Oberharzer Wasserregal


Das Oberharzer Wasserregal ist ein Jahrhunderte altes System zur Versorgung von Wasserrädern in den Harzer Gruben mit Aufschlagwasser. Seinerzeit zählte das Oberharzer Wasserregal zu den größten und bedeutendsten montanen Wasserwirtschaftssysteme der Welt. Die zur Erzeugung von Wasserkraft gebauten Anlagen stehen heute unter Denkmalschutz und werden zum Teil noch zur Trinkwassergewinnung genutzt. Die Voranmeldung, das Oberharzer Wasserregal als Weltkulturerbe der UNESCO anzuerkennen, ist 1999 durch die Obere Denkmalschutzbehörde eingereicht worden. Der offizielle Antrag soll 2007 eingereicht werden, mit der Anerkennung als Weltkulturerbe wird 2009 gerechnet.
Aufbau
Das Wasserregal bestand aus einer Vielzahl von Stauseen und Gräben wie dem Oderteich, die alle ähnlich konstruiert sind und die zur Sammlung und Speicherung des Regenwassers dienen. Einst zählten 120 Teiche, 600 km Gräben und 30 km Wasserläufe (unterirdische Gräben) zum Wasserregal, von denen heute noch 66 Teiche, ca. 70 km Gräben sowie ca. 20 km Wasserläufe dauerhaft unterhalten werden.
Das Wasser wurde in fast parallel zu den Isohypsen der Hänge verlaufenden Gräben (insgesamt ca. 500 km Gräben) gesammelt und in die Teiche geleitet, teilweise über große Entfernungen, wie zum Beispiel der Dammgraben, der Wasser aus der Region des Brockens über 25 km bis nach Clausthal leitet. Die Teiche geben ihr Wasser an eine weitverzweigte Reihe von Gräben und Wasserläufen ab, welche teils oberirdisch, teils unterirdisch verlaufen, damit schließlich das Wasser in den Gruben die Wasserräder antreibt. Ein komplexes System sorgt dafür, dass für jedes Wasserrad eine angemessene Menge an Wasser zur Verfügung steht. Überdies kann das Wasser durch stetige Weiterführung auf mehreren Ebenen genutzt werden. Die Wasserräder selbst, die teilweise als Kehrräder ausgelegt waren, hatten verschiedene Aufgaben. Zum Beispiel sollten sie das Wasser aus Gruben pumpen oder Personen- und Materialtransport in die Schächte ermöglichen, wofür teilweise abenteuerlich wirkende Hebelkonstruktionen (Kunstgestänge, Fahrkünste) verwendet wurden. Die Stauseen und Wassergräben sind heute noch weitgehend erhalten, die Wasserräder selbst aber sind überwiegend nicht mehr vorhanden, auch wenn einige rekonstruiert sind.
Siehe auch: Polsterberger Hubhaus, Oberharzer Teiche
Bauwerke
- Stauseen
Name | Bauzeit | Speicherraum | Höhe über Talsohle |
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Entensumpf (†) | |||
Mittlerer Pfauenteich | vor 1551 | 0,309 Mio. m³ | 9,53 m |
- Gräben
Name | Bauzeit | Länge | Verlauf |
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Dorotheer Kehrradsgraben | ca. 1 km | Hirschler Teich zum Kehrrad (Durchmesser 8,6 m) der Grube Dorotheer | |
Hutthaler Graben | 1,2 km | Unterer Hutthaler Teich zur Hutthaler Widerwaage |
- Wasserläufe
Name | Bauzeit | Länge | Verlauf |
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Hutthaler Wasserlauf | 1763 | 780 m | Hirschler Teich zur Hutthaler Widerwaage |
Jägersbleeker Wasserlauf | um 1718 | 130 m | Träncke-Graben zum Jägersbleeker Teich |
Polsterberger Wasserlauf (†) | um 1810 | 1,23 km | |
Schwarzenberger Wasserlauf | um 1718 | 730 m | Verbindet das Abflußgebiet der Söse mit der Oker |
- (†) passives Bauwerke des Kulturdenkmals
Geschichte
Das Wasserregal („Regal“ von lat. rex, regis = König, im Sinne von „königliches Hoheitsrecht“, siehe auch im Wiktionary) bestand in seinen Anfangszeiten bei Wiederaufnahme des Bergbaus im Harz im 16. Jahrhundert als Wassernutzungsrecht im Rahmen der Bergfreiheiten. Mit der Verstaatlichung der Bergwerke am 1. Januar 1864 durch das Königreich Hannover fielen neben den Bergfreiheiten auch sämtliche Wassernutzungsrechte zurück an den Staat. Damit hatte das Königreich Hannover das Wasserregal beansprucht. Es ist im Preußischen Wassergesetz von 1913 §16 und §381 erstmals schriftlich als Gesetzestext niedergelegt. Nach dem Anschluss des Königreiches Hannover an das Königreich Preußen übernahm die Königlich-Preußische Bergbauinspektion und später dann die Preussag den Betrieb der Bergwerke des Oberharzes. Mit dem wohl endgültigen Ende des Bergbaus im Oberharz blieb noch die Möglichkeit der weiteren Wasserkraftnutzung der gestauten und aufgefangenen Wasser zur Stromerzeugung. Dies wurde von der Preussag bis 1980 in den Schächten Kaiser Wilhelm (maximale Leistung 4,5 MW) und Ottiliae (maximale Leistung 1,5 MW) fortgesetzt. Dafür wurden die Teiche und Gräben weiterhin benötigt und gepflegt. Nach Stilllegung der Kraftwerke ging die Anlage des Wasserregals auf die Harzwasserwerke über, die diese pflegen und betreiben. Für Clausthal-Zellerfeld und Altenau wird der Hirschler Teich, für Zellerfeld der Kellerhals Teich durch die Stadtwerke Clausthal-Zellerfeld zur Trinkwassergewinnung genutzt. Aber auch Wildemann und Hahnenklee werden mit Trinkwasser aus dem Oberharzer Wasserregal versorgt.
