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Koreanische Volksarmee

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Koreanische Schreibweise
Koreanisches Alphabet: 조선인민군
Hanja: 朝鮮人民軍
Revidierte Romanisierung: Joseon inmingun
McCune-Reischauer: Chosŏn inmingun

Koreanische Volksarmee (KVA) ist die offizielle Bezeichnung für die Streitkräfte der Demokratischen Volksrepublik Korea, also Nordkoreas.

Geschichte

Laut der nordkoreanischen Geschichtsschreibung wurde die Volksarmee am 25. März 1932 von Kim Il-sung gegründet, um gegen die Japaner zu kämpfen. Abgesehen von einem Überfall auf eine japanische Polizeistation, die zu einer Schlacht hochstilisiert wurde, ist die KVA während der japanischen Okkupation Koreas nicht in Erscheinung getreten. Unmittelbar nach der Gründung der Volksrepublik wurde sie wie in allen Satellitenstaaten der Sowjetunion zielbewusst und in großem Umfang militärisch aufgerüstet. Bereits 1948, als sie erstmals öffentlich in Erscheinung trat, umfasste die KVA etwa 200.000 Soldaten. Ausbilder und Waffen kamen aus der Sowjetunion.

Hauptartikel Koreakrieg

Da der Süden kaum gerüstet war, erschien Kim Il-sung die Gelegenheit günstig, diesen am 25. Juni 1950 zu überfallen und das Land unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Mit der Speerspitze von 240 Panzern und unterstützt von 210 Flugzeugen überrannte die KVA die schwachen südkoreanischen Kräfte; nach 3 Tagen war Seoul gefallen und nach 40 Tagen der gesamte Süden bis auf das Gebiet südlich des Naktong-Flusses in Gyeongsangnam-do in der Hand der Nordkoreaner. Der Gegenschlag der UNO mit der Landung amerikanischer Truppen bei Incheon und der dann bis 1953 währende Krieg kostete die KVA Hunderttausende von Leben. Der Krieg endete in einem Patt.

Mit sowjetischer und chinesischer Hilfe wurde die fast völlig zerstörte Industrie Nordkoreas wiederaufgebaut, mit der Betonung auf der Schwerindustrie, die sofort mit der Herstellung von Waffen, Munition und Ausrüstung für die KVA begann.

Ohne den gewaltigen Militärapparat der KVA wäre Nordkorea heute wohl ein typischer Staat der Dritten Welt, wirtschaftlich rückständig und schwach. So aber versucht das Regime die Streitkräfte und besonders die Mittel- und Langstreckenraketen als Machtmittel in seiner Außenpolitik einzusetzen.

Zusammensetzung der Koreanischen Volksarmee

Die Land- und die Luftstreitkräfte sind jeweils die zweitstärksten in Asien nach denen der Volksrepublik China. Insgesamt stehen ständig mehr als eine Million Soldaten unter Waffen. Die Dienstzeit beträgt je nach Waffengattung drei bis sieben Jahre. Die Ausbildung ist extrem hart, praxisgerecht und bezieht die Topographie des Landes perfekt mit ein. Hinzu kommt die Indoktrination, die es jedem Soldaten der KVA zur „heiligen Pflicht“ macht, für die Verteidigung der Volksrepublik und die Wiedervereinigung der Halbinsel bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen. Zahlreiche Anschläge, denen unter anderem die Ehefrau des damaligen Präsidenten Park Chung-hee zum Opfer fiel, und bei denen nordkoreanische Kommandos bis in die Nähe des Blauen Hauses in Seoul vorstoßen konnten, ehe sie getötet wurden, zeigen die Entschlossenheit, auch sogenannte Himmelfahrtskommandos durchzuführen. Im ganzen Land bilden ältere Reservisten zusammen mit Bauern und Arbeitern sowie der kommunistischen Staatsjugend eine Heimwehr, die das Hinterland schützen und verteidigen soll.

