Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt

Die Schöne Eiche bei Harreshausen, liegt bei Harreshausen, einem Stadtteil von Babenhausen im Landkreis Darmstadt-Dieburg, etwa 25 Kilometer südlich von Frankfurt am Main und nördlich vom Odenwald. Die Eiche gilt als eine der am besten dokumentierten Bäume in Deutschland und zieht die Aufmerksamkeit von Forstleuten, Naturwissenschaften und Botanikern seit ihrer Entdeckung im 17. Jahrhundert auf sich.
Besonderheit
Die Schöne Eiche gehört zur Gattung der Stieleichen (Quercus robur f. fastigiata). Vermutlich durch eine Genmutation, die zur Mutation der Knospen führte, gab der Eiche das charakteristische Aussehen von einer Pyramidenförmigen Krone (Quercus robur). Bei dieser Art Eiche wachsen die Seitentriebe nicht wie bei den üblichen Eichen mehr oder weniger in die Horizontale, sonder straff nach oben. Das Wachstum von Stileichen ist sehr langsam
Standort

Die Schöne Eiche steht etwa 600 Meter nördlich von Harreshausen, inmitten einer kleinen Baum- und Strauchgruppe, die aus jungen Eichen, Linden, Weißdorn und Flieder besteht. Diese wird vom freien Feld umschlossen, bis sich im Norden der Wald anschließt.
Geschichte
Die Schöne Eiche wuchs in der Rhein-Main-Ebene in urwüchsigen Eichen-/ Buchenwälder zunächst unerkannt auf. Laut der Baumchronik ließ der Graf Johann Reinhard von Hessen um etwa 1700 einen einzelnen, seitwärts strebenden Ast, der wieder in Normalform zurück mutierte, durch seinen Oberförster mit einer Büchse abschießen. Um 1740 wurde der Baum für die Öffentlichkeit entdeckt, woraufhin der Bereich um dem Baum freigeschlagen wurde. In späterer Zeit wurde der Wald für Weideland gerodet und die Schöne Eiche blieb allein stehend nach Norden zum Wald hin stehen.
Französische Truppen sollen im Dreißigjährigen Krieg, die die Landgrafschaft Hessen von 1759 bis 1763 besetzt hielt, eine Wache zum Schutz des Baumes abgestellt haben. Aus dem Jahre 1766 stammt die älteste Zeichnung der Pyramideneiche. Die Zeichnung zeigt den Baum freigestellt und von einem kleinen viereckigen Gatter umrahmt. In größeren Abstand befanden sich die nächsten, normalwüchsigen Eichen. Einen Bericht über die Eiche findet sich aus dem Jahre 1781 von Johann Christoph Stockhausen, im hanauischen Magazin:
- „Schön, gerade, von einem luftigen Wuchs, und in Proportionen von Stamm und Aesten, die ihr der Maler in einem Ideal nicht besser hätte geben können, steht sie da – die zierliche Eiche, und ragt mit ihrer kegelförmigen Spitze über die andern niedrigern Bäume, ihre Nachbarn, wie Calypso über ihre Nymphen hervor.“[1]
Zu dieser Zeit ist die Schöne Eiche rund 100 Fuß (etwa 30 Meter) hoch. Der Schaft macht dabei einen Anteil von etwa 40 Fuß und die Krone von etwa 60 Fuß aus. 1789 diente die Schöne Eiche als Titelkupfer für das Forstarchiv. In das Gerdeners Chronicle kam sie 1824. Zu diesem Zeitpunkt war die Schöne Eiche 18 Meter hoch und hatte einen Stammumfang von 3,45 Meter.
Seit 1790 ist dokumentiert, dass regelmäßig Reiser zur vegetativen Vermehrung der Schönen Eiche entnommen wurden. Es gilt bei den Wissenschaftlern als gesichert, dass alle vorhandenen Pyramideneichen in Zentral- und Nordeuropa von der Schönen Eiche bei Harreshausen abstammen. Diese kultivierten Eichen stammen entweder durch vegetative Vermehrung oder von einer der zahlreichen Samenlieferungen ab. Diese wurden seit dem Ende des 18. Jahrhundert, unter dem Botaniker Borkhausen, in viele europäischen Ländern verschickt. Fürstenhäuser verwendeten diese Pflanzen als fürstliche Geschenke, dies vor allem den hessischen Landgrafen in Kassel.

