser Faktor in der Rechnung entsprechend berücksichtigt werden.

Berechnung des Optionspreises

Prinzipiel ist es möglich die stochastischen Prozesse welche den Wert des Underlying bestimmen auf zwei Weisen zu modellieren: Man kann diese Prozesse mit Differentialgleichungen analytisch abbilden oder simulieren. Der bekannteste Vertreter der ersten Kategorie ist das Model von Black und Scholes. Die zweite Kategorie beinhaltet Simulation oder binomiale Methoden wie beispielsweise das Model von Cox, Ross und Rubinstein (engl.).