Benutzer:Noch ein Helferlein/Work in Progress
Laienbuddhismus
Unter dem Begriff Laienbuddhismus werden alle Buddhisten zusammengefasst, die keine Mönche oder Nonnen sind. Lebensweise, Praxis und Stellung von Laien und Yogis in der Buddhistischen Gemeinschaft (Sangha) variieren sehr, je nach Ausrichtung der einzelnen Schulen.
Buddhistische Vielfalt
Der Buddhismus beansprucht, dass Wissen um Weg und Ziel der Praxis und die Erfahrung von Befreiung und Erleuchtung, unabhängig von kulturellen Rahmenbedingungen oder gesellschaftlichen Positionen vermittelt werden kann. Entsprechend dieser Unterschiede zeigen sich bei der Entfaltung des Buddhismus zu einer Weltreligion die Vielfalt seiner Mittel in Form der verschiedenen Schulen.
In den offenen Gesellschaften stehen heute buddhistische Praxiswege aus verschiedenen Epochen und Regionen in großer Vielfalt nebeneinander.
Die unterschiedlichen Schwerpunkte bei Meditationen, Verhaltensregeln und theoretische Erläuterungen bedeuten auch eine unterschiedliche Sicht auf die Nichtordinierten. Dies hat im Lauf der Geschichte des Buddhismus durchaus auch zu Diskrepanzen geführt.
Trotz der vielen Unterschiede in der Form wie Buddhismus praktiziert wird, sind jedoch Grundlegende Inhalte gleich, unabhängig davon, ob man als Laie oder Ordinerter praktiziert. Wichtiges Beispiel hierfür ist das sich Üben in den Tugenden der Paramitas zu denen auch die Fünf Silas gehören.
Perspektive des Theravada
Für die zum Theravada zählenden Schulen stehen die frühesten schriftlich überlieferten Belehrungen im Mittelpunkt. Das studieren der Texte und die Weitergabe von Belehrungen wurde, wie in allen Schulen die dem Hinayana zugeordnet werden, fast ausschließlich von Ordinierten ausgeführt. Sie galten als „die“ Gemeinschaft der Praktizierenden schlechthin (Sangha). Die Funktion der Laien beschränkte sich im Alltag zu großen Teilen auf die Rolle eines "Dabeisitzenden" (Upasaka), der das Mönchswesen unterstützte. Zu bestimmten Zeiten, wie z.B. den Uposatha- Feiertagen, war es für Laien üblich nach den Anforderungen der Ordinierten zu praktizieren. Nach der Lehrmeinung des Theravada ist der Eintritt in das Nirvana für einen Laien nicht möglich. Jedoch soll Wohltätigkeit in allen Lebensbereichen (Sanskrit:Dana) gute Bedingungen schaffen, um in einem nächsten Leben eine Wiedergeburt als Mönch zu erlangen, was als Grundvoraussetzung betrachtet wird Erleuchtung im Sinne eines Arhat zu erlangen.
Perspektive des Mahayana
Nach den Lehren des Mahayana, zu denen auch Vajrayana, Zen und Chan gehören, ist es auch Nichtordinierten (Laien und Yogis) möglich Erleuchtung zu erlangen. Dies steht in enger Verbindung mit der Vorstellung des Bodhisattva- Ideals.
Die Haltung des Mahayana, dass das höchste Ziel des Buddhismus nicht nur Mönchen und Nonnen vorbehalten ist, trug in vielen Ländern zur Ausbreitung und Akzeptanz der buddhistischen Lehre mit bei, so z.B. in China und Japan. Unterschiede in Wertung und Betrachtung wie Laien im Verhältnis zu Mönchen und Nonnen stehen gibt es, wie bereits erwähnt, auch hier.
Laienbuddhismus in Japan und China
Im Japan des 13.Jhdt. entstanden verstärkt buddhistische Laiengruppierungen, mitunter auf Grund politischer Hintergründe, aus denen sich unter anderem der Nichiren- Buddhismus herausbildete. Er führte im Lauf der Geschichte zur Entwicklung mehrerer buddhistischer Schulen. Die größte unter ihnen ist die reine Laienbewegung Soka Gakkai mit ca. 20 Millionen Mitgliedern. Allerdings spielen in ihr die Altbuddhistischen Lehren eine untergeordnete Rolle. Im Fordergrund stehen die Lehren Nichirens und das Erlangen des Glücks im Diesseits.