Am 27. Juli 1928 verlor die Schöne Eiche bei einem schweren Gewittersturm einen Teil ihrer Krone, worunter die vollkommene Pyramidenform stark litt. Ein Einheimischer berichtete darüber:
- „Der Blitz zerschmetterte ihr die Krone. Eine Ruine, mit verwelktem Laub trauernd nach der eine Seite niedergebeugt, so stand sie lange da.“[2]
Dieses Ereignis überstand die Eiche aber recht gut und regenerierte und trieb aus dem verbliebenen Seitenästen heraus. 1934 wurde sie unter Naturschutz gestellt. Im Jahre 1978 wurde die Schöne Eiche Saniert, und weißt bis in die heutige Zeit einen guten Zustand auf. 1990 weißt der Stamm in 1,3 Meter Höhe einen Umfang von 3,84 Meter auf, bei einer Höhe von 19 Meter und einem Kronendurchmesser von neun Meter.[3] Die Eiche weißt um dem Jahre 2000 einen Stammumfang von 4,21 Meter, in ein Meter Höhe gemessen, auf.
Alter

Die Schöne Eiche zählt zu den ältesten Bäumen in Hessen. Bohrkernuntersuchungen um dem Jahre 1940 ergaben ein Alter von 500 Jahren. Es wurden zwei Bohrkerne entnommen, die vom Forstamt Babenhausen ausgezählt wurden. Anschließend wurden die zwei Bohrlöcher mit Xylamon desinfiziert und mit Baumwachs wieder verschlossen. Die damalige Messung wird als glaubwürdig angesehen. In 130 Jahren hat die Eiche einen Umfangzuwachs von etwa 90 Zentimetern erhalten. Das berechnete Alter der Eiche würde, bei gleichmäßigem Wachstum, heute bei 610 Jahren liegen. Die Bohrkernuntersuchung auf heute fortgeschrieben, würde ein Alter von 567 Jahren ergeben.
Mutation
Bei der Schönen Eiche handelt es sich um eine Dentrologische Besonderheit. Es handelt sich bei ihr um eine sogenannte Knospenmutation der Stileiche. Es vollführte sich eine Veränderung im Erbgut der Eiche durch. Der wissenschaftliche Beweis dafür ist, der um 1700 abgeschossene Zweig, der in Normalform zurück mutierte, im nördlichen Bereich der Eiche. Die der Schöne Eiche entnommenen Reiser ergeben zu etwa zwei Prozent die typische Pyramidenform. Die Mutation bei der Schönen Eiche scheint also rezessiv vererbt zu werden.
Nachkommenschaft
Seit 1790 wurden immer wieder Reiser gewonnen, sodass die Kinder und Kindeskinder der Schönen Eiche sich nicht mehr komplett überblicken läßt. Ihre nachkommen wachsen teilweise schneller als die Mutterpflanze selbst. In Schwerz-Dammendorf im sächsischen Saalkreis, befindet sich eine Pyramideneiche, mit einem Alter von ungefähr 200 Jahren und einem Stammumfang in ein Meter Höhe von 5,73 Meter. Die älteste bekannte Pyramideneiche, die von der bei Harreshausen abstammt und die belegt ist, steht im Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel. Sie ist ein reinrassige Tochter und steht seit 1795 dort.
Geschichten und Sagen
Die Schöne Eiche wurde in ihrer Geschichte teilweise als Wunderbaum verehrt. Wallfahrer, die auf dem Wege nach Walldürn waren, machten unter ihr Rast und schnitten dabei Rindenstücke aus dem Stamm. Diese Rindenstücken wurden heilende Kräfte nachgesagt.
Die ungewöhnliche Wachstumsform gab in der Vergangenheit immer wieder Anreiz für eine Erklärung. Eine Version für so einen Erklärungsversuch besagt, dass der Bischof von Mainz, der früher in der Gegend der Schönen Eiche gejagt habe und dabei sein Monstranz verloren haben soll. Die Monstranz soll damals auf die noch junge Eiche gefallen sein und anschließend in den Stamm eingewachsen sei. Dies sollte die Ursache für den ungewöhnlichen Wuchs der Eiche verursacht haben.
Der Schönen Eiche wurde auch ein Gedicht gewidmet, in der ersten schriftlichen Überlieferung:
- „Du aber, lieber Baum, du Einziger und Zierde deiner Gegend,
Steh und grüne noch durch Jahrhunderte
In das höchste Eichenalter hin,
Daß bewundernd noch dich der Enkel seh,
Wenn du zu ihm freundlich sprichst: 'Ich bin –
Ich , den hier schon oft manche Nachwelt sah,
Bin für dich auch noch, wie für jene da.
Freudig sey mein Anblick allzeit dir!
Segnend sey dein Anblick, Freund, auch mir!'“[2]
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. Seite 137. Siehe auch: Literatur.
- ↑ a b Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. Seite 138. Siehe auch: Literatur.
- ↑ Hans Joachim Fröhlich: Alte Liebenswerte Bäume in Deutschland. Seite 178. Siehe auch: Literatur.
Literatur
- Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands Alte Bäume. Fünfte, erweiterte Auflage, BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2007, Seite 76, ISBN 978-3-8354-0183-9.
- Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1.
- Hans Joachim Fröhlich: Alte Liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering Verlag, Buchholz 2000, Seite 178, ISBN 3-926600-05-5.
- Hans Joachim Fröhlich: Wege zu alten Bäumen – Band 1, Hessen. Widi-Druck, Offenbach 1990, Seite 26–28 und 148, ISBN 3-926181-06-0.