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Islam in Österreich

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Moschee des islamischen Zentrums in Floridsdorf (Wien)
Bosnischer Infanterist im k.&k.-Heer Österreich-Ungarns 1897

Islamische Organisationen entstanden in Österreich wie in Deutschland vor allem durch die Immigration von "Gastarbeitern". Die Situation der Muslime in Österreich ist insofern in Westeuropa einzigartig, als der Islam den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts genießt.

Islamische Organisationen in Österreich

Basierend auf dem "Anerkennungsgesetz" von 1874 und dem "Islamgesetz" von 1912 konstituierte sich 1979 die "Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich" (IGGÖ). Unter der Regie der islamischen Glaubensgemeinschaft an den staatlichen Schulen islamischer Religionsunterricht erteilt wird, findet das eigentliche religiöse Leben vorwiegend in den Moscheen der islamischen Verbände statt. Die türkischen Verbände sind in ihrer Mehrheit Ableger der gesamteuropäischen Organisationen, die ihren Sitz in Deutschland haben. Die IGGiÖ setzt sich aus den Vertretern der großen muslimischen Verbände der bosnisch- und türkischsprachigen Muslime zusammen, die dort als Funktionäre und Religionslehrer/innen tätig sind.

Die Aleviten nehmen an den Aktivitäten der islamischen Glaubensgemeinschaft nicht teil, da sie sich als eigene Religionsgesellschaft verstehen. Dieser Status wird ihnen in der Türkei noch immer verwehrt. In einem deutschen Bundesland konnten sie aber schon einen eigenen Religionsunterricht durchsetzten. Ebenso gibt es Kritik seitens eines radikalen schiitischen Vertreters der SCIRI und der türkischen Auslandsorganisation Diyanet. Die - muslimischen Verbände stellten sich in einer Solidaritätserklärung hinter die IGGiÖ

Geschichte der Muslime in Österreich

In Österreich stellen muslimische Bosnier heute die zweitgrößte Gruppe muslimischer Immigranten nach den dominierenden Türken. Dass die Verbindung zum Osmanischen Reich auch nach Österreichs Ausstieg aus den Türkenkriegen (1791) nicht abriss, ist nicht zuletzt das Verdienst der sephardischen jüdischen Gemeinde in Wien, die bereits 1736 gegründet wurde. Nach der Etablierung des Islam als staatlich anerkannte Religion (1874) stand ab 1878 Bosnien-Herzegowina vier Jahrzehnte unter österreichisch-ungarischer Herrschaft, somit wurde Bosnien ein Teil der Habsburgermonarchie. Innerhalb der k.-u.-k.-Armee waren auch Imame zur Betreuung muslimischer (bosnischer) Soldaten tätig, da bosniakische Einheiten für die Habsburgermonarchie fochten.

1912 wurde das Islamgesetz beschlossen, welche den Muslimen autonome Selbstbestimmung zusicherte.

Dieses Gesetz wurde Ende der 70iger Jahre des 20. Jahrhunderts reaktiviert und die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) gegründet. Diese ist für die Organisation des islamischen Religionsunterrichtes in österreichischen Schulen zuständig, sowie auch für die Lehrerausbildung islamischer Religionslehrer.

Dafür wurde 1998 die Islamisch Religionspädagogische Akademie gegründet (IRPA), welche auf dem Niveau eines Bakkalaureat islamische Religionslehrer ausbildet und das Islamisch Religionspädagogische Institut (IRPI), welches für die Lehrerfortbildung zuständig ist. [1] [2] In Österreich entstanden in den letzten 10 Jahren auch islamische Kindergärten und Schulen, die nach dem österreichischen Lehrplan unterrichten und zusätzlichen Religionsunterricht auf freiwilliger Basis anbieten. Kritik an der Führung der IGGiÖ kam zuletzt von der radikalen, schiitischen SCIRI, [3]

In letzter Zeit wird das Verhältnis zum Islam durch auch innerhalb der muslimischen Gemeinde umstrittene Äußerungen eines vormals für liberal gehaltenen Imams zum Heiligen Krieg getrübt.[4]Der bei der Staatsanwaltschaft Wien angezeigte Iman soll beim Freitagsgebet Papst Benedikt XVI. den Tod gewünscht haben. Die Vorwürfe haben sich jedoch als haltlos erwiesen, die Untersuchungen wurden eingestellt und der Geistliche bildet weiterhin als Dozent an der Religionspädagogischen Akademie in Wien künftige Religionslehrer aus.[5]

Eindeutig stellen sich Vertreter des Islams in Österreich gegen die in vielen muslimisch dominierten Staaten verbreitete Praxis der weibliche Genitalverstümmelung. Sie stehe dem Gebot der Unverletzlichkeit des menschlichen Körpers und der Verantwortung für die Bewahrung der Gesundheit entgegen. Auch das "Recht der Frau auf ein erfülltes Geschlechtsleben" werde ihr durch Genitalverstümmelung genommen, heißt es in der von Carla Amina Baghajati, der Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft, unterzeichneten Aussendung.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Dörler: Elisabeth: Verständigung leben und lernen am Beispiel von türkischen Muslimen und Vorarlberger Christen Feldkirch: Verlag Die Quelle 2003 ISBN 3-85241-006-1
  • Strobl, Anna: Islam in Österreich: eine religionssoziologische Untersuchung. Frankfurt: Lang 1997. ISBN 3-631-31613-5
  • Ornig, Nikola: Die Zweite Generation und der Islam in Österreich. Eine Analyse von Chancen und Grenzen des Pluralismus von Religionen und Ethnien.Graz: Grazer Universitätsverlag 2006. ISBN 3-7011-0070-5

Quellen

  1. IRPA: Islamisch Religionspädagogische Akademie IRPA
  2. IRPA: Islamisch Religionspädagogische Akademie IRPA
  3. http://www.datum.at/1006/stories/2878729/ SCIRI, Salem Hassan
  4. Wiener Zeitung: Weitere Aufrufe zum Dschihad 23. Januar 2007
  5. Kath.net: Die Flüche werden den Papst verfolgen 6. Februar 2007
  6. Radio Vatikan: Im Widerspruch zum Islam 6. Februar 2007