Masern
Die Masern (lat.: Morbilli) sind eine hochansteckende systemische Infektionskrankheit mit - sofern sie überlebt werden - anschließender lebenslanger Immunität.
Geschichte
Erste Berichte über die Masern gehen auf das 7. Jahrhundert zurück und werden dem jüdischen Arzt AI Yehudi zugeschrieben. Die erste minutiöse Beschreibung der Masern verdanken wir dem persischen Arzt Abu Bakr Muhammed ibn Zakariya Al-Razi. 1954 wurde das Virus erstmalig isoliert, ab 1963 war der erste Impfstoff erhältlich.
Der Erreger
Das Masern-Virus ist ein ausschließlich humanpathogenes ca. 120-140 Nanometer großer Erreger aus der Familie der Paramyxoviren (Genus Morbillivirus). Das einzige Reservoir bildet der infizierte Mensch. Es gibt mehrere stabile Genotypen und einen ebenso stabilen Serotyp. Seine Hülle ist lipidhältig, was die Kontagiosität erhöht. In der Hülle ist weiter Hämagglutinin, jedoch keine Neuraminidase enthalten. Das Masernvirus ist sehr empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen wie erhöhten Temperaturen, Licht, UV-Strahlen, Fettlösungs- und Desinfektionsmitteln.
Das bedeutet:
- Das Virus wird nur von Mensch zu Mensch übertragen, ist also prinzipiell ausrottbar.
- Da es nur in einem stabilen Serotyp vorkommt, konnte ein guter Impfstoff hergestellt werden.
- Und da es ihn mehreren Genotypen - in Mitteleuropa C2 und D6 - vorkommt, können die weltweiten Infektionswege genau nachvollzogen werden.
- Das Fehlen von Neuraminidase macht den Einsatz von Neuraminidasehemmern - wie sie inzwischen für die Grippe zur Verfügung stehen - sinnlos. Wie bei vielen anderen Viren auch ist nur eine symptomatische Therapie möglich.
Epidemiologie
Der Erreger kommt weltweit vor und ist in mehreren Entwicklungsländern noch weit verbreitet, andererseits zwischenzeitig durch gut organisierte Impfkampagnen in verschiedenen Ländern jedoch ausgerottet.
- So sank die Anzahl der Masern-Erkrankungen in den USA von 800.000 1958 auf einige (wenige) Fälle in den letzten Jahren, wobei alle Erreger - auch aus Deutschland! - von ungeimpften Personen importiert wurden, was durch die Bestimmung des Genotyps bestätigt werden konnte.
- In Finnland mit seinen 5,2 Mio Einwohner gab es von 1996 - 2000 4 Masernfälle. Und auch diese waren aus dem Ausland importiert!
- In Deutschland werden jährlich noch 50.000 - 100.000 Masernfälle diagnostiziert und registriert.
- In Österreich, das für Masern bis 2001 keine Meldepflicht kannte, wurde vom Institut für Virologie des AKH in Wien ein freiwilliges Meldesystem geschaffen, das etwa 8% der österreichischen Bevölkerung abdeckt. Somit konnten für den Zeitraum von 1993-1997 etwa 28.000 - 30.000 Masernfälle für ganz Österreich hochgerechnet werden, wobei besonders 1996 und 1997 ein beinahe epidemisches Auftreten von Masernerkrankungen zu verzeichnen war. Insgesamt entsprach die Erkrankungsrate somit ungefähr jener in Deutschland.
1984 legte die WHO einen Zeitplan für die Elimination der Masern bis zum Jahr 2000 fest - tatsächlich starben da jedoch weltweit noch 222.000 Kindern an Masern. Masern-Infektionen waren somit für ungefähhr die Hälfte aller durch Impfung vermeidbaren Todesfälle verantwortlich. Der neue Zeitplan sieht die weltweite Ausrottung des Virus - bei entsprechender Anstrengung - jetzt für das Jahr 2007 vor.
Verlauf
Nach der Inkubationszeit von 10-11 (8-12) Tagen folgt das 3-4 Tage dauernde Prodromal- oder Initialstadium. Dieses äußert sich durch eine Entzündung der Schleimhäute des oberen/mittleren Atemtraktes und der Konjunktiven mit Katarrh: Rhinitis, trockene Bronchitis, Konjunktivitis und Fieber bis 38,5°C sind die Folge nebst Übelkeit und Kopfschmerzen mit leichten EEG-Veränderungen in ca. 50%.
Am 12.-13. Tag kann ein typisches Enanthem (Koplik-Flecken an der Wangenschleimhaut auftreten; Epithelnekrosen infolge Virusvermehrung sind in 50-90% nachweisbar.
