Zum Inhalt springen

Moskau glaubt den Tränen nicht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. April 2007 um 00:37 Uhr durch 83.189.107.133 (Diskussion) (AZ: Die Seite wurde neu angelegt.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Film
Titel Moskau glaubt den Tränen nicht
Originaltitel Москва слезам не верит
Produktionsland Sowjetunion
Originalsprache Russisch
Erscheinungsjahre 1979
Länge 140 Minuten
Stab
Regie Wladimir Walentinowitsch Menschow
Drehbuch Valentin Tschernik
Musik Sergej Nikitin
Kamera Igor Slabnewitsch
Besetzung
  • Vera Alentowa: Katia
  • Irina Muraviowa: Ludmilla
  • Alexei Batalow: Gosha
  • Raisa Ryasanowa: Antonina
  • Alexander Fatjuschin: Gurin
  • Boris Smorchkow: Nikolai
  • Natalia Wawilowa: Alexandra
  • Juri Wassiljew: Rachkow

Moskau glaubt den Tränen nicht (russ.: Москва слезам не верит) ist ein sowjetischer Spielfilm des Regisseurs Wladimir Walentinowitsch Menschow aus dem Jahr 1979.


Handlung

In zwei Teilen beschreibt Moskau glaubt den Tränen nicht die Lebensgeschichte dreier Frauen. Katia, Ludmilla und Antonina wohnen im Jahr 1958 in einem Arbeiterwohnheim in Moskau zusammen in einem Zimmer. Obwohl sie sehr unterschiedlich sind, verbindet sie doch eine enge Freundschaft. Eigentlich kommen sie alle aus dem Umland und Ludmilla versucht die anderen beiden zu überzeugen, ihre Chance jetzt zu nutzen: In Moskau gibt es mehr als nur die üblichen Provinzler, hier gibt es Architekten, Künstler, Ingenieure, die nur darauf warten würden, die Mädchen kennenzulernen. Da es damals sehr schwer war, nach Moskau zu ziehen, steht die Hauptstadt für die Möglichkeit, dem üblichen Einerlei zu entkommen. Ihrer Arbeit geht Ludmilla deshalb nur pflichtgemäß nach, sie sucht ihr Glück woanders, etwa in der Leninbibliothek, wo sie während der Raucherpause Bekanntschaften macht.

Katia arbeitet in einer Maschinenfabrik und versucht abends noch für die Zulassungsprüfungen zum Studium zu lernen. In die Tretjakow-Galerie geht sie, obwohl ihr Ludmilla klar macht, daß man dort nur Touristen und keine Moskauer findet, denn sie will wegen der Bilder dorthin.

Auch Antonina geht ihren eigenen Weg. Sie hat Nikolai kennengelernt, einen einfachen Bauarbeiter, den sie nach Ludmillas Meinung auch in der Provinz hätte haben können. Erst als Ludmilla merkt, daß Nikolai mit Auto und Datscha doch einiges zu bieten hat, interessiert sie sich für ihn. Doch wenn Nikolai auch nicht intelligent zu sein scheint, hat er doch genug Lebensgespür, um darauf nicht einzugehen: Gifte Dich nicht, Du bist nicht meine Kragenweite. Antonina wird Nikolais Eltern vorgestellt und ihre Lebensgeschichte scheint nun den üblichen Weg zu gehen.

Nichts für Ludmilla, sie will nicht das Glück auf Raten, sie will es auf einmal. Ein Zufall hilft ihr dabei. Katia soll für die Ferienzeit auf die Wohnung eines Onkels, eines angesehenen Professors, aufpassen. Er wohnt in einem der stalinistischen Hochhäuser Moskaus, und die Wohnung ist entsprechend repräsentabel. Ludmilla zieht kurzerhand mit ein und veranstaltet sofort eine Party, wo sie all ihre hochgestellten Moskauer Bekanntschaften einlädt. Sie gibt sich als Tochter des Professors aus, Katia ist ihre jüngere Schwester. Und ihr Plan scheint aufzugehen, sie kommt mit dem erfolgreichen Sportler Gurin zusammen. Auch Katia lernt auf der Party einen Mann kennen: Rachkow, der sich gefälligerweise Rudolf nennt und beim Fernsehen arbeitet. Fernsehen ist für ihn das große neue Ding, Fernsehen wird die Welt verändern, Fernsehen wird alles andere überflüssig machen, sowohl Theater als auch Kino. Katia ist fasziniert, zumal sie von Rachkow, der eigentlich nur Kameramann ist, zu einer Fernsehaufzeichnung mitgenommen wird. Doch die Lüge mit ihrer gefälschten Herkunft gefällt ihr nicht, nur wegen Ludmilla verschiebt sie ihr Geständnis. Aber durch einen Zufall erfährt Rachkow schon vorher die wahre Geschichte, was er sogleich ausnutzt, als Katia ihm gesteht, daß sie ein Kind von ihm erwartet.