Die Mindestgröße für Rekruten liegt bei 1,27 Metern[1]

Insgesamt ist Nordkorea das relativ am stärksten gerüstete und zutiefst militarisierte Land der Erde. Ungefähr 25 % des Bruttoinlandsprodukts fließen dem Militärhaushalt des Landes zu, soviel wie in keinem anderen Land. Waffen und Gerät, auch Flugzeuge und Schiffe, wurden erst nach russischen Vorlagen gefertigt, dann aber weiterentwickelt und auf die koreanischen Anforderungen angepasst. Wo es notwendig war, wurde westliche Technik, meist auf Umwegen, eingekauft, z. B. Hubschrauber, Lenkwaffen, elektronische Bauteile usw.. Heute fertigt Nordkorea selbst weitreichende Raketen und besitzt vermutlich Atombomben. Am 9. Oktober 2006 führte Nordkorea nach eigenen Angaben einen erfolgreichen Test einer Atombombe durch. Da die Explosion für eine Atombombe jedoch sehr klein war und nur geringe Radioaktivität festgestellt wurde, die auch bei unterirdischen Test üblicherweise freigesetzt wird, wird vermutet, dass der Test fehlgeschlagen ist.[2]


Neben den Hauptgegnern Südkorea und dessen Verbündeten USA ist vor allem Japan aufgrund seiner Besatzungspolitik in Korea während des Zweiten Weltkrieges ein wesentlicher Teil des Feindbildes der Koreanischen Volksarmee.

Heer

Das Heer umfasst gegenwärtig etwa 950.000 Soldaten, die in 40 Divisionen und etwa 40 Brigaden gegliedert sind, davon sind 20 Brigaden als Spezialverbände für Luftlande- und amphibische Operationen im Rücken des Feindes vorgesehen. Das Heer verfügt über rund 3.500 größtenteils veraltete Panzer (T-54 und T-55), nach russischen Angaben befinden sich sogar noch T 34-Panzer aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs im aktiven Dienst.

Als Kim Jong-Il 2001 in Russland war, besichtigte er das Werk Transmesh, das unter anderem den T-90 baut. Es gibt Gerüchte, das Kim einen T-90 gekauft hat oder vom Werk geschenkt bekam. Es wurde 2002 ein Panzer nahe Pjöngjang bei Tests gesichtet, unter der Bezeichnung M-2002. (Quelle: globalsecurity).

Bestätigt wurde, dass Nordkorea den Amphibienpanzer PT-76 zum PT-85 weiterentwickelt hat, doch dessen Einführung gestaltet sich wegen des desolaten Zustands der Rüstungsbetriebe als schwierig. Experten schätzen, das seit Mitte der 90er Jahre nur 20 Serienfahrzeuge geliefert wurden.

Einen überproportional großen Teil des Heeres nimmt die Rohr- und Raketenartillerie ein; Nordkorea verfügt über etwa 4.700 Panzerhaubitzen und Selbstfahrlafetten sowie etwa 20.000 Geschütze und Raketen- und Granatwerfer. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die offensiv, vor allem gegen Südkorea, ausgerichtete Kampfdoktrin des Landes.

Luftwaffe

Die 86.000 Mann starken Luftstreitkräfte verfügen über etwa 700 Kampfflugzeuge und darüber hinaus über mehr als 200 Transportflugzeuge, um Truppen im feindlichen Hinterland abzusetzen. Den größten Teil der Frontfliegerkräfte bilden MiG-21 bzw. J-7-Kampfjets, dazu sogar noch ältere MiG-19 und MiG-17, also veraltete Flugzeuge mit sehr begrenztem Operationsgebiet. Weitere 46 MiG-23ML und 30 MiG-29 sind die einzigen wirklich modernen Kampfflugzeuge. Man ist darüber hinaus bestrebt, die MiG-23 weiter zu entwickeln und sie in Lizenz zu bauen und wollte schon 2004 20Su-27SK in Russland kaufen. Als sogenannte „Frontbomber“ verfügen die Heeresflieger sogar noch über alte Il-28 bzw. H5-Angriffsflugzeuge.

Aufgrund der extrem begrenzten Einfuhrmöglichkeiten von Ersatzteilen und Zubehör für die Flugzeuge ist anzunehmen, dass ein großer Teil der vorhandenen Einheiten zur Ersatzteilgewinnung herangezogen werden muss, so dass die hier angegebenen Zahlen nur einen grobem Umriss von der tatsächlichen Effektivstärke der nordkoreanischen Luftwaffe bieten können.

Aufgrund des zu großen Teilen veralteten Materials würden mögliche Gefechte in der Luft wahrscheinlich zu einem einseitigen „Tontaubenschießen“ werden, da sowohl die USA als auch Südkorea schnell die Luftüberlegenheit erlangen würden.