In China wurde die Entwicklung des Buddhismus beeinflußt durch die Vorherschende Sozialethik, dass zu den ersten Pflichten des Menschen die Familienfürsorge und ihr Erhalt gehören. Dadurch kam bereits in den Anfängen des chinesischen Buddhismus im 3. Jhdt. den Laien eine wichtige Rolle zu. die Anzahl der Mönche und Novizen war dementsprechend eher gering. Eine weitere Beeinflußung erfolgte durch die mehr säkular ausgerichteten Glaubensrichtungen des Taoismus und Konfuzianismus.
Ebenfalls eine verbreitete Schulrichtung im sino- japanischen Raum (China, Korea, Japan, Taiwan, Vietnam, Singapur) mit vielen Laienanhängern ist der Amidismus.
Laienbuddhismus in Tibet
Der Dalai Lama als Vertreter der Gelugpa- Schule des tibetischen Buddhismus ist der Ansicht, dass die volle Ordination dem Laienstand vorzuziehen sei, da er das frei sein von Familie und Besitz als wichtigen Faktor der Unabhängigkeit betrachtet, die einem ermöglicht seine spirituelle Praxis zu intensivieren. Der Haupzweck der Sexualität sei für ihn Kinder zu zeugen.[1]. Auch sei es Tugendhafter den für Mönchen und Nonnen geltenden Vinaya- Regeln zu folgen. Er rät jedoch wie die meisten buddhistischen Lehrer vorsorglich davon ab, Gelübde abzugeben, deren Einhaltung man nicht gewährleisten könne. [2]. Auf Grund der Bevorzugung des monastischen Stils der Gelugpas werden andere tibetische Schulen, wie die Nyingma- , und Kagyüpa, vom Dalai Lama eher kritisch betrachtet, da sie seit jeher sowohl Mönche als auch Laien und Yogis zu ihren wichtigsten Lehrern zählen und den tantrischen Buddhismus zwar vorrangig aber nicht ausschließlich als rein geistiges Konzept betrachten[3] .
In Schulen des Vajrayana wird gelehrt, dass jede Situation, auch außerhalb der „sitzenden Meditation“, für die eigene Entwicklung genutzt werden kann. So kann seinen Lehren zu Folge im Laienbuddhismus auch Liebe und Partnerschaft als Möglichkeit gesehen werden, persönliche Begrenzungen zu überwinden. Dies gilt als voll gleichwertig gegenüber einer zölibatären Lebensweise[4].
Die frühesten Vorbilder für ein der Praxis und Verwirklichung der Erleuchtung gewidmetes Leben außerhalb der Gemeinschaft der Mönche und Nonnen waren und sind die Mahasiddhas. Seit Buddhas Zeiten zeigen sie die Verwirklichung aus den unterschiedlichsten Lebensbedingungen heraus. Zu ihnen gehörten Bauern und Könige genauso wie ungebundene Yogis am Rande der Gesellschaft, die oft einen unkonventionellen Lebensstil bevorzugten und zum Beispiel Jahre zurückgezogen in Höhlen verbrachten, um dort zu meditieren.
Laienbuddhismus im Westen
Bereits Anfang des 20 Jhd. stellte sich mit dem Wunsch buddhistische Gemeinden im Westen zu etablieren die Frage, in welcher Form dies Möglich war. Die ersten Bemühungen buddhistische Klöster zu gründen schlugen fehl. Dies lag z.B. zum einen daran, dass die finanzielle Unterstützung durch die Laienanhänger fehlte, da deren Zahl eben begrenzt war. Zum Anderen galt es abzuwägen, inwieweit es Sinnvoll war Lebensformen zu übernehmen, die im direkten Zusammenhang mit den Bedingungen in den asiatischen Ursprungsländern des Buddhismus zusammenhingen und somit an bestimmte Orte und Zeiten gebunden waren. So merkt Alois Payer, hierzu an: „Außerdem konnte man nichts Falscheres tun, als asiatische Formen zu importieren, die für einen Europäer den Geist und das innere Wesen des Buddhismus eher verdecken.“. Zusätzlich bestand die Sorge durch die Übernahme bestimmter Rituale und Traditionen den Eindruck des Exotentums zu erwecken [5].