Am 14.-15. Tag breitet sich ein makulopapulöses, z.T. konfluierendes Exanthem - retroaurikulär (d.h. hinter den Ohren) beginnend - innert 24 Stunden über den ganzen Körper aus.
Nach 4-5 Tagen bilden sich alle Symptome zurück. Als Überbleibsel des Exanthems kann eine kleieförmige Schuppung für kurze Zeit bestehen bleiben. In unkomplizierten Fällen folgt eine rasche Erholung und eine lebenslang anhaltende Immunität.
Diagnose
Die Diagnose ist in unkomplizierten Fällen nur über den serologischen Nachweis von IgM-Antikörpern zu führen. Die Diagnose anhand des "typischen" Masernexanthems ist mit einer Fehlerhäufigkeit von 50% behaftet.
Erregernachweis:
Komplikationen
Etwa 20% aller Masern-Infektionen gehen mit Komplikationen einher, wobei Mittelohrentzündung und Lungenenzündung die häufigsten sind.
Masernkrupp
durch eine Kehlkopfentzündung mit Schwellung der Schleimhaut kommt es zu Heiserkeit und Atemnot bereits im Vorstadium.
Mittelohrentzündung
Die Mittelohrentzündung, eventuell verbunden mit einer das Erkrankungsbild weiter komplizierenden Mastoiditis, ist die häufigste Komplikation der Masernerkrankung, oft im Rahmen einer
Masernpneumonie
- Primäre Masernpneumonie: Eine interstitielle Pneumonie mit Bronchiolitis, die sich hauptsächlich als Atemstörung äußert. Mittels körperlicher Untersuchung ist sie schwer zu diagnostizieren, sodaß ein Röntgenbefund erforderlich ist.
- Bronchopneumonie als bakterielle Superinfektion: als bakterielle Superinfektion insbesondere nach oder bei einer interstitiellen Viruspneumonie auftretend.
- Riesenzellpneumonie: Eine seltene, aber für Masern typische Komplikation bei gleichzeitiger akuter Leukämie und Retikuloendotheliose. - Verweise
Myokarditis
Keratitis
multiple, punktförmige, epitheliale Läsionen an der Kornea.
Enzephalomyelitis
3-10 Tage nach Exanthembeginn. Bei Patienten >6 Jahre häufiger als bei Kleinkindern. Fieber, Kopfschmerz, Bewußtseinstrübung, meningeale Reizung (Nackensteifigkeit, Erbrechen u.a.): Rückgang nach 1-3 Tagen. Bei leichten Formen ist keine Krankenhauseinweisung notwendig. Schwere Verlaufsformen äußern sich in epileptischen Anfällen und Funktionsstörungen des ZNS. Herdförmige oder diffuse Ausbreitung. Häufigkeit: Nach Einführung der Masernimpfung sinkt die Zahl ständig: <10/Jahr/BRD. Letalität: 20%; Defektheilungen: 20-40%.
Subaktue sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)
Die Angaben über die Häufigkeit von SSPE schwanken zwischen 1 bis 22 pro 1 Mio Masern-Fällen. Die Erkrankung tritt Monate bis 10 Jahre nach einer Maserninfektion auf.
Quelle: [http://www.ariplex.com/ama/ama_sspe.htm Kommentar DDr. Maurer, Wien
- Stadium: psychische Störung und Demenz.
- Stadium: Myoklonien, epileptische Anfälle.
- Dezerebrationssyndrom. Langsam progredienter Verlauf über 1-3 Jahre. In 20% akuter Verlauf. Hoher Isolierung eines Masernvirus mit defektem M-Protein: "SSPE-Virus". Letalität 100%.
Thrombozytopenische Purpura
2-3 Wochen nach Exanthemausbruch; spontane Rückbildung; selten.
weitere Komplikationen
Durchfall, Blinddarmentzündung, generalisierte Lymphadenitis
Impfung
Impfkomplikationen
Kosteneffektivität
Externe Verweise
Schulmedizin
- Masern - ausführlich (inklusive Impfschäden
- Robert Koch Institut - Präventiv- und Bekämpfungsmassnahmen
Impfgegener
- Brief eines Impfgegners
- Ausführlich, aber: Bitte ziehen Sie immer rechtzeitig einen Arzt oder Heilpraktiker Ihres Vertrauens zu Rate.
In Finnland gelten die Masern mit einer Impfungsrate von 96% der Bevölkerung als ausgerottet, im Vergleich dazu erzielt Deutschland eine Rate von nur 91%.
Bis 2007 plant die WHO die völlige Ausrottung der Masern in Europa.