Es gehen außerdem Gerüchte um, dass Nordkorea ursprünglich 120 MiG-29 bestellt hatte, von denen wie oben angegeben nur 30 geliefert wurde, und selbst diese wurden nie ganz bezahlt.

Marine

Die Marine mit ihren 46.000 Mann verfügt als kleinste Teilstreitkraft über eine Fregatte der Soho- und zwei der Najin-Klasse als größte Schiffseinheiten. Bei ihnen handelt es sich um nordkoreanische Eigenkonstruktionen, über die nicht viel in Erfahrung zu bringen ist. Man rechnet mit einer Größe von etwa 1.500 bis 2.000 ts und einer vor allem aus Artillerie und leichten Schnellfeuerwaffen bestehenden Bewaffnung, ergänzt durch veraltete Raketensysteme zur See- und Luftzielbekämpfung. Ferner sind 140 Raketen- und Torpedoschnellboote zum küstennahen Einsatz, ergänzt durch etwa 75 leicht bewaffnete Patrouillenboote, als Rückgrat der Marine vorhanden. 26 dieselelektrische U-Boote der russischen Romeo- und Whiskey-Klasse sind offiziell im Dienst, auch hier dürfte das Problem der Ersatzteilgewinnung die Zahl der tatsächlich einsatzbereiten Boote deutlich reduzieren. Ergänzt wird die U-Boot-Waffe durch eine unbekannte Zahl an Kleinst-U-Booten, die vor allem zur Absetzung von Spionage- und Aufklärungstrupps in Südkorea dienen. Solche primitiven, aber in der Erfüllung ihrer Aufgabe durchaus wirksamen Boote sind bereits des Öfteren durch Unfälle oder technische Defekte in die Hand der südkoreanischen Marine gefallen.

Die Marine verfügt auch über eine bemerkenswert starke amphibische Komponente von ca. 270 Landungsschiffen (davon etwa 130 Luftkissenboote), was ebenfalls die offensive Kampfdoktrin Nordkoreas unterstreicht. Zur Unterstützung amphibischer Operationen sind 23 kleine Minenleger sowie etwa 100 kleine Küstenbeschießungsboote vorhanden.

Modernisierungsbestrebungen zusammengefasst

2001 bekundete Kim Jong-Il bei seinem Russlandbesuch, der u.a. die Rüstungsbetriebe umfasste, Interesse am Kauf von Waffensystemen mit einer Anzahlung von 200 Mio. US-Dollar. Auf der "Einkaufsliste" standen Kampfflugzeuge Su-27SK, Su-30MK, MiG-29SMT, Su-25/39, Kampfhubschrauber Mi-35, Luftabwehrkomplexe SA-12 (S-300V) und SA-15 (Tor-M1) sowie die Modernisierungen von vorhanden Waffensystemen. Zudem versuchte man, eine ganze Fabrik für MiG-23 in Russland zu erwerben. Ebenfalls sollten Kampfpanzer T-72M1 oder T-90, Schützenpanzerwagen BTR-80 und BMP-3 gekauft werden. Alle diese modernen Waffensysteme wollte man offenbar für die Spezialeinheiten bzw. Eliteregimenter beschaffen, die entweder an vorderster Front kämpfen oder die Hauptstadt Pjöngjang schützen. Moskau lehnte die Geschäfte ab. Mit dem Waffenembargo 2006 dürften sich weitere Geschäfte für Großanschaffungen erledigt haben. Nordkorea wird gezwungen sein, seine Armee in Zukunft stark abzurüsten, um zumindest die Ersatzteilversorgung der modernsten Systeme durch Lagerbestände sichern zu können.

Chancen in einem realen Konflikt

Die offensive Kampfkraft der nordkoreanischen Armee während eines längerdauernden Konflikts wird als gering eingeschätzt. Ursache sind die oben aufgeführten Versorgungsprobleme wie Treibstoffmangel, veraltete Technik, fehlende Ersatzteile und mangelnde Wartung des Gerätes. All dies macht es der KVA praktisch unmöglich, einen längeren Krieg gegen Südkorea oder die USA zu führen, geschweige denn zu überstehen. Erst kürzlich gab es Gerüchte, Besatzungen von Raketenwerfern würden mit Feuerwerksraketen üben, um echte Munition zu sparen. Nordkorea würde - selbst im Falle eines Erstschlags der KVA - einen solchen Konflikt nur eine kurze Zeit lang führen können.

Siehe auch

Fußnoten

  1. http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6005648,00.html
  2. http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6009096,00.html