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Horizontalsperre

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Eine Horizontalsperre hindert Bodenfeuchtigkeit daran, im Mauerwerk kapillar aufzusteigen. In Neubauten wird standardmäßig eine Horizontalsperre eingebaut, in älteren Bauwerken ist sie jedoch häufig undicht oder gar nicht vorhanden.

Ausführung bei Neubauten

Als Horizontalsperre kommen meistens Bitumenbahnen oder dicke Folien zum Einsatz; diese müssen auf einer glatten Unterlage (z.B. Mörtelschicht) verlegt werden, und es ist darauf zu achten, dass sich die Bahnen an den Stößen ausreichend überlappen. Bei unterkellerten Gebäuden werden oft zwei oder drei Horizontalsperren angebracht, die erste auf dem Fundament, die oberste oberhalb des Erdreichs (unterhalb der Kellerdecke), sodass Spritzwasser nur unterhalb dieser Sperre auf die Wand auftreffen kann.

Undichte Horizontalsperre

Eine undichte Horizontalsperre führt zu kapillar aufsteigender Feuchtigkeit im Mauerwerk. Diese wiederum bringt Feuchtigkeitsschäden wie Schimmelpilz-, Schwammbefall und ähnliches mit sich.

Nachträgliche Horizontalsperre

Eine Horizontalsperre kann auch nachträglich eingebracht werden. Hier gibt es je nach Durchfeuchtungsgrad und Baumaterial verschiedene Verfahren.

Mauersägeverfahren

Beim Mauersägeverfahren wird das Mauerwerk in einer Fuge in Abschnitten von ca. 1 m aufgeschnitten und es werden PE-Fiberglas- oder Edelstahlplatten eingelegt. Anschließend werden die Platten im Schnitt verkeilt und die Schnitte wieder verschlossen. Durch die mechanische Sperre wird die Feuchtigkeit langfristig daran gehindert, im Mauerwerk aufzusteigen. Eventuell ist zusätzlich eine Abdichtung des Bodens notwendig, die an eine in den Sägeschlitz mit eingelegte Folie angeschlossen werden kann, um so eine Art Wanne zu konstruieren, auf der nun der Innenboden aufgebaut werden kann.

Einschlagen von Blechen

Eine mechanische Trennung wird auch dadurch hergestellt, dass nichtrostende Chromstahlplatten (Nirostastahl) in eine Lagerfuge eingetrieben werden. Ohne Öffnung der Mauer wird eine 1,5 mm dicke gewellte Platte eingeschlagen. Dabei braucht man eine durchgehende Mörtelfuge. Der Baustoff selbst ist bei dieser Methode nicht entscheidend. Setzungen treten kaum auf, weil die Platten ohne vorheriges Öffnen in die Mörtelfuge eingeschlagen werden. Der Mörtel wird auf diese Weise nach oben und unten verdrängt bzw. verdichtet. Die doch feinen Schläge können sich auf das gesamte Mauerwerk auswirken, sodass am Haus kleine Risse entstehen. Um den Verdrängungs- und Verdichtungswiderstand zu verringern, werden seit einiger Zeit Chromstahlplatten verwendet, die keil-bzw. pfeilförmig verformt bzw. angespitzt sind. Dadurch wird die Durchdringungsgeschwindigkeit erhöht. Dieses seit mehr als zwanzig Jahren angewendete Verfahren hat sich als eine der beiden sichersten Methoden erwiesen, die andere ist die Paraffinhorizontalsperre, die das vorhandene Mauerwerk zusätzlich noch verfestigt.

Bohrkernverfahren

Bei diesem Verfahren werden Löcher mit einem Durchmesser von 8 - 12 cm gebohrt und anschließend mit einem dichten Mörtel gefüllt. Die Löcher werden so gesetzt, dass sie sich überlappen, also nach Beendigung der Arbeiten eine durchgehende Sperrschicht vorhanden ist.

Injektionsverfahren mit Druck

Das Injektionsverfahren wird manchmal auch als Verkieselung bezeichnet. Es werden im Abstand von ca. 10 bis 15 cm zweireihig versetzt Injektionslöcher gebohrt. Diese werden in einem Winkel von ca. 30° bis 50° gesetzt und anschließend mit sogenannten 'Packern' bestückt. Über diese wird mittels Niederdruck (max. 12 bar) eine auf Mauerwerk und Durchfeuchtung abgestimmte Injektionsflüssigkeit in das Mauerwerk eingebracht, die den Kapillareffekt unterbindet. Unter Umständen kann es möglich sein, dass die Injektion nach einigen Jahren wiederholt werden muss. Anmerkungen: Beim Bohrlochabstand muss man sich an der Feuchteaufnahme und dem Baustoff orientieren. Abstände von 15 cm bei einer sehr nassen Wand sind sicher zu groß. Ein Problem dieses Verfahrens liegt darin, dass Kapillaren die mit Wasser gefüllt sind, keine weiteren Stoffe aufsaugen. Es kann zwar noch viel Injektionsflüssigkeit (das Merkblatt der WTA e.V. gibt pro m² ca. 20 Ltr. an) in eine Wand eingebracht werden, jedoch gelangt nur ein Bruchteil in die schon mit Wasser gefüllten Kapillaren.

Injektionsverfahren ohne Druck

In einem solchen Fall muss das Mauerwerk getrocknet werden. Das kann durch in die Bohrlöcher eingeschobene Heizstäbe erfolgen.

Hier gibt es noch die Möglichkeit, durch austrocknen des Wandabschnittes die Kapillarfähigkeit wieder her zustellen und dann flüssiges Paraffin in die vorhandenen Bohrlöcher einzubringen. Dieses wurde schon von den Römer angewandt. Diese Art der Horizontalsperre ist dauerhaft ohne chemische Prozesse und Ausdünstungen.

Elektroosmoseverfahren

Das Elektroosmoseverfahren ist keine Horizontalsperre im engeren Sinn, sondern basiert gemäß den Angaben der Anbieter auf dem physikalischen Prinzip der Elektroosmose. Die Wirksamkeit wurde durch wissenschaftliche Studien jedoch nicht bestätigt. Näheres ist unter dem Stichwort Elektrophysikalische Mauertrockenlegung zu finden.

Literatur

  • Merkblätter der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA e.V.; www.wta.de):
    • Nachträgliche mechanische Horizontalsperren, Nr.4-7-02/D.
    • Mauerwerksinjektion gegen kapillare Feuchtigkeit, Nr. 4-4-96/D
  • F. Frössel, "Mauerwerkstrockenlegung und Kellersanierung", IRB-Verlag 2001, 2. Auflage 2003
  • F. Frössel, "Lexikon der Bauwerksabdichtung und Kellersanierung", Baulino Verlag 2005, 1. Auflage 2005
  • F. Frössel, "Lehrbuch der Kellersanierung und -abdichtung", Expert Verlag 2006, 1. Auflage 2006

Artikel der Verbraucher-Zentrale Thüringen zur Mauerwerkstrockenlegung