Mit der wachsenden Zahl der Buddhisten in den Industrienationen wurde auch die Gründung von Klöstern möglich. Dennoch wird der Laienbuddhismus hier seit ca. 45 Jahren bevorzugt praktiziert, da er keine Änderung des im Westen üblichen Lebensstils erfordert, um die Lehren Buddhas anwenden zu können und die materiell günstigen Lebensumstände es ermöglichen Zeit für Studium und Praxis der buddhistischen Lehre aufzubringen ohne sich von der Welt komplett zurückziehen zu müssen. Hinzu kommt, dass die Entscheidung Buddhist zu werden hier eine ganz bewußte, statt eine traditionelle Gegebenheit ist. Woraus laut einer 2005 von der damligen Vorsitzenden der Deutschen Buddhistischen Union gegebenen Pressemitteilung folgt: „Denn hier im Westen gibt es eigentlich nicht den passiven buddhistischen "Laien", wie die im Berufs- und Familienleben stehenden oft genannt werden. Wer sich hier ganz bewusst für den Buddhismus entscheidet, möchte die Lehre studieren und in der Übung verwirklichen“[6]. Dies bezieht sich nicht nur auf die Schulen des Mahayana, in denen die Rolle des Laien von vorneherein eine Aktivere war, sondern auch auf die Schulen des Theravada[7].
Auf Kritik stößt die Entwicklung im Westen dort, wo die vor allen Dingen im Theravada propagierte Meinung vertreten wird, der Buddhismus sei erst dann in einer Gesellschaft verwurzelt, wenn sich eine Ordensgemeinschaft etabliert habe und in einem reinen Laienbuddhismus ein Werteverfall gesehen wird[8].
Von Anderen, wie von Univ. Prof. Dr. Peter Riedl (Gründer der Zeitschrift "Ursache & Wirkung" und ehemaliger Präsident der Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft) erfolgt eine neutrale Betrachtung, wenn er sagt: „Immer werden es die praktizierenden Menschen sein, die bestimmen, welchen Weg sie gehen und welche Methoden sie annehmen“.[9].
Lama Ole Nydahl widerrum, ein Lehrer der Karma-Kagyü- Linie, sieht in einem starken Laienbuddhismus die Chance den Buddhismus im Westen sowohl Lebendig zu halten, als auch die Möglichkeit sich von überholten, starren Strukturen zu trennen und in einer der Westen angemessenen Weise zu vermitteln[10].
Generell zielt der Laienbuddhismus im Westen auf die Entwicklung von Achtsamkeit, Klarheit und Selbstständigkeit in der heutigen Welt. Inhaltlich steht er auf drei Säulen: dem Studium der Lehren Buddhas, Meditation und dem Umsetzen des Dharma im Alltag.
Bekannteste Beispiele für Laienbuddhisten:
Vimalakirti (Sutra: - - - ) in Indien …
Laie Páng und seine Familie in China ...
Marpa aus Tibet zeigte in seiner äußeren Lebensweise das Beispiel des Haushälters, des Laienbuddhisten, der sich neben seiner Praxis - beziehungsweise. sogar als Teil der Praxis - um Hof, Geschäft und Familie kümmerte.
Machig Labdrön (1055-1149) [11]
Siehe auch
Referenzen
- ↑ Dalai Lama: Das kleine Buch vom rechten Leben, HERDER spektrum, Freiburg im Breisgau 1998, ISBN 9783451049491
- ↑ XIV. Dalai Lama: Der Tiebetische Buddhismus und der Westen, Bastei- Lübbe, Köln Sept.2005, ISBN 3404664019
- ↑ Thomas Laird, XIV. Dalai Lama: Tibet. Die Geschichte meines Landes, Scherz- Verlag, Frankfurt am Main Okt 2006, ISBN 3502150001
- ↑ Ole Nydahl: Der Buddha und die Liebe, Knaur- Verlag, München Sept. 2005, ISBN 3426666928
- ↑ [http://www.payer.de/einzel/westbud.htm#2.4.1 Vortrag von Alois Payer (Dozent für Indologie und Vergleichende Religionswissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen) „Buddhismus im Westen:Beispiele aus Deutschland und den USA“
- ↑ Pressemitteilung der DBU 2005
- ↑ Förderverein des Theravada/Berlin: "Der Theravada- Buddhismus im Westen. Bestandsaufnahme und Perspektiven."
- ↑ Sicht eines Bhikkhu (buddh. Mönches) über die Notwendigkeit der Enthaltsamkeit
- ↑ U&W- Artikel, Univ.Prof.Dr. Peter Riedel: "Gibt es einen westlichen Buddhismus?"
- ↑ Buddhismus Heute: Interview mit Ole Nydahl
- ↑ * Tsultrim Allione: Tibets Weise Frauen, Theseus 2001, ISBN 3-89620-162-X
Weitere Quellen und Literaturhinweise
- Helwig Schmidt-Glintzer, Der Buddhismus, C.H:Beck- Verlag, ISBN 3-406-50867-7
- Heinz Bechert,Richard Gombrich (Hrsg.), Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart., C.H.Beck (Mrz 2000), ISBN 3406421385