Antonina heiratet ihren Nikolai, Ludmilla gesteht Gurin die Lüge, was diesen nur erleichtert, da er dachte, ein Professor würde ihm die Ehe mit seiner Tochter nicht gestatten. Nur Katia ist allein und erwartet ein Kind.

Etwa vierzehn Jahre später setzt der zweite Teil des Films ein. Katia ist sehr verändert, sie lebt mit ihrer nun schon pubertären Tochter in einer Neubauwohnung, sie fährt einen Lada, der allerdings kaputt ist, sie ist engagiert und erfolgreich als strenge Direktorin einer großen Fabrik. Mit einem verheirateten Mann hat sie eine Beziehung, aber all das kann sie nicht glücklich machen.

Ganz anders ist es Ludmilla ergangen. Der Sportler Gurin, der früher nie etwas getrunken hat, ist inzwischen zum Alkoholiker geworden und bettelt Ludmilla immer wieder um Geld an. Sie arbeitet in einer Textilreinigung und hofft noch immer oder schon wieder auf den Mann ihrer Träume, der Moskauer ist und eine respektable Stellung hat.

Nur bei Antonina lief alles wie von Ludmilla vorhergesehen, sie ist immer noch glücklich verheiratet, hat drei Kinder, verbringt die Wochenenden auf der Datscha, wo sich auch immer mal wieder die anderen beiden Frauen einfinden.

Auf der Rückfahrt von Antoninas und Nikolais Datscha, wegen des kaputten Autos im Vorortzug, lernt Katia Gosha kennen, einen Schlosser, der sie in ein Gespräch verwickelt und schließlich im Taxi nach Hause bringt. Gosha ist ein sehr selbstbewusster, charismatischer Mann, der allerdings einige Prinzipien über die berufliche Stellung von Mann und Frau vertritt, die Katia lieber verschweigen läßt, daß sie Direktorin ist. Die beiden verlieben sich, und Katia glaubt, nun doch ihr Glück gefunden zu haben, aber das Verschweigen ihrer wahren Identität hat ihr schon einmal Unglück gebracht. Folgerichtig trifft sie gerade jetzt Rachkow wieder, der verlangt, seine Tochter sehen zu können. Als er unvermittelt in der Wohnung auftaucht, erfährt Gosha von ihm die wahre berufliche Position Katias. Gosha verläßt die Wohnung und Katia glaubt, er wird nie wieder kommen.

Nach einer verzweifelten Woche kommen die Freunde Antonina, Ludmilla und Nikolai, um der weinenden Katia zu helfen: Moskau glaubt Tränen nicht, etwas muss getan werden. Nikolai begibt sich auf die Suche nach dem verschwundenen Gosha. Er findet ihn auch und bekommt Zutritt zu seiner Wohnung, wo er unter Zuhilfenahme von reichlich Wodka, Gosha überzeugen kann, wieder zu Katia zurückzukehren. Wie lange hab ich Dich gesucht, sagt sie zu ihm. So lange hab ich Dich gesucht.


Anmerkungen

Der Film besticht durch seine persönliche Handlung, die weitab liegt von sozialistischer Propaganda. Menschow ist es gelungen, ein zeitgeschichtliches Abbild ganz normaler Lebensgeschichten im realsozialistischen Moskau der 1950er und 1970er Jahre zu zeigen.


Auszeichnungen

Der Film wurde 1980 auf der Berlinale für den Goldenen Bären nominiert und erhielt 1981 den Oscar als bester ausländischer Film.


Trivia

Der Titel des Films stammt von einem russischen Sprichwort und bedeutet, daß man statt zu jammern etwas tun muss. Es gibt einige Cameoauftritte bekannter sowjetischer Schauspieler, die zu Filmfestspielen eintreffen, während Ludmilla und Katia unter den Zuschauern sind.


  • Der Film bei imdb [1]
  • Moviemaster [2]